Kabelfernsehnetz
Als Kabelnetz bezeichnet man ein elektrisches Netzwerk bei dem alle Leitungen als isoliertes Kabel, meist als Erdkabel ausgeführt sind. In den meisten Städten sind die Stromnetze überwiegend als Kabelnetze ausgeführt. Im engeren Sinn bezeichnet man als Kabelnetz ein wegegebundenes Breitbandverteilnetz, das ursprünglich ausschließlich als Distributionsmedium konzipiert war.
Im engeren Sinne besteht das Kabelnetzwerk selbst i.d.R. aus Koaxialkabeln; das Gesamtsystem des Kabelnetzes umfasst außerdem noch Verstärkern im Abstand von ca. zwei Kilometern sowie Netzabschlüssen an beiden Endpunkten.
Die Kabelkopfstationen können, müssen jedoch nicht rückkanalfähig sein; Rückkanalfähigkeit ist die Voraussetzung für Zweiwegekommunikation, beispielsweise wenn das Kabelnetz gleichzeitig als Telekommunikationsnetz, beispielsweise für die Internet-Anbindung mittels Kabelmodem genutzt werden soll (siehe Zweiwegekabelnetz).
Kabelnetze in Europa
Über das dichteste Fernsehkabelnetz verfügten bereits 1997 die Benelux-Staaten. Es erreicht etwa 90 Prozent aller Haushalte (Belgien: 98 Prozent, Niederlande: 92 Prozent, Luxemburg: 81,4 Prozent). In Dänemark und Deutschland können rund 70 Prozent Kabelfernsehen empfangen. Während es in Dänemark jedoch bereits 6.500 Betreiber von Kabeldiensten gibt, herrschte in Deutschland noch bis Ende der 90er Jahre das Monopol der DBPT.
Land | Kabelfernsehverbindungen | Kabelfernseh-Penetration |
---|---|---|
Belgien | 3.725.000 | 98,0% |
Dänemark | 1.323.000 | 57,3% |
Deutschland | 13.116.000 | 39,3% |
Estland | 20.000 | 4,1% |
Finnland | 780.000 | 36,3% |
Frankreich | 1.206.000 | 5,9% |
Großbritannien | 504.260 | 2,3% |
Irland | 400.000 | 40,0% |
Island | 1.105 | 1,3% |
Kroatien | 72.750 | 9,7% |
Litauen | 20.000 | 0,5% |
Luxemburg | 117.000 | 81,4% |
Niederlande | 5.700.000 | 92,0% |
Norwegen | 642.696 | 36,6% |
Österreich | 967.062 | 32,3% |
Polen | 600.000 | 6,0% |
Portugal | 10.000 | 0,3% |
Rumänien | 16.985 | 0,4% |
Slowakien | 133.736 | 7,3% |
Slovenien | 220.000 | 40,0% |
Spanien | 749.100 | 6,6% |
Schweden | 1.931.000 | 50,3% |
Schweiz | 1.908.000 | 77,1% |
Tschechische Republik | 300.000 | 8,1% |
Türkei | 70.000 | 1,1% |
Ungarn | 749.000 | 21,4% |
Daten für die Länder Bulgarien, Griechenland, GUS und Italien liegen derzeit leider nicht vor (Vgl. Cable & Satellite Europe Magazine, Jan. 1994).
Deutsches Kabelnetz
Ausbau und Anschlussdichte
Insgesamt besteht das deutsche Kabelnetz für das Kabelfernsehen aus 1.200 Einzelnetzen mit mehr als 4.500 zentralen Verstärkerstellen, etwa 240.000 Verstärkerpunkten, 7,3 Millionen Signal-Übergabepunkten und über 440.000 Kilometer Kupfer-Koaxialkabel. Das Kabelnetz ist in vier Netzebenen unterteilt. Das von der Deutschen Telekom verlegte und betriebene Breitbandverteilnetz endet i.d.R. an einem definierten Übergabepunkt (Local Loop); dieser befindet sich in der Regel im Keller des Gebäudes, wo das private Hausverteilnetz beginnt.
Mit einer Verkabelungsrate von cirka 70 Prozent belegt Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten einen Mittelfeldplatz. Die Zahl von 22 Millionen angeschlossenen Haushalten zeigt allerdings, dass Deutschland zum bedeutendsten europäischen Markt für Kabelempfang avanciert ist; 1994 belief sich die Anzahl der Teilnehmer noch auch nur rund 15 Millionen.
Am 31. Dezember 1995 meldete die Deutsche Telekom 15,8 Millionen Nutzer von Kabelanschlüssen; die Kabeldichte lag damit bundesweit bei 65,3 Prozent, der Versorgungsgrad bei 64,7 Prozent. Die höchste Anschlußdichte aller Bundesländer verzeichneten Mecklenburg-Vorpommern (75,1%) und Brandenburg (74,4%), der höchste Versorgungsgrad konnte in Hamburg (99,4%) und Bremen (98,0%) erreicht werden.
Die niedrigste Anschlußdichte haben demnach Sachsen-Anhalt (56,9%) und Schleswig-Holstein (61,4%), den niedrigen Versorgungsgrad haben Thüringen (32,4%) und Sachsen-Anhalt (27,6%); auch Brandenburg (39,5%) und Mecklenburg-Vorpommern (39,6%) zeichnen sich demnach durch einen vergleichsweise niedrigen Versorgungsgrad aus. Die meisten an das Telekom-Kabelnetz angeschlossenen Wohnungen gibt es in Nordrhein-Westfalen (3,7 Mio.), Baden-Württemberg (2,0 Mio.) und Bayern (2,3 Mio.)
Ausführliche, nach Versorgungsgrad und Anschlußdichte aufgeschlüsselte Bestandsdaten der Bundesländer bietet die Generaldirektion der Deutschen Telekom frei zugänglich unter [1] an.
Eine graphische Darstellung der angeschlossenen und anschließbaren Wohnungen bietet die Deutsche Telekom in der Übersichtsinformation Kabelanschluß unter Bestand und Entwicklung.
Anfang 1997 forderte die Monopolkommission, die Deutsche Telekom müsse ihr Kabelnetz verkaufen. Die Bundesregierung lehnte diese Forderung noch im März 1997 mit der Begründung ab, ein solcher Zwangsverkauf verstoße gegen Grundgesetz und Aktienrecht (vgl. Telekom darf Netz behalten in: Die Welt vom 04. März 1997).
Genutzte Frenquenzbereiche
Seit nicht mehr nur der Frequenzbereich von 42 bis 302 MHz zur Übertragung von Hörfunk und Fernsehen genutzt wird, sondern auch das Hyperband (302 bis 446 MHz), können über Kupfer-Koaxialkabel derzeit maximal 34 analoge Fernsehprogramme, 30 UKW-Stereoprogramme für den Hörfunk und 16 digitale Hörfunkprogramme übertragen werden. Zahlreiche Kabelnetzbetreiber rüsten ihr Netz für Frequenzen bis zu 862 MHz auf, um neben analogen und digitalen Programmen auch eigene Dienste wie einen Internetzugang (Rückkanalfähigkeit) oder Video on Demand anbieten zu können.
Regulierung
Die Regelungskompetenz für die Verbreitung von Programmen über Kabelnetze liegt bei den Bundesländern, d. h. die Einspeisung von Satellitenprogrammen erfolgt nach Maßgabe der Bewilligungen durch die jeweils zuständige Landesmedienanstalt. Bildet der Betreiber von Kabelnetzen ein Grundprogrammpaket, muss dieses in jedem Fall die öffentlich-rechtliche Grundversorgung sicherstellen, das heißt ARD, ZDF und das jeweilige Dritte Programm enthalten. Darüber hinaus ist keine Mindestgröße des Grundpakets vorgeschrieben. Alle weiteren Kanäle werden nach inhaltlichen Belegungskriterien, Vielfalt, Nachfrage, lokalem Bezug und medienwirtschaftlichem Engagement belegt.
Besonderheiten
Eine Besonderheit des deutschen Kabelmarkts stellt die Tatsache dar, dass nicht wie in anderen Staaten die Kabelnetzbetreiber eine Gebühr für das Weiterverbreiten der Programme an die Bezahlfernsehsender entrichten, sondern die Sender für das Einspeisen ihrer Programme, das sie in Anspruch nehmen, auch bezahlen müssen, und ihre Abonnementsgebühren selbst bei den Kunden beitreiben müssen. Diese Regelung soll dem Wettbewerb im deutschen Kabelnetz dienen, den große Medienkonzerne naturgemäß gerne verhindern wollen.
Siehe auch
Weblinks
- http://www.kefk.net/Research/Kabelnetze/index.html - Kabelnetze als Telekommunikationsnetze. Entwicklungen in den USA, Großbritannien und Deutschland
- Cablemodem Schweiz - Die Schweizer Kabelinternet Plattform - Diskussionsplattform über das Medium Kabelinternet von Andreas Weiler.