memento mori

Symbol der Vanitas
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Der Ausdruck Memento mori stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Gedenke zu sterben“ (d. h. …dass du sterben musst). Gebräuchlich ist auch Memento mortis (deutsch „Gedenke des Todes“; mortis = Genitiv Singular von mors = Tod).

Philippe de Champaigne, Stillleben mit Schädel
Memento Mori an einem Rosenkranz aus dem frühen 16. Jahrhundert

Memento mori ist ein Mahnruf, der bereits in der Antike gebräuchlich war. Hinter dem siegreichen Feldherrn im alten Rom, dem ein Triumphzug gewährt worden war, stand ein Sklave, hielt ihm einen Lorbeerkranz oder die Jupiter-Tempel-Krone über den Kopf und mahnte den Triumphator ununterbrochen mit den Worten:

  • Memento mori
Bedenke, dass du sterben musst.
  • Memento te hominem esse
Bedenke, dass du ein Mensch bist.
  • Respice post te, hominem te esse memento
Sieh dich um; denke daran, dass auch du nur ein Mensch bist.

Im (vermutlich) mittelalterlichen Mönchslatein wurde das SprichwortMemento moriendum esse“, wörtlich: Sei eingedenk, dass zu sterben ist, durch Memento mori verkürzt.

Ein frühe literarische Fundstelle dieses alten Mahnrufs ist ein alemannisches Gedicht aus dem 12. Jahrhundert; es hat die lateinische Form als Überschrift. Der Verfasser könnte ein Cluniazenser gewesen sein.

Die fernere Herkunft ist zwar ungeklärt, doch spricht einiges dafür, dass die antike delphischeAnthropologie“ Pate stand: der Mensch als „der Sterbliche“.

Noch Anfang des letzten Jahrhunderts war es üblich, dass manche Männer in ihren Hosentaschen oder an der Uhrkette einen kleinen Gegenstand mit sich herumtrugen, der sie an ihre eigene Sterblichkeit erinnern sollte. Im Museum für Sepulkralkultur in Kassel[1] kann man sich einige dieser Memento Moris noch heute ansehen. Es handelt sich zum Beispiel um kleine Eieruhren, in denen die Lebenszeit wie Sand verrinnt, kleine Nachbildungen von Totenmasken, und häufig sogar ein kleiner offener Sarg, in dem meist sehr deftig der Verfall des menschlichen Körpers dargestellt wurde.

Barockes Lebensgefühl

Der Spruch gewann seine Verbreitung vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-48) im Barock. Bezogen auf dessen Lebensgefühl ist eine ausgeprägte Antithetik das vorherrschende Grundprinzip: Diesseits und Jenseits; Spiel und Ernst; Schein und Sein; leidenschaftliche Sinneslust und Lebensgier im Appell des Carpe Diem (= ergreife, nutze, genieße den Tag) und die Todesnähe im Vanitas memento mori.

Vergleichbar ist das Sprichwort „Mors certa hora incerta“ (deutsch „Der Tod ist gewiss, seine Stunde ungewiss“), das gleichfalls auf vielen Uhren erschien, so auf der Rathausuhr von Leipzig.

Die Gedanken der Vanitas und des memento mori, die aus der Stoa stammen, stehen in lebendiger Tradition zu antiker Überlieferung und deren christlicher Adaption im Mittelalter.

Siehe auch

Quellen

  1. Museum für Sepulkralkultur in Kassel

Literatur

  • Barockes Lebensgefühl. Blickfeld Deutsch, Schöningh Verlag, 1991