Prochorowka

städtische Siedlung nahe Kursk, Russland
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Prochorowka (russisch Прохоровка) ist eine Siedlung städtischen Typs in der Oblast Belgorod 50 km nördlich von Belgorod und 80 km südlich von Kursk. Die Einwohnerzahl beträgt 9.757 (2005).

Geschichte

Im Gebiet um Prochorowka fand im Zweiten Weltkrieg im Juli 1943 eine große Panzerschlacht statt. Hier trafen am 12. Juli 1943 auf dem Höhepunkt des Unternehmens Zitadelle mehrere hundert sowjetische und deutsche Panzer und Sturmgeschütze in einem Gefecht aufeinander. Die Schlacht war eine Episode der Schlacht im Kursker Bogen. Dabei kam es zu keinem klaren Sieger, da beide Parteien ihre Ziele nicht erreichen konnten. Nach dem Abbruch des Unternehmens Zitadelle startete die Sowjetunion am 15. Juli 1943 eine Gegenoffensive im Norden und Süden des Kursker Bogens und die Rückeroberung von Orjol und Belgorod.

Im Ort wird mit einem großen Obelisken an die Schlacht erinnert, er wird recht häufig zu Gedenkfeiern von hohen Persönlichkeiten der russischen Politik besucht. Er gilt der Bevölkerung als eines der nationalen Denkmäler für den Sieg gegen Nazideutschland. Davon zeugt auch das „Diorama“, ein Museum in der Oblasthauptstadt Belgorod, in dem die Schlacht nachgestellt ist.


Die Schlacht

Bei Prochorowka begannen die Deutschen ihren Vorstoß am 11. Juli. Am 12. Juli drohten sie Prochorowka zu umschließen. Rotmistrows 5. Gardearmee erhielt den Befehl dies zu verhindern. Der damalige Generalleutnant Rotmistow verfügte über 900 Panzer, die Deutschen über 600 und weitere 300 im Süden. Beide Seiten lagen folglich ungefähr gleich, mit der Ausnahme, daß die Deutschen 100 "Tiger" ins Feld schickten. Insgesamt trafen mehr als 1000 Panzer aufeinander. Dabei kam es zu Kämpfen auf 4 Kriegsschauplätzen. Im Süden kämpften das 7. und 19. Panzerkorps gegen das 5. mechanisierte Panzerkorps der Sowjets, nordwestlich dieser beiden Schauplätze das 2. SS-Panzerkorps gegen das 2. Gardepanzerkorps der Roten Armee. Die Hauptkämpfe erfolgten jedoch nördlich der Bahnlinie (Beograd-Prochorowka)und südlich des Psjol-Flusses. Hier in diesem Korridor prallte die Hauptmasse der Panzer aufeinander. Stundenlang tobten die Kämpfe. Viele Sowjetpanzer rammten dabei die des Gegners. Auch war es so, daß die Panzer der Roten Armee schnell an die des Feindes heranfuhren, um u.a. den Tiger-Panzern keine Chance einzuräumen. Auf deutscher Seite kämpfte die Panzergrenadierdivision "Das Reich", auf Seiten der Roten Armee die 5. Gardearmee, bestehend aus dem 18. und 29. Panzerkorps. Das 11. Panzerkorps und die Panzergrenadierdivision "Adolf Hitler" sicherten die linke Flanke , während die Panzerdivision "Totenkopf" die Vorstöße unterstützte. In der Luft tobten zudem heftige Kämpfe der jeweiligen Luftflotten, die jedoch nicht in das Bodengeschehen eingreifen konnten, da die Panzerverbände ineinander verkeilt waren. Bis in die Nacht hinein tobten die Kämpfe und wurden noch am anderen Tag fortgesetzt. Die Deutschen verloren bei dieser großen Panzerschlacht mehr als 400 Panzer und opferten 10000 Mann. Die Verlustzahlen der Sowjetunion waren ungleich höher. Diese größte Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs ging mit einem Patt aus. Wobei hervorzuheben ist, daß die Deutschen ihr Ziel Prochorowka einzunehmen, nicht erreichten. Dennoch waren sowohl die Kursker Schlacht allgemein, sowie Prochorowka insbesondere, eine große Niederlage für die Deutschen, denn sie konnten ihre Verluste nicht mehr ausgleichen, während die UdSSR ständig ihren Nachschub erneuerte. Die Panzerschlacht bei Prochorowka gilt als der Höhepunkt der Kursker Schlacht. Diese gilt als einer der entscheidenden Wendepunkte des Zweiten Weltkriegs. Nach ihr war die Offensivkraft der Deutschen endgültig gebrochen und die Initiative ging ausschließlich auf die Rote Armee über.

Mythos und Wahrheit

Die allgemein verbreitete Darstellung der Panzerschlacht bei Prochorowka beruht einzig auf Schilderungen der sowjetischen Seite und widerspricht sowohl den Berichten der Wehrmacht, wie auch den, nach der Öffnung zugänglichen, Unterlagen der Roten Armee. Legt man diese Dokumente zugrunde, scheiterte der großangelegte sowjetische Panzerangriff an eigenen - russischen - Panzergräben, die bei der Planung übersehen worden waren. Etwa 400 der teilweise in die Gräben gefahrenen, und sich dahinter stauenden russischen Panzer wurden von den Deutschen vernichtet. Andere Quellen sprechen von Verlusten der Deutschen Verbände im Raum Prochorowka am 12. Juli 1943 von lediglich drei Panzern. Der Nahkampf von bis zu 1.500 sowjetischen und deutschen Panzern - und die Vernichtung hunderter deutscher Panzer - kann als Mythos der sowjetischen Propaganda zur Verheimlichung des schweren Versagens der eigenen Führung betrachtet werden. Eine Ähnlichkeit dieser Darstellung eines Nahkampfs von Panzern nach Art der mittelalterlichen Ritter an die Entscheidungsschlacht auf dem Peipussee gegen die Deutschordensritter besteht. Obwohl die russischen Verbände nach der Schlacht bei Prochorowka soweit geschwächt waren, dass sich deutliche Risse in der Front abzeichneten (Erich von Manstein "Verlorene Siege" ISBN 3763752536), wurde der deutsche Angriff am folgenden Tag nicht fortgesetzt, da das Oberkommando beschlossen hatte, zur Abwehr der alliierten Landung in Sizilien starke Panzerverbände aus dem Kursker Bogen abzuziehen. (Quelle: Österreichisches Bundesheer[1])

Literatur

Janusz Piekalkiewicz: Unternehmen Zitadelle - Kursk und Orel: Die größte Panzerschlacht des 2. Weltkrieges, Bechtermünz Verlag, ISBN 3-86047-910-5

Catherine Merridale: Iwans Krieg, Fischer, ISBN 3-1004-8450-9

  • Herausgeber John Keegan: The Times Atlas Weltkrieg II,Bechtermünz Verlag 1999, ISBN 3-8289-0340-1