Der Kinder-Report 2007 berichtet über soziale Benachteiligung und Armut von Kindern. Er wurde Mitte November 2007 vom Deutschen Kinderhilfswerk herausgegeben.
Der Kinder-Report berichtet über die aktuelle Armutsverteilung unter Kindern in der Bundesrepublik Deutschland. Er stellt zudem Überlegungen zu den Ursachen und Auswirkungen der Kinderarmut zusammen. Abschluss des Kinder-Reports bilden die Forderungen des Deutschen Kinderhilfswerks.
Der Darmstädter Richter Jürgen Borchert sprach in der Vorstellung des Reports von "einem Desaster sondergleichen".
Bereits 2004 erschien der Kinderreport Deutschland 2004, welcher ebenfalls vom Kinderhilfswerk herausgegeben wurde.
Inhalte der Studie
Aktuelle Situation der Kinderarmut
Nach Aussagen des Reports sind 2007 in der Bundesrepublik Deutschland 14% der Kinder arm. Seit der Einführung von Arbeitslosengeld 2 2005 habe sich die Zahl der auf Sozialhilfe und Sozialgeld angewiesenen Kinder auf mehr als 2,5 Millionen verdoppelt. Jedes 6. Kind unter sieben Jahren ist inzwischen auf Sozialhilfe angewiesen, wobei Kinder aus Einwandererfamilien besonders betroffen seien. Es wird geschätzt, dass knapp 6 Millionen Kinder in Haushalten wohnen, in denen die Eltern insgesamt ein Jahreseinkommen von 15.300 € verfügen. Dies sind ein Drittel der kindergeldberechtigten Eltern. Zudem ist jedes dritte Kind während der Einschulung therapiebedürftig.
Insgesamt verdoppele sich alle zehn Jahre in Deutschland die Zahl armer Kinder.
Auswirkungen der Kinderarmut
Sozial benachteiligte Kinder
- ernährten sich ungesünder
- bewegten sich weniger
- blieben immer häufiger in isolierten Wohnvierteln unter sich
- besuchten keine guten Schulen
- hätten nur mangelhafte Ausbildungsmöglichkeiten
- hätten keine ausreichend soziale Unterstützung
Schüler würden zunehmend "ohne Beherrschung des Mindestmaßes an Kulturtechnik" die Schule verlasse.
Kinderarmut werde "vererbt".
Ursachen der Kinderarmut
Das Kinderhilfswerk macht in seiner Studie das deutsche Steuer- und Sozialsystem für die Zunahme der Kinderarmut verantwortlich. Familien müssten ein Übermaß an öffentlichen Abgaben tragen.
Laut Familienbericht von 2006 betrugen die öffentlichen Ausgaben für Familien im EU-Durchschnitt 2,1 % des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland erreiche dieser Wert lediglich bei 1,9 %.
Forderung des Kinderhilfswerks
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert einen "schnellen und radikalen Paradigmenwechsel in der Familien- und Kinderpolitik".
Gefordert wird konkret
- Ein nationales Programm zur Bekämpfung von Kinderarmut sowie ein Maßnahmenpaket mit Zielvorgaben.
- Die im Steuersystem verankerte Benachteiligung von Familienhaushalten mit Kindern müsse aufgehoben werden.
- Das Kindergeld müsse zu einer eigenständigen Kindergrundsicherung ausbauen.
- Ein flächendeckendes Betreuungsangebote für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr müsse geschaffen werden.
- Kinder mit Migrationshintergrund bräuchten eine bessere Förderung
- Aufnahme des Kinderschutzes in das Grundgesetz.
Reaktionen auf die Studie
Der Paritätischer Gesamtverband fordert von der Bundesregierung umgehend einen Maßnahmenkatalog zur Armutsbekämpfung[1]. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht von einem Teufelskreislauf von Kinder- und Bildungsarmut und fordert auf, diesen zu durchbrechen [2]
Siehe auch
Literatur
- Deutsches Kinderhilfswerk e.V.: Kinderreport Deutschland 2004. Daten, Fakten, Hintergründe, November 2004 Kopäd-Verlag, ISBN-10 3938028246, ISBN-13 978-3938028247
- Kinderreport Deutschland 2007 Velber-Verlag ISBN-Nummer 978-86613-417-1