Die Saanich (Sənčaθən) sind eine kanadische First Nation am Südende der Vancouver-Insel. Sie gehören zur Gruppe der North Straits Salish oder Lekwungaynung sprechenden Stammesgruppe, zu denen die Saanich selbst, die Songhees und die Sooke First Nation gehören.
Geschichte
Die Saanich setzten sich aus fünf Wohnhausgruppen oder "Familien" zusammen, die sich heute als First Nations bezeichnen: den South Saanich, also Malahat und Pauquachin (zwischen Gordon Head und Cowichan Head), den Tsawout (an der Saanichton Bay), den Tseycum (an der Patricia Bay) und den Tsarlip (an der Brentwood Bay).
Frühgeschichte
Zwischen etwa 500 und 1000 n. Chr. ist ein herausragendes Kennzeichen der Süd-Salish-Gruppen um Victoria eine große Zahl von Steinhaufen (cairns), die als Begräbnisstätten dienten.[1] Daher werden sie auch "burial mounds" genannt. Allein in der Rocky Point Area westlich von Victoria lassen sich rund 400 dieser Cairns nachweisen, wobei wahrscheinlich hunderte dadurch verloren gegangen sind, dass man mittels lockerer Großsteine versucht hat, die Küste gegen Sturmfluten zu sichern. Eine große Zahl an Mounds ist auch um Metchosin zu finden.
Wie die übrigen Stämme auf Vancouver Island, etwa die Nuu-chah-nulth, teilte sich die Gesellschaft in drei streng voneinander getrennte Klassen, eine obere (siem), eine untere Klasse (stesem) und Sklaven (skeyes). Damit unterschieden sie sich im Grundsatz nur wenig von den europäischen Gesellschaften der Zeit.
Die ersten Europäer
Die ersten spanischen und britischen Schiffe steuerten Esquimalt 1790 und 1792 an. Don Manuel Quimper ankerte 1790 im Hafen von Esquimalt, und nannte den Ort Puerto de Cordova. Schon James Cook bewunderte die von den Indianern kultivierte Landschaft um das spätere Victoria. Der spätere Leiter der Hudson's Bay Company sah in der Landschaft der Region, mit ihrer parkartigen Erscheinung, offenen Grasflächen usw., ein ideales Siedlungsgebiet, "a perfect Elysium in point of climate and scenery".[2]
Die mit europäischen Musketen ausgestatteten Kwakwaka'wakw bedrängten nach 1800 zunehmend die südlicher lebenden Stämme, die sich um 1840 zu einer großen Stammeskoalition verbanden und die Eindringlinge in der Schlacht an der Maple Bay besiegten. Diese Koalition griff 1843 auch Fort Victoria an, nachdem sich ein Streit um auf Indianerland weidendes Vieh entsponnen hatte, doch kam es nach Verhandlungen zu einer Beilegung des Streits.
1852 schloss James Douglas zwei der zahlreichen Verträge auch mit den Saanich, mit den südlichen Saanich am 6. Februar 1852 - unterzeichnet von Whut-say mullet und neun weiteren Personen - und am 11. Februar mit den nördlichen Saanich - unterzeichnet von Hotutstun und 117 weiteren Personen. Gegen mehrere hundert Decken war dieser Vertrag die Grundlage, ihnen ihr Land zu nehmen, ähnlich wie schon 1850 den Songhees.
Reservate
Die Malahat First Nation lebt in zwei Reservaten am Westufer des Saanich Inlet südlich der Mill Bay und im Goldstream und Highland District am südlichen Ende des Finlayson Arm sowie an der Mündung des Goldstream River. Zu ihnen zählen 258 Menschen.[3]
Die Pauguachin verteilen sich auf drei Reservate, wobei Cole Bay 3 mit 284,7 ha das mit Abstand größte ist. Hatch Point und Goldstream umfassen nur 36,8 bzw. 4,8 ha und liegen am Westufer des Saanich Inlet bzw. am Südende des Finlayson Arm sowie an der Mündung des Goldstream River. Insgesamt zählen 360 Menschen zu den Pauguachin.[4]
Die Tsawout First Nation besitzt sechs Reservate, zwei größere - East Saanich (237,7 ha) und Saturna Island (145,7 ha) - und vier kleine (Fulford Harbour 3, Pender Island, Bare Island, das aus Mandarte Island besteht, und Goldstream 13, mit zusammen kaum 36 ha). Insgesamt handelt es sich um knapp 420 ha. Zu dieser Gruppe zählen 740 Menschen.[5]
Die Tseycum leben überwiegend auf Saturna Island (145,7 ha), dazu kommen 28 ha am Saanich Inlet (Union Bay 4) und kleinere Gebiete auf Pender und Mandarte Island und wiederum an der Mündung des Goldstream River. Als registrierte Tseycum gelten 151 Menschen.[6]
Aktuelle Situation
Die Tsarlip oder Tsartlip First Nation versucht derzeit am energischsten ihre Souveränität zu pflegen. Dazu gehört auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit, wozu das Arbutus-Projekt ins Leben gerufen wurde. Dieses Resort soll nach fünf Jahren Bauzeit fertiggestellt sein. Allan Claxton von der Tsawout First Nation konnte im März 2007 verkünden, dass nach einer Abstimmung, bei der 232 für, 70 gegen das Projekt stimmten, und 2 Stimmen ungültig waren, eine Rückgabe der Landrechte und der Verwaltung erfolgen kann. Damit werden alle die Bodenadministration betreffenden Bereiche des Indianergesetzes (Indian Act) aufgehoben und eine autonome Verwaltung eingesetzt.