Der Walzer ist ein Drehtanz im 3/4-Takt, in Lateinamerika auch im 6/8-Takt. Der Name wurde von der Tanzfigur „walzen“ abgeleitet, das „drehen“ bedeutet ( → für Informationen über den zugehörigen Tanz siehe den Artikel Wiener Walzer).
Der Walzer taucht nach der Hälfte des 18. Jahrhunderts auf und wird zu einem Modetanz aller Gesellschaftsschichten, der das Menuett verdrängt. Er besitzt den Ruf des Volkstümlichen und Deutschen gegenüber dem Aristokratischen und Französischen des Menuetts. Ob er sich aus dem süddeutschen bzw. österreichischen Ländler entwickelt hat oder parallel zu ihm entstanden ist, ist umstritten.
Während das ebenfalls im Dreiertakt stehende Menuett einen barocken regelmäßigen Puls aufweist, sind die Gewichte im Walzertakt ungleich verteilt, und der Bass spielt in der Regel nur auf dem ersten Schlag. Während das Menuett den Eindruck des Schreitens wiedergibt, vermittelt der Walzer den des Schwingens. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ist das Walzertempo sehr schnell („Langaus“), in seiner "klassischen" Zeit nach dem Wiener Kongress pendelt es sich etwa bei einer Sekunde pro Takt ein. Etwa halb so schnell ist der langsame Walzer, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts entsteht.
Berühmte tanzbare Walzer stammen von Josef Lanner, Johann Strauß (Vater), dessen Sohn Johann Strauß (Sohn) (z. B. der Donauwalzer, 1867) sowie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Viele Opern und Operetten enthalten auf der Bühne getanzte Walzermusik. Franz Schubert schrieb mehrere Walzer für Klavier. Frédéric Chopin, Franz Liszt, Johannes Brahms, Gustav Mahler und vor allem Johann Strauß (Sohn) komponierten Konzertwalzer, die zum Vortrag, jedoch nicht zum Tanz bestimmt sind. Walzerlieder können in der gesungenen Version oft nicht getanzt werden.
Als Sinfoniesatz konnte der Walzer das Menuett nicht verdrängen, mehr oder weniger verhüllt kommt er manchmal als Scherzo vor. Die Wiener Orchesterwalzer zwischen Lanner und Strauß Sohn haben eine Introduktion im geraden Takt und, nach einer kontrastreichen Folge von Walzern, eine schnelle Coda. Französische Walzer sind dreiteilig mit steigendem Tempo. Maurice Ravels Orchesterwerk La Valse (1920) vermittelt eher ein Erleben von Walzermusik statt selber Walzermusik zu sein.
Siehe auch
Literatur
Walter Salmen, Tanz im 19. Jahrhundert, Leipzig: Deutscher Verlag für Musik 1989. (Musikgeschichte in Bildern : Bd. 4) ISBN 3-370-00286-8