Männlichkeit
Männlichkeit umfasst kulturell dem Manne zugeschriebene Eigenschaften, die jedoch dem sozialem Wandel unterliegen (vgl. Weib und Frau) und mit den biologisch männlichen Merkmalen (Zeugungsfähigkeit) als verbunden angesehen werden (vgl. Männchen).

Dem 'Männlichen' unausgesprochen oder ausgesprochen zugeschriebene Charakteristika sind (zumeist in Mitteleuropa):
Mut und Abenteuerlust (also auch Unbedenklichkeit, Familienvernachlässigung, gegenüber 'weiblich': Zaghaftigkeit, Besonnnenheit, Familiensinn), (Körper-)Kraft (also Kampflust, Konkurrenzdenken, Grobheit gegenüber 'weiblich': Friedfertigkeit, Kooperationsbereitschaft, Subtilität), Dominanz (Führungsanspruch, also auch Selbstbewusstsein, gegenüber 'weiblich': Fügsamkeit, schwankendem Urteil), Selbstbeherrschung (auch Kälte, gegenüber 'weiblich': Impulsivität, Warmherzigkeit), technische und organisatorische Gaben (gegenüber 'weiblich': Improvisationsfähigkeit), Grundsatztreue (also auch: Abstraktes Denken, Unbelehrbarkeit, Starrsinnigkeit, im Gegensatz zu 'weiblich': Konkretem Fühlen, Kreativität, Anpassungsfähigkeit). Dazu kommen viele zwar beiden Geschlechtern zugeschriebene, aber sich deutlich unterschiedlich äußernde Eigenschaften: Arroganz (wo 'Männer' verachten, da missachten 'Frauen'), Angeberei (wo 'Männer' prahlen, da schmücken sich 'Frauen'), Leistungsorientiertheit, Machtbewusstsein, Würde u.v.a.m.
Da in den meisten Gesellschaften Männer dominieren, ist oft das Wort für "Tugend" schlechthin mit männlichen 'Eigenschaften' assoziiert, so im Griechischen ("Tugend" = andreía von "Mann" = anér) und im Lateinischen ("Tugend" = virtus von "Mann" = vir).
Die aktuelle Geschlechterforschung spricht seit den Publikationen des australischen Soziologen Robert W. Connell in der Mehrzahl von Männlichkeit: d.h. von Männlichkeiten. Connell wies durch historische und kulturelle Analysen nach, dass es nicht nur eine, sondern viele Ausprägungen von Männlichkeit gibt, die auch in ein und derselben Kultur gleichzeitig existieren können. Jene, die in einer Kultur als vorherrschend akzeptiert wird, wird hegemoniale Männlichkeit genannt. Damit gab er sowohl der Gender Forschung als auch der Männerbewegung neue Impulse.