Ausbausprache

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Unter Ausbausprache versteht man in der Linguistik eine Sprachform, die einen gewissen Grad der Normierung in Bezug auf die Grammatik, Orthographie und den Wortschatz aufweist. Der Ausbau einer Sprache zur Ausbausprache (auch Standardsprache oder Hochsprache genannt), erfordert eine gewisse Zeit und kann in unterschiedlichem Tempo verlaufen. Meist ist mit den Ausbau einer Sprache auch eine Erweiterung ihres Wortschatzes verbunden. Solange der Prozess des Sprachausbaus noch in den Anfängen steckt, ist es oft schwierig zu entscheiden, ob es sich um eine Standardsprache handelt oder nicht. Auch der umgekehrte Prozess kommt vor, nämlich dass ein Standard nicht gepflegt wird und eine Sprache so wieder zum Dialekt wird. Dieses ist zum Beispiel mit einigen neuindischen Sprachen geschehen, die mit der Expansion des Hindi wieder zu Dialekten des Hindi wurden, obwohl sie einst Ausbausprache waren (z. B. Radschastani, Bihari).

Im Gegensatz zur Ausbausprache wird eine Sprachform, die so unterschiedlich von der sie überdachenden Ausbausprache ist, das sie keinesfalls mehr als Dialekt der ersteren angesehen werden kann Abstandsprache genannt. Das gilt z. B. für einige Dravidische Sprachen, die in kleinen Enklaven in Mittel und Nordindien gesprochen werden, über keinen Standard verfügen und auch keinem Ausbauprozess unterworfen sind. Das gilt zum Teil auch für die Baskische Sprache, die noch über keinen allgemein akzeptierten Standard verfügt, aber aufgrund ihrer Verschiedenheit vom Kastilischen (auch Spanisch genannt) keineswegs als Dialekt desselben aufgefasst werden kann.

In einem Dialektkontinuum können weit auseinanderliegende Dialekte so verschieden sein, dass sie auch als Abstandsprachen angesehen werden könnten (das ist z.B bei deutschen Basilekten der Fall. Solange sie aber von einer gemeinsamen Standardsprache überdacht werden, bezeichnet man sie meist dennoch als Dialeke, deren Sprecher in einem Diglossieverhältnis leben.