Der korrekte Titel dieses Artikels lautet „Lp-Raum“. Diese Schreibweise ist in der Wikipedia aufgrund technischer Einschränkungen nicht möglich.
In der Mathematik sind -Räume spezielle Banachräume, die aus Räumen sogenannter „p-fach integrierbarer“ Funktionen gebildet werden. Das L in der Bezeichnung
geht auf den französischen Mathematiker Lebesgue zurück, da diese Räume über das Lebesgue-Integral definiert werden. Manchmal werden sie
daher auch als Lebesgue-Räume bezeichnet. Im Fall Banachraum-wertiger Funktionen (wie im Folgenden für allgemeines dargestellt) bezeichnet man sie auch als Bochner-Lebesgue-Räume. Das p in der Bezeichnung ist ein reeller Parameter: Für jede Zahl
ist ein -Raum definiert.
ist genau dann eine Norm, wenn die einzige Nullmenge die leere Menge ist. Gibt es nämlich eine Nullmenge , so ist die charakteristische Funktion ungleich der Nullfunktion, aber es gilt .
Faktorraum mit Norm
Um im Fall der Halbnorm einen normierten Raum zu erhalten, definieren wir den Unterraum . Der Raum ist dann definiert als der Faktorraum.
Zwei Elemente von sind genau dann gleich, wenn f und g fast überall gleich sind.
Der Vektorraum ist durch normert. Die Normdefinition hängt nicht von dem Repräsentanten aus ab, d.h., für Funktionen in der gleichen Äquivalenzklasse gilt . Das begründet sich damit, dass das Lebesgue-Integral invariant gegenüber Änderungen des Integranden auf Nullmengen ist.
Der normierte Vektorraum ist vollständig und damit ein Banachraum.
Auch wenn man von sogenannten -Funktionen spricht, handelt es sich dabei um die gesamte Äquivalenzklasse einer klassischen Funktion. Allerdings liegen im Falle des Lebesgue-Maßes auf dem zwei verschiedene stetige Funktionen nie in der gleichen Äquivalenzklasse, so dass der -Begriff eine natürliche Erweiterung des Begriffs stetiger Funktionen darstellt.
Sonderfall p=∞
Auch für kann man einen -Raum, den Raum der wesentlich beschränkten Funktionen, definieren. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die aber für σ-endlicheMaßräume alle zusammenfallen. Am verbreitetsten ist:
;
dabei ist
Betrachten wir analog zu oben , erhalten wir wieder einen Banachraum.
Beispiele
Die klassischste Version eines -Raums ist durch gegeben. beschreibt dann die borelsche σ-Algebra, und ist dann das Lebesgue-Maß. Darüber hinaus wird oft als die Menge der reellen Zahlen gewählt. In diesem Zusammenhang wird die Notation
benutzt.
Einige Autoren schreiben den Parameter p unten statt oben: statt .
definiert. Zufallsvariablen, die -Funktionen sind, besitzen also einen endlichen Erwartungswert. Da das für praktische Anwendungen immer gefordert ist, sind -Räume gerade in der Stochastik sehr wichtig.
In einem weiteren wichtigen Fall sind die natürlichen Zahlen und das normale Zählmaß. Hier ist der -Raum der Raum aller Zahlenfolgen , für die die Reihe konvergiert. Diese Räume werden auch oft mit bezeichnet.
Für und ist zu isomorph (der Isomorphismus analog zu oben), falls σ-endlich ist. Ist nicht -endlich, so lässt sich (wieder unter demselben Isomorphismus) als der Banachraum der lokal messbaren lokal im Wesentlichen beschränkten Funktionen darstellen.
Der Fall ist ein Sonderfall: Der ist, falls ein Hilbertraum ist, nämlich sogar ein Hilbertraum (siehe unten).
Es gibt auch die Verallgemeinerung der -Räume für . Diese sind allerdings keine
Banachräume mehr, weil die entsprechende Definition keine Norm liefert, sondern nur eine Quasi-norm. In diesem Fall ist jedoch
Berücksichtigt man in der Norm nicht nur die Funktionswerte, sondern auch die Ableitungen, so erhält man Sobolew-Räume, die insbesondere in der Untersuchung von Differentialgleichungen eine wichtige Rolle spielen.
Der Hilbertraum L2
Sei ein Maßraum, ein Hilbertraum (häufig mit dem Skalarprodukt ) und . Dann definiert
ein Skalarprodukt auf . Dieser Raum ist bezüglich der durch das Skalarprodukt induzierten Norm vollständig und damit selbst wieder ein Hilbertraum.
Literatur
Herbert Amann, Joachim Escher: Analysis III. 1. Auflage. Birkhäuser-Verlag Basel Boston Berlin, 2001