Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Memleben ist eine Gemeinde mit etwa 800 Einwohnern im westlichen Burgenlandkreis unweit von Nebra in Sachsen-Anhalt und liegt an der Unstrut. Der Ort gehört der Verwaltungsgemeinschaft An der Finne an.
Im 10.Jahrhundert lag in Memleben eine nicht mehr näher lokalisierbare Kaiserpfalz der Ottonen, hier urkundeten der erste sächsische König des Ostfränkischen Reiches Heinrich I. und sein Sohn Otto I. Insbesondere von Otto I. sind häufige Aufenthalte bezeugt. Die Lokalität gehörte damit zu den wichtigsten Herrschaftszentren des ostfränkischen Reiches.
Zwei Kilometer entfernt liegt der Ortsteil Wendelstein mit einer auf einem Gipsfelsen thronenden Burgruine (14. Jh.).
Geschichte
Im Rahmen der Erforschung der Funde von Nebra ergrub die Friedrich-Schiller-Universität Jena auf dem Wendelstein unter anderem eine eisenzeitliche Vorratsgrube mit dem Skelett einer Ziege. Andere Funde deuten auf eine Nutzung des Fundplatzes schon in der späten Bronzezeit.
"Mimilebo", "Mimileba" oder "Mimileiba" bezeichnet das Erbgut eines Mimo oder Mimi.
Der Ort wurde bereits 780 in einem Verzeichnis der Güter des vom Erzbischof Lullus († 786) von Mainz erbauten Klosters Hersfeld als Mimelebo urkundlich erwähnt.
Seine Bedeutung wuchs unter der Regierungszeit des ersten sächsischen Königs des Ostfränkischen Reichs Heinrich I., der den hier bestehenden Königshof zu seiner neben Quedlinburg liebsten Pfalz ausbauen ließ. In der Unstrutgegend weilte er häufig, da hier auch seine Stammgüter lagen. Heinrich I. starb am 2. Juli 936 nach einem Schlaganfall bei der Jagd in Memleben. Sein Sohn, Otto I., hielt sich ebenfalls häufig in Memleben auf, mehrfach stellte er dort Urkunden aus. Dem Ort wuchs damit reichsweite Bedeutung zu. Otto I. starb ebenfalls in Memleben, am 7. Mai 973. Sein Leichnam wurde in Magdeburg beigesetzt, sein Herz soll der Sage nach in Memleben beerdigt worden sein.
Der Sohn Ottos des Großen, Otto II., stiftete zu Ehren seines Vaters 975 ein Benediktinerkloster in Memleben, das binnen kurzer Zeit zu einem der reichsten und bedeutendsten Reichsklöster erstarkte. Otto II. schenkte dem Kloster mehrere Ortschaften und Gerechtsame im heutigen Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen. Die größte Bedeutung erlangte Memleben unter Otto III.
994 verlieh er dem Kloster in Memleben das Markt- , Münz- und Zollrecht; er plante sogar, Memleben zum Zentrum eines Bistums Thüringen zu machen, starb jedoch 22jährig in Italien, bevor er diese Absicht in die Tat umsetzen konnte. 1015 endete die Blütezeit Memlebens. Heinrich II., der Nachfolger von Otto III., hatte zwar bei seinem Regierungsantritt 1002 dem Abt Reinhold noch die durch seine Vorgänger zugesicherten Privilegien und Güter bestätigt, doch 13 Jahre später entrechtete er das Kloster weitgehend und unterstellte es dem Kloster in Hersfeld. Im Gegenzug erhielt er Güter für sein Lieblingsprojekt, das neu gestiftete Bistum Bamberg. Der Abstieg des Klosters Memleben war damit vorgezeichnet.
1525 wurde das Kloster von aufständischen Bauern geplündert, 1548 nach zunehmendem Niedergang in Folge der Reformation endgültig aufgehoben.
1551 wurden die zugehörigen Güter vom sächsischen Kurfürsten eingezogen und der Landesschule Pforta geschenkt, die gerade neu gegründet worden war. Sie behielt es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
1641 plünderten die Franzosen Memleben, wobei 164 Menschen starben
1722 zerstörte ein Blitz das Kirchendach der alten Klosterkirche. Jahre später wurde damit begonnen, die Kirche abzubrechen. Heute sind die Überreste dieser Kirche noch zu sehen und einen Besuch wert
1763 wurde der Ort durch einen Brand fast vollständig zerstört, entsprechend sind dem Ortsbild die alten Bauten großenteils verlorengegangen.
1936 feierte Memleben unter nationalsozialistischer Herrschaft seine tausendjährige Geschichte in Erinnerung an den 1000. Todestag von Heinrich I.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Memleben ein großes Volkseigenes Gut (VEG) gegründet, das auch Eigentum an dem ehemaligen Kloster erhielt. Es wurde baulich viel verändert, neue Scheunen, Ställe, Wohnungen und Büroräume entstanden. Während der Zeit der DDR wurde im VEG Memleben auf den Feldern der Region intensiv Saatzucht (Getreide) betrieben, es gab riesige Schweinemastanlagen und Kuhställe in Memleben. Die Bevölkerung wuchs in dieser Zeit auf über 1000 Einwohner an.
Von 1970 bis zur Wende veranstaltete Memleben alljahrlich zwei Wochen nach Pfingsten die weit über die Gebietsgrenzen bekannten Kooperationsfestspiele
1986 feierte Memleben seinen 1200. Geburtstag
1991 bewarb sich der Ort mit ein wenig Medienrummel um den Sitz der Bundeshauptstadt und begründete seine Bewerbung mit der außerordentlich bedeutsamen Geschichte des Ortes.
Sehenswürdigkeiten
Zwar ist von der alten Pfalz keine Spur mehr erhalten, doch stehen von der stattlichen ursprünglichen Klosterkirche noch einige Grundmauern bzw. sind umrißartig freigelegt. Eine etwas jüngere direkt angrenzende Kirche aus dem 13.Jahrhundert ist noch teilweise erhalten, in den angrenzenden Klostergebäuden befindet sich eine Dauerausstellung über Kloster und Pfalz und neuerdings auch über das benediktinische Klosterleben. Sehenswert ist insbesondere die Krypta. Auf einigen der Kryptenpfeiler lassen sich noch silhouettenartig lebensgroße Königsbildnisse betrachten.
Seit einigen Jahren befindet sich ein Erlebnistierpark mit zahlreichen einheimischen und exotischen Tieren im Ort.
Auf dem Wendelstein steht eine in ihren Ursprüngen aus dem 14.Jahrhundert stammende Burgruine. Vom ältesten Teil der Burg sind Reste einer romanischen Kapelle erhalten. Beeindruckend sind der stufenartig angelegte Burggraben und die Kasematten.
Literatur
- Hermann Größler: Führer durch das Unstruttal von Artern nach Naumburg. ein Reprint, Dingsda-Verlag, Querfurt 1995, ISBN 3-928498-04-5
- Reinhold Andert: Von Ritteburg nach Memleben. In: Der Thüringer Königshort., Dingsda-Verlag, Querfurt 1995, ISBN 3-928498-45-2
- Helge Wittmann: Memleben: Königspfalz - Reichskloster - Probstei. Imhof Petersberg 2001, ISBN 3932526929
- Fritz Kühnlenz: Städte und Burgen an der Unstrut. Greifenverlag, 1. Auflage 1992, ISBN 3-7352-0293-4 oder Sondereinband - Verlagshaus Thüringen 1999, ISBN 3896831216
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Memleben bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- http://www.blaues-band.de/unstrut/memleben.htm