Kirdorf ist ein Stadtteil im Norden von Bad Homburg vor der Höhe, nordwestlich von Frankfurt am Main.
Geschichte
Besiedlungsspuren reichen zurück bis in die Keltenzeit. Noch heute sind Hügelgräber im Hardtwald auffindbar. Aus der Römerzeit wurde ein Brandgrab gefunden; eine villa rustica wird vermutet. Die Ortschaft Kirdorf ist wohl die jüngste fränkische Gründung auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bad Homburg. Der Ortsname geht auf Kirchdorf zurück. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 892 und befindet sich im Lorscher Codex. Ihr zu folge schenkten Alolf und Huda am 17. November 892 ihren Besitz in Kirchdorph (Kirdorf) zusammen mit den dort lebenden 58 Hörigen dem Benediktinerkloster Lorsch an der Bergstraße.
Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde der Ort in der am 5. Juni 1622 von Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel vollständig niedergebrannt. Lediglich ein Haus überstand diesen Brand unversehrt.
Nach Bildung der Landgrafschaft Hessen-Homburg glich Kirdorf einer katholischen Insel in protestantischem Umfeld. Dies prägte die Bevölkerung nachhaltig. Ab 1803 gehörte Kirdorf zur Landgrafschaft Hessen-Homburg.
Die katholische Pfarrei gehörte von 1232 bis 1803 zum Erzbistum Mainz. Vorübergehend (von 1540 bis 1606) war die Pfarrei durch Übertritt der Stolberger lutherisch. Von 1803 bis 1821 gehörte sie zum Generalvikariat Aschaffenburg. Von 1821 bis 1836 war die katholische Pfarrei dem Papst in Rom direkt unterstellt. Ab 1836 gehörte sie dem neuen Bistum Mainz an. Zwischen den Kirdorfern und Bischof Ketteler bestand eine gute Beziehung. Seit dem Jahre 1884 gehört die Pfarrei dem Bistum Limburg an.
1849 wurde der erste Bürgermeister gewählt. 1862 konnte die gewaltige St. Johanneskirche von Bischof Ketteler eingeweiht werden, die - als größter Kirchenbau im Vordertaunus - im Volksmund den Namen Taunusdom erhielt. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gründeten die Kirdorfer viele Vereine. Die meisten sind heute noch aktiv. Kirche und Vereine prägten die Kirdorfer Bevölkerung nachhaltig. Noch heute ist das Kirdorfer Vereinsleben eines der aktivsten der Stadt. 1866 verstarb der letzte Landgraf von Hessen-Homburg. Die Landgrafschaft (mit Kirdorf) fielen an Preußen. Zwischen dem liberalen Homburg und dem katholischen Kirdorf gab es während des Kulturkampfs heftige Meinungsverschiedenheiten. Dessen ungeachtet errichteten die Kirdorfer ab 1873 ein Schwesternhaus, das am 24. Juni 1874 von Bischof Ketteler eingeweiht wurde. Nach langwierigen Verhandlungen und heftigem Widerstand wurde die Landgemeinde Kirdorf 1902 nach Bad Homburg v. d. Höhe eingemeindet. Der Eingemeindungsvertrag brachte der Kirdorfer Bevölkerung eine Reihe von Annehmlichkeiten - aber auch den Verlust der Selbständigkeit, was noch Jahrzehnte später zu Widerständen führte. Zu den Errungenschaften zählen u.a. der 1906 erfolgte Außenputz der St. Johanneskirche, die Unterhaltspflicht für den Kirchenbau, das Pfarrhaus und das Schwesternhaus sowie die 1910 eröffnete Bürgerschule II und IV, die heutige Ketteler-Francke-Schule. 1914 wurde Kirdorf an das elektrische Stromnetz angeschlossen.
1911 fand erstmals wieder ein protestantische Gottesdienst in Kirdorf statt. 1913 wird die evangelische Gedächtniskirche feierlich eingeweiht.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Ortskern und Gemarkung Kirdorfs weitgehend verschont. Am 24. und 25. August 1942 wurden Brandbomben über Kirdorf abgeworfen. Glücklicherweise war (nur) ein Zivilopfer durch Tiefflieger zu beklagen, aber fast 200 junge Männer aus Kirdorf verloren im Krieg ihr Leben. Am Karfreitag, dem 30. März 1945 endete für die Kirdorfer Zivilbevölkerung der Zweite Weltkrieg durch Einmarsch amerikanischer Truppen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Kirdorf zur Amerikanischen Besatzungszone. Die US-Militärverwaltung richtete in Kirdorf ein kleines DP-Lager zur Unterbringung so genannter Displaced Persons ein. Die Mehrzahl von ihnen waren ehemalige Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion. Das Lager bestand über die Gründung der Bundesrepublik hinaus bis Mitte der 1950er-Jahre. Eine bisher nicht gekannte Bautätigkeit führte in den nächsten Jahrzehnten zur Überbauung großer Teile der ehemals fruchtbaren Kirdorfer Feldgemarkung. Am Hardtwald bildete sich ein Villengebiet, das zu den bevorzugten Wohngebieten im Rhein-Main-Gebiet gezählt wird. Nur ein kleiner Teil der Feld- und Wiesengemarkung blieb unbebaut. Das als Kirdorfer Feld überregional bekannte Gelände wurde 1999 fast vollständig als Landschaftsschutzgebiet und Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dort befindet sich auch ein Apfelbaummuseum.
Seit 2006 wird die einzigartige und eigenartige Ortsgeschichte im Kirdorfer Heimatmuseum präsentiert, das ein fester Bestandteil der Bad Homburger Museumslandschaft ist.
Freizeit
In Kirdorf haben eine Vielzahl von Vereinen ihr zu Hause. Diesen wird mit dem Bürgerhaus Kirdorf eine Veranstaltungsort neben den eigenen Vereinshäusern geboten. Sportvereinen steht ein Fußballplatz Wiesenborn sowie das Sportzentrum Nordwest zur Verfügung, dort ist auch eine Minigolfanlage angegliedert.
Natur
Im Nordosten Kirdorfs befindet sich das Kirdorfer Feld, eine rund 160 Hektar große Streuobstwiesenlandschaft, von der rund 60 Hektar unter Naturschutz stehen. Eine Besonderheit bildet der üppige Bestand an sonst sehr seltenen und besonders schützenswerten Orchideen, insbesondere dem Breitblättriges Knabenkraut.