Der Spion, der aus der Kälte kam war der dritte Kriminalroman des britischen Schriftstellers David John Moore Cornwall, besser bekannt unter seinem Pseudonym John le Carré. Mit diesem Roman gelang ihm 1963 der internationalen Durchbruch. Den Roman schrieb er in 5 Wochen, zu einer Zeit, zu der er, wie er 1989 in einem Vorwort zu einer Neuauflage schrieb, "damals in Beruf und Privatleben zu tiefst unglücklich war".
1965 wurde der Roman verfilmt, adaptiert von Paul Dehn and Guy Trosper unter der Regie von Martin Ritt. Als Darsteller waren u.a. Richard Burton und Claire Bloom beteiligt. Der Film wurde bei den Academy Awards nominiert für den Oscar für den besten Hauptdarsteller (Richard Burton) und für die beste Regie.
Handlung
Der Roman spielt zu Zeiten des Kalten Krieges. Alec Leamas ist angestellt beim britischen Secret Service, als Leiter dessen Büro in Berlin. Von West-Berlin aus hat er ein Spionage-Netz in der DDR aufgebaut. Alle seine Agenten werden jedoch von seinem Widersacher Mundt umgebracht, zu letzt ein führender Politiker der DDR, dessen Erschiesung Leamas an der Grenze von West-Berlin aus mit ansehen muss.
Leamas wird von West-Berlin zurück nach London beordert. Sein Chef möchte ihn noch einmal einsetzen um jenen Mundt auszuschalten. Hierzu soll Leamers sich als Verräter an die DDR verkaufen. Zunächst beginnt für ihn der jähe Abstieg. Er wird offiziell "auf Eis gelegt", muss langweilige Büroarbeit in der Bankenabteilung der Londoner Zentrale des brittischen Geheimdienstes ausführen. Als er frühzeitig entlassen wird, kommen Gerüchte auf, er hätte Geld Unterschlagen. Noch während der Arbeit bei der Bankenabteilung fängt er an zu trinken und verwahrlost zunehmend.
Nach seiner Arbeit beim britischen Geheimdienst nimmt er mehrere Jobs an, unter anderem in einer Bibliothek, wo er die junge attraktive Elisabeth Gold, genannt Liz kennen lernt, welche Mitglied der Kommunistischen Partei ist. Zwischen Ihnen entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Leamas verabschiedet sich von Ihr, bevor er am nächsten Tag einen Ladenbesitzer niederschlägt. Daraufhin wird er verurteilt und kommt ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung scheint er völlig Mittellos darzustehen, ein ideales Opfer für die Anwerbung durch den gegenerischen Geheimdienst.
Achtung, der weitere Handlungsverlauf verrät das Ende des Romans. Lesen Sie nur weiter, wenn Sie wissen wollen, wie der spannende Roman endet!
Der Geheimdienst bringt ihn zu nächst nach Holland, wo erste Verhöre stattfinden. Leamas erfährt, dass in England nach ihm gefandet wird und das sein Bild in allen Tageszeitungen ist. Eine Reaktion mit der er nicht gerechnet hat, da sie nicht den Verbaredungen mit seinem Chef entsprechen. Spätestens hier wird deutlich, dass der Verfall Leamas zum Spiel der Geheimdienste gehört.
Von Danemark aus geht es weiter in die DDR. Leamas wird dort zunächst von Fiedler verhört, der Mann unter Mundt, der lezteren hast. Leamas Auftrag ist es Fiedler die Waffe gegen Mundt zu geben. Zunächst scheint Mundt den internen Kampf zu gewinnen, dann kommt es jedoch zum Prozess gegen ihn. Der Prozess dreht sich, als Liz als Zeuging auftritt. Sie wurde von Mundt geschickt in die DDR gelockt und weiß vollkommen verwirrt gar nicht, was sie sagen soll um Leamas nicht zu gefärden. Ihre Aussage verstrickt Leamas in Widersprüche, der daraufhin, um sie und um Fiedler zu schützen, aussagt, dass das ganze ein britische Komplott gegen Mundt sei. Am Ende des Prozesse durchschaut er plötzlich "den ganzen grausigen Trick". Liz erfährt nachdem Prozess von einer Aufseherin ("Genossin Komissar"), das Leamas und "der Jude - Fiedler" erschossen werden sollen.
Mundt befreit Liz und Leamas. Auf der Fahrt im Auto nach Berlin, wo sie über die Mauer flüchten sollen, erklärt Leamas Liz, dass Mundt wohl tatsächlich ein englischer Spion ist und durch die ganze Aktion rahabilitiert werden sollte. Auf der Flucht wird Liz an der Berliner Mauer erschossen. Auf der anderen Seite ruft Smiley, der das ganze geplant hat, Leamas. Statt in den Westen zu springen klättert dieser wieder von der Mauer zurück zur toten Liz, woraufhin auch er erschossen wird.
Interpretation
John le Carré wurde unter anderem bekannt, weil er 1963 einen Kriminalroman über Spionage zu Zeiten des Kalten Kriegs schrieb, ohne alles Schwarz-Weiß zu betrachten. Es gibt nicht die Guten, die gegen die Bösen kämpfen. Leamas wird von seinem Chef geopfert, Mundt wird als schrecklicher Mensch dargestellt und Fiedler sympatisch geschildert. Leamas versucht Liz zu erklären, warum Mundt weiterleben kann, während Fiedler sterben muss: für die Geheimdienste zählt nur das Ergebnis. Auch Fiedler kommt zu dem Schluss, dass die Unterschiede zwischen beiden Regimen nicht sehr groß seien, was die Arbeit und Motivation der Geheimdienste angeht. John le Carré zeichnet ein dunkles, grausames Bild von Geheimdiensten, die vor keinem Mittel zurück zu schrecken scheinen um Ihr Ziel zu erreichen.