Aribert Heim

österreichischer Mediziner, Arzt im Konzentrationslager Mauthausen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. November 2007 um 18:22 Uhr durch Polarlys (Diskussion | Beiträge) (Blödsinn). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Aribert Heim (* 28. Juni 1914 in Bad Radkersburg, Österreich) ist ein österreichischer Mediziner. Ihm wird angelastet, als Lagerarzt im KZ Mauthausen zahlreiche Häftlinge durch Herzinjektion ermordet zu haben. Heim ist seit 1962 flüchtig und wird per internationalem Haftbefehl gesucht. Es ist nicht bekannt, ob er noch lebt bzw. wo er sich aufhält.

Leben

Heim wurde als Sohn eines Polizeibeamten und einer Hausfrau geboren. Er studierte in Graz Medizin, promovierte in Wien zum Doktor der Medizin, seine ärztliche Bestallung erfolgte im Januar 1940. Bereits 1935 war Heim in die zu dieser Zeit in Österreich illegale NSDAP und die SA eingetreten. Nach dem so genannten „Anschluss“ Österreichs wurde Heim am 1. Oktober 1938 Mitglied der SS, in der er 1944 den Rang eines SS-Hauptsturmführers erreichte.

Im April 1940 meldete sich Heim freiwillig zur Waffen-SS. 1940 war er Lagerarzt im KZ Sachsenhausen, dann im Juni und Juli 1941 im KZ Buchenwald. Seit April 1941 wurde Heim beim Inspekteur der Konzentrationslager (IKL) geführt. Ab 1. Oktober 1941 war er Lagerarzt im KZ Mauthausen. Eigenhändige Einträge im Mauthausener Operationsbuch dokumentieren seine Tätigkeit im Oktober und November 1941. Nach Zeugenaussagen eines Revierschreibers und eines Operationsgehilfens soll Heim hundertfach Juden durch intrakardiale Giftinjektionen (etwa mit Phenol) ermordet haben. Zudem soll Heim zu Übungszwecken, aus Langeweile oder Sadismus Häftlingen bei Operationen Organe entnommen haben. Nach einigen Wochen wurde Heim in ein SS-Lazarett in Wien versetzt.

Am 15. März 1945 wurde Heim von US-amerikanischen Militärs festgenommen und im Kriegsgefangenenlager Ludwigsburg interniert. 1947 arbeitete er im Bürgerhospital im hessischen Friedberg, gleichzeitig spielte er in der Saison 1947/48 Eishockey für den VfL Bad Nauheim. Schon 1938 und auch während seiner Tätigkeit im KZ Mauthausen hatte Heim für Wiener Clubs Eishockey gespielt.

Heim heiratete und ließ sich 1949 als Arzt in Mannheim nieder. Ab 1954 praktizierte er als Frauenarzt in Baden-Baden. Kurz vor der Vollstreckung eines 1961 in Wien ausgestellten Haftbefehls[1] tauchte Heim 1962 unter.

1979 wurde Heim von der Spruchkammer in Berlin zu einer Geldstrafe von 510.000 DM verurteilt, da er durch die Morde im KZ Mauthausen die Herrschaft des Nationalsozialismus in besonderer Weise gefördert habe. Die Verurteilung erfolgte nach dem nur in Berlin gültigen Zweiten Gesetz zum Abschluss der Entnazifizierung. Zur Begleichung der Geldstrafe wurde ein Wohnhaus im Berliner Stadtteil Moabit zwangsversteigert, das sich seit 1958 im Besitz Heims befand und dessen Mieteinnahmen bislang dem Flüchtigen zugeflossen waren.

Im Rahmen der Operation Letzte Chance, bei der die letzten noch lebenden deutschen Kriegsverbrecher aus der Zeit des Nationalsozialismus gefasst werden sollen, sucht das Simon Wiesenthal Center nach ihm. Im Oktober 2005 verdichteten sich Hinweise, dass er an der spanischen Mittelmeerküste nahe Dénia lebe. Über einen Freund der Familie (vermutlich Fritz Steinacker, Rechtsanwalt aus Frankfurt am Main, ehemaliger Verteidiger bei den Nürnberger Prozessen und im Frankfurter Auschwitz-Prozess, jeweils zusammen mit Laternser) flossen wiederholt größere Beträge in diese Region sowie auch nach Dänemark, angeblich zu Investitionszwecken. Es gibt Hinweise, dass Heim Ende Oktober 2005 nach Bekanntwerden genannter Vermutungen über Madrid nach Südamerika geflüchtet ist. Seit Anfang 2006 wird er in Chile vermutet, wo seine Tochter Waltraud seit Beginn der 1970er Jahre lebt.

Ergreifungsprämien

Aribert Heim wird aufgrund eines Haftbefehl des Landgerichtes Baden-Baden international gesucht. Für seine Ergreifung hat der deutsche Generalbundesanwalt 1995 eine Belohnung von 130.000 Euro ausgesetzt[1], ein amerikanischer Geschäftsmann zusätzliche 130.000 Euro[2], weitere 10.000 Euro das „Simon Wiesenthal Center“. Laut BKA gehört Heim zu den meistgesuchten Personen in Deutschland. 2007 hat auch das österreichische Justizministerium erstmals 50.000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ausforschung, Ergreifung und Verurteilung Heims führen.[3]

Gerüchte um eine Hinrichtung

In seinem Buch Ni oubli, ni pardon. Au coeur de la traque du dernier nazi („Weder Vergessen noch Verzeihen. Im Zentrum der Treibjagd nach dem letzten Nazi“), behauptet der israelische Oberst Danny Baz, dass Heim 1982 getötet wurde. Die geheime amerikanische Organisation „Schleiereule“, der Baz in den 1980er Jahren angehört haben will, soll Heim in Kanada gefasst haben. Aribert Heim soll danach zum Tode verurteilt und auf der kalifornischen Insel Santa Catalina hingerichtet worden sein. [4][5]

Literatur

Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Auflage. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1997. ISBN 3-10-039306-6

Einzelnachweise

  1. a b Gerhard Freihofner: Kopf(los)geld nach 62 Jahren, Wiener Zeitung, 20. Juli 2007
  2. Fahndung nach KZ-Arzt in Der Spiegel 31/2007, 30. Juli 2007, S. 17
  3. Auslobung, Bundesministerium für Justiz, Wien, Juli 2007 (Seite abgerufen am 20. August 2007)
  4. Onlinebericht zur Buchveröffentlichung, DerStandard.at, Wien, 13. Oktober 2007 (Seite abgerufen am 13. Oktober 2007)
  5. [1]Orf.at,Wien (Seite abgerufen am 13.Oktober 2007)