Radom

Stadt in Polen (Masowien)
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Radom /ˈradɔm/ ist eine kreisfreie Großstadt der Woiwodschaft Masowien im zentralen, leicht südöstlichen Teil Polens – rund 100 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Warschau zwischen der Weichsel und dem Fuß des Heiligkreuzgebirges. Radom hat sieben Hochschulen und ist bedeutender Verkehrsknotenpunkt der Linien WarschauKrakau sowie ŁódźLublin.

Radom
Wappen von Radom Koordinaten fehlen
Koordinaten fehlen
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Masowien
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 111,7 km²
Geographische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Einwohner:
Postleitzahl: 26-600 bis 26-618
Telefonvorwahl: (+48) 48
Verwaltung (Stand: 2007)
Stadtpräsident: Andrzej Kosztowniak
Adresse: ul. Kilińskiego 30
26-600 Radom
Webpräsenz: www.radom.pl

Wirtschaft

Die metallverarbeitende Industrie, die bis 1989 das wirtschaftliche Bild Radoms bestimmte, existiert in dieser Form nicht mehr, so dass Radom als Industriestadt von relativ hoher Arbeitslosigkeit betroffen ist.

Geschichte

Radom wurde 1155 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Blütezeit der Stadt lag am Ende des 15. Jahrhunderts, als der polnische König Kasimir IV. die Stadt zu seiner Residenz machte. Mit der Dritten Teilung Polens 1795 wurde Radom Österreich zugeschlagen. 1809 bis 1815 gehörte es zum Herzogtum Warschau und danach zum Königreich Polen, das unter russischer Herrschaft stand.

Im September 1939 fand im Raum Radom eine Kesselschlacht statt, in der technisch unterlegene polnische Truppen von deutschen Panzerverbänden aufgerieben wurden. Während der deutschen Besatzung betrieben die Deutschen hier ein Außenlager des KZ Majdanek, das KZ Skolna sowie ein Sammellager, das Ghetto Radom mit 30.000 Bewohnern. Zu den verantwortlichen Offizieren gehörten unter anderem Karl Oberg, Erich Kapke, Fritz Katzmann, Wilhelm Blum, Hermann Weinrich und Herbert Bötscher, die später als Kriegsverbrecher verurteilt wurden.

1939–1945 war Radom Sitz des Distrikts Radom im Generalgouvernement. Ende 1943 übernahm die DAW Deutsche Ausrüstungswerke polnische Häftlinge im Generalgouvernement sowie die Industriebetriebe in Radom.

Am 16. Januar 1945 wurde Radom von der Roten Armee eingenommen. Die an ihrem Wohnort gebliebenen Deutschen wurden teilweise vertrieben oder ermordet. Die Arbeitsfähigen mussten in den Industriewerken in Radom oder auch in der Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten. Im Frühjahr 1945 wurden die arbeitsfähigen deutschen Männer zu Trupps zusammengestellt und zu Aufbauarbeiten in die Sowjetunion verbracht.

1976 kam es in Radom zu Arbeiterunruhen, die von Sicherheitskräften niedergeschlagen wurden.

Evangelisch-Augsburgische Gemeinde Radom

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten sich in und um Radom evangelische Deutsche an. So gründeten sie um 1815 die pommerschen Dörfer Pelagiów und Soltyków. Später folgten noch nachstehende Kolonien: Blonie und Zabierzów 1838, Małe Studnie und Bobrowniki 1839, Józefów bei Radom und Bartodzieje 1842, Polesie, Pająków und Leokadiów nach 1870. Bis zum Jahr 1826 hatten die Evangelischen in und um Radom weder Kirche, Pfarrhaus noch einen eigenen Pastor. Zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse suchten sie entweder die lutherische Kirche in Wengrow auf oder die dortigen Pastoren Goburek bzw. Haupt kamen nach Radom zu Hauptgottesdiensten oder zur Verrichtung von Amtshandlungen. Aber infolge der weiten Entfernung und schlechten Wege war dieser Zustand auf die Dauer untragbar. Und so wünschten hier die Evangelischen die Bildung eines neuen Kirchspiels. Evangelisch-Augsburgische Gemeinde entstand am 30. September 1826. 1827 kaufte die Gemeinde eine ehemalige Benediktinerkirche, die zur Zeit ein Theater war. Die Gebäude wurde zum evangelischen Kirche ausgebaut. Am 15. August 1828 wurde die Kirche eingeweiht.

 
Evangelisch-Augsburgische Kirche in Radom

1827 wohnten in der Stadt 1442 Lutheranern und 21 Reformierte. Pastor Julius Krauze eröffnete in Radom eine evangelische Schule die am 8. Januar 1843 in eine Elementarschule umgewandelt wurde. 1834 wurde der evangelische Friedhof gegründet. 1887 schenkte Frau Pastor Wüstehube der Gemeinde eine Orgel. In der Zeit 1893-1895 wurde der Um- und Ausbau der Kirche durchgeführt. Die Ausgaben sind größtenteils durch freiwillige Gaben bestritten worden. Leokadiów, das größte Kantorat der Gemeinde, besaß einen geräumigen Betsaal mit einem Glockenturm. 1938 wurde der Betsaal niedergebrannt.

Im Ersten Weltkrieg wurden die Eingepfarrten fast alle nach Russland verschleppt. 1918-1920 kehrten die meisten von ihnen wieder zurück. Im Zweiten Weltkrieg (1944) wurde die Kreishauptmannschaft, im ganzen mehr aIs 4000 evangelische Deutsche, unter Leitung des Kreishauptmanns Dr. Rubehn nach Deutschland evakuiert.

Trotz des Zweiten Weltkrieges und seiner Folgen besteht die Gemeinde bis heute. Am 23. September 2001 konnte das 175-jährige Jubiläum der Gemeindegründung gefeiert werden.

Sehenswürdigkeiten

 
Radom Altes Rathaus

Sehenswert sind aus der älteren Zeit das Kloster mit Kirche des Bernhardiner-Ordens, gestiftet vom polnischen König Kasimir Jagiellonczyk im 15. Jahrhundert, die spätmittelalterliche Johannes-Pfarrkirche mit Kapelle der Familie Kochanowski sowie die barocke Dreifaltigkeitskirche. Sehr wichtig für die polnische Baukunst des 19. Jahrhunderts sind das Gebäude der Woiwodschaftsverwaltung nach Plänen von Antonio Corazzi, Prachtwerk des Spätklassizismus, und das Rathaus im Stil der italienischen Neu-Renaissance, erbaut nach Plänen von Marconi. Jeden September findet in Radom eine internationale Flugschau statt, Air-Show genannt.

Bedeutende Einrichtungen

Sendeanlage für Langwellenfunkdienste ( nicht Rundfunk) im Westen der Stadt

Bekannte Persönlichkeiten

Literatur

  • Kłaczkow J.: Historia Parafii Ewangelicko-Augsburskiej w Radomiu (Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde in Radom). Thorn 2005.
  • Kneifel E.: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939. München 1971
  • Jacek Andrzej Mlynarczyk: Judenmord in Zentralpolen. Der Distrikt Radom im Generalgouvernement 1939 - 1945 Hg. im Auftrag des Deutschen Historischen Instituts Warschau und der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart. WBG, Darmstadt 2007 (Reihe: Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Bd. 9) Teilweise zugl.: Stuttgart, Univ., Diss., 2004 ISBN 353420266X