Ijen

Vulkankomplex auf Insel Java
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Ijen (frühere Schreibweise „Idjen“) ist der Name eines Vulkankomplexes in Besuki, dem östlichsten Bezirk der indonesischen Insel Java.

Ijen
Kratersee des Ijen
Kratersee des Ijen
Höhe 2386 m
Lage Insel Java, Indonesien
Koordinaten Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Typ Schichtvulkan
Letzte Eruption 1999

Von einem ursprünglichen im Jungpleistozän entstandenen riesigen Vulkan blieb nach dessen Einsturz eine Caldera übrig, die mit einem Durchmesser von 16 Kilometern eine der grössten Calderen der Erde ist. Etwa 80 Kubikkilometer Asche und Gestein wurden bei diesem Einsturz ausgeworfen; sie bilden eine 100 bis 150 m dicke Schicht, die sich überwiegend auf den nördlichen Außenhängen der Caldera abgelagert hat.

Spätere vulkanische Aktivitäten haben dazu geführt, daß diese Caldera nur noch zum Teil vorhanden ist. Hierzu gehört der nördliche halbkreisförmige Calderarand, das bis zu 1.717 m hohe Kendeng-Gebirge, durch dessen Mitte sich der Banyuputih-Fluss eine 500 m tiefe Schlucht nach Norden eingegraben hat, sowie die nördliche Hälfte des Calderabodens, der von etwa 1.500 m bis 900 m nach Norden abfällt. Die tiefste Stelle dieses Hochlandes liegt in der Nähe der Ortschaft Blawan in 850 m Meereshöhe, oberhalb des im Calderarand in 700 m Höhe beginnenden Banyuputih-Durchbruchs.

Der gegenwärtige Anstieg des Calderabodens nach Süden ist von zahlreichen kleineren Vulkanschloten aufgeschüttet worden, dessen Ringwälle und Kegel das Landschaftsbild des südlichen Ijen-Hochlands prägen.

Die südliche Hälfte der beim Einsturz des Ijen-Vulkans entstandenen Caldera wurde unter mehreren jüngeren Vulkanen begraben, die auf einer ost-westlich verlaufenden Bruchlinie entstanden sind. Der bedeutendste unter ihnen ist der Ijen-Merapi, ein Zwillingsvulkan nahe dem Ostrand des Calderarandes. Der ältere 2.800 m hohe Stratovulkan Gunung Merapi (nicht zu verwechseln mit dem hochaktiven Merapi in Mitteljava) ist erloschen. Auf seiner Westflanke sitzt der noch tätige Gunung Ijen mit dem Kratersee Kawah Ijen.

Datei:Ijen-java-.JPG
Lage des Ijen in Ostjava
Ijen und Umgebung
Ijen-Gebirge
Zwillingsvulkan Ijen-Merapi

Der Krater des Ijen weist große morphologische Unterschiede zwischen dem westlichen und östlichen Teil auf. Im Westen reichen die Rippen auf den äußeren Hängen des Vulkans bis zum Rand des Kraters empor, was die Erosion des westlichen Randes erheblich beschleunigt hat. Im Norden, Osten und Süden des Vulkans enden die Rippen weit unterhalb des Kraterrandes, der hierdurch eine wesentlich höhere Stabilität besitzt und einen gut erhaltenen, ringsum annähernd gleich hohen Ringwall darstellt. Darüber hinaus bestand der westliche Teil aus Produkten, die den erodierenden Kräften wenig Widerstand leisten konnten. Der aus festerem Material bestehende östliche Teil wird dagegen zusätzlich von den Resten eines älteren Kraters und vom benachbarten höheren Merapi unterstützt.

Der Überlauf des Kratersees befindet sich im westlichen Kraterrand. Die Zerstörung dieses Randes wurde nicht nur durch Erosion, sondern auch vom Durchbruch eines Lavastromes verursacht, der an vielen Stellen weiter abwärts noch erhalten geblieben ist. Danach fanden heftige phreatische Eruptionen statt, die den Kratersee ausgeworfen haben. Die dabei entstandenen Schlammströme haben die Bresche im westlichen Rand erweitert und vertieft. Das Niveau der Oberfläche des neu entstandenen Sees wurde hierdurch auf die gegenwärtige Höhe von 2.148 m über dem Meeresspiegel reduziert. Deutlich sind noch die Spuren des riesigen Schlammstroms von 1817 zu erkennen, der längs des Banyupahit, dem Oberlauf des Banyuputih, das Ijen-Plateau überflutete, durch die Schlucht des Banyuputih im Nordrand der Caldera in die Küstenebene strömte und östlich der Stadt Asembagus fächerartig wie ein Delta in das Meer geflossen ist.

Der im Ijen-Krater eingebettete See Kawah Ijen ist 960 m lang, 600 m breit und bis zu 200 m tief, sein Inhalt beträgt etwa 36 Millionen Kubikmeter. Der ph-Wert des extrem sauren Wassers liegt unter 0,5. Am Südufer des Sees befindet sich eine heftig dampfende Solfatare, die mit großer Aktivität die bedeutendste Schwefelansammlung Indonesiens abgelagert hat. Arbeiter brechen den Schwefel ab. Die intensive blau-grüne Farbe des Sees wird hervorgerufen durch seinen hohen Gehalt an Schwefel, Alaun und Gips.

Früher strömte nach heftigen Regenfällen das stark säurehaltige Wasser des Sees über die Bresche im westlichen Kraterrand, vereinigte sich auf dem Ijen-Plateau mit dem Wasser des Banyuputih-Flusses und richtete große Schäden in der von Reisfeldern und Zuckerplantagen eingenommenen nördlichen Küstenebene an. 1921 hat man in diesen Überlauf eine Schleuse gebaut, die das eigenmächtige Abströmen des sauren Wassers verhindert. Die Mauern dieser Schleuse sind aus Schwefelblöcken errichtet worden, da andere Baumaterialien dem sauren Wasser nicht standhalten würden. Desweiteren wurden alle Bewässerungsableitungen des Banyuputih mit Schleusen versehen. Übersteigt der Seespiegel ein kritisches Niveau, werden die Schleusen am Banyuputih geschlossen. Erst dann kann das saure Wasser des Kawah Ijen gefahrlos abgelassen werden.

Die verheerenden im November 1936 herabgeflossenen Schlammströme konnte die Schleuse am Kawah Ijen nicht verhindern. Auf dem Südhang des Merapi, in der Nähe des Dorfes Jambu, wurde ein Observatorium errichtet, das seit 1991 eine zunehmende Aktivität des Vulkans mit Erderschütterungen und Gasausbrüchen registriert.

Im Südwesten der Ijen-Caldera, ausserhalb des Calderarandes, mit diesem aber verbunden durch den 2.950 m hohen Gunung Suket, erhebt sich der höchste Berg des Ijen-Komplexes, der 3.332 m hohe Gunung Raung. Dieser riesige aktive Stratovulkan besitzt einen sehr weiten Krater mit fast senkrecht abstürzenden Innenwänden. Am oberen Rand misst dieser Krater 2.280 m × 1.760 m, im etwa 600 Meter tiefer liegenden Grund immer noch 2.170 × 1.700 m. 1902 hat sich auf dem Boden des Kraters ein neuer, etwa 90 Meter hoher Kegel entwickelt. Die Eruptionen des Raung lieferten basaltische und andesitische Laven. Ein Teil des westlichen Vulkanmantels hat sich in prähistorischer Zeit auf einer Länge von 60 Kilometer hinabgeschoben, wodurch am Fuß dieses Berges bis weit in das Vorland hinein zahlreiche kleine Hügel entstanden sind.

Die Karten sind in der Kolonialzeit entstanden. Das niederländische "oe" entspricht dem heutigen "u" (Koekoesan = Kukusan, Goenoeng = Gunung), "dj" dem heutigen "j". Das Dorf Jambu mit dem Observatorium am Südhang des Merapi ist auf der Karte des Ijen-Gebirges mit dem Namen "Djamboe" eingezeichnet.


Blick aus Südosten von Banjuwangi auf das Ijen-Gebirge, gezeichnet von Emil Stöhr im Oktober 1858. Links in großer Entfernung der breite Gipfel des 3.332 m hohen Gunung Raung mit seinem riesigen Krater, hinter dem im Nordosten die Spitze des 2.950 m hohen Gunung Suket zu sehen ist. Es folgen nach Osten der Gunung Pendil (2.200 m), der Gunung Rante (2.644 m), der rauchende Gunung Ijen (2.386 m) und, als östlicher Eckpfeiler, der 2.800 m hohe Gunung Merapi. – Veröffentlicht in: Die Provinz Banjuwangi in Ost-Java mit der Vulkangruppe Idjen-Raun. Reiseskizzen von Emil Stöhr. Frankfurt a.M., Christian Winter, 1874.

Quellen

  • N. J. M. Taverne: Vulkaanstudiёn op Java. Algem. Landsdrukkerij, ´S-Gravenhage 1926. In: Dienst van den Mijnbouw in Nederlandsch-Indiё, Vulkanologische Mededeelingen, No. 7. S. 99-102.
  • M. Neumann van Padang: ''Catalogue of the active volcanoes of Indonesia (Catalogue of the active volcanoes of the World including solfatara fields. Part I). International Volcanical Association, Napoli 1951. S. 156-159.
  • Westermanns Lexikon der Geographie. Band II. Braunschweig 1969. S. 486.
  • Crater lakes of Java: Dieng, Kelud and Ijen. Excursion guide book. IAVCEI General Assembly, Bali 2000. S. 25-43