Schäl Sick
Schäl Sick (rehinisch für: komische, linke, falsche Seite) ist ein im Rheinland heute noch oft benutzter Ausdruck für die aus Sicht des Betrachters jeweils "schlechte-" oder auch "falsche Seite" des Rheins.
So liegen für die Kölner z.B. die rechtsrheinischen Stadtteile (also z.B. Köln-Kalk, Köln-Deutz) auf der schäl Sick, während für die Düsseldorfer die linksrheinischen Stadtteile (also z.B. Düsseldorf-Niederkassel, Düsseldorf-Oberkassel) auf der schäl Sick liegen. In Bonn wiederum ist der Rechtsrheinische Stadtteil Beuel mit dem "Makel" behaftet die schäl Sick zu sein.
In der heutigen Zeit hat der Ausdruck bedingt durch die Vielzahl der Rheinbrücken nur noch selten die alte abwertende Bedeutung. Er wirkt dafür aber oft noch Identitässtiftend. So gibt es z.B. in Düsseldorf-Oberkassel eine Karnevalsvereinigung die sich "Fründe vun dr Schäl Sick" (Freunde von der schäl Sick) nennt. Über Köln-Deutz gibt es eine Website mit dem Namen schael-sick-online. Nicht zu vergessen auch die "allerorten bekannte" Schäl-Sick-Brass-Band.
Über die Herkunft des Ausdrucks muss hier mangels exakter Quellen spekuliert werden. Die befragten "Altvorderen" ergehen sich in Spekulationen, die zusammengefasst etwa folgendes Bild ergeben.
Gemeinsam ist allen Ortsteilen, die in der jeweiligen Stadt (s.o.) als "schäl Sick" bezeichnet werden, dass sie heute noch "Vororte" der jeweiligen Städte sind.
All diese Gebiete waren bis zum massiv einsetzenden Brückenbau über den Rhein im 20. Jahrhundert vom regen städtischen Leben der benachbarten großen Städte in gewisser Weise abgeschnitten. Immerhin war eine Rheinquerung mit Schalden und Gierponten zu allen Zeiten mit einem gewissen Risiko behaftet.
Da all diese Gebiete häufiger zumindest aber heftiger von Rheinhochwassern "heimgesucht" wurden ergeben sich weitere Gemeinsamkeiten: - dünne Besiedelung (maximal kleine Städte: Deutz, Beuel),
- fruchtbarer Boden,
- landwirtschaftliche Nutzung.
Aus Sicht der frühen Stadtbewohner ergab sich natürlich ein soziales Gefälle von Stadt (gut) zu Land (schlecht)- siehe "freie Bürger", "Leibeigentum" etc.
Die früheren Sicherheitsprobleme bedingt durch dünne eher ländliche Besiedlung und meist fehlende Stadtmauern bestärkten offenbar die Großstädter in dem Glauben auf der "guten" und "richtigen Seite" zu leben.
Dass in den tiefreligösen Gesellschaften darüber hinaus die stärkere Betroffenheit der "schäl Sick" durch Hochwasser quasi ein Gottesurteil über diese Rheinseite, war darf mit Recht angenommen werden.
Nicht zuletzt darf aber auch angenommen werden, dass so wie die Sachsen verbreitet keine Polen, die Rheinländer verbreiitet keine Holländer bzw. Franzosen und die Bodenssebewohner verbeitet keine Österreicher und Schweizer "mögen" hier einfach der nächste Nachbar (mit der ehemals natürlichen Grenze, dem Rhein), also die andere Rheinseite zum "Feindbild" stilisiert und mit einem abwertenden Ausdruck belegt wurde.