Hanfried Lenz

deutscher Mathematiker
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. November 2007 um 22:29 Uhr durch 08-15 (Diskussion | Beiträge) (kat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Hanfried Lenz (* 22. April 1916 in München) ist ein deutscher Mathematiker.

Studium und Kriegsdienst

Hanfried Lenz wurde als Sohn des Anthropologen und Rassehygienikers Fritz Lenz geboren. Nach dem Abitur und der Teilnahme am Reichsarbeitsdienst begann er das Studium der Mathematik und Physik an der Universität Tübingen. Er wurde hier Mitglied im Verein Deutscher Studenten und unterbrach das Studium in den Jahren 1935-1937 zur Ableistung des Wehrdienstes in der Deutschen Wehrmacht. Danach führte er sein Studium zunächst in München und dann in Leipzig fort. Im Sommer 1939 wurde er als Soldat eingezogen und diente nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an der Westfront. 1941 absolvierte er während eines Heimaturlaubes das Staatsexamen für das höhere Lehramt. In der Folge nahm Lenz am Russlandfeldzug teil. Nachdem er sich bereits in der Schulzeit von der nationalen Euphorie anstecken ließ, wurde er durch die von Deutschen in Osteuropa verübten Gräuel ernüchtert. Dazu trugen auch die Details zur Deportation der Juden bei, die er durch seinen Vater erfuhr. Eine Gelbsuchterkrankung führte dazu, dass Lenz in die Heimat zurückkehrte. Dort heiratete er 1943 Helene Ranke, die der bekennenden Kirche nahestand. 1943-1945 arbeitete er im Hochfrequenzlabor der Physikalisch-technischen Reichsanstalt in Berlin und dann in Zeulenroda. Hier widmete er sich der Entwicklung der kriegswichtigen Radar-Technologie.

Politisches Engagement und Professur

Bei Kriegsende führte ihn sein Weg über Heidelberg zunächst nach Hannover und dann nach München. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er als „Mitläufer“ eingestuft. In München arbeitete er zunächst als Mathematik- und Physiklehrer. 1949 wurde er wissenschaftlicher Assistent an der TH München. 1951 folgte die Promotion und 1953 die Habilitation. Lenz begann auch politisch aktiv zu werden und trat 1953 in die gesamtdeutsche Volkspartei ein, lehnte aber eine Kandidatur für den Bundestag ab. 1954 wechselte er aus Protest gegen die Wiederbewaffnungspläne zur SPD. Unterdessen war er weiter als Privatdozent tätig und wurde 1959 außerplanmäßiger Professor an der TH München. In der Folge ging Lenz nach West-Berlin, wo er 1969 ordentlicher Professor an der Freien Universität wurde. Er erlebte dort die zum Teil radikalen Forderungen der 68er-Studenten und übernahm als Reaktion zunehmend konservative Ansichten. 1972 wechselte er von der SPD zur CDU. Die Emeritierung erfolgte 1985. Zu seinem 90. Geburtstag veranstaltete die FU 2006 ein Festkolloquium.

Leistungen als Mathematiker

Lenz ist vor allem bekannt durch seine Klassifikation projektiver Ebenen. In den späteren Jahren widmete er sich vor allem der Kombinatorik. Hier war er neben Dieter Jungnickel und Thomas Beth Koautor des als Standardwerk geltenden Buches „Design Theory“, das 1987 erschien. Daneben schrieb er eine Reihe weiterer mathematischer Werke: 1954 verfasste er „Zur Begründung der analytischen Geometrie“; es folgten 1955 „Über die Konstruierbarkeit der Schnittpunkte dreier Flächen zweiter Ordnung“, 1961 „Grundlagen der Elementarmathematik“, 1965 „Vorlesungen über projektive Geometrie“ und 1967 „Nichteuklidische Geometrie“.

Literatur

  • Walter Benz: Zum mathematischen Werk von Hanfried Lenz, Journal of Geometry 43, 1992
  • Hanfried Lenz: Mehr Glück als Verstand, BoD 2002, Autobiographie