Tagesbruch

Bergschaden an der Erdoberfläche durch Einsturz von Stollen oder Schächten
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Als Tagesbruch bezeichnet man einen Bergschaden, der durch Risse und Einsturztrichter, auch Pingen genannt, an der Erdoberfläche sichtbar wird (Einordnung siehe Verbruch).

Wenn in einem alten Grubenbereich ein Hohlraum einbricht, setzt sich dieser Bruchbereich evenutell im Laufe der Zeit bis zur Erdoberfläche durch und führt zu Bergsenkungen. Diese Senkungen betragen im Ruhrgebiet bis zu 15 m und können zu einer Versumpfung der Landschaft führen, da Oberflächenwasser nicht mehr über den natürlichen Weg abgeleitet werden kann. Erhebliche Bergschäden gibt es an den Randzonen von Kohlenabbaugebieten. Aufgrund geologischer Störungen gibt es sogenannten Sprünge, in der Höhenlage der Sedimentschichten. An diesen Sprüngen sind auch die Flöze versetzt und bilden dann die Grenze des durchgängigen Abbaus eines Flözes. Daher treten besonders an diesen Stellen Schiefstellungen der Erdoberfläche auf und führen zu den markanten Bergschäden: Schiefstellung von Gebäuden, Rissbildung im Mauerwerk durch die Biegebeanspruchungen. In einigen Kohlenabbaugebieten wurde früher Blasversatz angewendet. Von der Erdoberfläche werden über Rohrleitungen Materialien (z. B. Berge aus der Kohlenwäsche, Filterasche) pneumatisch zu dem Abbaubetrieb gefördert und in den Alten Mann (Bruchbereich hinter dem abgebauten Flöz) geblasen. Dieses Verfüllen wird als Blasversatz bezeichnet. Da dieses Material nicht verdichtet werden kann und auch nicht alle Hohlräume erreicht werden können, wird etwa die Hälfte der potentiellen Bergsenkung kompensiert. Dieses Verfahren findet aber heute im Steinkohlenbergbau weltweit keine Anwendung mehr.

Diese spektakuläre Form kommt vor allem im südlichen Teil des Ruhrgebietes vor, wo der Bergbau auf Steinkohlen in der Nähe der Erdoberfläche stattfand und ein massives Deckgebirge über den Flözen fehlte. Eine weitere und sehr gefährliche Art des Tagesbruches ist der Einsturz eines ehemaligen Schachtes, der nach der Beendigung des Abbaues unzureichend verfüllt wurde.

Ein derartiges Ereignis fand am 2. Januar 2000 in Bochum-Wattenscheid statt, als sich mitten in einem Wohngebiet ein Krater mit bislang unbekannten Ausmaßen öffnete und die ganze Wohnsiedlung bedrohte. Obwohl die Sicherungsmaßnahmen sofort begannen und hunderte Kubikmeter Beton in das Loch gepumpt wurden, mussten einige Häuser aufgegeben werden. Die Sicherungsarbeiten dauern zur Zeit noch an, der Tagesbruch erhielt in der Presse den Namen „Höntroper Loch“. Die Ursache für den Tagesbruch war ein Unfall bei den Verfüllarbeiten an einem ehemaligen Schacht der Kohlenzeche Maria-Anna um 1900, wobei das Schachtgerüst bei diesen Arbeiten einstürzte und sich in etwa 40 m Tiefe verklemmte. Der Schacht konnte daraufhin nicht ordnungsgemäß zugeschüttet werden; das Ereignis geriet in Vergessenheit und wurde beim Bau der Wohnsiedlung nicht weiter beachtet.