Vorlage:Infobox Flugzeugabsturz
Korean Airlines Flight 007 (kurz KAL 007) war die Flugnummer einer zivilen Boeing 747 der Korean Air Lines, die durch einen sowjetischen Abfangjäger wegen Verletzung des Luftraumes am 1. September 1983 über internationalem Gewässer westlich der Insel Sachalin abgeschossen wurde. Laut russischen Medien kamen alle 240 Passagiere und die 29-köpfige Besatzung zu Tode.
Chronologie
Für den Flug KAL 007 vom New Yorker Flughafen John F. Kennedy International Airport nach Seoul wurde am 31. August eine Boeing 747-200 mit der Registrierung HL7442 eingesetzt (ein ehemaliges Flugzeug des Condor Flugdienst, D-ABYH). Nach dem Tankstopp auf dem Flughafen Anchorage steuerte der Pilot Chun Byung-in die Maschine um 13:00 Uhr GMT (5:00 Uhr Ortszeit) auf einen abweichenden Kurs, der nordwestlich von der vorgesehenen Route lag, und die Boeing über die sowjetische, militärisch genutzte Halbinsel Kamtschatka, über das Ochotskische Meer und schließlich nach Sachalin führte.
Es wird angenommen, dass sowjetische Militärs die KAL 007 für eine RC-135 der US-Luftwaffe hielten, die zur gleichen Zeit eine ELINT-Mission über den hochsensiblen Militärzonen flog.
Eine der zwei Suchoi Su-15, die vom Flughafen Dolinsk-Sokol gestartet waren, der Pilot war Major Gennadi Nikolajewitsch Osipowitsch, schoss die KAL 007 um 18:26 Uhr GMT (5:26 Uhr Ortszeit) mit zwei Luft-Luft-Raketen vom Typ Kaliningrad K-8 (NATO-Codename AA-3 Anab) ab. Die Maschine stürzte ungefähr 55 km von der Insel Moneron entfernt ins Meer.
Nach Auswertung des Flugschreibers, dessen Aufzeichnungen erst mehrere Jahre nach dem Absturz freigegeben worden waren, bemerkten die Piloten anscheinend nicht, dass sie in sowjetischen Luftraum eingedrungen waren. Während nach 1991 viele sowjetische Unterlagen zugänglich wurden, bleiben die entscheidenden Unterlagen der US-Geheimdienste weiter unter Verschluss. Seit Dezember 2003 verlaufen internationale Flugrouten über Sachalin, ähnlich der des Irrfluges von KAL 007.
Reaktion
Über die Ursachen des Verfliegens der Maschine wurde gerätselt. Um von Anchorage nach Seoul zu fliegen, ohne sowjetisches Territorium zu berühren, war mindestens ein Wendepunkt auf der Flugroute erforderlich. Der lag südöstlich der japanischen Insel Hokkaido. Eine Hypothese ging davon aus, dass dieser Wendepunkt in den Autopiloten falsch (anstelle 41° Nord, 147° Ost irrtümlich 47° Nord, 141° Ost), für den Autopiloten unleserlich oder gar nicht eingegeben wurde. In allen Fällen würde dann die Flugroute über die Insel Sachalin verlaufen. In der Tat gab der automatische Positionsmelder der Maschine als letzte Angabe, die von der zivilen Flugüberwachung registriert wurde, den ersten Punkt an, das Flugzeug selbst wurde jedoch von der japanischen militärischen Luftraumüberwachung an dem zweiten Punkt lokalisiert, wie später bekannt wurde. Es konnte auch angenommen werden, dass die Piloten zu der Zeit schliefen und daher die Warnmanöver der sowjetischen Jäger nicht wahrnahmen.
Die Verwechslung mit der RC-135 ist unwahrscheinlich, da die RC-135 im Aussehen der Boeing 747 nicht ähnelt. Im Spiegel stand damals sinngemäß: Die russischen Piloten flogen vor die Nase, dann wieder ganz nahe parallel des koreanischen Flugzeuges, aber die koreanischen Piloten reagierten nicht, taten, als sähen sie die Russen nicht. Sie waren so nahe parallel geflogen, dass sie die Gesichter der beiden koreanischen Piloten sehen konnten. Die sowjetischen Piloten standen in direktem Funkkontakt mit ihrem Verteidigungsminister – der letztlich den Befehl zum Abschuss gab. Die Koreaner hatten auf keinerlei Zeichen reagiert, ebensowenig auf die internationale Notfrequenz umgeschaltet. Auch dazu gibt es ein Aufforderungszeichen per Flugzeug (z. B. bedeutet Flügelwackeln: „Folgen! Sonst wirst du abgeschossen!“). Eine zivile Tarnung (z. B. falsche Pilotenuniformen) ist bei Spionage (z. B. Elint-Flügen) üblich. Da eine zeitgleich fliegende RC-135 mehrmals die Route von KAL 007 kreuzte, ist sogar ein beabsichtigtes Verfliegen von KAL 007 durch amerikanische Geheimdienste möglich, das zur Tarnung des RC-135-Fluges dienen sollte. Ein unbeabsichtigt derartig weites Verfliegen schließen Luftfahrtexperten bei der Navigationsausrüstung der Boeing 747 nahezu aus. Eine Erklärung für die harte Reaktion des sowjetischen Verteidigungsministers auf die Luftraumverletzung ist die Tatsache, dass der Kalte Krieg seit dem Ende der 1970er Jahre in eine besonders kritische Phase eingetreten war und die USA seit 1981 verstärkt Flugmanöver mit Bombern bis unmittelbar an die Grenze des sowjetischen Luftraums ausführte. Schließlich wurde von sowjetischer Seite auf den Kurilen ein Regiment MiG-23 stationiert und ab Frühjahr 1984 trafen Flugzeuge der JSDF und der US Air Force regelmäßig auf MiG-31.
Der damals amtierende US-amerikanische Präsident Ronald Reagan verurteilte den Abschuss als „barbarische Tat“, „unmenschliche Brutalität“ und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das niemals vergessen werden darf“. In Südkorea demonstrierten zehntausende von Menschen. Moskau verteidigte sich und beschuldigte den unbeleuchteten Luftraumverletzer, dass dieser sich auf einem Spionageflug befunden habe. Der politische Schaden des Abschusses hielt sich trotz der gespannten Weltlage und trotz der hohen Opferzahl in Grenzen, weil die USA wichtige Abkommen mit der Sowjetunion nicht gefährden wollten.
Die Ereignisse wurden verfilmt und dienten jahrelang westlichen Politikern und Medien als Beispiel für die „unmenschliche“ Militärdoktrin der UdSSR. Dies änderte sich schlagartig am 3. Juli 1988: damals schoss die US-Marine versehentlich über dem persischen Golf einen Airbus A300 der Fluggesellschaft „Iran Air“, Iran-Air-Flug 655, ab. Alle 290 Menschen an Bord des Airbus, Pilger nach Mekka, wurden getötet.
Im Jahre 1983 veröffentlichte Gary Moore auf dem Album „Victims of the future“ ein Lied über den Zwischenfall: „Murder in the skies“.
Siehe auch
Weblinks
- http://www.rescue007.org Webseite zur Rettung der Überlebenden des Fluges KAL 007
- http://www.airliners.net/articles/read.main?id=72 Theorie zur geglückten Notlandung der Maschine
- Vorlage:IMDb Titel Link zur Verfilmung des Vorfalls
- http://starling.rinet.ru/music/gary.htm
- http://www.lyricstime.com/gary-moore-murder-in-the-skies-lyrics.html
- http://dip.bundestag.de/btd/13/061/1306193.asc Bundestagsdrucksache
- http://dip.bundestag.de/btd/13/066/1306610.asc Antwort der Regierung
- http://aviation-safety.net/database/record.php?id=19830901-0&lang=en