Der Schmalkaldische Krieg wurde 1546/1547 von Kaiser Karl V. gegen den Schmalkaldischen Bund, ein nach der thüringischen Kleinstadt Schmalkalden benanntes Bündnis protestantischer Landesfürsten, geführt. Dabei versuchte er die reichsrechtliche Anerkennung des Protestantismus zu verhindern und im allgemeinen die Macht der Reichsstände im Heiligen Römischen Reich zu beschneiden.



Vorgeschichte
→ Hauptartikel: Schmalkaldischer Bund
Am 27. Februar 1531 reagierten die protestantischen Reichsstände auf die Ablehnung der Confessio Augustana auf dem Augsburger Reichstag von 1530 und gründeten den Schmalkaldischen Bund. Dieser war vorrangig zur Verteidigung des Protestantismus gegen eine drohende Reichsexekution von seitens des habsburgischen Kaisers angelegt und unterhielt ein eigenes Bundesheer und eine Bundeskasse. Mitglieder waren unter anderen Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen, die Herzöge Philipp von Braunschweig-Grubenhagen und Ernst von Braunschweig-Lüneburg sowie elf Reichsstädte.
Im Laufe der nächsten Jahre schlossen sich immer weitere Fürsten und Städte an, so dass der Schmalkaldische Bund unter der Führung des hessischen Landgrafen Philipp und des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich zunehmend zu einem Machtfaktor aufstieg, der die Autorität des Kaisers gefährdete. Da Kaiser Karl V. aber durch Kriege in Frankreich und gegen die andrängenden Türken gebunden war, konnte der Bund ihn zu Verhandlungen zwingen, die 1532 im Nürnberger Religionsfrieden gipfelten.
Geschwächt wurde das Bündnis allerdings durch Bedenken Luthers gegenüber einem drohenden Religionskrieg und durch die skandalträchtige Doppelehe Philipps von Hessen. Auch stieß der Plan, den Bund, der ursprünglich nur für eine begrenzte Dauer angelegt war, zu einer dauerhaften Institution auszubauen, zunehmend auf Widerstand, denn die kleineren Mitglieder fürchteten, dass dies zu einer Spaltung des Reiches führen könnte.
1541 gelang es Karl mit Philipp von Hessen einen Geheimvertrag abzuschließen.
Der Krieg
Kriegsausbruch
Erst nachdem Karl V. 1544 die Auseinandersetzung mit Frankreich im Frieden von Crépy beenden konnte, hatte er Möglichkeit und Mittel, offen gegen die Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes vorzugehen. Er schloss dazu einen Bündnis mit Papst Paul III. und dem Herzog von Bayern.
Trotz allem Drängens der Kirche, endlich etwas gegen die Ketzer zu unternehmen, wartet der Kaiser auf einen günstigen Augenblick, der ihm erlauben würde, seinen Krieg als eine Strafaktion gegen Rechtsbrecher zu tarnen. Auf diesem Weg hoffte er, einzelne protestantische Fürsten zur Nichteinhaltung ihrer Bündnisverpflichtungen gegenüber dem Schmalkaldischen Bund bewegen zu können.
Dieser Augenblick kam, als der Herzog von Braunschweig Heinrich II., den 1542 protestantische Truppen, als einen der letzten katholischen Fürsten im Norden, aus seinem Land verjagt hatten, versuchte dieses zurückzuerobern. 1545 wurde er von den beiden Bundeshäuptern gefangengenommen und nach Hessen verschleppt. Als der Bund sich 1546 auch noch weigerte, Vertreter zum Konzil von Trient zu entsenden, verhängte der Kaiser die Reichsacht über die beiden maßgebenden protestantischen Fürsten Johann Friedrich I. von Sachsen und Philipp I. von Hessen.
Zuvor war es dem Kaiser gelungen, Herzog Moritz von Sachsen, Oberhaupt der albertinischen Linie der sächsischen Herzöge, auf seine Seite zu ziehen. Dieser lebte in ständiger Feindschaft zu Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, seinem ernestinischen Vetter. Durch dieses Vereinbarung hoffte Moritz, die sächsische Kurwürde zu erlangen und das Territorium seiner Länder beträchtlich erweitern zu können. Auch einige andere norddeutsche Herren konnte Karl V. mit lukrativen Dienstverträgen überzeugen. Damit hatte er einen wichtigen Keil in die Linie der protestantischen Fürsten geschlagen.
Der Donaukrieg
1546 zog Karl V. die päpstlichen Truppen aus Italien und seine Armee aus den Niederlanden kommend in Süddeutschland zusammen. Den Sommer über kam es jedoch nur zu kleineren Gefechten entlang der Donau.
Herzog Moritz von Sachsen hatte sich ursprünglich nur zur Neutralität verpflichtet, doch als die kaiserlichen Truppen sich nach Kursachsen wendeten, fürchtete er um seine Beute und fiel selbst in Sachsen ein. Im November musste deshalb der sächsische Kurfürst zur Verteidigung Kursachsens seine Truppen aus dem südlichen Raum abziehen.
Ohne die sächsischen Unterstützung und weil der Sold für die schmalkaldischen Truppen an der Donau ausblieb, nahm Philipp von Hessen Friedensverhandlungen mit dem Kaiser auf. Als diese ohne Erfolg beendet wurden, zog sich Philipp nach Hessen und aus dem Kampfgeschehen zurück.
Der Kaiser, immer wieder erklärend, er kämpfe nicht wegen der Religion sondern für die Wiederherstellung des Reichsrechts, machte den weitgehend isolierten Reichsstädten (z.B. Ulm, Konstanz und Biberach) und kleineren Fürsten die Kapitulation leicht. Fast kampflos fiel ihm das komplette Süddeutschland zu.
Der Sächsische Krieg
→ Hauptartikel: Schlacht bei Mühlberg
Im Frühjahr 1547 zog Johann Friedrich mit etwa 7.000 Soldaten entlang der Elbe nach Norden auf seine Hauptstadt Wittenberg zu. Die multinationale Streitmacht des Kaisers (ungefähr 27.000 Mann) folge auf dem anderen Ufer.
Am Morgen des 24. Aprils bereiteten sich die sächsischen Truppen gerade auf den Weitermarsch vor, da überquerten Soldaten aus dem Heer Karls V. teils schwimmend, teils an einer Furt den breiten Fluss und es kam zu Gefechten. Die wenigen kursächsischen Wachsoldaten zogen sich kämpfend auf das Feldlager zurück. Kurfürst Johann Friedrich gab den Befehl zum Rückzug, weil sein kleines Heer der katholischen Streitmacht nicht gewachsen war. Aber es gelang nicht mehr, die stark befestigten kursächsischen Städte Torgau oder Wittenberg zu erreichen. Die protestantischen Truppen wurden vernichtend geschlagen.
In einem Wäldchen bei Falkenberg (Elster) umzingelten spanische und ungarische Husaren zusammen mit neapolitanischen schweren Reitern den Kurfürsten. Er wehrte sich, wurde aber gefangen genommen und zunächst vor den Herzog von Alba, schließlich vor den Kaiser selbst geführt.
Weiterer Verlauf
Der Krieg war somit entschieden. Die vergebliche Belagerung Bremens am 23. Mai 1547 (Schlacht bei Drakenburg), bei der den Protestanten ein Sieg über eine kaiserliche Armee gelang und der zum Abzug der Kaiserlichen aus dem Norden Deutschlands führte, änderte daran nichts mehr. Auch Magdeburg leistete noch bis 1551 Widerstand.
Um seine drohenden Hinrichtung abzuwenden und für seine Erben wenigstens einige Gebiete in Thüringen zu retten, unterschrieb Johann Friedrich die Wittenberger Kapitulation. Diese übertrug die sächsische Kurwürde an die albertinische Linie (und somit an Moritz) und reduzierte seine Ländereien in Thüringen. Der Fußfall Landgraf Philipps von Hessen in Halle vollendete den Sieg Karl V. über den Schmalkaldischen Bund. Beide ehemaligen Bundeshäupter wurden auf Jahre in den Niederlanden gefangen gesetzt.
Seinen Triumph auskostend und wohl auch seine eigene Macht überschätzend diktierte Kaiser Karl V. auf dem geharnischten Augsburger Reichstag von 1548 das Augsburger Interim, eine Art kaiserlich Zwischenreligion, mit der aber weder Katholiken noch Protestanten zufrieden waren.
Die Unruhen konnte Karl V. damit aber nicht beenden, und sein Sieg über die Protestanten war nur von kurzer Dauer. 1551 verschwor sich der gestärkte Kurfürst Moritz von Sachsen mit anderen Fürsten gegen die Spanische Sukzession und Pläne Karls Deutschland zu einer Universalmonarchie auszubauen (→Fürstenaufstand). Als 1552 die Verschwörer sich auch noch mit dem französischen König Heinrich II. verbündeten und Karl V. zur Flucht zwangen, handelte sein Bruder Ferdinand I. den Passauer Vertrag aus, der den Protestanten weitgehende Rechte zusicherte. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurden diese Rechte dann bestätigt.
Karl V. dankte nach diesen Niederlagen 1556 zugunsten Ferdinands I. ab.
Zeitlicher Überblick
Literatur
- Ferdinand Seibt: Karl V. - Der Kaiser und die Reformation. Berlin (2. Aufl.) 1998. ISBN 3-442-75511-5
- Klaus Schulte-van Pol: „Ein gemain Krieg wider alle Protestantes – Die Schlacht bei Mühlberg“, in Die Zeit 25. April 1997 (Onlineversion)
- Günther Wartenberg: „Die Schlacht bei Mühlberg in der Reichsgeschichte als Auseinandersetzung zwischen protestantischen Fürsten und Kaiser Karl V.“, in: Archiv für Reformationsgeschichte 89 (1998), 167-177
- Jaroslav Pánek: „Kaiser, König und Ständerevolte. Die Böhmischen Stände und ihre Stellung zur Reichspolitik Karls V. und Ferdinands I. im Zeitalter des Schmalkaldischen Krieges“, in: Zentraleuropa-Studien 6(2002), 393-406