Landesflagge | Landeswappen |
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Wahlsprüche: Deutschlands starke Mitte | |
Das grüne Herz Deutschlands | |
Willkommen in der Denkfabrik | |
Basisdaten | |
Hauptstadt: | Erfurt |
Fläche: | 16.172,10 km² (11.) |
Einwohner: | 2.305.122 (12.) (31. März 2007) |
Bevölkerungsdichte: | 143 Einwohner je km² (13.) |
Landeshymne: | Thüringen, holdes Land |
Schulden je Einwohner: | 6.432 € (Ende 2005) |
Schulden gesamt: | 15,0 Mrd. € (2005) |
ISO 3166-2: | DE-TH |
Offizielle Website: | www.thueringen.de |
Politik | |
Ministerpräsident: | Dieter Althaus (CDU) (seit 5. Juni 2003) |
Regierende Partei: | CDU |
Sitzverteilung im Landtag (88 Sitze): |
CDU 45 Die Linke 28 SPD 15 |
letzte Wahl: | 13. Juni 2004 |
nächste Wahl: | 2009 |
Parlamentarische Vertretung | |
Stimmen im Bundesrat: | 4 |
Karte | |
Vorlage:Deutschland Thüringen Imagemap |
Der Freistaat Thüringen ist ein Land in der Bundesrepublik Deutschland, dessen Landeshauptstadt Erfurt ist. An Thüringen grenzen die Länder Sachsen im Osten und Südosten, Sachsen-Anhalt im Norden und Nordosten, Niedersachsen im Nordwesten, Hessen im Westen sowie Bayern im Süden. Der Freistaat ist das zentralste Land Deutschlands. Er wurde 1990 aus den drei Bezirken Erfurt, Gera und Suhl sowie einigen angrenzenden Gebieten wiedergegründet. Das Land trägt neben Bayern und Sachsen den Namenszusatz Freistaat und ist in 17 Landkreise sowie sechs kreisfreie Städte gegliedert. Seit seiner Gründung 1990 ist die CDU an der Landesregierung führend beteiligt. Thüringen zählt neben Sachsen zu den wirtschaftlich stärkeren Ländern im Osten Deutschlands. Berühmte Kulturstätten im Land sind vor allem Weimar und die Wartburg, aber auch das historische Erfurt mit dem Erfurter Dom und der Krämerbrücke. Jena gilt als Bildungs- und Forschungszentrum Thüringens.
Geografie
Thüringen liegt in der Mitte Deutschlands und grenzt an die Länder Hessen (270 km), Bayern (381 km), Sachsen (265 km), Sachsen-Anhalt (296 km) und Niedersachsen (112 km). Der Freistaat Thüringen gehört zusammen mit Sachsen-Anhalt und Sachsen zu Mitteldeutschland. Wegen seines Waldreichtums wird Thüringen auch das „Grüne Herz Deutschlands“ genannt.
Die Landschaft Thüringens unterscheidet sich stark. So liegt im äußersten Norden des Landes der Harz, dessen Vorland im Südosten auch als Goldene Aue bezeichnet wird, da das Tal der Helme hier sehr fruchtbar ist. Der Nordwesten des Landes wird vom Eichsfeld, einer teils bewaldeten Hügellandschaft, eingenommen. In der Mitte des Landes liegt das flache, sehr fruchtbare Thüringer Becken. Diese Region zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Erste Ortsgründungen sind hier bereits seit dem Jahr 704 belegt. Das Thüringer Becken wird von verschiedenen kleinen Höhenzügen umrahmt, so der Dün im Nordwesten, die Hainleite und die unmittelbar nördlich davon gelegene Windleite sowie der Kyffhäuser im Norden, Schmücke, Hohe Schrecke und Finne im Nordosten, dem Ettersberg im Südosten, der Fahner Höhe im Süden und dem Hainich im Westen. Der Nationalpark Hainich ist gleichzeitig der einzige Nationalpark des Landes.
Südlich des Thüringer Beckens folgt das hügelige Vorland des Thüringer Waldes, schließlich der Thüringer Wald selbst, als größtes Gebirge im Freistaat. Östlich geht der Wald nahtlos ins Thüringer Schiefergebirge über, welches wiederum südöstlich in den Frankenwald übergeht, der jedoch nur zu kleinsten Teilen in Thüringen liegt. Der Thüringer Wald wird vom Rennsteig, dem Kammweg, durchzogen. Er stellt die Wasserscheide zwischen Elbe im Norden und Weser beziehungsweise Rhein im Süden dar. Östlich von Wald und Becken verläuft das Saaletal. Jenseits der Saale liegt im Norden das Thüringer Holzland, im Süden das Vogtland und im Osten das Osterland. Im Gegensatz zu den erstgenannten ist das Osterland um Altenburg wenig bewaldet und sehr fruchtbar.
Südwestlich des Thüringer Waldes liegt das Werratal, auf welches im Westen die Rhön und im Süden das Grabfeld folgen.
Die wichtigsten Flüsse des Landes sind die Werra im Westen und die Saale im Osten. Größere Zuflüsse der Saale sind die Unstrut (mit Gera), die Ilm und die Weiße Elster. Im Nordwesten des Landes entspringt die Leine.
Die höchste Erhebung im Land ist der Große Beerberg im Thüringer Wald mit 983 Metern Höhe. Weitere hohe Berge sind der Schneekopf (978 m), der Große Finsterberg (944 m) und der Inselsberg (916 m).
Klima
Thüringen liegt in der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas bei vorherrschender Westwindströmung. Da zwischen den westlichen Meeren und dem Freistaat bereits einige schützende Mittelgebirge liegen, ist das Klima in Thüringen schon kontinentaler geprägt als im Westen und Norden Deutschlands. Dies zeigt sich vor allem durch kältere Winter und trockenere Sommer als in anderen Landesteilen.
Innerhalb des Landes gibt es sehr große klimatische Unterschiede. Begünstigt ist vor allem das Thüringer Becken in der Landesmitte. Es ist von Gebirgen umgeben, sodass dort die geringsten Niederschlagsmengen Deutschlands fallen. Den Rekord hält Straußfurt mit 242 mm Jahresniederschlag im Jahr 1911. Normal sind im Thüringer Becken 400 bis 500 Millimeter Jahresniederschlag bei einer Jahresmitteltemperatur von 8,5 Grad Celsius (1961-1990 an der Wetterstation Artern). Die Hügelzonen im Land liegen klimatisch etwa im deutschen Durchschnitt. So fallen in Gera 624 mm Niederschlag bei einer Temperatur von 7,8 Grad Celsius. Ein ungünstiges Klima weisen in Thüringen die Gebirgszonen auf. So werden auf der Schmücke im Schnitt 1289 mm Jahresniederschlag bei einer Temperatur von 4,4 Grad Celsius gemessen. Hier liegt die Januar-Temperatur bei -4° C und die Juli-Temperatur bei 12,8° C. In Artern am Nordrand des Thüringer Beckens liegen die Werte dieser Monate bei -0,7° C und 17,6 ° C.
Flora und Fauna
Flora und Fauna sind der der deutschen Kulturlandschaft angepasst. Es gibt nur wenige Besonderheiten, zu denen der Nationalpark Hainich als erhaltener Lauburwald und das Biosphärenreservat Vessertal mit seiner Gebirgsflora zählen. Die Besiedlung und das Straßennetz ist in allen Landesteilen dicht, sodass es nur wenige größere unzerschnittene Naturräume gibt. Dementsprechend ausgedünnt ist auch die Tierwelt. Durch jahrhundertelange Glasindustrie wurden zudem die meisten Wälder in Fichtenmonokulturen umgewandelt. Die Wildkatze hat im Nationalpark Hainich ein Refugium gefunden und durch den Harz im Norden des Landes streift wieder der Luchs. Haustierarten, die an das Leben im Land angepasst sind, sind beispielsweise die seit Jahrhunderten gezüchtete Thüringerwald-Ziege oder das Rhönschaf.
Bevölkerung
Thüringen hat etwa 2,3 Millionen Einwohner. Sie gehören dem Volk der Deutschen an und lassen sich - wenn man die Sprache heranzieht - in zwei Gruppen unterteilen: nördlich des Rennsteiges leben Sprecher der Mundarten der Thüringisch-Obersächsischen Dialektgruppe, gemeinhin als Thüringer bezeichnet. Südlich des Rennsteigs leben Sprecher ostfränkischer Dialekte, die sich kulturell stark an der südlichen Nachbarregion Franken orientieren. Gegenden mit starker Regionalidentität sind das Eichsfeld im Nordwesten und das Vogtland im Südosten.
Zusätzlich leben im Land etwa 50.000 Ausländer, die vor allem aus der Türkei und dem ostasiatischen Raum (z.B. Vietnam), aber auch aus Osteuropa stammen. Sie leben fast ausschließlich in den großen Städten des Landes.
Betrachtet man die räumliche Verteilung der Bevölkerung im Land, so fällt als Gebiet der dichtesten Besiedlung die Thüringer Städtekette auf, die sich als Band quer durch die Mitte des Landes zieht und die sechs größten Städte aufreiht. Insgesamt ist die Bevölkerungsdichte allerdings relativ homogen, große Ballungsgebiete fehlen ebenso Regionen mit einer Bevölkerungsdichte von unter 50 Einwohnern pro Quadratkilometer. Dünner besiedelt sind vor allem der südliche Saale-Orla-Kreis, die Gebiete zwischen Werra und bayerischer Landesgrenze (bedingt durch die nachteilige Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze) sowie Teile des nördlichen Thüringer Beckens zwischen Sondershausen und Mühlhausen.
Bevölkerungsentwicklung
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl Thüringens an, damals erreichte sich auch ihren historischen Höchststand von etwa 3 Millionen. Während sie nach dem Bau der Berliner Mauer und der damit verbundenen Grenzschließung 1961 relativ konstant blieb, schrumpfte sie nach dem Wegfall jener Grenze 1989 von 2,7 Millionen auf die derzeitige Einwohnerzahl von 2,3 Millionen. Die Geburtenzahl sank von 35.000 im Jahr 1988 auf 16.000 im Jahr 2006. Im selben Zeitraum entwickelte sich die Sterberate von 34.000 auf 26.000. Damit fehlen jedes Jahr 10.000 Geburten, um einen ausgeglichenen Geburtensaldo zu erhalten[1]. 1988 zogen 25.000 Menschen nach Thüringen und 25.000 verließen Thüringen, womit damals ein ausgeglichener Wanderungssaldo vorherrschte. Heute ziehen jährlich etwa 30.000 Menschen nach Thüringen, während 45.000 das Land verlassen[2]. So entsteht hier eine Lücke von 15.000 Bürgern, die - addiert mit dem Geburtensaldo - einen jährlichen Bevölkerungsrückgang von etwa 25.000 Menschen bedeutet.
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Werte ab 1950: Gebietsstand 1994 (bis heute keine Änderung); Daten jeweils zum 31. Dezember des Jahres; Quelle: TLS
1 Gebiete: alle Gebiete der thüringischen Staaten und der preußische Regierungsbezirk Erfurt sowie die Herrschaft Schmalkalden. Daraus ergeben sich einige geringe Abweichungen gegenüber dem heutigen Gebietsstand. Mit einbezogen ist nämlich das Herzogtum Coburg, welches heute zu Bayern gehört, nicht mit einbezogen sind hingegen einige Gebiete im heutigen Nordosten Thüringens, nämlich die preußischen Kreise Ilfeld (Hannover), Kölleda (Reg.-Bez. Merseburg) und Sangerhausen (Region um Artern; Reg.-Bez. Merseburg)
Dialekte
Nach den gängigen Definitionen unterscheidet man in Thüringen meist neun regionale Mundarten, von denen sieben zur Thüringisch-Obersächsischen Dialektgruppe und zwei zur Mainfränkischen Dialektgruppe gehören. Die Übergänge zwischen diesen einzelnen Dialekten sind fließend, manchmal werden zusätzlich auch noch regional sehr beschränkte, kleinere Mundarten wie etwa das Rhöner Platt klassifiziert.
Zentralthüringisch wird in der Landesmitte um Erfurt, Arnstadt, Ilmenau, Gotha, Bad Langensalza und Sömmerda gesprochen. Nördlich folgen Nordthüringisch um Mühlhausen, Nordhausen, Sondershausen und das Eichsfeld sowie Nordostthüringisch um Artern. Östlich an das Verbreitungsgebiet des Zentralthüringischen grenzt das Ilmthüringische um Weimar, Jena, Rudolstadt und das Schwarzatal, welches wiederum östlich ins Südostthüringische übergeht. Diese Mundart wird vor allem um Saalfeld, Pößneck, Schleiz, Greiz und Gera gesprochen. Im Osten des Landes spricht man die Ostthüringische Mundart, vor allem im Holzland und im Osterland um Altenburg. Im Raum Eisenach-Bad Salzungen herrscht Westthüringisch vor, ein Dialekt, in dem sich schon Einflüsse des Osthessischen ausmachen lassen. Südlich des Rennsteigs liegen die mainfränkischen Sprachgebiete mit Hennebergisch im Einzugsgebiet der Werra um Suhl, Hildburghausen, Meiningen und Schmalkalden und Itzgründisch im Einzugsgebiet der Itz um Sonneberg.
Die Thüringischen Dialekte vereinen ähnliche Merkmale, wobei diese von West nach Ost immer deutlicher hervortreten. Die beiden fränkischen Dialekte sind davon deutlich hörbar differenziert und vor allem im itzgründischen Sprachraum stark ausgeprägt.
Religion
Christianisiert wurde Thüringen bereits ab dem 8. Jahrhundert durch Bonifatius, weshalb er gelegentlich als „Missionar der Thüringer“ bezeichnet wird. Bis zur Einführung der Reformation gehörte die Bevölkerung daher der katholischen Kirche an.
Die thüringischen Staaten waren im 16. Jahrhundert eines der ersten protestantischen Gebiete der Welt, da der Reformator Martin Luther im Kurfürst Friedrich von Sachsen einen Förderer hatte. Zudem spielte sich der Kontext der Reformation teilweise in Thüringen ab: Luther absolvierte sein Theologiestudium an der Universität Erfurt, seine Familie selbst stammte aus Möhra, die Bibelübersetzung entstand in Teilen auf der Wartburg und der Bauernkrieg sowie der Schmalkaldische Krieg als Reformationsfolgen trugen sich zu größeren Teilen in Thüringen zu.
Die evangelische Kirche hatte danach jedoch nie den gesellschaftlichen Einfluss, wie ihn die katholische Kirche in ihren Gebieten hatte. So galten die meisten thüringischen Staaten bereits im 18. Jahrhundert als liberal und aufgeklärt, was vor allem durch die Weimarer Herzogsfamilie gefördert wurde.
Die atheistische Weltanschauung der DDR trug später dazu bei, dass der Großteil der Bevölkerung die Kirche verließ und heute der Anteil der evangelisch-lutherischen Christen an der Gesamtbevölkerung bei rund einem Viertel liegt. In der evangelischen Kirche ist Thüringen in drei Gliedkirchen der EKD organisiert: Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen in den südlichen Landesteilen, Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in den nördlichen Landesteilen und Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck im Altkreis Schmalkalden. Die ELK in Thüringen und die EK der Kirchenprovinz Sachsen diskutieren über eine Fusion.
Katholische Gegenden in Thüringen sind das Eichsfeld und in geringem Umfang die Landeshauptstadt Erfurt, die bis 1815 unter dem Einfluss von Kurmainz standen. Zudem ist der Anteil katholischer Einwohner im Dekanat Geisa in der Rhön hoch, da dieses historisch enge Verflechtungen zum Bistum Fulda hat. Organisiert sind die Katholiken, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung bei knapp zehn Prozent liegt, größtenteils im Bistum Erfurt. Kleinere Teile des Landes gehören aber auch anderen Bistümern an.
Andere Religionsgemeinschaften spielen in Thüringen nur eine sehr geringe Rolle. So verfügt beispielsweise die Stadt Erfurt über eine jüdische Gemeinde. Diverse christliche Gliedkirchen unterhalten in den Städten des Landes ebenfalls eigene Gemeinden.
Knapp zwei Drittel der Einwohner bekennen sich heute zu keiner Religionsgemeinschaft.
Die Schulen des Landes bieten evangelischen, katholischen und jüdischen Religionsunterricht an. Für die Schüler, die kein Religion belegen, existiert das Fach Ethik. Religionsunterricht kann sowohl von staatlichen, als auch von kirchlichen Lehrern erteilt werden.
Geschichte
Die Geschichte Thüringens wird im Hauptartikel Geschichte Thüringens dargestellt.
Chronologie
- bis 531: Die Besiedlung Thüringens erfolgt zunächst durch die Kelten, später dann durch verschiedene Germanenstämme (z.B die Hermunduren). Es bildet sich ein Königreich Thüringen heraus, mit einer Ausdehnung von der Elbe bis zur Donau, wobei enge Verbindungen mit dem Ostgotenreich Theodorichs bestehen.
- 531: kommt es nach der verlorenen Schlacht an der Unstrut (vermutlich bei der Tretenburg/Gebesee) zur Unterwerfung durch die Franken, östlich der Saale siedeln sich Sorben (Slawen) an, somit fällt der Teil Thüringens aus der Fränkischen Herrschaft heraus.
- nach 650: Die Franken beginnen Thüringen zu einer Grenzmark mit Grafschaftsverfassung auszubauen. Nicht ganz geklärt ist, ob Thüringen zwischenzeitlich ein Herzogtum war. Gleichzeitig beginnt um 700 die planmäßige Christianisierung Thüringens durch die Franken, wobei hier insbesondere der heilige Bonifatius überliefert ist.
- nach 800: Wiederholt kommt es zu Einfällen der Sorben, die dadurch benötigten Befugnisse der thüringischen Herrscher zur Verteidigung ermöglicht eine Weiterentwicklung zum Markherzogtum (Herrscher z.B.: Thakulf bis 873, Ratolf bis ?, Poppo bis 892, und Burchard bis um 910). In Friedenszeiten tritt Erfurt als Handelspunkt hervor.
- um 900: Thüringen gerät unter die Oberhoheit Sachsens durch Heinrich, Herzog von Sachsen und späteren König Heinrich den I.
- um 1000: Mehrere Grafengeschlechter konkurrieren um die Vorherrschaft in Thüringen, keines kann sich durchsetzen (Grafen von: Weimar-Orlamünde, Tonna-Gleichen, Käfernburg-Schwarzburg). Einzig von Bedeutung ist hier das Geschlecht der Ludowinger, dessen Begründer Ludwig der Bärtige um 1044 die Schauenburg bei Friedrichroda bauen lässt.
- 1067: Ludwig der Springer, Sohn von Ludwig dem Bärtigen, verlegt seinen Stammsitz auf die Wartburg und beginnt selbige auf den Status auszubauen, der heute noch zu sehen ist. Später gilt die Wartburg als die Hauptburg der Ludowinger.
- 1111/12: Gründung der Landgrafschaft Thüringen. Der erste Landgraf war der Feldherr Hermann I. von Winzenburg-Radelberg († 1122), bis 1130 gefolgt von seinem Sohn Hermann II. von Winzenburg († 1152).
- 1131: Der Sohn Ludwigs des Springers, Ludwig I., erhält die Landgrafenwürde auf dem Reichstag zu Goslar durch Kaiser Lothar III. Die nun folgende Zeit der Ludowinger als Landgrafen ist eine der bekanntesten in der Geschichte des Landes (Sängerkrieg auf der Wartburg. In diese Zeit fällt auch das Wirken der heiligen Elisabeth).
- 1247: Mit Heinrich Raspe stirbt der letzte Ludowinger. Thüringen fällt an die Wettiner.
- 1485: Mit der Leipziger Teilung der wettinischen Gebiete fällt Thüringen an die Linie der Ernestiner.
- 1521/1522|22: Aufenthalt Martin Luthers auf der Wartburg, wo er als "Junker Jörg" unter dem Schutz der Weimarer Fürsten vor der Verfolgung des Papstes das Neue Testament übersetzte und damit die Grundlage einer einheitlichen deutschen Schriftsprache schuf.
- 1525: Thüringen ist ein Zentrum des Deutschen Bauernkrieges.
- 1546/47: Schmalkaldischer Krieg
- ab 1572: Mehrere Jahrhunderte währende Erbteilungen des Landes führen zu einer Vielzahl von entstandenen und wieder aufgelösten Fürstentümern.
- 1794–1805: Zeit der Weimarer Klassik als Blütezeit der deutschen Literatur
- 1817: Wartburgfest der Burschenschaften
- 1815-1918: Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg und Gotha und die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß älterer Linie und Reuß jüngerer Linie sind als Thüringische Staaten Teil des Deutschen Bundes und des Deutschen Kaiserreiches
- 1. Mai 1920: Aus den ehemaligen Thüringer Bundesstaaten entsteht durch den Zusammenschluss der sieben Volks- beziehungsweise Freistaaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha (ohne Coburg, dieses schloss sich Bayern an), Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Volksstaat Reuß, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen das Land Thüringen. Zum Freistaat Preußen gehörten weiterhin dessen Regierungsbezirk Erfurt mit diversen Exklaven wie Schleusingen und Ziegenrück, sowie der Kreis Herrschaft Schmalkalden der preußischen Provinz Hessen-Nassau.
- 23. Januar 1930: Erste völkisch-nationalsozialistische Regierung in Deutschland (Baum-Frick-Regierung)
- 1932–1945: Regierung der NSDAP in Thüringen
- 1. Juli 1944: Unterstellung des Regierungsbezirks Erfurt der aufgelösten Provinz Sachsen unter die Verwaltung des Reichsstatthalters für Thüringen in Weimar.
- 1945–1952: Bildung des Landes Thüringen innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise der DDR, bestehend aus dem Land Thüringen von 1920, jedoch ohne die Exklaven Allstedt und Ostheim, ferner aus dem Gebiet des früheren preußischen Regierungsbezirkes Erfurt und der Herrschaft Schmalkalden.
- 1990: Neubildung des Landes Thüringen, bestehend aus den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl sowie unter Einbeziehung der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln, mit Josef Duchač als erstem Ministerpräsidenten. Das Partnerland zum Aufbau der neuen Strukturen ist zunächst Hessen.
- 1992: Neues Partnerland von Thüringen ist nun Bayern. Thüringen wird nach Bayern und Sachsen dritter Freistaat der Bundesrepublik[3]
- 1994: Gebietsreform - Bildung von 17 Landkreisen und zunächst fünf kreisfreien Städten
Politik
Der gesamte Staatsaufbau Thüringens basiert auf der Verfassung des Freistaates Thüringen von 1993. Laut der Verfassung ist Thüringen ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Es ist ein demokratischer, sozialer und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen verpflichteter Rechtsstaat (Art. 44). Artikel 45 besagt, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht und dass das Volk seinen Willen durch Wahlen, Volksbegehren und Volksentscheid verwirklicht.
Legislative
Die Legislative ist der Thüringer Landtag, der alle fünf Jahre nach dem personalisierten Verhältniswahlrecht neu gewählt wird. Der vierte Thüringer Landtag besteht aus 88 Abgeordneten und wurde auf Grundlage des Wahlergebnisses vom 13. Juni 2004 gebildet. Die CDU hat mit 45 Mandaten die absolute Mehrheit und stellt die Landesregierung. Die Linkspartei verfügt über 28 Sitze und bildet gemeinsam mit den 15 SPD-Abgeordneten die Opposition im Landtag. Die Präsidentin des Landtags ist Dagmar Schipanski (CDU).
Im Weiteren besteht die Möglichkeit der aktiven Teilnahme an der Legislative des Volks durch Volksentscheid.
Siehe auch: Wahlergebnisse und Landesregierungen in Thüringen
Exekutive
Die Exekutive besteht aus dem Ministerpräsidenten und den Ministern. Der Ministerpräsident wird vom Landtag mit der Mehrheit seiner Mitglieder ohne Aussprache in geheimer Abstimmung für die gesamte Legislaturperiode gewählt. Der Ministerpräsident ernennt und entlässt die Minister. Er bestimmt außerdem einen Minister zu seinem Stellvertreter. Der Landtag kann den Ministerpräsidenten nur durch ein konstruktives Misstrauensvotum absetzen.
Ministerpräsident ist seit 2003 Dieter Althaus (CDU). Seine Vorgänger waren Josef Duchač (CDU, 1990-1992) und Bernhard Vogel (CDU, 1992-2003). Sitz des Ministerpräsidenten ist die Thüringer Staatskanzlei in der Erfurter Altstadt.
Seit 1999 ist in Thüringen eine Alleinregierung der CDU im Amt, die bei der Landtagswahl 2004 ihre absolute Mehrheit knapp verteidigen konnte. Die derzeitigen Regierungsmitglieder sind:
- Thüringer Ministerpräsident: Dieter Althaus
- Thüringer Finanzministerin und Stellvertretende Ministerpräsidentin: Birgit Diezel
- Thüringer Innenminister: Karl Heinz Gasser
- Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Volker Sklenar
- Thüringer Kultusminister: Jens Goebel
- Thüringer Justizminister: Harald Schliemann
- Thüringer Minister für Soziales, Familie und Gesundheit: Klaus Zeh
- Thüringer Minister für Wirtschaft und Arbeit: Jürgen Reinholz
- Thüringer Minister für Bau und Verkehr: Andreas Trautvetter
- Thüringer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Staatskanzlei: Gerold Wucherpfennig
Siehe auch: Kabinett Althaus II
Judikative
Die Judikative wird vom Verfassungsgerichtshof und von den weiteren Gerichten des Landes ausgeübt. Der Verfassungsgerichtshof besteht aus einem Präsidenten und acht weiteren Mitgliedern. Die ordentliche Gerichtsbarkeit gliedert sich in das Thüringer Oberlandesgericht Jena, die Landgerichte in Erfurt, Gera, Mühlhausen und Meiningen sowie die nachgeordneten Amtsgerichte.
Das Thüringer Oberverwaltungsgericht hat seinen Sitz in Weimar.
Landeswappen und Flagge
Hauptartikel: Thüringer Landeswappen und Flagge Thüringens
Das Thüringer Landeswappen zeigt im lasurblauen Schild den viermal gleichbreit rot-silbern gestreiften, golden bewehrten und gekrönten »Bunten Löwen« der Ludowinger, umgeben von acht silbernen Sternen.
Als älteste farbige Darstellung des »Thüringer Urwappens« blieb der Wappenschild des Landgrafen Konrad von Thüringen aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Erbfolgekrieg 1264/65 entließ Hessen politisch selbstständig, das seitdem den »Bunten Löwen« (umgekehrt gestreift: silber-rot) im Wappen führt. Als sich am 1. Mai 1920 das Land Thüringen aus den sieben republikanischen thüringischen Kleinstaaten zusammenschloss, wurden in Anlehnung an das föderale Sternenbanner der USA sieben silberne Sterne auf revolutionär-republikanisch rotem Grund zum Staatswappen gewählt. Die Nationalsozialisten verpassten Thüringen ein archaischeres, beadlertes Wappen. Mit der Neugründung des Landes Thüringen wurde 1991 das jetzige Thüringer Wappen aus den historischen Grundlagen abgeleitet. Der achte Stern steht für die nun zusätzlich zum Freistaat Thüringen gehörigen, ehemals Preußen angegliederten Gebietsteile Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen, Schmalkalden und Suhl.
Landeswappen | Landesflagge | Landesdienstflagge |
Verwaltungsgliederung
Das Land Thüringen ist auf zwei Ebenen gegliedert. Auf der ersten Ebene stehen seit der Kommunalreform vom 1. Juli 1994 die 17 Landkreise und sechs kreisfreien Städte und auf der zweiten Ebene die 992 Gemeinden des Landes. Dazwischen gibt es teilweise Verwaltungsgemeinschaften und erfüllende Gemeinden als Zusammenschluss mehrerer kleiner Gemeinden, die ihre Verwaltungsaufgaben gemeinsam erledigen. Die Ebene der Regierungsbezirke gab es in Thüringen nie, da die Größe des Landes dies nicht rechtfertigt.
Die Anzahl und der Zuschnitt der Landkreise und kreisfreien Städte waren seit der Einführung dieser Verwaltungsebene in Preußen 1815 stetigen Veränderungen unterworfen. Diese werden im Artikel Geschichte der Verwaltungsgliederung Thüringens dargestellt.
Landkreise
Nr. | Landkreis | Sitz | Kfz.-Z. | Fläche (km²) |
Einwohner (30. Juni 2006) |
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1 | Altenburger Land | Altenburg | ABG | 569,08 | 105.557 |
2 | Eichsfeld | Heiligenstadt | EIC | 939,82 | 109.576 |
3 | Gotha | Gotha | GTH | 935,59 | 143.163 |
4 | Greiz | Greiz | GRZ | 843,52 | 115.419 |
5 | Hildburghausen | Hildburghausen | HBN | 937,38 | 70.612 |
6 | Ilm-Kreis | Arnstadt | IK | 843,30 | 116.382 |
7 | Kyffhäuserkreis | Sondershausen | KYF | 1.035,13 | 87.775 |
8 | Nordhausen | Nordhausen | NDH | 710,91 | 93.084 |
9 | Saale-Holzland-Kreis | Eisenberg | SHK | 816,99 | 90.313 |
10 | Saale-Orla-Kreis | Schleiz | SOK | 1.148,41 | 92.739 |
11 | Saalfeld-Rudolstadt | Saalfeld | SLF | 1.034,58 | 124.369 |
12 | Schmalkalden-Meiningen | Meiningen | SM | 1.210,14 | 136.632 |
13 | Sömmerda | Sömmerda | SÖM | 804,17 | 76.508 |
14 | Sonneberg | Sonneberg | SON | 433,36 | 63.532 |
15 | Unstrut-Hainich-Kreis | Mühlhausen | UH | 975,48 | 113.413 |
16 | Wartburgkreis | Bad Salzungen | WAK | 1.304,84 | 137.527 |
17 | Weimarer Land | Apolda | AP | 803,03 | 87.805 |
Kreisfreie Städte
Größte Städte
Siehe auch: Statistiken thüringischer Kommunen
Stadt | Landkreis | Einwohner | ||
---|---|---|---|---|
31. Dezember 2000 | 31. Dezember 2006 | Veränderung in % | ||
Erfurt | kreisfrei | 200.564 | 202.658 | +1,04 |
Gera | kreisfrei | 112.835 | 102.733 | -8,95 |
Jena | kreisfrei | 99.893 | 102.494 | +2,60 |
Weimar | kreisfrei | 62.425 | 64.481 | +3,29 |
Gotha | Gotha | 48.376 | 46.780 | -3,30 |
Eisenach | kreisfrei | 44.442 | 43.626 | -1,84 |
Nordhausen | Nordhausen | 45.633 | 43.429 | -4,83 |
Suhl | kreisfrei | 48.025 | 42.315 | -11,89 |
Altenburg | Altenburger Land | 41.290 | 37.530 | -9,11 |
Mühlhausen | Unstrut-Hainich-Kreis | 38.695 | 37.098 | -4,13 |
Saalfeld/Saale | Saalfeld-Rudolstadt | 29.511 | 27.861 | -5,59 |
Ilmenau | Ilm-Kreis | 27.176 | 26.622 | -2,04 |
Arnstadt | Ilm-Kreis | 27.220 | 25.674 | -5,68 |
Rudolstadt | Saalfeld-Rudolstadt | 27.528 | 25.268 | -8,21 |
Apolda | Weimarer Land | 25.899 | 24.285 | -6,23 |
Sonneberg | Sonneberg | 24.837 | 23.681 | -4,65 |
Greiz | Greiz | 26.177 | 23.583 | -9,91 |
Sondershausen | Kyffhäuserkreis | 23.088 | 21.506 | -6,85 |
Meiningen | Schmalkalden-Meiningen | 22.240 | 21.349 | -4,01 |
Sömmerda | Sömmerda | 21.977 | 20.710 | -5,77 |
Leinefelde-Worbis¹ | Eichsfeld | 22.201 | 20.570 | -7,35 |
¹ Am 16. März 2004 Zusammenschluss von Leinefelde, Worbis, Breitenbach und Wintzingerode zu Leinefelde-Worbis
Raumordnung
Mit dem Landesentwicklungsplan 2004 [4] wurden die Grundzüge der Raumordnung im Land für die nächsten fünf Jahre festgelegt. Neben den seit 1991 existierenden vier Planregionen (Mittelthüringen, Südthüringen, Ostthüringen und Nordthüringen) gibt es im Land drei Oberzentren (Erfurt, Jena und Gera) sowie 32 Mittelzentren, von denen einige zusätzlich die Teilfunktionen eines Oberzentrums haben.
Infrastruktur
Auf Grund seiner zentralen Lage im wiedervereinigten Deutschland wurden seit 1990 große Anstrengungen zum Ausbau der Infrastruktur in Thüringen unternommen. Die größten Verkehrsprojekte sind teilweise fertiggestellt und teilweise noch in Bau. Im Jahr 2015 sollen dann alle Großprojekte abgeschlossen sein.
Straßenverkehr
Wichtigste Straßenverkehrsachsen in Thüringen sind die Bundesautobahn 4 in Ost-West-Richtung und die Bundesautobahn 9 in Nord-Süd-Richtung. Beide werden zur Zeit ausgebaut, um am Ende durchgehend sechsstreifig befahrbar zu sein. Ergänzt wird das Autobahnnetz durch die Bundesautobahn 38 im Norden, die Halle mit Kassel verbindet und ihrer durchgängigen Fertigstellung entgegengeht. Die Bundesautobahn 71 führt in Nordost-Südwest-Richtung quer durch das Land und ist bis auf den Abschnitt Sömmerda-Sangerhausen ebenfalls fertiggestellt. Sie verbindet die Landeshauptstadt Erfurt mit dem Raum Würzburg im Süden und dem Raum Halle im Norden. Die Bundesautobahn 73 setzt in Suhl hinter der Waldquerung der A71 an und führt nach Süden in den Großraum Nürnberg. Sie wird ab Ende 2008 ebenfalls durchgängig befahrbar sein. Nicht über thüringisches Gebiet verlaufen die Bundesautobahn 44 und die Bundesautobahn 72, die aber dennoch Einfluss auf den Verkehr in Thüringen haben. Erstere soll zukünftig die A4 bei Eisenach mit Kassel und dem Ruhrgebiet verbinden und letztere bietet dem Raum Greiz eine Autobahnanbindung. Dennoch gibt es einige Bereiche, die von diesen Autobahnen umgangen werden. Dies sind insbesondere der Raum Saalfeld/Rudolstadt und der Raum Mühlhausen, wo man durch Ausbau der Bundesstraßen eine gute Anbindung sicherstellen will.
Siehe auch: Liste der Fernstraßen in Thüringen
Bahnverkehr
Siehe Hauptartikel: Eisenbahn in Thüringen
Die Eisenbahn erreichte Thüringen im Jahr 1842 mit der Bahnstrecke von Leipzig über Altenburg nach Hof (Sächsisch-Bayerische Eisenbahn genannt). Die Landeshauptstadt Erfurt erhielt 1846 einen Eisenbahnanschluss an der Strecke von Berlin nach Frankfurt am Main. Heute gibt es in Thüringen zwei Eisenbahnstrecken, die zum ICE-Liniennetz gehören, nämlich die Saalbahn (Berlin)-Naumburg-Jena-Saalfeld-Kronach-Lichtenfels-(Nürnberg–München) und die Thüringer Bahn (Leipzig)-Naumburg-Weimar-Erfurt-Gotha-Eisenach-(Fulda–Frankfurt am Main). Vor 1945 gab es noch eine dritte bedeutende Verkehrsachse durch Thüringen, nämlich die Bahnstrecke Erfurt-Schweinfurt, die von Expresszügen von Berlin nach Stuttgart genutzt wurde. Heute hat sie ihre Bedeutung aber weitestgehend verloren. ICE-Halte in Thüringen sind Erfurt Hbf, Weimar, Gotha und Eisenach an der Strecke Leipzig-Frankfurt sowie Jena Paradies und Saalfeld an der Strecke Berlin–München.
Im Regionalverkehr bedienen neben der DB Regio Südost auch die Vogtlandbahn, die Erfurter Bahn und die Südthüringenbahn Verkehrsleistungen. Regionalexpress-Verbindungen bestehen auch in angrenzende Großstädte wie Göttingen, Magdeburg, Chemnitz oder Würzburg. In Bau sind derzeit die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt und die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle als größtes derzeitiges Bauprojekt der Bahn. Mit der Fertigstellung wird um das Jahr 2015 gerechnet. Dann werden sich die Reisezeiten zwischen Erfurt und Nürnberg/München sowie Leipzig/Berlin mit dem ICE deutlich verkürzen.
Seine maximale Ausdehnung erreichte das Thüringer Eisenbahnnetz um 1940 mit fast 2500 Kilometern. Heute sind noch knapp 1500 Kilometer Bahnstrecken in Betrieb.
Flugverkehr
Flughäfen mit Linienbetrieb sind der Flughafen Erfurt und der Flughafen Altenburg-Nobitz. Weitere Flugplätze gibt es bei den Städten Arnstadt, Bad Berka, Bad Frankenhausen, Bad Langensalza, Eisenach, Gera, Gotha, Greiz, Ilmenau, Jena, Mühlhausen, Nordhausen, Rudolstadt, Schlotheim, Sömmerda, Suhl und Weimar.
Energie- und Wasserversorgung
Die Stromerzeugung spielt in Thüringen nur eine untergeordnete Rolle, da das Land seit jeher von den großen Braunkohlekraftwerken bei Leipzig und in der Lausitz mitversorgt wird. In den letzten Jahren wurde im Freistaat der Aufbau erneuerbarer Energien gefördert. So entstanden neben zahlreichen Windparks auch das Pumpspeicherwerk Goldisthal, das größte Pumpspeicherwerk Deutschlands. Die Wasserenergie wurde jedoch schon seit den 1930er-Jahren im großen Stil genutzt. Damals entstand das Talsperrensystem Saalekaskade, wo mit der Bleilochtalsperre die größte Talsperre Deutschlands liegt. Der Freistaat gehört zum Energieversorgungsgebiet von Vattenfall.
Thüringen ist eines der wasserreichsten Bundesländer. Die großen Talsperren im Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge versorgen teils auch angrenzende Regionen in anderen Ländern mit Trinkwasser. Bedeutende Trinkwassertalsperren sind die Talsperre Leibis-Lichte, die Talsperre Schönbrunn, die Talsperre Schmalwasser und die Ohratalsperre.
Wirtschaft
Historisch betrachtet hat sich die Verteilung zwischen wohlhabenden und ärmeren Gebieten in Thüringen seit 1945 grundlegend verändert. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die ärmsten Gegenden im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und auch in den ländlichen Räumen Südthüringens zu finden. Zu den entwickeltsten Gebieten zählten das industrialisierte Ostthüringen um Gera sowie die an Sachsen grenzenden Gebiete, welche von den Städten Zwickau, Leipzig und Chemnitz profitierten. Auch Kommunen, in denen sich öffentlicher Dienst konzentrierte wie etwa Meiningen oder Weimar waren relativ wohlhabend. Heute sind die entwickeltsten und wohlhabendsten Regionen hingegen entlang der A4 zu finden. Außerdem weist der Raum Erfurt-Weimar-Jena hohes Wirtschaftswachstum auf. Das vom industriellen Strukturwandel geprägte Ostthüringen zählt heute hingegen gemeinsam mit dem Norden des Landes zu den strukturschwachen Regionen Thüringens.
In Thüringen werden vor allem Glas, Keramik, Spielwaren, Holz und Textilien und viele Produkte aus der Metallverarbeitung hergestellt. Die meisten Arbeiter sind in Eisenach und Waltershausen im Maschinen- und Fahrzeugbau beschäftigt, aber auch in der Kleineisen- und Werkzeugproduktion. Von Bedeutung sind auch Elektrotechnik und Gerätebau in Erfurt, Eisenach, Ruhla, Suhl und Meiningen. Der Sitz des Unternehmens Jenoptik (früher Carl Zeiss Jena) in Jena macht die Stadt weltweit für seinen Präzisionsgerätebau bekannt. In Thüringen gibt es eine Reihe börsennotierter Unternehmen (in Klammern der Börsenwert am 11. Oktober 2006) (Analytik Jena (32 Mio.), BioLitec (75 Mio.), Carl Zeiss (594 Mio.), Condomi (3 Mio.), Cybio (23 Mio.), ErSol (456 Mio.), Funkwerk (111 Mio.), Geratherm (26 Mio.), Hyrican (22 Mio.), Intershop (26 Mio.), Jenoptik (369 Mio.) und Q-Soft (2 Mio.)).
Im Thüringer Becken, in der Orlasenke und im Gebiet südlich von Altenburg wird viel Ackerbau betrieben. Angebaut werden vor allem Weizen, Gerste und Zuckerrüben, im Untereichsfeld und im Werragebiet vielfach sogar Tabak. In den Flusstälern wachsen Obst und Gemüse und in Erfurt waren Blumenzucht und Gemüseanbau die Grundlage für die deutschlandweit bekannte Erfurter Saatzucht.
Der Tourismus ist aber ein genauso wichtiger Wirtschaftszweig für das Bundesland. Die Erholungsgebiete befinden sich hauptsächlich im Thüringer Wald und im Thüringer Schiefergebirge. Zahlreiche Wanderwege erschließen diese Gebirge. Der etwa 160 km lange Fernwanderweg „Rennsteig“, der auf dem Kamm des gesamten Thüringer Waldes und des Thüringer Schiefergebirges entlangführt, bietet sehr gute Fernsichten. Ein bekanntes Wintersportzentrum ist Oberhof, welches ca. 10 km nördlich von Suhl liegt. Im Jahr 2005 waren die meist besuchten Orte Thüringens: Erfurt (610.071 Übernachtungen), Weimar (543.239), Oberhof (435.618), Jena (316.264), Bad Liebenstein (295.736, vor allem Kurgäste) und Eisenach mit 295.650 Übernachtungen.[5]
Die soziale Marktwirtschaft hat mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion und dem Beitritt zur Bundesrepublik 1990 die sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft in Thüringen abgelöst. Dieser tief greifende Umstrukturierungsprozess löste in verschiedenen Branchen Krisen aus und führte zu hohen Arbeitslosenraten. Zwei Drittel der alten Arbeitsplätze Thüringens fielen zwischen 1989 und 1995 der wirtschaftlichen Wende zum Opfer. Inzwischen haben einige Branchen wie der wissenschaftliche Gerätebau, die Mikroelektronik und die Medizintechnik beachtliche Zuwächse erzielt, so dass hier ein Arbeitskräftemangel zu beobachten ist. Über die vergangenen fünf Jahre gelang es Thüringen zusammen mit dem Freistaat Sachsen, sich von der geringeren Dynamik der übrigen neuen Länder abzukoppeln und die Arbeitslosigkeit um bis zu 5 Prozentpunkte reduzieren. Insgesamt lag die Arbeitslosenquote im September 2007 bei 12,1 %. Die niedrigsten Arbeitslosenquoten (Stand September 2007) weisen der Wartburgkreis (8,8 %), der Landkreis Sonneberg (8,1%) und der Landkreis Hildburghausen (8,1%) auf. Hier schlägt die Grenzlage zu Bayern zu Buche. Dominierend ist auf dem aktiven Arbeitsmarkt ein Mangel an qualifizierten Fachkräften. Auf der anderen Seite gibt es im Norden und Osten des Landes aber auch noch Regionen mit sehr hoher Arbeitslosigkeit (z.B. Kyffhäuserkreis (19,0%), Altenburger Land (16,9%) sowie Sömmerda (15,3%) und Nordhausen (15,3%)). [6]
Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Thüringen einen Index von 75.2 (EU-25:100) (2003).
Größte Unternehmen
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Die Städte mit den meisten Industriearbeitsplätzen waren 2005 Jena (7.239), Erfurt (6.456), Eisenach (6.224), Gotha (3.584), Nordhausen (2.965), Arnstadt (2.839), Gera (2.513), Suhl (2.329), Sömmerda (2.122) und Schmalkalden (2.122). [8]
Medien
In Thüringen erscheinen drei größere lokale Tageszeitungen, nämlich die Thüringer Allgemeine im Gebiet des ehemaligen Bezirkes Erfurt (Mitte, Norden), die Ostthüringer Zeitung im Gebiet des ehemaligen Bezirkes Gera (Osten) und das Freie Wort im Gebiet des ehemaligen Bezirkes Suhl (Süden). Daneben gibt es noch die Thüringer Landeszeitung, eine Zeitung die landesweit erscheint.
Radio und Fernsehen werden in Thüringen vom MDR produziert. Der MDR besitzt ein Landesfunkhaus in der Gothaer Straße in Erfurt, in dem auch der KI.KA seinen Sitz hat. Dort wird das Thüringenjournal, die tägliche Nachrichtensendung für Thüringen, produziert.
Neben den vom MDR angebotenen Radioprogrammen gibt es auch private Sender in Thüringen, z. B. Antenne Thüringen, Landeswelle Thüringen und deren Tochtergesellschaft Radio Top 40. In einigen Städten gibt es daneben auch nichtkommerziellen Lokalfunk. Dazu gehören Radio Frei in Erfurt, Radio Jena sowie radio hsf, ein Hochschulradio aus Ilmenau.
Hochschulen
Die einzige Volluniversität Thüringens ist gleichzeitig die älteste durchgehend bestehende: die Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Sie besitzt heute 10 Fakultäten. Daneben gibt es in Weimar die Bauhaus-Universität mit den Schwerpunkten Architektur, Bauingenieurwesen, Gestaltung und Medien, in Ilmenau eine Technische Universität und in Erfurt die nach der Wende neu aufgebaute Universität Erfurt mit geisteswissenschaftlichem Profil, die bereits zwischen 1392 und 1816 existierte. Fachhochschulen gibt es in Nordhausen, Erfurt, Jena und Schmalkalden. In Weimar besteht außerdem die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Berufsakademien gibt es in Gera und Eisenach.
Siehe auch: Hochschulen in Thüringen
Kultur
Die Kultur Thüringens ist bedingt durch die lange politische Zersplitterung (bis 1920) besonders vielfältig. Diese Vielfalt hat sich bis heute erhalten und findet in den verschiedenen ehemaligen Residenzen im Land Ausdruck. Parallel zur Vielfalt der Landesteile verbinden aber vor allem die ähnliche Küche sowie die ähnlichen Feste und Bräuche.
Burgen
Die hügelige Landschaft mit vielen Taleinschnitten sowie die zentrale Lage im deutschen Kulturraum begünstigten schon seit dem frühen Mittelalter die Anlage von Burgen im Freistaat. Die wohl bekannteste Burg des Landes ist die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Wartburg oberhalb von Eisenach. Sie war einst Sitz der Landgrafen von Thüringen und später der Ort, an dem Martin Luther vor der kaiserlichen Reichsgewalt versteckt wurde und Teile der Bibel ins Deutsche übersetzte. Später erlangte die Wartburg noch einmal Bedeutung für die liberalen und nationalen Studentenbewegungen des 19. Jahrhunderts, da hier 1817 das Wartburgfest stattfand.
Ein bekanntes Burgenensemble sind die Drei Gleichen zwischen Erfurt, Arnstadt und Gotha. Zu ihnen gehört mit der Mühlburg das älteste erhaltene Gebäude Thüringens aus dem Jahr 704. Weitere mächtige Anlagen sind die Burg Creuzburg über dem Werratal bei Creuzburg, die Leuchtenburg über dem Saaletal bei Kahla sowie die Osterburg über dem Elstertal bei Weida. Darüberhinaus besteht heute noch eine Vielzahl weiterer Burgen und Burgruinen, die in der Liste der Burgen und Schlösser in Thüringen aufgelistet werden.
Eine Weiterentwicklung der mittelalterlichen Burgen waren neuzeitliche Festungen. Mit der Zitadelle Petersberg erhebt sich in der Erfurter Altstadt eine der größten erhaltenen frühneuzeitlichen Festungsanlagen Mitteleuropas.
Schlösser
1918 gab es in Thüringen noch acht Monarchien mit eigener Residenz. Diese Residenzen sind heute die größten und bedeutendsten Schlösser Thüringens. Hauptsitz der Ernestiner war Weimar, wo das heute zum Weltkulturerbe zählende klassizistische Weimarer Stadtschloss ein umfangreiches Museum beherbergt. Das Schloss Friedenstein in Gotha war Sitz des Herzogs von Sachsen-Gotha und ist heute ebenfalls großenteils als Museum genutzt. Weitere ernestinische Residenzen waren das Schloss Altenburg in Altenburg und das Schloss Elisabethenburg in Meiningen. Zusätzlich unterhielt dieses Herzogsgeschlecht viele kleine Landschlösser, die in ganz Thüringen verstreut liegen. Bekannte unter ihnen sind vor allem die Dornburger Schlösser über dem Saaletal, die Schlösser Tiefurt, Ettersburg und Belvedere bei Weimar sowie Schloss Molsdorf bei Erfurt.
Neben den Ernestinern herrschten in Thüringen auch die Fürstengeschlechter Schwarzburg und Reuß. Die schwarzburgischen Residenzen Schloss Sondershausen und Heidecksburg (in Rudolstadt) sind heute ebenso umfassende Museen wie das Untere Schloss in Greiz. Die andere reußische Residenz in Gera, Schloss Osterstein, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Sehenswert sind auch das Schloss Burgk, ebenfalls den Fürsten von Reuß gehörig, über den Saaletalsperren sowie das Schloss Schwarzburg im Schwarzatal.
Bedeutende frühneuzeitliche Schlossanlagen älterer Herrschergeschlechter sind die hennebergische Residenz Schloss Bertholdsburg in Schleusingen, Schloss Ehrenstein in Ohrdruf sowie Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden als Sitz einer Nebenlinie der Landgrafen von Hessen.
Kirchen und Klöster
Die bedeutendsten der etwa 2500 Sakralbauten Thüringens stammen aus der Gotik und stehen in den Zentren der historischen Städte. In Erfurt liegt mit dem Erfurter Dom die größte Kirche Thüringens, die mit der benachbarten Severikirche ein sehenswertes Ensemble bildet. Darüberhinaus stehen in der Erfurter Altstadt etwa 25 weitere, meist gotische, Pfarrkirchen, die das Stadtbild maßgeblich prägen.
Für die Gotik bedeutend sind auch die beiden Hauptkirchen der Reichsstadt Mühlhausen. Die Marienkirche war ein Zentrum des Bauernkriegs von 1525 und besitzt den höchsten Kirchturm im Freistaat (86 Meter). Die Divi-Blasii-Kirche war eine Wirkungsstätte des Komponisten Johann Sebastian Bach und ist die gotische Hauptkirche Mühlhausens. In Nordhausen, der zweiten Reichsstadt Thüringens, liegt mit dem Nordhäuser Dom eine der beiden Domkirchen des Landes.
Erwähnenswert in der Kirchenlandschaft sind vor allem die Oberkirche in Bad Frankenhausen mit dem um vier Meter aus der senkrechten geneigten Turm sowie die Russisch-Orthodoxe Kirche in Weimar, die einst für Herzogin Maria Pawlowna errichtet wurde und zu den ältesten orthodoxen Kirchen Deutschlands gehört.
Die Klöster des Landes verloren im Wesentlichen mit der Reformation am Beginn des 16. Jahrhunderts ihre Macht, woraufhin viele aufgelöst wurden. Daher sind heute vor allem romanische und gotische Klosterruinen erhalten. Historisch bedeutend war hierbei vor allem das Kloster Reinhardsbrunn bei Gotha und architektonisch interessant sind die Klosterruinen in Kloster Veßra und Paulinzella. Ein bekanntes Thüringer Kloster ist das Erfurter Augustinerkloster, in dem Martin Luther einige Jahre seines Lebens verbrachte.
Denkmäler
Die bekanntesten Denkmäler im Land sind zum einen das Kyffhäuserdenkmal, ein 81 Meter hohes, weithin sichtbares Denkmal auf dem gleichnamigen Gebirge bei Bad Frankenhausen. Es wurde zwischen 1890 und 1896 als Kaiser-Wilhelm-Denkmal errichtet und ist das drittgrößte Denkmal Deutschlands.
Zum anderen ist das Goethe- und Schiller-Denkmal auf dem Weimarer Theaterplatz sehr bekannt. Es gehört zum Weltkulturerbe und zeigt die Dichter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Aufgestellt wurde es 1856.
Museen
Die Museumslandschaft Thüringens hat ihren Schwerpunkt in Weimar mit seinen klassischen Dichtern, Musikern und Künstlern. Aber auch in einigen anderen Städten im Land liegen bedeutsame Museen. Zusätzlich liegen in den alten Residenzschlössern die jeweiligen Landesmuseen, die einen regionalgeschichtlichen Schwerpunkt setzen.
Zum Weimarer Weltkulturerbe gehören das Goethe-Nationalmuseum, welches die Wirkungsstätten des Dichters in der Stadt vereint, sowie Schillers Wohnhaus und eine Vielzahl anderer kulturell genutzter Einrichtungen. Bedeutsam ist außerdem das Bauhaus-Museum in der Weimarer Innenstadt.
Ein imposantes Bauwerk ist das Bauernkriegspanorama bei Bad Frankenhausen, welches eines der drei größten Gemälde der Welt beinhaltet und 1989 eröffnet wurde. Das Deutsche Spielzeugmuseum in Sonneberg wurde 1901 eröffnet und ist das älteste sowie eines der größten Spielzeugmuseen in der Bundesrepublik. Ähnlich bedeutsam ist das Deutsche Gartenbaumuseum in Erfurt auf dem Gebiet der Landschaftsarchitektur. Es zeigt auf 1500 Quadratmetern geschichtliches und biologisches aus dem Gartenbau in Mitteleuropa. Das Optische Museum in Jena schildert die Geschichte und den Fortschritt der Technologie im Bereich der Optik und ist auf diesem Gebiet ebenfalls von bundesweiter Bedeutung. Weitere Museen werden in der Liste der Museen in Thüringen aufgeführt.
Theater
Die Theaterlandschaft in Thüringen ist - bedingt durch die Kleinstaaterei - ebenfalls noch heute vielfältig. Das bedeutendste Theater des Landes ist das Deutsche Nationaltheater in Weimar. Traditionsreiche Schauspielhäuser werden heute auch noch in Meinigen, Eisenach, Gera und Altenburg betrieben. Ein Neubau aus der jüngsten Zeit ist das Theater Erfurt. Weitere Theater führen in Arnstadt, Nordhausen und Rudolstadt auf. Die größte Freiluftbühne ist das Naturtheater Steinbach-Langenbach im Thüringer Wald. Da alle Theater vom Freistaat bezuschusst werden, stellt die Finanzierung dieses Kulturangebots eine schwierige Aufgabe dar. In den letzten Jahren mussten die Theater bereits größere Etatkürzungen durch die Landesregierung hinnehmen.
Musik, Literatur und Bildende Kunst
Das erste bekannte Ereignis der thüringischen Musikgeschichte war der Sängerkrieg auf der Wartburg im 13. Jahrhundert. Dort wetteiferten der Legende nach die Minnesänger dieser Zeit miteinander.
Die Familie Bach mit ihrem berühmtesten Sohn, Johann Sebastian Bach, stammt aus Wechmar bei Gotha. Viele Mitglieder dieser Familie wurden Musiker und prägten die Hof- und Kirchenmusik in Thüringen zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert. Nach der Familie Bach kamen im „Silbernen Zeitalter“ Weimars, dem 19. Jahrhundert, Musiker wie Franz Liszt nach Thüringen. Sie schätzten die liberale und geschichtsträchtige Atmosphäre der Goethestadt. Etwas später zog der Komponist Max Reger in Meiningen viele andere Musiker an und sorgte dort ebenfalls für eine musikalische Blütezeit.
Der volkstümlichen Musik in Thüringen war vor allem Herbert Roth, der Komponist des Rennsteiglieds, verschrieben. Es gilt als inoffizielle Landeshymne. In jüngster Zeit sind vor allem Künstler wie Yvonne Catterfeld und Clueso bekannt.
Die Literaturgeschichte Thüringens ist untrennbar durch die Weimarer Klassik bestimmt. Sie führte die deutschsprachige Literatur im 18. Jahrhundert mit dem Dichterkreis um Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller an. Ebenfalls in diese Epoche können Gottfried Herder, Karl Ludwig von Knebel und Christoph Martin Wieland eingeordnet werden. Sie konzentrierten sich am Weimarer Hofe um Herzog Carl August und dessen Gemahlin Anna Amalia. In späteren Epochen waren für das Land vor allem Dichter wie Rudolf Baumbach, Ludwig Bechstein und Otto Ludwig von Bedeutung.
Auf dem Gebiet der Bildenden Künste war in Thüringen vor allem das Bauhaus in Weimar von Bedeutung. Es war in den 1920er-Jahren weltweit stilprägend. Aber auch Maler wie Lucas Cranach der Ältere oder Otto Dix wirkten im Freistaat.
Brauchtum
Thüringen besitzt kein signifikantes einheitliches Brauchtum, vielmehr unterscheidet sich dieses von Dorf zu Dorf und von Region zu Region. In ganzen Land begangen wird in fast jedem Dorf alljährlich die Kirmes als zentrales Dorffest. Die Mühlhäuser Kirmes ist hierbei nach eigenen Angaben die größte in Deutschland. Auch Schützenfeste sind in einigen Landesteilen ein fester Bestandteil der dörflichen Lebenskultur.
Traditionsreiche Feste sind darüberhinaus das Rudolstädter Vogelschießen, der Weimarer Zwiebelmarkt, der Erfurter Weihnachtsmarkt sowie die Domstufen-Festspiele in Erfurt.
Küche
Die Thüringer Küche ist traditionell fleischlastig und eher deftig. Bekannte Spezialitäten sind die Thüringer Klöße, die Thüringer Rostbratwurst und das Rostbrätel. Daneben existieren zahlreiche lokale Spezialitäten in den verschiedenen Regionen des Landes.
Bier ist das bedeutendste Getränk in Thüringen, besonders das Köstritzer Schwarzbier ist bundesweit bekannt. Pils und andere Biersorten werden in den vielen kleinen und mittelständischen Brauereien des Landes produziert. Zentrum des Weinbaus ist die Stadt Bad Sulza im Ilmtal. Sie gehört zum Weinbaugebiet Saale-Unstrut.
Siehe auch: Thüringer Küche
Sport
Erfolgreichste Sportler aus Thüringen sind die Oberhofer Wintersportler aus den Disziplinen Rodeln/Bob und Langlauf/Nordische Kombination/Biathlon. Sie sind bei Olympischen Winterspielen stets erfolgreich und vielfach Olympia-Sieger.
Im Sommersport ist der Fußball in Thüringen am populärsten. Der erfolgreichste Club ist derzeit der FC Carl Zeiss Jena in der Zweiten Bundesliga. Auch andere Mannschaftssportarten und die Leichtathletik werden im Land vielerorts betrieben.
Siehe auch: Sport in Thüringen
Quellen
- ↑ TLS
- ↑ TLS
- ↑ Landeszentrale für politische Bildung Thüringen: Dr. Andreas Dornheim, Institut für Geschichte, Pädagogische Hochschule Erfurt
- ↑ Landesentwicklungsplan 2004
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik
- ↑ Bundesagentur für Arbeit
- ↑ Quelle: Firmendatenbank der Landesentwicklungsgesellschaft
- ↑ TLS
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Thüringen bei odp.org (ehemals DMOZ)
- Homepage der Thüringer Staatskanzlei