Dietzenschmidt

deutscher Dramatiker
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Dietzenschmidt, geb. als Anton Franz Schmid, als Dichter stets ohne Vornamen nur Dietzenschmidt genannt (* 21. Dezember 1893 in Teplitz-Schönau; † 17. Januar 1955 in Esslingen am Neckar) war ein deutscher Dramatiker, der für die Berufs- und Laienbühne das religiöse Drama mit Ausrucksmitteln der Neuzeit belebte.

Leben

Dietzenschmidt lebte ab 1913 in Berlin und ließ seinen Künstlernamen Dietzenschmidt 1927 als bürgerlichen Namen anerkennen. Ab 1941 lebte er in Baden (Freiburg, Bonndorf), behielt bis zur Vertreibung 1945 seinen Wohnsitz in Böhmen (Brüx, Karlsbad).

Leistungen

1919 erhielt Dietzenschmidt zusammen mit Kurt Heynicke den Kleist-Preis. Seit 1921 war er Mitglied des Kunstrates der Kleist-Stiftung in Berlin. In den Zwanzigerjahren war er neben Max Mell erfolgreich als katholischer Theaterautor im deutschen Sprachraum tätig. 1928 erhielt er den tschechoslowakischen Staatspreis für deutsche Dichtung. Seit 1926 hielt er Vorträge und leitete Laienspielgruppen bei Werkwochen des Reichsbundes der deutschen katholischen werktätigen Jugend in Böhmen, in der Grenzland-Volkshochschule „Heimgarten“ des Quickborn (Arbeitskreis) in Neiße-Neuland und bei der katholischen Jugend der Deutschen in Polen. 1930 war er Mitgründer und Vorstandsmitglied der Sudetendeutschen Kultur-Gesellschaft (Berlin), die bis zum Münchner Abkommen 1938 mit Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten auf sudetendeutsches Kulturschaffen aufmerksam machte. Wegen seiner Themen aus der jüdischen und christlichen Überlieferung war er seit 1933 für das nationalsozialistische Regime unerwünscht, deshalb war er nur noch Theaterkritiker beim Berliner Tageblatt bis zu dessen Schließung Ende Januar 1939. Danach war Dietzenschmidt freier Schriftsteller, unterstützt von Erzbischof Dr. Conrad Groeber (Freiburg im Breisgau). Seit Kriegsende 1945 haben nur noch vereinzelt Jugendgruppen Stücke von Dietzenschmidt aufgeführt.

Werke (Auswahl)

  • Mord im Hinterhaus (Uraufführung als "Hinterhauslegende" Staatstheater Berlin unter Leopold Jessner mit Alexander Granach und Veit Harlan).
  • Christofer (Uraufführung Königsberg, Intendant Richard Rosenheim, Titelrolle Robert Müller).
  • Die Sanct-Jacobsfahrt (Vorlage für die Oper "Die Jakobsfahrt" von Fidelio Fritz Finke).
  • Mariens siebente Herrlichkeit (Mysterienspiel nach dem Mittel-Niederländischen, ohne Verfassernamen erschienen).
  • Vom lieben Augustin (Uraufführung Kassel, Intendant Paul Bekker, Bühnenmusik Ernst Krenek)
  • Der Verräter Gottes.

Literatur (Auswahl)

  • Max Brod: Der Prager Kreis. Stuttgart: Kohlhammer, 1966.
  • Dietzenschmidt: Eine Selbstbiographie aus dem Nachlaß des Dichters mit einer Einführung und Proben aus seinen Dichtungen. Enthält Werkverzeichnis. Königstein (Taunus), 1959.
  • Paul Fechter. Das europäische Drama. Band III. Mannheim: Bibliographisches Institut, 1958,
  • Daniel Langhans. Der Reichsbund der deuschen katholischen Jugend in der Tschechoslowakei 1918 - 1938. Bonn: Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen, 1990.
  • Josef Mühlberger. Geschichte der deutschen Literatur in Böhmen 1900 - 1939. München: Langen/Müller, 1981.
  • Helmut Sembdner (Hrsg.). Der Kleist-Preis 1912 - 1932. Berlin: Erich Schmidt, 1968.
  • Jürgen Serke. Böhmische Dörfer: Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft. Wien: Zsolnay, o. J. (1987).
  • Rainer Stommer. Die inszenierte Volksgemeinschaft: Die "Thing-Bewegung" im Dritten Reich. Marburg: Jonas, 1985.
  • Carl Zuckmayer: Geheimreport. Göttingen: Wallstein, 2002.