Mecklenburg, ein jahrhundertealtes reichsunmittelbares Territorium im Nordosten von Deutschland mit eigener Geschichte und unverwechselbarer Kultur, ist heute der westliche und größere Teil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern.
Geographie
Mecklenburg grenzt im Westen an Schleswig-Holstein und Niedersachsen, im Süden an Brandenburg und im Osten an Vorpommern. Natürliche Grenzen bilden im Norden die Ostsee, im Südwesten die Elbe und im Osten die drei Flüsse Recknitz, Trebel und Peene.
Die größten Städte Mecklenburgs sind Rostock, Schwerin, Neubrandenburg und Wismar. Mecklenburg ist dünn besiedelt und hat mit der Ostseeküste, der Mecklenburgischen Seenplatte und der Mecklenburgischen Schweiz attraktive Urlaubsziele. Mecklenburg ist hauptsächlich von Landwirtschaft, Tourismus und seinen zwei Universitäten geprägt und hat wenig Industrie, hauptsächlich Schiffbau in Rostock und Wismar. Es bestehen gut ausgebaute Verkehrsverbindungen zu den Nachbarn im Ostseeraum: Dazu zählen Fährverbindungen nach Dänemark, Schweden, Finnland, Litauen und Rußland.
Geschichte
Der Name Mecklenburg ("Mikelenburg") taucht erstmals in einer Urkunde des Jahres 995 auf. Er bezeichnete damals eine slawische Burg im heutigen Dorf Mecklenburg bei Wismar und bedeutet soviel wie "Große Burg". Der Name übertrug sich in der Folgezeit auf ein hier beheimatetes Geschlecht slawischer Fürsten (Könige), dann auf das von ihnen beherrschte Gebiet.
Im frühen Mittelalter war Mecklenburg slawisch besiedelt, so durch die Obotriten, auch Reregi genannt, in und um Magnopolis (zwischen Wismar und Schwerin). Westlich davon, um Razispurg (Ratzeburg), das heute zu Holstein gehört, siedelten die Polaben. Über die frühmittelalterliche Besiedlung und Geschichte sowie die Christianisierung gibt Adam von Bremen Auskunft. Insbesondere die Obotriten Ratzeburgs leisteten dem neuen Glauben Widerstand und brannten einen Kirchneubau nach dem anderen nieder, so dass Ratzeburg erst zur Zeit Heinrichs des Löwen erfolgreich christianisiert war. Das Herrschaftsgebiet der slawischen Fürsten (Könige) zu Mecklenburg geriet ab 1160 in deutschrechtliche Lehnsabhängigkeit (zunächst unter den Sachsen) und wurde 1348 als Herzogtum reichsunmittelbares Territorium.
Im Mittelalter lag Mecklenburg im Einflussbereich der Hanse. Hinzu kam die Verwicklung in die skandinavische Politik besonders unter Herzog Albrecht II., dessen Sohn, Albrecht III. König von Schweden wurde.
Bereits am Ende des 15. Jahrhunderts standen die äußeren Grenzen Mecklenburgs weitgehend fest, jedoch gelangen den mecklenburgischen Landesherren bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts weitere Gebietsgewinne. Zuletzt bestand der mecklenburgische Staat aus sieben Hauptteilen: dem Herzogtum Mecklenburg, den Fürstentümern Wenden, Schwerin und Ratzeburg, der Grafschaft Schwerin sowie den Herrschaften Rostock und Stargard.
In den ersten Jahrhunderten deutschrechtlicher Existenz war Mecklenburg mehrfach in unterschiedliche Teilherrschaften gespalten. Die moderne Landesgeschichtsschreibung unterscheidet drei Hauptlandesteilungen (1229-1235, 1621, 1701), die teilweise namensgleiche Landesteile mit verschiedenartigen Gebietsanteilen hervorbrachten. Zwischen 1628 und 1630 wurden die Obotriten-Herzöge im Dreißigjährigen Krieg Dreißigjähriger Krieg durch den Kaiser abgesetzt und durch dessen Feldherrn Wallenstein als Herzog ersetzt, durch den schwedischen König Gustav Adolf jedoch 1630 restituiert. Erst 1701 konnte sich das mecklenburgische Fürstenhaus auf das Erbfolgeprinzip der Primogenitur einigen. Zugleich wurde Mecklenburg 1701 geteilt in zwei beschränkt autonome (Teil-) Herzogtümern, ab 1815 (Teil-) Großherzogtümer - Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz -, die einen gemeinsamen Staat bildeten, seit 1755 dieselbe Verfassung hatten und einem gemeinsamen Landtag unterstanden. Diese landständische Verfassung in Mecklenburg übertrug den Großgrundbesitzern entscheidende Herrschaftsrechte.
Reichskanzler Otto von Bismarck wird die Bemerkung zugeschrieben: "Wenn die Welt untergeht, sollte man nach Mecklenburg gehen, da passiert alles 100 Jahre später." Hintergrund war die Tatsache, daß Mecklenburg im deutschen Kaiserreich das Territorium mit der rückständigsten politischen Verfassung war und blieb. Alle Versuche zur Reform des landständischen Verfassungssystems in Mecklenburg scheiterten bis 1918 kläglich.
Beide Landesteile, die zwar eigene Landesbehörden besaßen, blieben bis 1918 untrennbare Bestandteile eines gemeinsamen mecklenburgischen Gesamtstaates. Äußeres Zeichen dafür war, daß die jeweiligen Regenten beider Landesteile stets identische Titel führten und die Dynastie reichsrechtlich stets "zur Gesamten Hand" belehnt wurde.
Erst nach dem Sturz der Monarchie 1918 erlangten beide Landesteile ab 1918/19 als Freistaaten kurzzeitig politische Selbständigkeit, wurden jedoch schon 1934 unter nationalsozialistischem Druck zum Land Mecklenburg wiedervereinigt.
Dieses wurde 1945 mit den bei Deutschland bleibenden Resten der preußischen Provinz Pommern zum Land Mecklenburg-Vorpommern vereinigt, das sich auf sowjetischen Befehl seit 1947 jedoch nur noch "Mecklenburg" nennen durfte. 1952 wurde dieses Land wie alle übrigen Länder der DDR aufgelöst und in Bezirke eingeteilt. Erst 1990, gegen Ende der DDR, konnte das Land Mecklenburg-Vorpommern neu begründet werden und bildet seit dem 3. Oktober 1990 ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.
Siehe auch: Liste der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge
Bildung
In Mecklenburg befindet sich mit der Universität Rostock (1419) die älteste Universität Nordeuropas. Zudem befindet sich in Rostock die Hochschule für Musik und Theater (HMT Rostock).
Tourismus
Heute ist der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftszweig, der in den letzten Jahren hohe Zuwachsraten erzielen konnte. Zentren des Tourismus an der Ostseeküste sind vor allem Warnemünde und Bad Doberan (in dessen Nähe sich Heiligendamm, wo zu Beginn des 19. Jahrhunderts das erste Seebad Deutschlands entstand und die Orte Kühlungsborn und Rerik befinden), und die Bodddenregion mit der Halbinsel Fischland. Zweites Zentrum des Tourismus ist die Mecklenburgische Seenplatte, als Zentrum sei die Region um Waren genannt, gelegen an der Müritz, die gleichzeitig das größte Binnengewässer des Landes ist. Daneben haben auch die an der westlichen Küste liegende Gegend um Boltenhagen und die Insel Poel Bedeutung erlangt.
Literatur
- Die Mecklenburg, der Ort der dem Land seinen Namen gab. Ulrike Sommer, Kai Homilius Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-931121-14-3, (Leseprobe)
Sprache
Die Sprache Mecklenburgs ist bis heute das zum Ostniederdeutschen zählende Mecklenburger Platt. Es wird aber hauptsächlich Hochdeutsch gesprochen, das vor allem auf dem Land mundartlich gefärbt ist.
Bedeutende Mecklenburger (Auswahl)
- Ernst Alban (Pionier des Maschinenbaus)
- Sabina Elisabeth Oelgrad von Bassewitz (Philosophie, Literatur und Musik)
- Gebhard Leberecht von Blücher (preußischer Generalfeldmarschall)
- Ludwig Bölkow (Konstrukteur und Unternehmer)
- John Brinckman (niederdeutscher Schriftsteller)
- Kurd von Bülow (Geologe)
- Friedrich Lisch (Archivar, Historiker, Bibliothekar, Archäologe)
- Siegfried Marcus (Erfinder des Benzinautomobils)
- E. Moeck (Entwickler, nuklearer Schiffsantrieb)
- Helmuth Graf Moltke (Generalfeldmarschall, preußischer Heerführer 1858-1871)
- Otto Piper (Begründer der wissenschaftlichen Burgenkunde)
- Heinrich Podeus (Industrieller, Automobilbauer)
- Fritz Reuter (niederdeutscher Schriftsteller)
- Heinrich Schliemann (Archäologe, Entdecker Trojas und der Königsgräber von Mykene)
- Ewald Schuldt (Archäologe)
- Hans Seehase (Erfinder, zusammenlegbare Fahrzeuge, Drachenfallschirm)
- Klaus Störtebeker (berühmter Seeräuber und Pirat)
- Rudolf Tarnow (plattdeutscher Schriftsteller)
- Johann Heinrich von Thünen (Musterlandwirt und Agrarwissenschaftler)
- Wilhelm Ulenoge (berühmtester Urkundenfälscher Mecklenburgs)
- Richard Wossidlo (Volkskundler, Schriftsteller)