Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Nördlingen ist eine Große Kreisstadt im schwäbischen Landkreis Donau-Ries und ehemalige Freie Reichsstadt.
Geografie
Nördlingen liegt im berühmten Nördlinger Ries, dem Einschlagskrater eines Meteoriten, der vor 15 Millionen Jahren in die Alb eingeschlagen ist. Der Krater hat einen Durchmesser von 23 km, ist ringsum als Hügelkette sichtbar und wird von der Wörnitz und der Eger durchflossen. Erstere mündet bei Donauwörth, 30 km südöstlich, in die Donau.
Stadtteile
Baldingen | Pfäfflingen,
Dürrenzimmern, Löpsingen | |
Grosselfingen | ||
Nähermemmingen, | Kleinerdlingen, | Schmähingen |
Nachbargemeinden
Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Nördlingen: Wallerstein, Maihingen, Oettingen, Munningen, Wechingen, Deiningen, Alerheim, Möttingen, Reimlingen, Hohenaltheim, Ederheim, Bopfingen, Riesbürg.
Geschichte
Funde in den Ofnethöhlen belegen, dass das heutige Ortsgebiet von Nördlingen bereits im Mittelpaläolithikum besiedelt war.
Bereits um das Jahr 85 n. Chr. entstand hier ein römisches Kastell mit Siedlung (vicus), die jedoch im Jahre 259/260 bei der Eroberung des heutigen Süddeutschlands durch die Alamannen unterging. Der Name dieser Siedlung lautete wahrscheinlich Septemiacum. Dieser lateinische Ortsname ist durch die Peutingertafel (Tabula Peutingeriana) für die Gegend von Nördlingen zuverlässig überliefert, er kann aber bisher nicht ganz sicher der römischen Siedlung im heutigen Nördlingen zugeordnet werden. Das römische Nördlingen ist bislang generell kaum erforscht.
Im 6. und 7. Jahrhundert lässt sich eine alemannische Besiedlung nachweisen.
"Nordilinga" wurde im Jahr 898 zum ersten Mal urkundlich als karolingischer Königshof erwähnt.
1215 erhielt Nördlingen von Kaiser Friedrich II. Markt- und Stadtrechte und wurde freie Reichsstadt. In jenem Jahr wurde die erste Stadtmauer errichtet, deren Grundriss bis heute sichtbar ist. 1219 wurde die Nördlinger Pfingstmesse das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Stadt, an der Kreuzung zweier großer Handelsstraßen gelegen, stieg zum wichtigen Handelsplatz für Getreide, Vieh, Textilien, Pelze und Metallwaren auf. Neben Frankfurt war Nördlingen eine der wichtigsten Fernhandelsmessen Deutschlands.
1238 zerstörte ein Brand einen großen Teil der Stadt, von dem sich die Stadt jedoch rasch erholte. Drei Generationen später hatten sich auch außerhalb der Stadtmauern eine große Zahl von Handwerkern, vor allem Gerber und Weber, angesiedelt. 1327 wurde der heute noch bestehende Mauerring gebaut, mit dem die ummauerte Stadtfläche auf das Vierfache anwuchs. 1427 begann der Bau der St.-Georgs-Kirche.
Die Stadt gehörte 1529 zu den Vertretern der protestantischen Minderheit (Protestation) am Reichstag zu Speyer. Ihre Bürgerschaft forderte die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens. 1555 wurde die Reformation in Nördlingen endgültigt bestätigt.
Ein historischer Wendepunkt im Dreißigjährigen Krieg war die Schlacht bei Nördlingen im Jahre 1634, in der die Schwedisch-Protestantischen Kräfte erstmals entscheidend von den Kaiserlich-Habsburgischen Truppen geschlagen wurden. Die Stadt musste sich den Siegern öffnen und büßte über die Hälfte ihrer Bevölkerung ein. Auch im den spanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt durch die Auswirkungen in der Nähe stattfindenden Schlachten von Höchstädt gebeutelt.
Der Handel verlagerte sich nach dem Krieg zu den Seehäfen – ein weiterer Grund, warum Nördlingen seine Bedeutung als Handelszentrum verlor. Dieser erzwungene Stillstand ist der Grund, dass das mittelalterliche Stadtbild so gut erhalten geblieben ist.
1802 wurde die Stadt Bayern angegliedert und verlor damit ihren Status als freie Reichsstadt. Erst 1939 erreichte sie wieder ihre Bevölkerungszahl von 1618.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Nördlingen zur Amerikanischen Besatzungszone. Die amerikanische Militärverwaltung richtete ein DP-Lager ein zur Unterbringung so genannter Displaced Persons (DP). Das Lager wurde von der UNRRA betreut und beherbergte ungefähr 500 DPs. Die meisten von ihnen stammten aus Lettland und Litauen.
Politik
Städtepartnerschaften
Nördlingen unterhält Städtepartnerschaft mit Wagga Wagga im australischen Bundesstaat New South Wales (seit 1967), mit der französischen Stadt Riom in der Auvergne (seit 1970), mit der sächsischen Kreisstadt Stollberg/Erzgeb. (seit 1991) und mit der kanadischen Stadt Markham in der Provinz Ontario (seit 2001).
Patenschaft
- 1951 wurde die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt und dem Kreis Tetschen-Bodenbach übernommen.
- 1976 wurde die Patenschaft für die vertrieben Deutschen aus der Stadt Olmütz übernommen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Kirchen
Das Wahrzeichen Nördlingens ist der rund 90 Meter hohe Kirchturm der 1427–1505 erbauten gotischen St.-Georgs-Kirche, der Daniel genannt wird. Sehenswert ist auch die katholische St.-Salvator-Kirche am südwestlichen Rand der Innenstadt. Die neogotische Friedhofskirche St. Emmeram wurde 1874–1875 erbaut, geht aber auf Nördlingens erste Kirche aus dem 9. Jahrhundert zurück. Die Spitalkirche entstand 1340 als Teil des Heilig-Geist-Spitals. Die Pfarrkirche St. Josef wurde 1960 bis 1962 errichtet.
Marktplatz
Gleich nördlich der St. Georgs-Kirche liegt der Marktplatz, auf dem sich im Mittelalter alljährlich 10 Tage lang das Messepublikum tummelte. Die Tuchhändler präsentierten ihre Ware im 1442-1444 entstandenen Brot- und Tanzhaus, dessen Obergeschoss als Festsaal diente. Mit ihm durch eine Brücke verbunden war zu Messezeiten das 1363 erbaute Fachwerkhaus Metzig, das an normalen Tagen die Verkaufsstände der Metzger beherbergte und zu Messezeiten als Erweiterung der Verkaufsfläche diente. Nördlich daran schließt sich das bereits 1304 urkundlich erwähnte Hohe Haus an.
Das Gasthaus zur Sonne auf der gegenüber liegenden Seite wurde 1350 erbaut und seit 1405 als Fürstenherberge genutzt. Um 1500 logierten dort die Kaiser Friedrich III. und Maximilian I., 1548 Karl V. 1788 war Johann Wolfgang von Goethe zu Gast, und 1970 nahmen die amerikanischen Astronauten des Apollo-Mondfahrtprogramms Quartier.
Nördlich anschließend liegt das Rathaus. Wie die St.-Georgs-Kirche und viele andere Stadthäuser ist es aus dem porösen Suevitstein des Nördlinger Rieses erbaut. Bereits 1313 ist es in einer Verkaufsurkunde belegt; in jener Zeit wurde es als Messekaufhaus genutzt. 1382 mietete die Stadt das Gebäude an und nutzt es seitdem ununterbrochen als Rathaus. Um 1500 wurde das Obergeschoss mit seinem Treppengiebel und dem Giebelerker auf das Gebäude gesetzt, 1509 wurde der Schatzturm und 1618 der repräsentative Renaissance-Treppenaufgang angebaut. Innen im großen Versammlungssal, in dem sich im 16. Jahrhundert die Abgeordneten des Schwäbischen Bundes trafen, befindet sich ein großes, wertvolles Wandfresko von Hans Schäufelin.
-
Brot- und Tanzhaus
-
Fürstenherberge und Rathaus
-
Treppenportal zum Rathaus
-
Narrenbildnis am Rathaus
Altstadt
Die gesamte Nördlinger Altstadt beherbergt eine Fülle von liebevoll renovierten, prachtvollen Häusern aus dem Mittelalter und der Renaissance.
Wenige Schritte nordwestlich des Marktplatzes gelangt man über die Eisengasse zum Tändelmarkt und dem damit verbundenen Hafenmarkt. In der Eisengasse, die nach den früher dort niedergelassenen Eisenhändlern benannt ist, ist unter anderem das 1563 errichtete Schneidtsche Haus bemerkenswert. Im Dreißigjährigen Krieg diente es Gustav II. Adolf im September 1632 für zwei Tage als Unterkunft. Am Hafenmarkt befindet sich das Kaisheimer Haus, von 1278 bis 1802 Kastenhaus des Reichsstifts Kaisheim. An der Nordwestecke des Tändelmarkts fällt das große Klösterle ins Auge, ein ehemaliges Franziskanerkloster. Im Zuge der Reformation verwaiste das Kloster mehr und mehr. Die Stadt kaufte 1536 den Bau und ließ ihn 1584 - 1587 zu einem Kornspeicher umbauen. Der Chor wurde abgerissen und durch den heutigen großzügig angelegten Treppengiebel ersetzt.
Das westlich daran anschließende Gerberviertel beherbergt etliche der typischen Gerberhäuser mit ihrem Fachwerk und ihren großen, nach vorne kragenden Trockenböden und Galerien in den Obergeschossen. Den großen Wasserbedarf der Gerber deckte der Egerkanal, der das Viertel durchläuft. Bei der Brücke am nördlichen Ende des Viertels befindet sich das große, unterschlächtige Wasserrad der Neumühle.
Das 1233 gegründete Spital diente früher als Versorgungsstätte alter und armer Menschen. Wie viele ähnliche Einrichtungen jener Zeit wurde es durch Stiftungen finanziert und ausgebaut. Die kleine Spitalkirche aus dem 13. Jahrhundert beherbergt wertvolle Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Heute befindet sich in seinen beiden Hauptgebäuden aus dem 15. und 16. Jahrhundert das Stadtmuseum.
Im südlichen Bereich der Altstadt ist das 1697 erbaute Wintersche Haus bemerkenswert. Der große, wohl proportionierte Fachwerkbau birgt an seiner Rückseite einen stilvollen Garten mit Blumengalerien im 1. und 2. Stock. Am Weinmarkt befinden sich eine Reihe repräsentativer Bürgerhäuser und das große, massiv wirkende, 1541–1543 erbaute Hallgebäude. Es diente einst als Salz- und Weinlager der Stadt.
-
Blick vom Kirchturm (Daniel) über die südliche Altstadt. In der Mitte der Weinmarkt und das Hallgebäude, hinten das Berger Tor
-
Wintersches Haus
-
Gerberhaus
-
Klösterle
Stadtmauer
Die komplett erhaltene Stadtmauer von 1327 hat fünf Tore mit Tortürmen, elf weitere Türme und zwei Bastionen. Auch der Wehrgang ist vollständig erhalten und kann begangen werden.
Das größte Stadttor ist das Berger Tor im Süden. Im Uhrzeigersinn folgen das Baldinger Tor im Westen, das Löpsinger Tor, das auch das Stadtmauermuseum beherbergt, im Norden, das Deininger Tor im Nordosten und das Reimlinger Tor im Osten.
Die Türme sind im Uhrzeigersinn Feilturm, Löwenturm, Oberer Wasserturm, Backofentürme (5), Spitzturm, Unterer Wasserturm und Reißturm. Die Alte Bastei, die in zwei Geschossen zehn Geschütze aufnehmen kann, ist vollständig erhalten. Die Neue Bastei hingegen wurde 1808–1826 abgebrochen.
Entlang der Mauerinnenseite erstrecken sich die Kasarmen, direkt an die Stadtmauer gebaute Häuser, in denen einst die Stadtsoldaten wohnten. Der Grabenbereich außerhalb der Mauer ist weitgehend erhalten und teilweise als Park gestaltet.
-
Löpsinger Tor
-
Baldinger Tor
-
Reimlinger Tor
-
Backofenturm
Museen
- Das Rieskrater-Museum bietet interessantes Anschauungsmaterial über die geologische Entwicklung der Umgebung und eine Simulation des Ries-Impakts vor etwa 15 Millionen Jahren, bei dem das Nördlinger Ries entstand. Außerdem kann dort echtes Mondgestein besichtigt werden, das die Stadt Nördlingen als Dauerleihgabe von der NASA erhielt. Diese trainierte 1970 die Astronauten der Missionen Apollo 14 und Apollo 17 im Ries. In Steinbrüchen im Ries kann Suevit-Gestein gefunden werden, das den Gesteinen auf der Mondoberfläche ähnlich ist. Es entsteht unter extremen Druck- und Temperaturverhältnissen, wie sie nur bei Meteoriteneinschlägen vorkommen.
- Das Stadtmuseum Nördlingen gibt Einblick in die Geschichte der Reichsstadt Nördlingen und die Siedlungsgeschichte des Nördlinger Rieses. Es beherbergt Tafelgemälde von Friedrich Herlin, Hans Schäufelin und Sebastian Taig. Auch die Schädelfunde aus den Ofnethöhlen sind dort zu sehen.
- Das Stadtmauermuseum in den sechs Stockwerken des Löpsinger Torturmes dokumentiert die Geschichte der Nördlinger Stadtmauer. Hier sind ein Zinnfigurenmodell der Schlacht bei Nördlingen und ein Modell der gesamten Altstadt zu sehen.
- Das Bayerische Eisenbahnmuseum beherbergt mehr als hundert Originalfahrzeuge, darunter die älteste betriebsfähige Regelspur-Dampflokomotive.
- Das Museum augenblick – Museum für optische und akustische Attraktionen zeigt Exponate aus den Anfängen des Medienzeitalters: Guckkästen, Panoramen, Laterna magica, Drehorgeln, automatische Klaviere, Spieldosen und Grammophone.
- Die Thiemig-Galerie im Weilbachhaus zeigt eine Dauerausstellung gerahmter Reproduktionen berühmter Maler. Sie wurde vom 1991 verstorbenen Verleger Günther Thiemig in der ehemaligen Pfisterei des Spitalhofs eingerichtet. Zu sehen sind Werke von Giotto, Tizian, Raffael, Dürer, Rubens, Goya, Macke, Marc und Kandinsky.
Theater
Die Freilichtbühne Alte Bastei in einer mittelalterlichen Bastion ist jeden Sommer Schauplatz für historische und zeitgenössische Aufführungen der Laienspielgruppe Verein Alt Nördlingen. Ein unabhängiges und regional renommiertes Theaterprojekt ist das Dramatische Ensemble Nördlingen. Während der Wintersaison treten regelmäßig Tourneetheater im Stadtsaal Klösterle auf. Kleinkunstveranstaltungen finden im Kulturzentrum Ochsenzwinger statt.
Musik
Die 1924 gegründete Knabenkapelle Nördlingen gehört zu den namhaften Jugendblasorchestern in Süddeutschland. Die jungen Musiker sind weltweit auf Tournee und gestalten regelmäßig Fußballländerspiele und Staatsbesuche musikalisch. Die Stadtkapelle wurde 1990 gegründet. Die Rieser Musikschule bietet musikalische Früherziehung und Instrumentalunterricht an. Zahlreiche Chöre (u. a. Kantorei St. Georg), Klassik- und Jazzensembles sind als Vereine in Nördlingen eingetragen. Bekannte Kammermusikensembles treten bei der winterlichen Konzertreihe der Raiffeisen-Volksbank Ries auf. Die Nördlinger Kneiptour, während deren eine Vielzahl von Rock-, Pop- und Jazzbands gleichzeitig in Nördlinger Kneipen auftritt, findet seit 1996 jedes Frühjahr statt.
Veranstaltungen
- Im dreijährigen Turnus kann man in Nördlingen das Historische Stadtmauerfest der ehemals Freien Reichsstadt besuchen. Neben alter Handwerkskunst sind Ritter- und Reiterspiele des Mittelalters zu sehen.
- Das sog. Stabenfest, das den Frühling begrüßen soll, wird jedes Jahr mit einem Umzug, bei dem alle Nördlinger Schulkinder, die sich mit den Stadtfahnen, Blumen und Birkenzweigen geschmückt haben abgehalten. Es findet immer am 1. Montag nach dem Muttertag statt.
- Am zweiten Samstag nach Pfingsten beginnt jedes Jahr die Nördlinger Pfingstmesse[1] mit einem Festumzug. Sie dauert zehn Tage und beinhaltet eine Verbrauchermesse und einen Vergnügungspark.
- Am Freitag vor dem 1. Advent beginnt der Weihnachtsmarkt, der täglich geöffnet hat.[1]
- Im Sommer findet im Rahmen eines internationalen Reitturniers das Nördlinger Scharlachrennen statt. Unter Scharlachrennen verstand man im Mittelalter Pferde-Flachrennen, für die als erster und wertvollster Preis ein scharlachfarbenes Tuch ausgesetzt war, aus dem der Gewinner, der farbenfrohen Mode der damaligen Zeit folgend, ein Kleid fertigen lassen konnte. Der moderne Nördlinger Austragungsmodus ist weltweit einmalig. Er beinhaltet Dressur, Springen, Jagdpferdeprüfung hinter der Meute und ein abschließendes Flachrennen, das unter den besten Bewerbern ausgetragen wird. Von 1438 bis zum Bauernkrieg fanden in Nördlingen Scharlachrennen regelmäßig statt. Im Jahre 1948 wurde es vom späteren Fürsten Carl Friedrich in etwas veränderter Form wieder ins Leben gerufen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehrsverbindungen
Straße
- Nördlingen liegt an der Romantischen Straße, die hier auf der Bundesstraße 25 verläuft und Würzburg mit den Königsschlössern bei Füssen verbindet, und an der Schwäbischen Albstraße.
- B 466 Gunzenhausen–Ulm
- Bundesautobahn 7 (Würzburg/Ulm) ca. 25 km westlich von Nördlingen
- In Nördlingen endet die Bundesstraße 29 Waiblingen–Nördlingen.
Schiene
In Nördlingen halten Züge der Riesbahn Aalen–Donauwörth. Die Strecke nach Dombühl und die Strecke über Gunzenhausen nach Nürnberg haben ihren regulären Personenverkehr verloren, die Nebenbahn nach Wemding ist stillgelegt. Die einstige Funktion Nördlingens als Eisenbahnknoten ist damit verschwunden. Im historischen Bahnbetriebswerk ist heute das Bayerische Eisenbahnmuseum untergebracht.
Wirtschaft
Nördlingen ist geprägt durch eine Fülle von mittelständischen Betrieben der verschiedensten Branchen, die überwiegend mittelständische Strukturen besitzen. Von den ursprünglichen textilverarbeitenden Betrieben sind nur die gehobene Modemarke Strenesse vorhanden. Der örtliche Handel hat eine zentrale Rolle und deckt ein weites Einzugsgebiet im ländlich geprägten Umland ab.
Traditionsunternehmen
Entsprechend dem hohen Alter und der einstmals enormen Bedeutung der Stadt finden sich in Nördlingen Betriebe mit teilweise jahrhundertelanger Tradition.
- Die 1608 gegründete Ankerbrauerei ist die letzte verbliebene Brauerei der Stadt.
- Der Verlag C. H. Beck wurde 1763 gegründet. Der Verlag ist inzwischen in München ansässig, die verlagseigene Druckerei aber weiterhin in Nördlingen.
Unternehmen
- Die in Nördlingen ansässige Modeschöpferin Gabriele Strehle kreiert unter dem Markennamen Strenesse Damen- und Herren-Oberbekleidung.
- Der Duftstoff- und Aroma-Hersteller Symrise hat in Nördlingen einen Standort für die Erforschung und Produktion von Aromen und Grundstoffen für die Getränkeindustrie.
- SCA Packaging produziert am Standort Nördlingen Verpackungen aus Wellpappe.
- Die Kathrein-Werke betreiben in Nördlingen ein Werk für Mobilfunkantennen mit mehr als 800 Beschäftigten.
Bildung
- Grundschule
- Hauptschule, Volksschule
- Theodor-Heuss-Gymnasium
- Realschule Maria Stern
- Staatl. Wirtschaftsschule
- Förderschule Sankt-Georg-Schule
- Staatl. gewerbliche, kaufmännische, hauswirtschaftliche Berufsschule mit Berufsaufbauschule
- Fachakademie für Sozialpädagogik Maria Stern
- Liselotte-Nold-Schule; Berufsfachschulen für Altenpflege, Altenpflegehilfe
- Hauswirtschaft und Kinderpflege
- Landwirtschaftsschule
- Staatl. Wirtschaftsschule
- Meisterschule für das Bauhandwerk; Aus- und Fortbildungszentrum
- Staatliche Fachschule für Bau-, Elektro- und Maschinenbautechnik
- Technologie Centrum Westbayern (TCW)
- Rieser Musikschule e. V.
- Rieser Volkshochschule
- Stadtbücherei Nördlingen
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Heinrich von Nördlingen (* um 1310, † wohl nach 1356), deutscher Mystiker
- Albrecht Adam, deutscher Schlachtenmaler
- Heinrich Adam, Maler, Mitglied der Malerfamilie Adam aus Nördlingen
- Friedrich Herlin (* um 1430, † um 1500), altdeutscher Maler in der Spätgotik
- Bartholomäus Zeitblom (* um 1455, † um 1518 in Ulm), wichtiger Maler in der Spätgotik
- Kaspar Kantz (1483-1544), lutherischer Theologe und Reformator
- Melchior Fendt, Physiker und Mediziner
- Johann Hermann (* 1527, † 1605 in Breslau), Mediziner
- Sebastian Röttinger (1537–1608), Bürgermeister und Hexenjäger
- Maria Holl (1549–1634), widerstand in den berüchtigten Hexenprozessen den Folterungen, brachte die „Unfehlbarkeit“ der Ankläger ins Wanken und leitete das Ende der Hexenprozesse ein.
- Friedrich Voltz (1817–1886), Maler
- Robert Beyschlag (1838–1908), Genremaler zur Zeit Goethes
- Oscar Mayer (1859–1955), Metzger und US-amerikanischer Lebensmittel-Tycoon
- Ernst Frickhinger (1876–1940), Pharmazierat und Vorgeschichtsforscher
- Gerhard „Gerd“ Müller (*3. November 1945), als „Bomber der Nation“ bekannter deutscher Fußballspieler
- Frère Alois (* 11. Juni 1954), ist seit August 2005 der Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé und Nachfolger des Gründers Roger Schutz
- Sabine Haubitz (* 1959), Kunstfotografin
- Ronald Hummel (* 1960), Journalist und Schriftsteller, Autor von historischen Romanen und Kriminalgeschichten, die im Nördlinger Ries spielen
Persönlichkeiten, die in Nördlingen gewirkt haben
- Hans Schäufelin (auch Schäufelein, Schäuffelein, Scheifelen, Scheuflin) (um 1480/1485–um 1538 oder 1540), Maler, Grafiker, insbesondere Holzschneider und Buchillustrator der Dürerzeit
- Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, (1493–1541), Arzt, Alchemist, Mystiker, Laientheologe und Philosoph, verbrachte 1529/1530 in Nördlingen und verfasste hier mehrere Werke.[2]
- Hieronymus Wolf (1516–1580), Humanist und Philologe
- Johann Caspar Schiller (1723–1796), Offizier und Hofgärtner des Herzogs von Württemberg, Vater Friedrich Schillers, lebte 1743–1745 in Nördlingen[2]
- Wilhelm Ludwig Wekhrlin (1739–1792), Journalist und Schriftsteller der Aufklärung
- Karl Ludwig von Knebel (1744–1834), Übersetzer und Lyriker
- Wilhelm Hauff (1802–1827), Schriftsteller[3]
- Friedrich Völklein (1880–1960), bayerischer Heimatdichter
Sonstiges
Kulinarische Spezialitäten
- Messwürscht (lange, schlanke Bratwürste)
- Rieser Küchle
- Rieser Bauerntorte
Nördlingen im Film
Nördlingens mittelalterliche Altstadt wurde mehrfach von Filmemachern als Kulisse benutzt. So sind Nördlingen-Aufnahmen in den Filmen Willy Wonka und die Schokoladenfabrik und Bibi Blocksberg zu sehen. Die Bilderbuchstadt Kinkan, Schauplatz der japanischen Zeichentrickserie Princess Tutu, ist Nördlingen nachempfunden. Nördlinger Gebäude wie die Sankt-Georgskirche, die Alte Schranne, das Löpsinger Tor und das Klösterle sowie das Narrenbildnis am Rathaus sind hier nahezu originalgetreu dargestellt.
Quellen
- ↑ a b Nördlinger Jahrmarktordnung
- ↑ a b Rieser Persönlichkeiten, Präsentation des Arbeitskreises Nördlinger Ries am Zentrum für allgemeine wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm
- ↑ Adolf Haas: Wilhelm Hauffs Beziehungen zu Nördlingen und dem Ries. In: 25. Jahrbuch des Historischen Vereins für Nördlingen und das Ries 1971, Nördlingen 1971, S. 92ff.
Literatur
- Wolfgang Kootz (Text), Willi Sauer, Ulrich Strauch u. a. (Fotos): Nördlingen im Ries an der Romantischen Straße, Stadtführer mit 90 Farbbildern, Kraichgau Verlag 2007, ISBN 978-3-929228-47-2.
- Dietlof Reiche: Der Bleisiegelfälscher, historischer Roman. Ausgezeichnet mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 1977 und mit dem Deutschen Jugendbuchpreis 1978. Beltz & Gelberg, 1998, ISBN 978-3-407-78781-1. In diesem Jugendbuch wird die mittelalterliche Situation der Nördlinger Lodenweber sehr eingehend beschrieben.
Weblinks
- Stadtmuseum
- Aus der Geschichte
- Wappen von Nördlingen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte