Max Stirner (Pseudonym für Johann Caspar Schmidt, * 25. Oktober 1806 in Bayreuth; †25. Juni 1856 in Berlin) war ein deutscher Philosoph. Er studierte mit Unterbrechungen von 1826-1839 in Berlin; dort hörte er unter anderem bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher. Seit 1841 gehörte er dem losen Kreis der "Freien" an, zu denen u. a. Bruno Bauer, Arnold Ruge, Ludwig Buhl, Adolf Rutenberg und zeitweise Friedrich Engels gehörten. Stirner wird in der Philosophie der hegelschen Linken bzw. den Junghegelianern zugeordnet, was aber nur bedingt zutrifft. Denn mit seinem Hauptwerk Der Einzige und sein Eigentum, das im Oktober 1844 mit dem Erscheinungsdatum 1845 erschien (letzteres, um die Zensur zu täuschen), stellte er sich gegen Hegel und die Junghegelianer. Besonders wendete er sich in seinem Buch gerade gegen die bekanntesten Junghegelianer seiner Zeit: Bruno Bauer und Ludwig Feuerbach.
Bekanntere Zitate aus seinem Buch (auf die er oft fälschlicherweise reduziert wird) sind: »Mir geht nichts über Mich!« und »Ich hab' mein' Sach' auf Nichts gestellt.«
Einer der wohl bekanntesten philosophischen Sätze über die Freiheit des Individums ist: Frei bin ich von dem was ich los bin!
Max Stirner kritisiert den Deutschen Idealismus in polemischer Form. Karl Marx sah sich durch die Schrift Stirners zu einer Gegenschrift, die "Deutsche Ideologie", herausgefordert, dort bezieht er ab Kapitel I.III ausführlich und polemisch Stellung zu Stirner ("Sankt Max").
Obwohl die meisten Darstellungen der Geschichte der Philosophie Stirner nur am Rande erwähnen, hat er viele Philosophen (weit verbreiteten, jedoch unbewiesenen Vermutungen nach auch Nietzsche) und Schriftsteller (u.a. Ernst Jünger) beeinflusst. Er wird oft als Vorläufer des Anarchismus, speziell des Individualanarchismus und des Existenzialismus bezeichnet, dies wird jedoch der Sonderstellung Stirners nur teilweise gerecht. Als erster Philosoph negierte er alle Imperative, verwarf alle moralischen Forderungen, pochte auf die uneingeschränkte Selbstmächtigkeit des Einzelnen und legte alles in dessen Verantwortung und Zuständigkeit.
Die Zuordnung Stirners zum Anarchismus ist unter den Anarchisten selbst sehr umstritten, da viele von ihnen seine Ideen nicht mit denen des Anarchismus für vereinbar halten und nur sehr wenige Stirner tatsächlich als einen ihrer Ahnen betrachten. Innerhalb des Postanarchismus - einer Verbindung von Anarchismus und Poststrukturalismus - wird sich auf Stirner bezogen, der für einige als "Vordenker" des Poststrukturalismus gilt.
Werke
- Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum - Reclam, 1981 ISBN 3-15-003057-9 (Erstausgabe 1845)
- Max Stirner und Bernd A. Laska (Hrsg.): Parerga, Kritiken, Repliken. LSR-Verlag, 1986 ISBN 3-922058-32-9
- Kleinere Schriften und seine Entgegnungen auf die Kritik seines Werkes: 'Der Einzige und sein Eigentum, Aus den Jahren 2842-1847, Herausgegeben von John Henry Mackay, Berlin 1898.
- Das unwahre Prinzip unserer Erziehung oder der Humanismus und Realismus - Herausgegeben von John Henry Mackay, Charlottenburg 1911
Literatur
- Fleming, Kurt W. (Hrsg.): Max Stirners Der Einzige und sein Eigentum im Spiegel der zeitgen�schen deutschen Kritik. Eine Textauswahl (1844-1856). ISBN 3-933287-04-9
- DER EINZIGE. Vierteljahresschrift des Max-Stirner-Archivs Leipzig. ISSN 1435-0432; erscheint seit 1998
- STIRNERIANA. Sonderreihe der Zeitschrift DER EINZIGE; erscheint seit 1998
- H. Stourzh - Max Stirners Philosophie des Ich; 1978, Mackay-Gesellschaft ISBN 3-921388-26-0
- Bernd A. Laska: Ein heimlicher Hit. Editionsgeschichte des "Einzigen". ISBN 3-922058-61-2
- Bernd A. Laska: Ein dauerhafter Dissident. Wirkungsgeschichte des "Einzigen" ISBN 3-922058-62-0
Weblinks
- Die Max Stirner Webseite wird von Svein Olav Nyberg verwaltet. Sie enthält unter anderem das Egoist Archive mit umfangreichste Sammlung von Texten und Verweisen von und zu Stirner und anderen egoistischen Philosophen (u. a. fast das gesamte Werk Stirners auf Deutsch und Englisch im Volltext) und die Zeitschrift non serviam sowie ihre Vorgänger Minus One, Egoist und Ego, die von 1963-93 von Sidney E. Parker herausgegeben wurden.
- Im LSR-Projekt beschäftigt sich Bernd A. Laska mit La Mettrie, Stirner und Wilhelm Reich, die alle in ihren umstrittenen Ideen über die Philosophie im traditionellen Sinn hinausgehen. Im LSR-Verlag sind dazu mehrere Schriften erschienen, u.a. die Reihe Stirner-Studien und der Band Parerga, Kritiken, Repliken mit den wichtigsten kleineren Schriften Stirners.
- Im Max-Stirner-Archiv, Leipzig, sammelt Kurt W. Fleming alles, was sich über Max Stirner finden lässt. Seine Stirner-Bibliografien sind am umfangreichsten und vollständigsten. Bisher liegen ca. 1800 digitalisierte Texte zu Max Stirner vor. Alle bekannten Texte von Max Stirner liegen dort digitalisiert vor! Weitere Quellen und Informationen zur Max-Stirner-Gesellschaft siehe dort.
- www.ub.fu-berlin.de/- kommentierte Linksammlung
- Max Stirner in der "Stanford Encyclopedia of Philosophy", eine jedem des Englisch mächtigen Leser empfohlene Einführung