Benutzer:TUBS/spielwiese

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Geschichte

 
Germanische Stämme um 50n.Chr.
Datei:Widukind-Herfod.jpg
Widukinddenkmal in Herford
 
Kloster Corvey
 
Westfälischer Kreis 1710

Ostwestfalen-Lippe ist als Region erst nach Beitritt des Landes Lippes zum Land Nordrhein-Westfalen im Jahr 1947 und Gründung des Regierungsbezirks Detmold erstmalig als eine Region unter einheitlicher Verwaltung in Erscheinung getreten. Man zählt Lippe daher aus seinem Selbstverständnis heraus als eigenständigen Landesteil Nordrhein-Westfalens und nicht zu Westfalen. Auch der westfälische Teil Ostwestfalen-Lippes, also Ostwestfalen, war erst seit 1815 nach Gründung des Regierungsbezirks Minden unter einheitlicher Verwaltung und davor u.a. durch die konfessionellen Gegensätzen zwischen Minden-Ravensberg und der Region um Paderborn keine homogene Region. Trotzdem weist die Region auch vor 1815/1947 eine Geschichte auf, die gewisse Gemeinsamkeiten aufweist, wenngleich die unterscheidlichen Wurzeln oft erkennbar waren.

Frühzeit und Zeit bis 750

Frühzeitliche Funde aus der Stein-, und Bronzezeit z. B. im heutigen Hiddenhausen oder an den Externsteinen zeigen erste Spuren einer Besiedlung bereits in vorrömischer Zeit.

Das Hermannsdenkmal bei Detmold weist seit 1875 auf die Schlacht im Teutoburger Wald hin. Obwohl der Sieg von Arminius gegen Varus römische Armee sich wohl nach neueren Erkenntnissen nicht in Ostwestfalen-Lippe sondern eher in Kalkriese zugetragen hat, so zeigen Funde aus der römischen Zeit z.B. im Ravensberger Land, dass der römische Einfluss bis in die Region reichte, obwohl die römsiche Expansion mit dieser Niederlage zunächst beendet war. Zu jener Zeit lebten in der Region verschiedene germanische Stämme, u.a. die Angrivarier und die Cherusker, die sich in Folge teilweise dem Sachsenbund anschlossen. Das heutige Gebiet Ostwestfalen-Lippes lag darin auf dem Gebiet der Engern.

Zeit von 750-1000

Im 8. Jahrhundert versuchten die Franken unter Pippin diese sächsichen Stämme erstmals zu christianisieren. Einer seiner Nachfolger, Karl der Große, trieb die fränkische Expansion in den Sachsenkriegen voran und gründete bereits 776 eine Pfalz in Paderborn. 799 traf sich dort Karl der Große mit Papst Leo III.. In den Sachsenkriegen besiegte Karl der Große 775 die Ostfalen und die Engern. Erst 785 jedoch waren die letzten sächsichen Aufstände unter Führung des Sachsenherzogs Widukind weitgehend beendet; Widukind wurde getauft und Karl der Große war sein Taufpate. Heute erinnert unter anderem der Beiname des Kreis Herford Wittekindsland bzw. die Widukindstadt Enger, wo Widukinds Grab vermutet wird, an dieses Symbol sächsischen Widerstands. Paderborn wurde und blieb bis heute Erzbistum und entwickelte sich zu einem geistlichen und weltlichen Zentrum für das südliche Ostwestfalen. 799 wurde das Fürstbistum Paderborn errichtet. Zur Festigung der fränkischen Macht begründete Ludwig der Fromme 815 (seit 822 am heutigen Standort) das reichsunmittelbare Kloster Corvey bei Höxter, das sich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem der Zentren der christlichen Kultur Nordwesteuropas entwickelte. Der zweite Bischofssitz der Region war Minden. Erstmalig urkundlich erwähnt wird Minden im Jahre 798. 799 wurde das Hochstift Minden gegründet. Bereits 789 wurde das Damenstift Herford und damit auch die Stadt Herford gegründet und zur reichsunmittelbaren Reichsabtei durch Ludwig den Frommen erhoben.

Zeit von 1000-1900

Neben diesen zunächst als geistliche Territorien des Heiligen Römischen Reiches angelegte Territorien, entstand um 1140 die Grafschaft Ravensberg mit der 1214 erstmals erwähnten Stadt Bielefeld als Hauptstadt im Ravensberger Land. Ebenfalls im 12 Jahrhundert begannen die Edelherren zu Lippe eine eigenes (weltliches) Territorium zu schaffen, dessen erstes Ausgangspunkt sich allerdings südlicher als der heutige Kreis Lippe befand, nämlich beim 1184/1185 gegründeten Lippstadt an der Lippe - daher der Name Lipperland. Der Gebiet des heutigen Kreis Lippe war aber damals bereits ein Lehen der lippischen Adligen. Wahrscheinlich 1190 gründete der erste lippsiche Regent Bernhard II. Lemgo - die älteste lippische Stadt im heutigen Kreis Lippe Lemgo. Horn folgte wahrscheinlich vor 1248, Blomberg vor 1255 und Detmold um 1263. Ein weiteres, alerdings sehr kleines weltlichesTerritorium war die 1237 geschaffene Grafschaft Rietberg

Diese Gebiete (Minden, Lippe, Ravensberg, Paderborn, Rietberg, Corvey, Herford) gehörten zum 1500/1512 eingeteilten Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis des Heiligen Römischen Reiches, der bis 1806 bestand haben sollte. Nicht zum Westfälischen Kreis zählte die Herrschaft Rheda bei der heutigen Stadt Rheda-Wiedenbrück. Rheda hatte sich nur zu Anfang im Besitz der Edelherren zu Lippe befunden. Rheda war kreisfrei. Diese Territorien konnten lange ihre Eigenständigkeit bewahren fielen aber bis spätestens 1815 fast alle an Preußen. Einzge Ausnahme war Lippe.

  • Paderborn blieb (bis heute als Erzbistum) im Süden der Region geistliches und lange Zeit auch weltliches Zentrum erhalten, bis das Fürstbistum Paderborn 1802/1803 von Preußen annektiert.
  • Das Hochstift Minden fiel 1648 an Brandenburg-Preußen. Minden wurde zur Garnisons- und Beamtenstadt. Ab 1648 wurde es in ein weltliches Territorium gewandelt und hieß fortan Fürstentum Minden.
  • Die Grafschaft Ravensberg fällt 1614 an Brandenburg-Preußen.
  • Herford blieb bis ins 17. Jahrhundert freie Reichsstadt wurde dann aber von Preußen bzw. Brandenburg-Preußen vereinnahmt und wird 1652 in die Grafschaft Ravensberg eingegliedert.
  • Corvey erlangte im 12. Jahrhundert zunächst Reichsfreiheit und ein winziges Territorium als Prälatur. Spätestens ab 1582 war es eine Fürstabtei. 1792 hob der Papst das Kloster auf und erklärte Corvey zum Bistum bzw. zum Hochstift; die Abtei erlangte 1779 in den Rang einer exemten Territorialabtei. Nach der Zeit im Königreich Westphalen wurde Corvey 1815 preußisch. Das geistliche Bistum Corvey blieb bis zum Tode Ferdinand von Lünincks 1825 bestehen.
  • Die Herrschaft Rheda war nach der anfänglich lippscihen Zugehörigkeit 1364 bis 1557 tecklenburgisch, kam dann als Erbe an die Grafen von Bentheim, 1606 an die Linie von Bentheim-Tecklenburg-Rheda, 1808 an das Großherzogtum Berg und wurde 1818 zum Königreich Preußen geschlagen.
  • Die Grafschaft Rietberg entwickelte nie eine besondere Bedeutung und fiel bereits 1456 als Lehnsherrschaft an die Landgrafen von Hessen. Ab 1581 war die Grafschaft Teil Ostfrieslands, ab 1699 der Grafen zu Kaunitz. Die Grafen von Rietberg konnten auch über die Franzosenzeit im Königreich Westfalen hinaus bis 1815 unter verschiedenen Häusern ihre "Eigenständigkeit" behaupten, bevor das Gebiet 1815 an Preußen fiel.


Provinz Westflaen Minden-RAVENSBERG

  • Ca. 800 Jahre, seit Anfang des 19. Jahrhunderts von der preußischen Provinz Westfalen umschlossen, behielt das Land Lippe (seit 1789 Fürstentum) seine staatliche Eigenständigkeit bis 1918. Im Jahr 1947 ging das Land Lippe in Nordrhein-Westfalen auf, Name und räumliche Geschlossenheit blieben jedoch erhalten; als Kreis Lippe. Die ehemalige Residenz Detmold wurde Sitz der Bezirksregierung, deren Verlust Minden verschmerzen musste.

Das Land Lippe sollte bis 1918 als Fürstentum, bis 1947 als Freistaat erhalten bleiben. Auch die anderen frühen Gründungen blieben lange Zeit erhalten:

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren die bedeutendsten Städte der Region die (ehemaligen) Residenz- bzw. Bischofsstädte Paderborn (heute Oberzentrum für den Süden von OWL), Minden, Detmold sowie Herford – bis ins 17. Jahrhundert – einzige reichsfreie Stadt der Region; aber auch Handels- (später Hanse)städte wie Lemgo, das schon genannte Herford, Höxter und Warburg.

Mit der Industrialisierung, insbesondere nach Bau der Köln-Mindener Eisenbahn um 1850, entwickelten sich vor allem im Einzugsgebiet dieser Strecke weitere Städte zu größerer, heute großer Bedeutung wie vor allem Bielefeld (Oberzentrum für den Norden von OWL), aber auch Gütersloh sowie das Städteband im Zuge der (heutigen) Ost-West-Achse A 30.

Die vielfältigen geschichtlichen Entwicklungen in der Region haben sich in einer Vielzahl von historischen Städten und bedeutsamen Baudenkmälern niedergeschlagen, deren Erhaltung und behutsame Erneuerung bereits seit langen Jahren Ziel ist.

Städtebauliche Entwicklung

Zwar hatte der Krieg auch in OWL zum Verlust wertvoller Innenstadtbereiche durch Bombenangriffe geführt, vor allem in Bielefeld, Herford, Minden und Paderborn, aber viele historische Stätten blieben verschont, auch viele historische Stadtkerne. Von Minden im Norden über Lemgo "in der Mitte" bis Warburg im Süden: Von den in Nordrhein-Westfalen förmlich festgelegten bzw. als solche qualifizierten "Historischen Stadtkernen" (und "Historischen Ortskernen") liegen 14 in Ostwestfalen-Lippe – nämlich: Bad Salzuflen, Blomberg, Brakel, Detmold, Horn-Bad Meinberg, Lemgo Lügde, Minden, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Schieder-Schwalenberg, Warburg, Höxter und Nieheim. Der Kreis Lippe führt die Hitliste mit sieben historischen Stadtkernen an.

Naturgemäß liegt in der Erhaltung und Weiterentwicklung dieser Städte ein Schwergewicht des Städtebaus und des Denkmalschutzes, auch der Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen (über die Bezirksregierung Detmold).

So sind im Zusammenwirken von denkmalpflegerischem Sachverstand, bürgerschaftlichem Engagement, stadtpolitischem Entscheidungswillen und Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen in OWL eine ganze Anzahl als vorbildlich zu bezeichnender Stadterneuerungsmaßnahmen realisiert worden, z. B. in Lemgo, Bielefeld, Rheda-Wiedenbrück, Minden oder auch Warburg.

Aber auch ein bekanntes Beispiel für den Städtebau der Nachkriegszeit gibt es in OWL zu besichtigen: die Sennestadt. Sie wurde als Trabantenstadt für Bielefeld, südlich am Teutoburger Wald gelegen, von Reichow Ende der 50er Jahre aus einem Guss geplant und realisiert und zeigt bis heute exemplarisch den (autogerechten) Städtebau dieser Zeit.

siehe auch: Geschichte Westfalens

Begriffsgeschichte

Der Begriff Ostwestfalen-Lippe bzw. OWL ist ein Synonym für den Regierungsbezirk Detmold und wird gebildet aus den Begriffen Ostwestfalen und Lippe. Ostwestfalen ist bereits seit dem 19. Jahrhundert ein Synonym für den ehemaligen Regierungsbezirk Minden und beschreibt die Lage im östlichen Westfalen. Der Begriff Lippe geht auf das ehemalige Land Lippe zurück, das nicht zur Provinz Westfalen gehörte. Der Begriff wird dabei als identitätsstiftende Bezeichnung für die Region vor allem seit der Gründung des Regierungsbzirks Detmold im Jahre 1947 propagiert. Er wird voraussichtlich in Zukunft nach der geplanten Auflösung des Regierungsbezirkes Detmold im Sinne des Regionalmarketings weiterverwendet werden.

Der Begriff Ostwestfalen-Lippe wird von Teilen der Bevölkerung fälschlicherweise als rein "künstlicher" Begriff des Regionalmarketings bzw. der Verwaltungspolitik aufgefasst, da auch das Regionalbewusstsein der Bevölkerung unterschiedlich ausgeprägt ist. Trennend wirken dabei die historischen politischen und konfessionelle Grenzen insbesondere zwischen Ostwestfalen und Lippe, aber auch innerhalb Ostwestfalens. Verbindend wirken andererseits die lange gemeinsame Geschichte von Ostwestfalen und Lippe u.a. im Reichskreis Westfälischer Kreis, der ländliche Charakter und die plattdeutsche beziehungsweise niederdeutsche Sprache seiner Bewohner. Aufgrund dieser verbindenden Elemente wurde der Begriff Ostwestfalen-Lippe vereinzelt auch schon vor 1947 für dieses Gebiet verwendet. Oft wird wiederum der Begriff Ostwestfalen fälschlicherweise als Synonym für Ostwestfalen-Lippe verwendet. Grund mag zum Einen die bessere Eingängigkeit sein. Andererseits ist aber auch die Sonderstellung des nordrhein-westfälischen Landesteils Lippe ungeachtet der Lippischen Punktationen und seiner langwährenden Eigenständigkeit als selbstständiges und "nicht-westfälisches" Gebiet auf Grund der oben beschriebenen Gemeinsamkeiten umstritten bzw. selbst in der Bevölkerung Ostwestfalen-Lippes zunehmend unbekannt. In erhöhtem Maße betrifft dies den Gebrauch des Begriffs durch Auswärtige.


siehe auch: zum Begriff "Ostwestfalen"