Akira Kurosawas Träume

Episodenfilm von Akira Kurosawa (1990)
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Film
Titel Akira Kurosawas Träume[1]
Originaltitel Yume
Produktionsland Japan,
Vereinigte Staaten
Originalsprache Japanisch,
Französisch,
Englisch
Erscheinungsjahre 1990
Länge 119 Minuten
Stab
Regie Akira Kurosawa
Drehbuch Akira Kurosawa
Produktion Steven Spielberg,
Hisao Kurosawa,
Mike Y. Inoue
Musik Shin'ichirō Ikebe
Kamera Takao Saito
Schnitt Tome Minami
Besetzung

Akira Kurosawas Träume (jap.Yume) ist ein Episodenfilm von Regisseur Akira Kurosawa aus dem Jahre 1990, der auf tatsächlichen Träumen des Regisseurs basiert, aus verschiedenen Stadien seines Lebens. Der Film funktioniert mehr über Visuelles als über Sprache. Die acht Träume umfassen zusammen ein Menschenleben und reichen von den 1910er- bis zu den 1980er-Jahren. [2]

Handlung

Sonne, die durch den Regen scheint

Eine alte Legende in Japan erzählt, dass die Füchse heiraten, wenn die Sonne durch den Regen scheint. In diesem ersten Traum trotzt ein fünfjähriger Junge dem Wort der Mutter, bei diesem Regen daheim zu bleiben. Versteckt hinter einem großen Baum im nahen Wald wird er Zeuge einer langsamen Heiratsprozession von Kitsune. Aber er wird von ihnen gesehen und rennt davon. Als er versucht, wieder zum Haus zu kommen, sagt ihm die Mutter, ein Fuchs wäre schon da gewesen, und hätte ein Kurzschwert zurückgelassen. Und sie sagt, damit müsse er Selbstmord begehen, da die Füchse verärgert wären, und sie dürfe ihn nicht zurück ins Haus lassen. Er muss die Füchse finden und um Vergebung bitten, aber diese vergeben selten. Also geht der Junge in die Berge, zu der Stelle unter dem Regenbogen, das Lager der Kitsune zu finden.

Der Pfirsichgarten

Hina-Matsuri, das Mädchenfest, findet traditionell im Frühling statt, wenn die Pfirsiche in voller Blüte stehen. Die Puppen, die vor diesem Tag gezeigt werden, stehen für die Pfirsichbäume und ihre rosa Blüten, sagt man. Eine Familie hatte aber ihren Garten gemäht, und der Junge der Familie vermisst etwas beim diesjährigen Fest. Während eines Streites mit seiner älteren Schwester sieht er ein Mädchen aus der Vordertür des Hauses laufen. Er folgt ihr zu dem kahlen Garten, und die Puppen der Sammlung seiner Schwester sind zum Leben erwacht, sie stehen vor ihm auf den Hängen. Die Puppen halten Gericht über den Jungen wegen dem Fällen der wertvollen Bäume, doch als sie merken, wie sehr er die Pfirsiche liebte, belohnen sie ihn mit einem Tanz zu Gagaku. Damit blühen die Pfirsiche für das Kind wieder.

Schneesturm

Eine Gruppe Bergsteiger kämpft sich durch einen Schneesturm. Sie werden hüfttief zugeschneit und können sich nur noch verzweifelt anschreien. Eine schöne Frau (vielleicht die Yuki Onna der japanischen Mythologie) erscheint aus dem Nirgendwo und versucht einen Bergsteiger, der gerade noch bei Bewusstsein ist, ins Jenseits zu locken. Die Gruppe wacht aber wieder auf, als der Sturm vorüber ist, und sie erkennen, dass sie schon fast an ihrem Ziel waren.

Der Tunnel

Ein japanischer Offizier kehrt aus dem Krieg heim, er wandert entlang einer verwaisten Straße im Morgengrauen, mit hängenden Schultern. Er erreicht einen klaffenden, dunklen Tunnel, der durchquert werden muss. Von dort springt ihn ein Hund an, beladen mit einem ungewöhnlichen Rucksack. Tatsächlich handelt es sich um einen Panzerabwehrhund, und das Gepäck ist Sprengstoff. Der Hund treibt ihn knurrend in den Tunnel hinein. Verängstigt läuft der Offizier durch die hallende Röhre. Als der Tunnel endlich hinter ihm liegt, erscheint ihm der Yūrei eines toten Soldaten, mit blauer Haut. Sie kennen sich, der Soldat starb unter seinem Kommando, sogar in seinen Armen. Er versucht seinem Untergebenen beizubringen, dass er es nicht geschafft hätte, aber das Gespenst hat Heimweh nach seiner Familie. Der Offizier scheint voll tiefempfundener Reue.

Das Gespenst verschwindet zurück in den Tunnel, aus dem dann ein Zug gefallener blaugesichtiger Soldaten auf den Offizier zumarschiert, sein vernichtetes drittes Platoon. Er hält eine geschriene Rede und befiehlt seinen Männern kehrt marsch. Dann bricht der Offizier weinend zusammen.

Krähen

Ein erwachsener Japaner flaniert durch eine Van-Gogh-Ausstellung. Dort begibt er sich in eine der Versionen der Brücke von Langlois, um darin Vincent van Gogh höchstselbst zu treffen (dargestellt von Regisseur Martin Scorsese) der energisch über seine Kunst elaboriert. Was er in dieser Sequenz malt, muss „Krähen über dem Weizenfeld“ sein. Dann irrt die Person weiter durch Bilder und Skizzen Van Goghs.

Fujiyama in Rot

Der Fuji bricht aus. Ein Einzelner kämpft sich gegen den Strom in einer Menschenmenge in Tokio [3], dazu heulen Sirenen. Allerdings wäre auch das Kernkraftwerk explodiert, sagt man ihm, wohlgeordnet ein Reaktor nach dem anderen. Sogar der Himmel ist rot wie Lava. Einzelne Flüchtlinge am Strand sinnieren, wie klein Japan doch sei, man müsse wohl ins Meer gehen wie Lemminge. Verstreutes Gepäck und Abfälle künden davon, wieviele Menschen schon am Boden des Ozeans angekommen sein müssen. Vor der Brandung des Meeres diskutieren die Flüchtlinge über Radioaktivität, Leukämie, Mutationen und einzelne Isotope.

Der weinende Menschenfresser

Der Erwachsene stolpert durch eine postapokalyptische dampfende Steinwüste. Er trifft ein schmerzgeplagtes, menschenähnliches Monster, ähnlich einem Oni. Dieses erzählt davon, wie es hier einmal ausgesehen hat, und vom Atomkrieg. Vor allem hat furchtbarer, meterhoher Löwenzahn das Land übernommen. Schmerzensschreie erfüllen die Gegend. Inmitten der Pflanzen erläutert ihm der Menschenfresser die neue Welt.

Tatsächlich handelt es sich um eine Nacherzählung des gleichnamigen buddhistischen Gleichnisses.

Das Dorf mit den Wassermühlen

 
Daiō-Wasabi-Farm in Azumino, Nagano, Japan

Das erwachsene Ich spaziert durch ein ursprüngliches Dorf bei schönstem Sonnenschein, und trifft zwischen Wassermühlen und Bächen einen arbeitenden Greis. Dieser erzählt langsam, gelassen und objektiv von den Vorzügen eines Daseins im Einklang mit der Natur. Der Film schließt mit einem lauten und fröhlichen Beerdigungszug für eine Frau, die im Dorf mit den Wassermühlen ein gutes Leben geführt hat.

Diese Episode wurde auf der Daiō-Wasabi-Farm in der Präfektur Nagano aufgenommen.

Kritiken

„[…] eine Folge von acht Träumen, in denen sich [..Kurosawas] Kindheitserinnerungen, Ängste und Hoffnungen mit märchenhafter Magie zu einem intensiven, farbenprächtigen Reigen von außergewöhnlicher Poesie verbinden. Eine eindringliche Aufforderung, zu den Wurzeln des Lebens und der Schöpfung zurückzukehren und selbst hinter den Banalitäten das Geheimnis des Daseins zu entdecken. […] Sehenswert ab 16. [1]

Lexikon des internationalen Films

Vincent Canby, The New York Times, 24. August 1990 zeigt auf, dass man zu dieser Zeit mit einer Zusammenfassung, einer Coda, von Kurosawa hätte rechnen müssen, aber dieser liefert wieder etwas ganz Neues: eine Serie von kurzen, teilweise fragmentarischen Märchen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dabei hätte der Filmemacher genau seine Vision verwirklichen können, ohne Rücksichtnahmen. Es gehe um Vieles: Ängste der Kindheit, die Anziehungskraft des Jenseits, den nuklearen Doomsday, um Umweltverschmutzung, um Kunst und um das Wesen von Zeit und Erinnerung. Träume sei absolut erstaunlich und wunderschön.

“At 80, Kurosawa, like many an older artist before him, is impatient with artifice; he has long since proved himself a master of complex narrative. Now he wants to tell what he knows as simply as possible. There are no wild juxtapositions of the creatures of his sleeping world with the images of his waking world. They are, after all, products of the same sensibility. The rhythms of his editing and his staging are serene -- hypnotically so. His is not to shock us into surrendering to his visions but to seduce our consent to them. And this he does in one of the most lucid dreamworks ever placed on film.”

„Mit 80 ist Kurosawa, wie viele ältere Künstler vor ihm, ungeduldig mit der Kunstfertigkeit: er hat sich schon lange als Meister der komplexen Erzählung bewiesen. Jetzt möchte er uns, was er weiß, so einfach wie möglich mitteilen. Es finden sich keine wilden Entsprechungen der Kreaturen der Traumwelt und der Bilder seiner Wachwelt. Letztlich sind sie doch nur Produkte des gleichen Empfindungsvermögens. Der Takt seines Schnitts und der Inszenierung sind gelassen - und hypnotisch. Er versucht damit nicht, uns der Kraft seiner Visionen zu unterwerfen, sondern uns ein Einverständnis zu entlocken. Und dies mit einer der klarsten Traumdarstellungen, die je auf Film gebannt worden sind. [4]

Richard Schickel: Time, 10. September 1990

Rotten Tomatoes sieht den Film am 24. September 2007 bei 56 Prozent (16 Kritiken), die IMDb bei 7,6 von 10 Punkten (4900 Bewertungen).

Sonstiges

  • Die IMDb nennt Ishirō Honda für die Regie ohne Credit von Der Tunnel, Fujiyama in Rot und Prolog und Epilog von Der weinende Menschenfresser, und für erst- und zweitgenannte Episode für die Autorenschaft. Diese nennt ihn auch als „assistant director“. [5] Er ist im Vorspann als „Creative Consultant“ aufgeführt. [6]
  • Die US-amerikanische Industrial Light and Magic stellte Effekte bereit.
  • Erstaufführungsdatum in der Bundesrepublik Deutschland war der 31. Mai 1990. [1]
 

Preise und Nominierungen, nicht vollständig [5]

Einzelnachweise

  1. a b c d Lexikon des internationalen Films, Band 1, S. 53.
  2. Josef Nagel: Geheimnisse der Seele – Zur Wiederaufführung von „Akira Kurosawas Träume“ in film-dienst 10/03, S. 10 f.
  3. Vincent Canby, The New York Times, 24. August 1990.
  4. Richard Schickel: Night Tales, Magically Told vom 10. September 1990 in Time Magazine, Online-Ressource, abgerufen am 24. September 2007, Übersetzung durch Wikipedia
  5. a b Online-Ressource, IMDb, abgerufen am 24. Mai 2007.
  6. Vorspann.
  7. Online-Ressource, abgerufen am 24. Mai 2007.