Osama bin Laden

Gründer und ehemaliger Anführer der terroristischen Gruppe al-Qaida (1957–2011)
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Osama Bin Mohammed Bin Awad Bin Laden (* 10. März 1957 in Riad, Saudi-Arabien), kurz als Osama bin Laden (arabisch: اسامة بن لادن) bekannt, war Widerstandskämpfer während der Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion und gilt heute als weltweit meist gesuchter Terrorist.

Leben

 
Osama Bin Laden

Bin Laden wurde als 17. von 52 Kindern geboren. Sein Vater, Muhammad bin Laden († 1968 bei einem Flugzeugabsturz in Texas), war Beduine aus Hadramaut, Jemen. Er war Bauunternehmer mit engen Kontakten zum damaligen saudischen König Faisal. 1931 gründete Muhammad bin Laden in Jeddah Jidda, Djidda, Djeddeh die Saudi Binladin Group SBG.

Bin Ladens Mutter soll unterschiedlichen Quellen zufolge entweder aus dem damaligen Mandatsgebiet Palästina unter britisch-französischen Mandat oder aus Saudi-Arabien stammen.

Bin Laden soll mit drei Ehefrauen insgesamt 13 Kinder gezeugt haben. Eine seiner Töchter soll mit Mullah Omar, dem Anführer der Taliban, verheiratet sein. Er spricht Arabisch und vermutlich auch Urdu.

Studium

Bin Laden wuchs in Jeddah, Saudi-Arabien auf und studierte an der dortigen König Abdul Aziz-Universität Wirtschaftswissenschaften und Betriebsmanagement. Andere Quellen sprechen von Civil Engineering, also Bauingenieur-Wesen. Er erlangte seinen Abschluss 1979. Seit dem Anfang der 1970er Jahre hatte er fundamentalistisch-religiöse Kontakte.

Religion

Er gehört den Wahhabiten an, einer radikalen Richtung des sunnitischen Islam. Die Wahhabiten sehen sich als Krieger für die reine Lehre des Islam. Muhammad ibn Saud (17351765) verbündete sich mit dem Führer der Wahhabiten, Muhammad ibn Abd al-Wahhab und vereinigte die Beduinenstämme des zentralen Arabiens (Nadschd) unter seiner Herrschaft.

Bin Laden nutzt und baut auch auf das Gedankengut des islamischen Theologen Ibn Taimiya für seinen Dschihad. Er solle des öfteren diesen Rechtsgelehrten zitieren: Der Tod des Märtyrers für die Einigung aller Menschen unter Gott und seinem Wort ist der glücklichste, beste, leichteste und tugendhafteste aller Tode.

Militärische Laufbahn

Afghanistankrieg

Die Revolution im Iran unter Ayatollah Chomeini und die sowjetische Invasion in Afghanistan im selben Jahr überzeugten ihn, einen gewaltsamen Kampf für eine geeinte islamische arabische Welt führen zu müssen. Eine neue Pax Arabica.

Er war von 1980 bis 1988 Mujahidin-Guerilla-Führer und bekämpfte mit Unterstützung des pakistanischen Geheimdienstes ISI stellvertretend für die CIA in Afghanistan die Rote Armee (siehe auch: Stellvertreterkriege).

1982 entschloss sich Osama bin Laden erstmals, auch direkt nach Afghanistan zu gehen. Er brachte eine größere Zahl von Baumaschinen, wie dringend zur Abwehrlogistik benötigte Bulldozer und ähnliches Gerät, ins Land. Außerdem etablierte er 1984 in Peshawar das Bait al-ansār genannte Gasthaus, das fortan erste Anlaufstelle für nach Afghanistan eindringende Freiheitskämpfer war. Zusammen mit Abdallah Azzam gründete er dort das Maktab al-Khadamāt, das als Anlaufstelle für ausländische Afghanistankämpfer angesehen werden kann.

1986 entschied sich bin Laden, innerhalb Afghanistans eigene Widerstands-Camps aufzubauen und zu unterhalten. Bis 1988 entstanden mehr als sechs solcher Camps, wobei einige mehrfach verlegt werden mussten. Er begann nun in Afghanistan seinen eigenen Krieg – mit von ihm bestimmten und geführten Gefechten und auch größeren Schlachten („Strategie der tausend Nadelstiche“).

Von 1984 bis 1989 führte Osama bin Laden Hunderte kleinerer und mindestens fünf größere Gefechte an oder war an solchen beteiligt. Er verbrachte in diesen Jahren den überwiegenden Teil seiner Zeit in Afghanistan, mit Heimataufenthalten in Saudi-Arabien von zusammen höchstens vier Monaten pro Jahr. 1989 zogen die Sowjets endgültig aus Afghanistan ab.

Nach dem Ende des kalten Krieges wurde der Kampf der Mujahedin, beispielsweise der Nordallianz, von der westlichen Seite kaum mehr gewürdigt.

Aufenthalt in Saudi-Arabien

Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen arbeitete bin Laden in der Firma seines Vaters in Saudi-Arabien. Im Golfkrieg 1990/91 kritisierte er öffentlich die Stationierung amerikanischer Soldaten in Saudi-Arabien. Er hatte die Vorstellung, dass seine Mudschahedin die Iraker aus Kuwait vertreiben sollten. Das wurde vom saudischen Königshaus abgelehnt. Er verlor alle Sympathien des saudischen Königshauses.

1992–1996 Hauptquartier Khartum, Sudan

Nachdem er 1992 in Saudi-Arabien zur persona non grata erklärt worden war, reiste er in den Sudan, wo er den weiteren internationalen Aufbau und die Vernetzung der Al Qaida plante. Er fand Anhänger in Somalia, Algerien, Marokko, Pakistan und anderen Staaten. Außerdem baute er Kontakte nach Europa und in die USA auf. Dort heiratete er auch die Nichte Hassan Al Turabis. 1994 wurde ihm die saudische Staatsbürgerschaft entzogen.

1993–1995 Aufenthalt in Sarajevo

Bin Laden und der eingangs erwähnte Chalid Scheich Mohammed schleusten eine halbe Milliarde Dollar über die in Wien ansässige Third World Relief Agency (TWRA) an Izetbegovic. Mit diesen Geldern wurde eine fundamentalistische Interbrigade aufgestellt und bewaffnet. Das 3. Korps der bosnisch-muslimischen Armee mit dem bezeichnenden Namen El Mudschahid bestand vorwiegend aus arabischen Gotteskriegern, die im Sudan ausgebildet worden waren, und aus iranischen Pasdaran. Über deren Zahl gibt es unterschiedliche Angaben. Die Belgrader Tageszeitung Politika Ekspres nennt 15 000, Steve Rodan von der Fachzeitschrift Jane’s Intelligence geht unter Berufung auf Geheimdienstquellen von 7 000 aus, die Warschauer Tageszeitung Rzespospolita mit Bezug auf Erkenntnisse des polnischen SFOR-Kontingents von 5 000, die mit den Muslimen (meistens) verbündeten Kroaten geben 4 000 Mudschaheddin an.

1998 Erster Internationaler Haftbefehl

Der erste Haftbefehl gegen Bin Laden wurde von Libyen am 16.3.1998 beantragt und von Interpol am 15.4.1998 verbreitet. Als Grund wurde Mord angegeben.

1996–2001 Hauptquartier in Kabul und Kandahar, Afghanistan

Auf saudischen und amerikanischen Druck verwies der Sudan 1996 Osama bin Laden des Landes, der daraufhin wieder nach Afghanistan reiste, wo er etwa fünfzig militärische Camps aufbaute.

In der Folgezeit veröffentlichte er die erste Jihad-Erklärung: Ziel seiner Organisation Al-Qaida sei „die Vertreibung amerikanischer Truppen aus der Golfregion, der Sturz des saudischen Könighauses und damit die Befreiung der heiligen Stätten der Muslime und die weltweite Unterstützung militanter islamistischer Gruppen“.

Zwischenzeitlich wurde von russischer Seite spekuliert, bin Laden hätte sich im georgischen Pankissi-Tal versteckt.

Als Chef der islamistischen Organisation Al-Qaida (d.h. Basis, Datenbank) wird er verdächtigt, Drahtzieher verschiedener Terroranschläge zu sein. Ihm wird auch eine Verstrickung in die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA zur Last gelegt. Der Angriff der USA auf Afghanistan bezweckte – so die offizielle Stellungnahme der USA – die Festnahme Bin Ladens und die Zerschlagung seiner Organisation vor Ort.

Nach der Bombardierung von Bin Ladens Bergfestung Tora Bora war zunächst unklar, ob Bin Laden dabei umgekommen war, oder überlebte und sich ins Ausland absetzen konnte. Es wird jedoch mittlerweile davon ausgegangen, dass er weiterhin am Leben ist und sich im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan aufhält.

Im Februar 2004 wurde gemeldet, dass Osama bin Laden im Nordwesten Pakistans eingekreist worden sei. Bin Laden und etwa fünfzig seiner Anhänger seien in einem rund 16x16 km großen Berggebiet nördlich der Städte Khanozai, Murgha und Quetta nahe der afghanischen Grenze ausgemacht worden. Die USA und Pakistan dementierten dies.

Medien

Am 29.10.2004, vier Tage vor der US-Wahl, hat der Nachrichtensender Al-Dschasira Teile eine neue Videobotschaft von Osama Bin Laden ausgestrahlt. Bin Laden wendet sich darin, ohne das sonst übliche militärische Outfit, gegen Bush und an die amerikanischen Wähler. Er will damit offenbar dem US-Präsidenten zur Wiederwahl verhelfen.

Osama bin Laden ist in vielen islamischen Ländern ein populärer Volksheld bzw. ein neuer Prophet. In muslimischen Geschichtsbüchern wird er „Emir des Djihad“ genannt. Die Wünsche und Hoffnungen der Massen, bezüglich eines Wiederaufstiegs des Islams, die Zurückdrängung der vermeintlichen „Feinde des Islams“ sind an „Ihn“ gerichtet.


Am Donnerstag, den 16 Dezember, 2004 wurde ein angebliches Tonband Bin Ladens im Internet veröffentlicht, in dem er auf den Überfall einer Al-Kaida-Gruppe, am 6. Dezember 2004, auf das US-Konsulat in Dschiddah, Saudi-Arabien, einging. Er drohte darin dem saudischen Königshaus, einer islamisch geprägten absoluten Monarchie, mit einem bewaffneten Volksaufstand, der eigenen Untertanen, wenn die Bevölkerung nicht frei eine moslemische Führung wählen dürfe.

Sein System

Sein System besteht aus der Zusammenfassung mittelalterlicher Religionsfragmente, dem Kampfgeist der Beduinen und dem arabischem Nationalstolz, verbunden mit Militär-, Medien- und Geheimdiensttechniken. Es scheint heutzutage zu einer Art globalem, medialem Franchisekonzept weiter entwickelt worden zu sein. (Leistungsprogramm inklusive Werbung, Namensgebung, Gestaltung bis hin zur Schulung). Dabei wird er von manchen Mitgliedern seiner reichen und weitverzweigten Familie (darunter auch offizielle Waffenhändler) unterstützt. Dieses System scheint bisher recht stabil zu funktionieren, trotz einer Belohnung von insgesamt 27 Millionen US-Dollar von Seiten der Bush-Regierung, militärischer Operationen und finanzieller Austrocknungsversuche.

Terroranschläge

Terroranschläge, die mit Osama bin Laden in Verbindung gebracht werden:

Siehe auch

Literatur

  • Peter L. Bergen: Heiliger Krieg, Inc. : Osama bin Ladens Terrornetz. – Berlin : Siedler, 2001. – ISBN 3-88680-752-5
  • Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié: Die verbotene Wahrheit : die Verstrickungen der USA mit Osama bin Laden. – Reinbek : Rowohlt, 2003. – ISBN 3-499-61501-1
  • Roland Jacquard: Die Akte Osama bin Laden : das geheime Dossier über den meistgesuchten Terroristen der Welt. – München : List, 2001. – ISBN 3-471-79468-9
  • Mahal Pustak: Osama bin Laden : König des Terrors oder Retter des Islams?. – Wetterberg : Laufersweiler, 2003. – ISBN 3-89687-665-1

Quellen