Eugène Sue (* 10. Dezember 1804 in Paris; † 3. August 1859 in Annecy; eigentlich Joseph-Marie Sue) war ein französischer Romanautor.
Sue machte als Militärarzt 1823 den Feldzug nach Spanien, dann mehrere Fahrten nach Amerika und Westindien, besuchte 1827 Griechenland und nahm an der Schlacht bei Navarino teil. Hierauf trat er aus dem Militärdienst, um zur Malerei überzugehen, veröffentlichte aber auf Zureden von Freunden eine Romandichtung: "Kernock le pirate" (1830). Durch den Erfolg des Buches veranlaßt widmete er sich ganz der Schriftstellerei und wurde der Begründer des Seeromans in Frankreich.
Nachdem er noch eine Reihe Werke in diesem Genre, besonders die unhistorischen "Histoire de la marine française" (1835-37, 5 Bde.) und "Histoire de la marine militaire chez tous les peuples" (1841), veröffentlichte, wandte er sich dem Sittenroman zu, wobei er besonderen Gefallen an grellen Ausmalungen von sittlichen Verderbnissen fand, wie zum Beispiel in den durch zahllose Übersetzungen verbreiteten "Mystères de Paris" (1842, 10 Bde.). Friedrich Engels schreibt darüber im Februar 1844: Der wohlbekannte Roman von Eugène Sue, die "Geheimnisse von Paris", hat auf die öffentliche Meinung, ganz besonders in Deutschland, tiefen Eindruck gemacht; die eindringliche Art, in der dieses Buch das Elend und die Demoralisierung darstellt, die in großen Städten das Los der "unteren Stände" sind, mußte notwendig die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Lage der Armen im allgemeinen lenken.
Nach dem beispiellosen Erfolg befasste sich der Verfasser mit dem sozialen Roman. Hierher gehören: "Le Juif errant" (1845, 10 Bde.; von gleichem Erfolg wie die "Mystères"); "Martin, l'enfant trouvé" (1846, 12 Bde.); "Les sept péchés capitaux" (1847 bis 1849, 16 Bde.); "Les mystères du peuple" (1849, 16 Bde.), vor den Assisen in Paris als unmoralisch und aufrührerisch verurteilt; "La famille Jouffroy" (1854, 7 Bde.); "Les secrets de l'oreiller" (1858, 7 Bde.) u. a. 1850 zum Deputierten erwählt, hielt er sich zur äußersten Linken, wurde nach dem Staatsstreich 1851 aus Frankreich verbannt und lebte seitdem in Annecy in den Savoyen, wo er 3. Aug. 1859 starb.
Auch als dramatischer Dichter für die Boulevardstheater hatte er sich versucht, doch ohne besonderes Glück. Auf dem Gebiet des Romans hat Sue in Bezug auf Fantasie, sprudelnde Erfindungskraft und Erzählertalent wenige Rivalen unter seinen Landsleuten. Seine Mittel sind zwar teilweise zu tadeln und sein Realismus oft mehr als derb, aber seiner unwiderstehlichen Macht, den Leser gefangen zu halten, kann man die Bewunderung doch nicht versagen.
Weblinks
Einige Werke Sues stehen online im Volltext bei der Bibliothèque Nationale de France zur Verfügung:
(u.a.)