Ravensberger Mulde

Gebiet im Nordosten Nordrhein-Westfalens
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Lage
Das Ravensberger Hügelland in Deutschland
Basisdaten
Bundesländer: Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen
Naturräumliche Haupteinheit: Niedersächsisches Bergland
Übergeordneter Naturraum: Unteres Weserbergland
Höchste Punkte im Kernraum: 320 m ü. NN:
a. Auf dem Polle (Bielefeld)
b. Heidbrink (Hüllhorst)
Höchster Punkt im erweiterten Gebiet: 393 m ü. NN: Bielstein in Detmold
Tiefster Punkt: 41 m ü. NN (nördl. Wesertal)
Karte
Das Ravensberger Hügelland - Kerngebiet und Erweiterungsgebiet

Die Ravensberger Mulde (auch: Ravensberger Hügelland) ist eine Naturräumliche Einheit im Regierungsbezirk Detmold (Ostwestfalen-Lippe) im Nordosten Nordrhein-Westfalens, zum kleineren Teil auch im angrenzenden Niedersachsen. Sie ist Teil des unteren Weserberglandes und umfasst die hügelige Beckenlandschaft zwischen Wiehengebirge im Norden, Lipper Bergland im Osten, Teutoburger Wald im Süden und Osnabrücker Hügelland im Westen. Der Kernraum der Ravensberger Mulde ist fast identisch mit dem Gebiet des Ravensberger Landes.

Politische Aufteilung

In der Ravensberger Mulde liegen der Kreis Herford (ohne Vlotho) und größerenteils die Städte und Gemeinden Bielefeld (Nordhälfte mit Stadtzentrum), Bad Oeynhausen und Hüllhorst (Kreis Minden-Lübbecke), Leopoldshöhe (Kreis Lippe), Werther (Westf.) (Kreis Gütersloh) und das niedersächsische Melle (Landkreis Osnabrück).

Gelegentlich werden auch die eher hügeligen südwestlichen Teile des Lipper Berglandes mit den lippischen Städten und Gemeinden Bad Salzuflen, Detmold, Dörentrup, Lage und Lemgo dazugezählt.

Naturräumliche Merkmale

Die Ravensberger Mulde ist ein leichtwelliges, zwischen 50 und 140 m ü. NN liegendes Hügelland, das von den umliegenden, bis über 300 m hohen Bergländern markant umrahmt wird. .

Zahlreiche kleine, von Menschenhand geformte Kastentäler (sogenannte Sieke) schneiden oft unvermittelt und tief in das sonst nur schwach kuppierte Land ein. Vor dem Eingriff des Menschen haben die zahlreichen Bäche bereits zahlreiche V-Täler geschaffen und die einst ebene Fläche in ein viele flache, schildförmige Rücken und Kuppen umfassendes Hügelland umgestaltet. Bauern haben die meisten dieser Täler, um Weideland zu schaffen, durch Abstich der Grasplaggen, die zur Düngung und als Viehfutter genutzt wurden, zu den ebenen und oft rechtwinkligen Sieken verbreitert und die darin eventuell befindlichen Wasserläufe an den Rand des Tales verlegt. Da die Täler dennoch – auch ohne Wasserlauf - bodenfeucht sind, werden sie überwiegend als Weideland genutzt. Die ursprünglichen V-Täler sind nur noch in den wenig verbliebenen Waldgebieten erhalten. Im Untergrund finden sich im Wesentlichen Liasplatten (Tonschiefer), die vor rund 180 Millionen Jahren auf dem Grund eines flachen, warmen Meeres abgelagert wurden und entsprechend viele Versteinerungen wie Ammoniten, Schnecken und Muscheln aufweisen. Die Liastone sind von Sand, Lehm und Kies überlagert, die jedoch nur selten zutage treten. Über den wasserundurchlässigen Liastonen – das Gebiet ist deshalb bodenfeucht - hat sich diese geröllhaltige Deckschicht im Quartär durch eiszeitliche Eisbedeckung und Eisverschiebung gebildet. Weitere Hinterlassenschaft der Eiszeiten sind die häufig anzutreffenden und häufig aus Skandinavien stammenden Findlinge. Über diesen Schichten hat sich in der letzten Eiszeit (Weichselkaltzeit), beginnend vor etwa 70.000 Jahren, eine geschlossene, durchschnittlich einen bis fünf Meter starke Lößschicht abgelagert. Das Gebiet gehört damit zu den lößbedeckten Börden, zu denen auch die Soester, Magdeburger und Jülicher Börde gehört. Der Löß ist eine poröse, Feuchtigkeit speichernde, leichte und leicht zu bearbeitende Braunerde, die zwar durch Auswaschung recht kalkarm ist, aber insgesamt doch zu den fruchtbarsten Ackerböden überhaupt gehört.

Entwässert wird das Gebiet fast gänzlich durch die Werre und ihre Nebenflüsse, wovon Else und Aa die bedeutendsten sind. Der Oberlauf der Werre und der Bereich ihres Nebenflusses Bega werden, obwohl ähnlich aufgebautes Hügelland, meistens zum Lipper Bergland gerechnet. Das Elsetal und der Unterlauf der Werre bilden die tiefliegende, in westöstlicher Richtung verlaufende Urstromtal der Else-Werre-Niederung, das auch als Osnabrücker Tal bezeichnet wird, wodurch die Ravensberger Mulde eine Untergliederung erfährt. Von den Niederterrassen beiderseits der Else und Werre wurde der fruchtbare Löß abgeschwemmt und dafür Sand, Lehm und Geröll (Terrassenschotter) angeschwemt. Teilweise tritt aber auch direkt der alte Talboden, die Grundmoräne oder Lias-Tonstein zutage. Die Böden sind weitaus weniger fruchtbar als das Lößhügelland. Direkt entlang der Flüsse erstrecken sich meist feuchte Auen, die vor Begradigung und Eindeichung, von dem davor mäandernden Flüssen regelmäßig überschwemmt wurden und daher von einer bis zu zwei Meter starken Lehmschicht bedeckt sind. Nördlich des Osnabrücker Tals steigt die Quernheimer Bucht (auch: Qu. Hügelland) allmählich zum Wiehengebirgsfuß an. Der weite südlich angrenzende Tiefgelegene Bereich wird Herforder Bucht oder Herforder Mulde genannt.

Eine Bestimmung der höchsten und tiefsten Punkte des nicht genau definierten Gebietes ist nicht eindeutig. Die höchsten Punkte im Kernraum sind Auf dem Polle (Bielefeld) und der Heidbrink (Hüllhorst) mit jeweils 320 m ü. NN. Zählt man auch das Gebiet der Stadt Detmold zum Hügelland, ist der höchste Punkt der 393 m hohe Bielstein in Detmold. Tiefster Punkt ist mit 41 m das Wesertal nahe der Porta Westfalica.


Das Klima ist atlantisch. Die vorherrschende natürliche Waldgesellschaft ist die des Eichen-Hainbuchenwaldes.

 
Die Ravensberger Mulde von Rödinghausen aus gesehen. Im Hintergrund Teutoburger Wald

Menschliche Nutzung

Die überwiegend fruchtbaren Böden und die geschützte Lage zwischen den Mittelgebirgen führten in der Ravensberger Mulde zu frühzeitiger Besiedlung und intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, wodurch die ursprüngliche Vegetation fast völlig der Kulturlandschaft weichen musste.

Die verkehrsgünstige Lage zwischen Bielefelder Pass und Porta Westfalica förderte Handel und Wirtschaft sowie seit dem 19. Jh. eine intensive Industrialisierung.

Heute gehört die Landschaft zu den dichtestbesiedelten Gebieten Deutschlands.

Literatur

  • Adolf Schüttler: Das Ravensberger Land. Aschendorff, Münster 1986.
  • Emil Meynen (Hrsg.): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1959-1962 (Teil 2, enthält Lieferung 6-9), ISBN B0000BJ19F

Siehe auch


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