Personenkult
Der Ausdruck Personenkult (Prägung Chruschtschow 1953) ist eine in religiöse Dimensionen ragende bzw. die Religion ersetzende Verehrung von Führerfiguren im Bereich der Gesellschaft und Politik.
Von seinem Selbstverständnis bezieht sich der Begriff Personenkult nicht allgemein auf beliebige Diktaturen. Er versteht sich als ein sozialismusimmanenter Begriff.
Wohl kommt es in Diktaturen oft zu einer gewissen Form des Personenkultes um den Diktator. Ausgeprägten "Personenkult" gab es beispielsweise im deutschen Nationalsozialismus um Adolf Hitler, in religiös-nationalistischen Diktaturen wie um Saddam Hussein im Irak. Hier handelt es sich nach sozialistischem Verständnis um Führerkulte anderer Natur.
Personenkult in kommunistischen Diktaturen meint in der DDR-Diktion die Herrschaft Stalins in der Sowjetunion und davon abgeleitet in den anderen Staaten des sozialistischen Systems (Beispiele siehe unter Stalinstadt), um Mao Tse-Tung in China, um Nicolae Ceausescu in Rumänien oder um Enver Hoxha in Albanien.
Merkmale von Personenkult können sein
- übertrieben devote Haltung aller öffentlich auftretenden Personen zum Führer
- unkritische Rezeption aller Äußerungen der gehuldigten Person in der Öffentlichkeit
- Verfolgung kritische Haltungen gegenüber der gehuldigten Person, teilweise mit Gefahr für Leben und Gesundheit des Kritikers
- übertriebene Präsenz von Bildnissen und Losungen (Huldigungen an diese Person oder Aussprüche derselben)
- Benennung von Betrieben, öffentlichen Gebäuden, Straßen, Sportstätten, Städten (Beispiele siehe unter Stalinstadt)
- Herstellung von (bei kritischer betrachtung oft absurden) Zusammenhängen zwischen der Person des Führers und sämtlichen Lebensbereichen
Nach Ende der Herrschaft des Diktators setzt in der Regel eine Umkehrung ein: Umbenennungen werden Rückgängig gemacht (siehe die Stalinstädte, öffentliche Bildnisse entfernt, mit dem Personenkult verbundene Schriften und Kunstwerke aus dem öffentlichen Raum (Büchereien, Galerien) entfernt.
Beispiele für bis heute anhaltenden Personenkult sind Nordkorea (Kim Il Sung, Kim Jong Il).
In demokratischen Staaten sind der Selbstdarstellung vom Partei- und Staatsführern Grenzen gesetzt. Es können sich einige charakteristische Elemente des Personenkults ausprägen (zum Beispiel Rolle und Präsenz von Silvio Berlusconi in seinem eigenen Medienimperium in Italien), die aber nicht unausweichlich sind (d. h. Gleichschaltung der Medien).
In arabischen Diktaturen wie Libyen (Muammar al-Ghaddafi) ist die Bezeichnung Personenkult zumindest problematisch.
Personenkult ist zu unterscheiden sowohl vom Starkult als auch von der Heiligenverehrung.