Prostatakrebs
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Rund 18,7% aller in Deutschland bei Männern jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen betreffen die Prostata. Der Häufigkeitsgipfel liegt dabei zwischen dem 80. und 85. Lebensjahr. Die Ursache der Erkrankung ist bisher unbekannt. Die in fortgeschrittenem Lebensalter häufige gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse, das Prostataadenom, stellt keinen Risikofaktor dar.
Das Frühstadium der Erkrankung ist symptomlos. Im fortgeschrittenen Stadium können uncharakteristische Beschwerden auftreten. Dazu gehören Blasenentleerungsstörung, Hexenschuss, Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Blutarmut. Bei Stellung der Diagnose hat daher häufig eine Streuung in die lokalen Lymphknoten, die Knochen oder die Lunge stattgefunden.
Da es erst bei fortgeschrittener Erkrankung zu Beschwerden kommt, kann der Krebs nur durch regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen im Frühstadium diagnostiziert werden.
Männer ohne Prostatakrebs werden durch falsch positive Verdachtsdiagnosen unnötig beunruhigt, Männer mit Prostatakrebs haben durch Operationen und Bestrahlungen mit Nachteilen und Schädigungen, wie Impotenz und Inkontinenz, zu rechnen. Die US Preventive Service Task empfiehlt, an Screenigs (PSA-Tests, Tastbefund) nicht teilzunehmen (zit.n. Gigerenzer 2002). Die Mehrzahl der Männer stirbt mit Prostatakrebs an anderen natürlichen Todesursachen, nur 2% - 3% am Krebs ansich. Eine Heilung des Prostatakrebs erscheint für den größten Teil überhaupt nicht erforderlich (Quelle: prostatakrebs-bps.de).
Zur definitiven Diagnose wird mittels Feinnadelbiopsie eine Gewebeprobe entnommen.
Die Therapie der Wahl ist die Operation, und zwar meist mit anschließender Strahlentherapie. Bei sehr kleinen Tumoren und/oder einem hohen Lebensalter des Patienten kann auch nur eine Verlaufsbeobachtung sinnvoll sein.
Zum Zeitpunkt der Diagnose hat bei einem Drittel der Patienten bereits eine Absiedelung in andere Organe stattgefunden und die Erkrankung ist nicht mehr heilbar. Durch Strahlen-, Chemo- oder Hormontherapie kann jedoch die Ausbreitung des Krebses verzögert werden. Die Prognose ist bei isoliertem Befall der Prostata jedoch günstig.
Die Lebenserwartung hängt vom feingeweblichen Aufbau und dem Umfang der Tumorausbreitung ab. Die Fünfjahresüberlebenszeit bei Tumoren, die auf die Drüse begrenzt sind, liegt bei 74-80%, bei gestreuten Tumoren bei höchstens 40%.
Nach einer neueren Studie des British Journal of Urology (BJU International, Bd. 92, S. 211) soll häufiges Ejakulieren in jüngeren Jahren Männer vor Prostatakrebs schützen. Australische Wissenschaftler verglichen Daten zu Sexualpraktiken von 1.079 Prostatakrebs-Patienten mit denen von 1.259 gesunden Männern im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Ihr Ergebnis: Twens, die öfter als fünf Mal pro Woche ejakulieren, senken ihr Risiko für den Prostatakrebs um ein Drittel.
Im Gegensatz dazu hatten frühere Studien häufige Sexualkontakte mit einem deutlich erhöhten Risiko für Prostatakrebs in Zusammenhang gebracht. Dies könne jedoch nach Ansicht der australischen Forscher durch die höhere Infektionsgefahr bedingt sein. Betrachte man die Zahl der Ejakulationen insgesamt, so hätten diese einen schützenden Effekt, weil durch die häufige Bildung von Samenflüssigkeit Krebs erregende Substanzen aus der Prostata herausgeschwemmt werden: Je öfter die Leitungen durchgespült werden, umso weniger schädliche Substanzen bleiben darin hängen. Auch würden die Prostatazellen auf diese Art zum Ausreifen angeregt, was sie für Karzinogene weniger anfällig machen könnte.
Quellen
Gigerenzer, G. : Das Einmaleins der Skepsis, Über den richtigen Umgang mit Zahlen, Berlin 2002