Heinrich August Wilhelm Stolze

deutscher Stenograf
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Heinrich August Wilhelm Stolze (*20. Mai 1798 in Berlin, † 8. Januar 1867 in Berlin) war ein deutscher Stenograph. Er gilt neben Gabelsberger als bedeutendster Schöpfer eines Stenografie-Systems.

Stolze war Sohn eines Schuhmachermeisters und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Da er Pfarrer werden wollte besuchte er ab 1809 das Joachimsthalsche Gymnasium zu Berlin. Wegen fehlender Mittel konnte er jedoch sein Studium nicht beginnen und wurde 1817 Angestellter der Berliner Feuerversicherungsgesellschaft, in dem er bis 1835 arbeitete. Danach verdiente er seinen Unterhalt als Privatlehrer und beschäftigte sich mit der Kurzschrift. 1840 hatte er das Manuskript für ein Lehrbuch des von ihm entwickelten Kurzschriftsystems fertig, es fehlten im allerdings die Mittel, es drucken zu lassen. Mit einem Zuschuß des preussischen Unterrichtsministeriums konnte es dann 1841 unter dem Titel "Theoretisch-praktisches Lehrbuch der deutschen Stenographie, für höhere Schulen und zum Selbstunterricht. Nach einer neue Methode, welche Kürze und Vollständigkeit der Bezeichnungen miteinander verbindet" erscheinen.

Sein Stenografiesystem fußte vor allem auf dem von Gabelsberger, er kannte jedoch auch die anderen, damals bekannten älteren Systeme. Zudem hatte er die sprachwissenschaftlichen Arbeiten von Grimm und Wilhelm von Humboldt studiert und berücksichtigt. Sein System sollte nicht nur für Berufsstenographen, etwa in Parlamenten und Behörden geeignet, sondern auch von der breiten Bevölkerung erlernbar sein.

Weder mit seinem Buch noch mit seinen Versuchen, die Kurzschrift an Schulen einzuführen, hatte Stolze Erfolg. Erst die Gründung des ersten Kurzschriftvereins in Berlin 1844 - mit der Unterstützung seiner Schüler Agathon Jaquet und Karl Gottlieb Kreßler – und der Veröffentlichung eines neuen, kürzeren Lehrbuchs 1845 half, sein System vor allem in Norddeutschland zu verbreiten. 1847 wurde ein stenographisches Büro beim preussischen Landtag eingerichtet, in dem Stolze eine Anstellung fand, jedoch nach kurzer Zeit "wegen ungenügender Leistungen" wieder entlassen wurde. Bis zu seinem Tode arbeitete er in verschiedensten Stellungen als Stenograph sowie als Privatgelehrter.

Wilhelm Stolze ist auf dem Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde in Berlin, Liesenstraße 8 (Mitte) beigesetzt.

Literatur

Johnen, Christian (1940): Allgemeine Geschichte der Kurzschrift. 4., völlig neubearb. Aufl., Berlin: Apitz, 293 S.

Schneider, Laurenz/Blauert, Georg (1936): Geschichte der deutschen Kurzschrift. Wolfenbüttel: Heckners.