Nowotscherkassk

Stadt in Russland
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Oktober 2007 um 22:51 Uhr durch Wesener (Diskussion | Beiträge) (typos). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Nowotscherkassk (russisch Новочеркасск) ist eine südrussische Industriestadt, ca. 1.000 km südlich von Moskau und 30 km nordöstlich von Rostow am Don auf einem Hügel, der auf drei Seiten vom Akssai und Tuslow umströmt wird, gelegen. Nowotscherkassk liegt an der Eisenbahnstrecke Koslow – Rostow am Don, sowie an der russischen Fernstraße M 4 von Moskau nach Noworossijsk. Sie hat 168.698 Einwohner (2004).

Datei:Nowotscherkassk Kathetrale.JPG
Die Kathedrale von Nowotscherkassk
Denkmal für Ataman Jermak in Nowotscherkassk
Einer der beiden Triumphbögen in Nowotscherkassk

Geschichte

Die Stadt wurde 1805 gegründet und war im 19. Jahrhundert Hauptort und einzige Stadt in Gebiet der Donkosaken.

Im Jahre 1882 lebten 37.091 Einwohnern in Nowotscherkassk, die Stadt besaß 11 Kirchen, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, ein Theater, Irren-, Waisen-, Findel- und Krankenhäuser, ein Zeughaus, ein Denkmal ihres Gründers, des Ataman (siehe auch Hetman) Matwei Iwanowitsch Platow.

Nowotscherkassk besaß zwei bedeutende Jahrmärkte und war Handelszentrum, besonders für Getreide, Wein, Holz und Drogeriewaren. Die Industrie, welche sich zuvor auf die Fabrikation von Ziegeln, Mehl, Schmiedearbeiten und Wein beschränkte, entwickelte sich zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Stadt war Sitz des Nakasnoi Ataman, des Oberhauptes aller Donkosaken, der Zentralregierung und der obersten Gerichtsbehörde der Donkosaken.

Bemerkenswert sind die 30 km nördlich gelegenen und durch die Eisenbahn mit Nowotscherkassk verbundenen großen Anthrazitlager an der Gruschewka. Um diese entstand gegen 1880 bereits ein stadtähnlicher Ort.

In Nowotscherkassk kam es am 1. und 2. Juni 1962 zu den wohl bedeutendsten Arbeiterunruhen in der UdSSR. Chruschtschow hatte infolge einer Versorgungskrise die Preise um teilweise 35 % erhöht und gleichzeitig die Löhne um 60 bis 70 % gesenkt. Die Arbeiter der Lokomotivfabrik gingen in den Ausstand, verbrannten Chruschtschow-Plakate und forderten Lohnerhöhungen und Nahrungsmittel für ihre Familien. Am 1. Juni abends fuhren die ersten Panzer auf. Am 2. Juni 1962 zogen die Arbeiter von der Fabrik in die Stadt, in der ebenfalls Streiks ausbrachen. Sie zeigten Lenin-Porträts und waren weitgehend friedlich, erstürmten allerdings das Gebäude der Miliz und das des Exekutivkomitees. Beamte wurden verhöhnt und Milizionäre verprügelt. Angeblich etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung solidarisierte sich mit den Demonstranten. Ab 11.00 Uhr schoss die rund um die Innenstadt zusammengezogene Armee, speziell Einheiten aus dem Kaukasus, die Erhebung zusammen. Es gab 24 oder 26 Tote, einen Schauprozess und zahlreiche Geheimverfahren. Die Regierung schwieg die Vorkommnisse soweit möglich tot.

Die Stadt ist Partnerstadt von Iserlohn in Deutschland.

Sehenswürdigkeiten

Auf dem höchsten Punkt der Stadt steht die Kathedrale, erbaut 1890 bis 1905 durch den Architekten Jatschmko. Es handelt sich hierbei um die erste größere Stahlbetonkonstruktion im südlichen Teil Russlands. Auf dem Platz vor der Kathedrale findet sich das Denkmal von Ataman Jermak, der im Auftrag des Zaren Iwan des Schrecklichen Sibirien erschloss. Er fiel 1581 im Krieg gegen den Tataren.

Darüber hinaus war Nowotscherkassk die Residenz der Atamanen, davon zeugt noch heute ihr im historistischen Stil geschaffenes Stadtschloss.

Zur Ehre der aus der Völkerschlacht bei Leipzig 1814 siegreich zurückkehrenden Kosaken ließ der Bürgermeister der damals neu gegründeten Stadt zwei identische Triumphbögen bauen.

Industrie

Bedeutendster Industriebetrieb in Nowotscherkassk ist die größte Lokomotivfabrik Russlands NEVZ (НЭВЗ), die 9.900 Personen beschäftigt und jährlich 260 Lokomotiven unterschiedlichen Typs, sowohl mit elektrischem als auch dieselelektrischem Antrieb produziert (2006). Ein weiterer wichtiger Industriebetrieb stellt Graphitelektroden her. Darüber hinaus gibt es in Nowotscherkassk eine Raffinerie, verschiedene Möbel produzierende Unternehmen, eine Farbenfabrik und mehrere Lebensmittel herstellende Unternehmen (z. B. Großmolkerei und Wodkadestillerie).

Forschung und Lehre

Nowotscherkassk wird auch wegen seiner zahlreichen Hochschulen und Institute Stadt der Wissenschaft genannt. Hervorzuheben sind:

Söhne und Töchter der Stadt

Vorlage:Koordinate Artikel