Archigram verkörpert die Avantgarde-Architektur der Sechziger Jahre, in High-Tech-Phantasien voller Poesie und Lebenslust. Die sechs Architekten der Gruppe (Peter Cook, Warren Chalk, Dennis Crompton, David Green, Ron Herron, Michael Webb) schlossen sich 1960 bis 1974 zur Gruppe ARCHIGRAM zusammen und haben ihre Entwürfe von der Wohnkapsel bis zur »Living City« in der gleichnamigen Zeitschrift herausgebracht.
Die Einheit von Pop und Maschine: Die Büros Archigram und Future Systems
- "Plug-in-City", "Living Pod", "Instant City Airship" und "Capsule-Tower" (Peter Cook 1964-66)
- "Walking City" und "Instant City" (Ron Herron 1964-70)
- "Trickling Towers" und "Layer City" (Peter Cook 1978-82)
- Wohnkapsel "Peanut" und Hochhaus "Coexistence" (Future Systems 1984)
Bis dato blieben die architektonischen Utopien der Vergangenheit noch im Bereich der menschlichen Maßstäbe, so wurden die utopischen Entwürfe des 20. Jahrhunderts immer großartiger und gewaltiger. Zu Beginn der 60er Jahre schloss sich eine Gruppe junger englischer Architekten, die sich den Namen "Archigram" gaben, zusammen, nämlich (Peter Cook, Warren Chalk, Dennis Crompton, David Green, Ron Herron, Michael Webb). Sie definieren futuristische Stadtmodelle und Lebensräume, skurrile utopische Modelle, die alle konstruktiven Neuerungen zusammenfassten und daraus eine phantastische Welt von Röhren, Kapseln und Gerüsten erfanden. Für die Mitglieder der Gruppe bedeutete dies so viel wie ein erlösender Ausbruch aus der spießigen und traditionellen, erdrückenden Status Quo. Was die Mitglieder der Gruppe, wie Peter Cook, Mike Webb, David Greene, Warren Chalk oder Ron Herron, einte, war das Unbehagen am konventionellen und verstaubten Bauwirtschaftsfunktionalismus der Nachkriegszeit, der die utopischen Manifeste der frühen Moderne bewusst missverstanden hatte, um auf diese Weise geschickt eine offensichtlich schlechte Architektur ausschließlich in einem ökonomischen Sinne zu rechtfertigen.
Es gelang der Gruppe jedoch nicht, eine fundierte gesellschaftskritische Meinung einzunehmen. Ganz im Gegenteil entwickelten sie einen unbeschränkten Technologie-Optimismus verbunden mit einer undistanzierten Medienfaszination. Inspiriert von der damaligen Raumfahrt spielte die "Kapsel" eine zentrale Rolle. In allen Entwürfen wird die "Wohnkapsel" das ideale mobile Element, das an großformatige stationäre Trägersysteme, den sogenannten "Plug-in-Cities", angedockt werden kann. Die von Peter Cook damit beabsichtigte globale Mobilisierung der Bevölkerung kann mit Ron Herrons Entwurf einer "Walking City" noch einmal überboten werden, weil sich die Mobilität der einzelnen Einsteck-Kapsel hier auf die gesamte Stadt überträgt und dadurch eine völlige Veränderung der besiedelten Erdoberfläche evoziert. Alle Kritik, die sich solche Utopien gefallen lassen müssen, sollte dennoch nicht dazu führen, denjenigen allein das Feld der Architektur zu überlassen, die die Stadt der Zukunft als Resultat reiner Effizienzberechnungen von Investoren betrachten, so das Resumé dieser Zeit.
Literatur
- 1999 "Archigram" von Elenora Louis und Toni Stooss (Ritter Druck, ISBN 3854152167)
- 1991 "Archigram" von Peter Cook (Birkhäuser Verlag Basel, ISBN 3764324473)
- 1974 "Akro-Polis. Frei-Zeit-Stadt /Leisure City" von Justus Dahinden (Verlag Karl Krämer, Bern und Stuttgart, ISBN 378281018X)
- 1971 "Stadtstrukturen für morgen" von Justus Dahinden (Verlag Gerd Hatje, ISBN 3775700110)