Das Steintor in den Hamburger Wallanlagen war das Haupttor in Richtung Osten. Hier begannen die beiden Landstraßen in Richtung Lübeck und Berlin.
Geschichte
Die im 13. Jahrhundert gepflasterte "Steinstraße", seit Beginn die Hauptstraße von der alten Stadtmitte (etwa Petrikirche) in Richtung Osten gab dem Steintor den Namen. Noch um 1320 lag es in direkter Verlängerung der Steinstr.. Auch bei der Anlage einer neuen erweiterten Befestigung mit Wall statt Mauer 1544 lag das Steintor in Flucht der Steinstr..[1]
Das letzte Steintor wurde 1617 im Rahmen der Erweiterung der Hamburger Wallanlagen erbaut. Da die Steinstr. auf eine der vorgesehernen Bastionen zuführte, musste das Steintor jetzt etwas weiter nördlich zwischen zwei Bastionen in die Verteidigungsanlage eingebaut werden.
Bei Sonnenuntergang, während der Kirchzeit, bei Bürgerschaftssitzungen und bei Feuer waren die Stadttore geschlossen [2].
Als 1697 [3] das Gebiet von St. Georg mit einem Vorwerk im Zuge der Lohmühlenstr. in die Festung eingeschlossen wurde, verlor das Steintor seine unmittelbare Bedeutung als Festungstor. Es diente jetzt nur noch als Grenze der Stadt Hamburg zu ihrem Landgebiet. Die Außengrenzen der Festung waren jetzt das Lübecker Tor und das Berliner Tor.
Nach der französischen Besetzung setzte Hamburg die schon einige Zeit zuvor begonnene Entfestigung fort. Die engen Tore wurden durch "pfeilerbegrenzte" Durchfahrten ersetzt. 1827 waren die Gewölbe des Steintores bereits abgetragen [4]. Dennoch wurden die Einfahrten nach 24:00 Uhr durch "neue, im guten Geschmack errichtete Barrieren" wie hier auch bei den anderen Hamburger Stadttoren gegenüber der Vorstadt geschlossen.
Die Welle der Bürgerproteste von 1848 führte in Hamburg dazu, dass die Wachhäuser am Steintor in Brand gesetzt wurden. Grund des Zornes waren auch die in den Augen der damaligen Bürger immer noch kleinkarierten Regelungen der Torsperre. Dies besonders, weil St. Georg in der Franzosenzeit als zur Stadt gehörig betrachtet worden war, danach wieder ausgegrenzt wurde und erst 1830 wieder Vorstadt wurde. Erst 1868 wurde St. Georg formal nach Altstadt und Neustadt als dritter Stadtteil in das Stadtgebiet aufgenommen. Jetzt hatte das Steintor jede Bedeutung verloren.
Beim Bau des Tunnels der Hochbahn 1902 unter den geplanten Gleisen des neu anzulegenden Hauptbahnhofes (6. Dezember 1906 eröffnet) stieß man auf die Fundamente des Steintores [5]. 2.000 Kubikmeter Ziegelmauerwerk waren zu entfernen. Das Mauerwerk war so tief gegründet, dass es noch unter die Sohle des zu bauenden U-Bahntunnels reichte. Außerdem fand man 13 m lange hölzerne Brückenjoche und einen Pfeiler aus gelben Klinkern für die Brücke vor dem Tor über den Stadtgraben.
Beschreibung
Aufgrund der engen Verbundenheit Hamburgs mit Lübeck durch Handel und Hanse war das Hamburger Steintor dem Lübecker Holstentor analog gestaltet. Zwei dicke Türme bewachten den Weg durch den Verteidigungswall. 1539 [6] wurde aufgrund dieser Verbundenheit und des daraus resultierenden Verkehrs demzufolge auch die über den Steindamm führende Straße nach Lübeck als eine der ersten Landstraßen gepflastert.
Straßennetz
Während der Dammtordamm ziemlich direkt auf das Dammtor zuführte und die Steinwege ziemlich gerade auf das Millerntor, endete die Hauptstraße der Hamburger Altstadt nach Osten, die Steinstr., seit 1617 blind am Stadtwall. Um durch das Steintor zu kommen, war ein Knick nach Norden und dann nach Osten notwendig. Auch die Neuordnung des Straßennetzes für das im Mai 1842 abgebrannte Stadtgebiet beseitigte dieses Manko noch nicht. Erst der Durchbruch der Mönckebergstraße 1901 in gerader Linie zum Steintorplatz und zur Gr. Allee (jetzt Adenauerallee) brachte eine durchgehende Straßenführung. So erinnert der Steintordamm noch heute an den Verkehrsweg durch das Steintor.
Steintorplatz
Der Platz vor dem Steintor ist auch heute noch als Platz gestaltet, wenn auch mit kleinerer Fläche. Er wird im Süden vom Museum für Kunst und Gewerbe begrenzt, nach Osten von der spitzwinkligen Bebauung zwischen Gr. Allee (jetzt Adenauerallee) und Steindamm, nach Norden vom Klockmannhaus. Nach wie vor übernimmt er eine wichtige Verteilerfunktion im Hamburger Straßennetz. Der Steintordamm (mit Verlängerung in die Mönckebergstr.) und seiner Überbrückung der Eisenbahngleise übernimmt immer noch die Funktion einer Haupteinfahrt in die Stadt, vor allen für den öffentlichen Nahverkehr - oberirdisch Busse, unterirdisch die Hochbahn (U-Bahn). Auch die vom Steintorplatz abzweigende Straße Steintorweg erinnert noch an das ehemalige Stadttor.
Anmerkungen / Quellen
- ↑ C. F. Gaedechens in "Hamburg, Historisch-topographische und baugeschichtliche Mittheilungen" O. Mieissner Verlag, Hamburg, 1868
- ↑ St. Georg - Vorstadt oder Vorurteil, Herausgeber: Mus. f. Kunst und Gewerbe, Hamburg, 1978
- ↑ C.F. Gaedechens a.a.O.
- ↑ Prof. Dr. Schütz, "Hamburg im Jahre 1827", Hamburg 1827, reprint 1961 H. v. Homann Verlag, Hamburg
- ↑ Melhop. "Historische Topographie 1895 - 1920", Band II, Seite 425f
- ↑ St. Georg, a.a.O