Genotyp

Menge aller genetischen Merkmale eines Typs
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Der Genotyp eines Organismus repräsentiert seine exakte genetische Ausstattung, also den individuellen Satz von Genen, den er in sich trägt. Zwei Organismen, deren Gene sich auch nur an einem Locus (der Position in ihrem Genom) unterscheiden, haben einen unterschiedlichen Genotyp*. Der Begriff "Genotyp" bezieht sich also auf die vollständige Erbinformation eines Organismus. Beim Phänotyp eines Organismus dagegen handelt es sich um seine tatsächlichen körperlichen Merkmale wie Größe, Gewicht, Haarfarbe usw.

Den größten Einfluß auf die Entwicklung eines Organismus hat sein Genotyp. Doch es gibt noch andere Faktoren, auch Organismen identischen Genotyps unterscheiden sich gewöhnlich in ihrem Phänotyp. Ein alltägliches Beispiel sind monozygotische (eineiige) Zwillinge. Eineiige Zwillinge haben den gleichen Genotyp, da sie das gleiche Genom in sich tragen, doch niemals den gleichen Phänotyp, obwohl sie sich sehr ähnlich sein können. Das zeigt sich darin, daß ihre Eltern und enge Freunde sie jederzeit auseinanderhalten können, auch wenn anderen das Erkennen dieser subtilen Unterschiede schwer fällt. Darüber hinaus können eineiige Zwillinge anhand ihrer Fingerabdrücke identifiziert werden, die niemals vollständig gleich sind.

Das Konzept der phänotypischen Plastizität beschreibt das Maß, in dem der Phänotyp eines Organismus durch seinen Genotyp vorherbestimmt ist. Ein hoher Wert der Plastizität bedeutet: Umwelteinflüsse haben einen starken Einfluß auf den sich individuell entwickelnden Phänotyp. Bei geringer Plastizität kann der Phänotyp aus dem Genotyp zuverlässig vorhergesagt werden, unabhängig von besonderen Umweltverhältnissen während der Entwicklung. Hohe Plastizität läßt sich am Beispiel der Larven des Wassermolchs beobachten (1): Wenn diese Larven die Anwesenheit von Räubern wie Libellen wahrnehmen, vergrößern sich Kopf und Schwanz im Verhältnis zum Körper und die Haut wird dunkler pigmentiert. Larven mit diesen Merkmalen haben bessere Überlebenschancen gegenüber Räubern, wachsen aber langsamer als andere Phänotypen.

Im Gegensatz zur phänotypischen Plastizität befaßt sich das Konzept der genetischen Kanalisierung mit der Frage, in welchem Umfang der Phänotyp Rückschlüsse auf den Genotyp zuläßt. Ein Phänotyp wird kanalisiert genannt, wenn Mutationen (Änderungen des Genoms) die körperlichen Merkmale eines Organismus nur unmerklich beeinflussen. Das heißt, ein kanalisierter Phänotyp kann sich aus einer großen Bandbreite von Genotypen bilden. In diesem Fall läßt sich aus der Kenntnis des Phänotyps nicht zuverlässig auf den Genotyp schließen. Gibt es keine Kanalisierung, können kleine Veränderungen des Genoms unmittelbaren Einfluß auf den sich entwickelnden Phänotyp nehmen.

* Genotyp/Genom: Das Genom ist die Gesamtheit der DNS einer Zelle. 
Die Gesamtheit der darin enthaltenen Information wird - unabhängig vom Substrat - Genotyp genannt.



Dieser Artikel basiert auf dem Nupedia-Artikel von Claus O. Wilke, der von Rainer Zenz ins Deutsche übersetzt wurde. Er kann - wie jeder andere Text der Wikipedia auch - nach belieben editiert und verbessert werden.