John Cage

US-amerikanischer Komponist
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John Milton Cage Jr. (* 5. September 1912 in Los Angeles; † 12. August 1992 in New York City) war ein US-amerikanischer Komponist und Künstler.

Leben

Neben Arnold Schönberg gibt es nur wenige Komponisten mit einer ähnlichen Bedeutung für das Komponieren im 20. Jahrhundert wie den 1913 in Los Angeles geborenen John Cage. Kaum ein anderer Komponist hat so viele und so unterschiedliche Schlüsselwerke der Neuen Musik geschaffen - sein Werk umfasst etwa 250 Kompositionen. Hinzu kommen musik- und kompositionstheoretische Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Außerdem gilt Cage als Schlüsselfigur für die Ende der 1950er Jahre entstehende Happeningkunst und als wichtiger Anreger für die Fluxusbewegung und die Neue Improvisationsmusik. Das malerische Werk von John Cage sollte im Übrigen ebenfalls nicht unterschätzt werden.

Cage studierte zunächst Literatur, ging 1930 nach Europa und unternahm erste Versuche im Malen und Komponieren. Zurückgekehrt nach Amerika, heiratete er Anfang der 1930er Jahre Xenia Kashevaroff und begann sein Kompositionsstudium u.a. bei Arnold Schönberg. 1938 zog Cage nach Seattle und baute sein erstes Schlagzeugensemble auf. Kurze Zeit später entstand als Begleitung für eine Choreografie seine erste Komposition für das von ihm erfundene Präparierte Klavier, auf dessen Saiten und Hämmern er Radiergummis, Nägel und andere kleine Teile montierte, die dem Klavier eine besondere Klangfarbe verleihen.

In Seattle begegnete Cage erstmals dem Tänzer Merce Cunningham. In New York City baute sich Cage ab 1942 eine Existenz als Komponist auf und trennte sich von seiner Frau. Er reiste weiterhin quer durch die USA, Europa und Asien, um Kurse und Vorträge zu halten und Aufführungen seiner Werke zu begleiten. Mit Merce Cunningham und dem Maler, Grafiker und Happening-Künstler Robert Rauschenberg begann Cage zusammenzuarbeiten und zusammenzuleben. Dieses Trio wohnte im gleichen Haus in einer Art Dreier-Beziehung.

Die Beschäftigung mit der Musik von Erik Satie und den Schriften von Henry David Thoreau und James Joyce führte John Cage zur Entwicklung einer eigenen Form von Musik über Musik und von Text über Text, einer in dieser Weise neuen Tätigkeit. Seine Musik soll dazu verhelfen, Gegenwart zu erfahren, ohne sich um das Vergangene zu kümmern oder Zukünftiges zu erwarten.

Die letzte Phase seines Schaffens, die 1987 begann, umfasst ca. 50 Stücke für diverse kammermusikalische Besetzungen, Orchester, Soloinstrumente, Chor, Performer, die so genannten "Nummernstücke" (Number pieces). Hier gibt Cage seinen Musikstücken keinen Titel mehr, sondern benennt sie nach der Zahl der Aufführenden und nummeriert sie in der Reihenfolge ihrer Entstehung durch. So z.B. das für vier Stimmen geschriebene FOUR² von 1990, welches für den Madrigal-Chor der Hood River Valley High School komponiert wurde. Die Nummernstücke sind in so genannten "Time brackets" notiert. Es handelt sich weder um die traditionelle Form der Musiknotation, noch um eine grafische Notationsform. Vielmehr hat der Interpret die Möglichkeit, das Klangereignis während eines definierten Zeitraums einzuführen und während eines Zeitraumes wieder herauszunehmen.

John Cage war seit seinen jungen Jahren leidenschaftlicher Pilzforscher und -sammler.

Cage starb 1992 in New York City kurz vor seinem 80. Geburtstag an den Folgen eines Schlaganfalls.

Werke

Berühmt wurde sein Stück 4'33". Dieses Stück besteht aus drei Sätzen mit der Anweisung Tacet, d.h. sie bestehen aus völliger Stille. In der Uraufführung am 29. August 1952, in einem Auditorium der Harvard-Universität, zeigte der Pianist David Tudor die drei Sätze durch Schließen und Öffnen des Klavierdeckels an. Laut Partitur ist die Dauer des Stückes frei wählbar und der Titel soll diesen Wert in Minuten und Sekunden genau angeben. Obwohl also streng genommen der Titel je nach gewählter Dauer variieren kann, hat sich die Bezeichnung 4'33´´ durchgesetzt, der Wert der Uraufführung. Ebenso frei wählbar ist die Zahl der Ausführenden und die Art der (nicht) benutzten Instrumente.

Es ist fraglich, ob und wenn ja wie weit dieses Stück durch das Urheberrecht geschützt ist.

In "Imaginary Landscape No. 1" für vier Spieler sind neben präpariertem Klavier und chinesischem Becken zwei Plattenspieler mit variabler Umdrehungszahl zu hören. Die Schallplatten waren die damals in Studios üblichen Messplatten zum Überprüfen von Plattenspielern mit Testönen. Die elektronischen Komponenten waren also vorgefunden und nicht speziell komponiert. Das Stück ist für die Wiedergabe nicht im Konzertsaal, sondern über Radio gedacht [1]. Dieses Werk ist kaum der Musique Concrète noch der frühen elektronischen Musik zuzurechnen, auch weil mechanische Musikinstrumente mit deren Spielern vorkommen, siehe auch Elektroakustische Musik. Eine Gemeinsamkeit mit diesen Richtungen besteht nur in der radiophonen Verbreitung. Vielmehr kann man eine Realisierungsform erkennen, in der zu den herkömmlichen mechanischen Musikinstrumenten nebst deren Spielern weitere - damals ungewöhnliche - Klangquellen hinzugezogen werden, wie z. B. auch die Sirenen in vielen Werken Varèses, siehe auch Bruitismus.

Eine Realisation des Orgelwerkes »Organ2/ASLSP« (As Slow(ly) and Soft(ly) as Possible) wird seit 2001 in Halberstadt in der St.-Burchadi-Kirche aufgeführt; es wird bis zum 4. September 2640 dauern.

Nummernstücke

Opern

Die ersten zwei Opern sind Europeras 1 & 2, deren Kompositionsauftrag Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn initiierten, von Gary Bertini 1987 mit der Chefdramaturgie der Oper Frankfurt am Main betraut. Es folgten als Einzelwerke noch die Europeras 3 - 5. Die erste Gesamtaufführung aller 5 Europeras fand 2001 an der Staatsoper Hannover statt.

Zitate

„Die Musik, mit der ich mich beschäftige, muss nicht unbedingt Musik genannt werden. In ihr gibt es nichts, woran man sich erinnern soll. Keine Themen, nur Aktivität von Ton und Stille.“

John Cage

"Wenn etwas nach zwei Minuten langweilig ist, versuche es vier Minuten lang. Wenn es dann immer noch langweilig ist, für 8. Dann 16. Dann 32. Schließlich entdeckt man, dass es überhaupt nicht langweilig ist."

"Ich verstehe nicht, warum Leute Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten."

"Ich habe nichts zu sagen, ich sage es, und das ist Poesie."

"You don't have to call it music, if the term shocks you!"

Literarische Werke

  • Silence (1961), Übersetzer Ernst Jandl, edition suhrkamp 1477, Neue Folge 477, Suhrkamp Verlag 1987

Siehe auch

Weiterführende Literatur

  • John Cage: Pour les oiseaux (1976), Editions Pierre Belfond, Paris, deutsch als: John Cage: Für die Vögel, Merve Verlag, Berlin
  • John Cage im Gespräch (1989), DuMont Verlag, Köln
  • John Cage I (Musik-Konzepte Sonderband), hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, 2., veränderte Auflage, München 1990 (ISBN 3-88377-296-8)
  • John Cage II (Musik-Konzepte Sonderband), hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, 2. Auflage, München 2000 (ISBN 3-88377-315-8)
  • Nachtcagetag (1987), Programmheft/Festschrift des WDR
  • Revill, David: Tosende Stille. Ein John Cage-Biographie, (1995), List-Verlag, München

Sounds

  • FontanaMixer: Computerprogramm von Karlheinz Essl, das in Echtzeit Zufallsvariationen von John Cage's "Fontana Mix" (1958) generiert