Olive Thomas

US-amerikanische Schauspielerin (1894-1920)
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Olive Thomas (* Oliveretta Elaine Duffy am 20. Oktober 1894 in Charleroi, Pennsylvania; † 10. September 1920 in Neuilly-sur-Seine, Frankreich) war eine amerikanische Stummfilm-Schauspielerin und Party Girl.


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BEGINN UND KARRIERE

Olive ( "Ollie") Thomas wurde 1894 als ältestes Kind einer irisch-amerikanischen Arbeiterfamilie in Charleroi, einem Vorort von Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren. Ihr Vater verstarb als sie noch jung war, weshalb sie in der Folge gezwungen war, mit zum Lebensunterhalt der verbleibenden Familie, bestehend aus ihrer Mutter und zwei jüngeren Brüdern, beizutragen. 1911 lernte Sie Bernard Thomas kennen und heiratete ihn. Während dieser Zeit arbeitete Olive als Verkäuferin in Horne's Department Store in Pittsburgh. Die Ehe scheiterte nach zwei Jahren. Olive zog nach New York, wo sie bei ihrer Tante lebte und Arbeit in einem Kaufhaus in Harlem fand. 1914 nahm sie an einem Wettbewerb teil, wonach "The Most Beautiful Girl in New York City" gesucht wurde. Der Hauptgewinn war ein Porträt des bekannten Künstlers Howard Chandler Christy. Christy war bekannt für seine Portraits von Revuemädchen, Filmstars und Zeichnungen auf den Titel von Filmmagazinen. Olive Thomas sendete ihr Foto ein und gewann.


Anschließend arbeitete Olive häufig als Modell für Christy und wurde auch von anderen Künstlern, z.B. Haskell Coffin und Harrison Fisher, engagiert. Ihr Bild gelangte auf das Cover der Saturday Evening Post. Florence Ziegfeld wurde auf Olive aufmerksam. Der Impressario, der mit seinen verschwenderisch ausgestatteten Revuen voller schöner junger Mädchen - den so genannten Ziegfeld Follies - New York begeisterte, beschäftigte Olive zunächst als dekorative Statistin, setzte sie aber schon bald in der Revue "The Ziegfeld Frolics" ein, einer Show, die spät abends im Dachgarten des New Amsterdam Theatre für ein ausgesuchtes Publikum hauptsächlich wohlhabender Männer dargeboten wurde. Die Revuemädchen traten halbnackt, aber sehr elegant gekleidet auf.


Durch ihre Auftritte in den Frolics und ihre Schönheit gewann Olive zahlreiche namhafte und reiche Verehrer. Ihr Bekanntheitsgrad steigerte sich, und schließlich erhielt sie ein Vertragsangebot der Triangle Pictures, das sie annahm. 1916 gab sie ihr Filmdebüt. Im Laufe der folgenden vier verbleibenden Jahre Ihres Lebens wirkte sie in mehr als 20 Filmen mit und wurde zu einem der strahlendsten Sterne am Filmfirmament. Namentlich Filmmogul Lewis J. Selznick, der sie 1918 als Star seines Studios Selznick Pictures Company gewann, trug dazu bei, indem er aufwendige Publicity Kampagnen für sie organisierte und in Filmen besetzte, die für sie maßgeschneidert waren. Zeitschriften und Fanmagazine waren voll mit Bildern von ihr und Geschichten über sie. Sie wurde Everybody's Sweetheart" und der Prototyp des Flapper, den ihr gleichnamiger Film von 1920 als Typus prägte. Olive Thomas' Karriere stand in ihrem Zenit als sie durch ihren frühzeitigen Tod beendet wurde. Ihr letzter Film "Everybody's Sweetheart" kam posthum in die Kinos, erzielte Besucherrekorde und wurde von Publikum wie Kritikern gleichermaßen gelobt.


OLIVE UND JACK PICKFORT

1916 traf Olive Thomas in einem Nachtclub in Santa Monica die Liebe ihres Lebens: Jack Pickford (1896-1933), Filmschauspieler und jüngerer Bruder der weltberühmten Mary Pickford. Beide waren leidenschaftliche Tänzer und liebten Parties. Im Oktober 1916 brannten sie gemeinsam durch und heirateten in New Jersey. Gegen den Willen des Pickford Clans, denn sowohl Mary als auch deren Mutter Charlotte vermuteten, dass Olive für ihre eigene Karriere aus der Verbindung Profit schlagen wolle. Zudem waren sie nicht angetan von Olives familiärem Hintergrund als armes Arbeiterkind, zu dem sie sich Zeit ihres Lebens bekannte und nicht - wie andere Stars - eine fiktive Herkunft erschuf.


Die Pickford-Thomas Ehe war stürmisch. Zeiten heftiger Zerwürfnisse wechselten mit leidenschaftlicher Versöhnungen. Olive und Jack waren beide jung, reich und berühmt. Jack beschenkte Olive mit kostbaren Juwelen, die sie verlor und sie beschenkte Jack mit Automobilen, die er in den Straßengraben fuhr.


Aufgrund ihrer Tätigkeit beim Film arbeiteten beide häufig tausende Meilen voneinander entfernt - in den Studios von New York oder Hollywood - und sahen sich über längere Zeiträume selten. Eine Tatsache, die sich nicht gerade positiv auf die Beziehung auswirkte. Für Filmvorbereitungen reisten Olive und Jack im August 1920 nach Europa. Die Reise sollte gleichzeitig als zweite Hochzeitsreise fungieren und die angeknackste Ehe wieder in Ordnung bringen.

RÄTSELHAFTER FRÜHER TOD

Das Paar überquerte 1920 mit einem Ozeandampfer den Atlantik und fuhr nach Paris, Frankreich. Dort quartierte es sich im exklusiven Hotel Ritz ein. Während Jack für eine Woche nach London flog, um sich einzukleiden, machte Olive in Paris Einkäufe. Bei seiner Rückkehr stürzten sich beide ins Pariser Nachtleben im Quartier Montparnasse, wo sie mit amerikanischen Freunden in Bistros feierten und in Nachtclubs tanzten.


Was genau in der Nacht vom 4. zum 5. September 1920 im Hotelzimmer des Hotel Ritz geschah, ist bis heute nicht ganz geklärt. Fest steht allein, dass Olive - möglicherweise in angetrunkenem Zustand - gegen drei Uhr morgens im Badezimmer eine größere Dosis Quecksilber(II)-chlorid schluckte. Jack rief nach Hilfe und Olive wurde in das American Hospital in Neuilly gebracht, wo sie einige Tage später am 10. September ihrer Vergiftung erlag.


Unterschiedliche Versionen kursieren über ihren Tod. Es wurde einerseits behauptet, dass Olive, enttäuscht über ihre gescheiterte Ehe, Selbstmord begehen wollte. Eine andere Version verdächtigt Jack, seine Frau dazu gezwungen zu haben, die giftige Lösung zu trinken.

Die gängiste Geschichte, die von Jack selbst stammt, der als einziger Zeuge in der fraglichen Nacht zugegen war, besagt, dass Olive noch ein Schlafmittel zu sich nehmen wollte, weil beide frühmorgens einen Flug gebucht hatten, versehentlich aber eine giftige "Toilettenlösung" schluckte. Allerdings handelte es sich nachgewiesenermaßen nicht um eine Toilettenlösung, sondern um Quecksilber(II)-chlorid. Jack Pickford litt seit mehreren Jahren an Syphilis, die er mit dieser Substanz behandelte. Die äußerliche Behandlung der Krankheit mit dieser Substanz entsprach ganz dem damaligen Standart und war allgemein bekannt. Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar, dass Jack Pickford diesen eindeutigen Hinweis verschwieg.

EPILOG

Nach Durchführung von Polizeiermittlungen und einer Autopsie, die zu dem Ergebnis kam, dass Olives Tod auf ein Versehen zurückzuführen war, fuhr Jack mit Olives Leichnam zurück nach America. Die Trauerfeier wurde in der St. Thomas Episcopal Kirche in New York abgehalten. Tausende wohnten der Zeremonie bei, um einen letzten Blick auf den Sarg zu werfen. Unter anderm die Selznicks, Irving Berlin und andere, die Olive zu Lebzeiten verehrt hatten.


Olive Thomas wurde auf dem Woodlawn Cemetery in der Bronx zur letzten Ruhe gebettet. In einem Grab, das den Namen Pickford trägt. Aber bis heute bleibt Olive Thomas alleine dort. Jack Pickford, der 1933 im Alter von 37 Jahren ebenfalls in Paris verstarb, wurde in einem Familiengrab in Glendale, Californien, 3000 Meilen entfernt bestattet. Es heißt, er sei über Olives Tod nie hinweg gekommen.


Die meisten von Olives Filmen sind heute nicht mehr auffindbar, ein Schicksal, das sie mit dem Großteil der Stummfilme teilen. Es existieren jedoch noch Abzüge von "Love's Prisoner" und einigen anderen Filmen. "The Flapper" wurde unlängst auf DVD veröffentlicht, zusammen mit einer interessanten Dokumentation über "The most beautiful Girl in the World".


In den neunziger Jahren wurde das New Amsterdam Theatre in New York, wo Olive als Ziegfeld Follie auf der Bühne stand, von Disney Theatrical Productions gepachtet und 1979 wiedereröffnet. Seitdem behaupten immer wieder Leute, dort eine Erscheinung gesehen zu haben. Die Erscheinung einer schönen jungen Frau, die aussieht wie Olive Thomas...

Filmographie

  • 1916: Beatrice Fairfax / Letters to Beatrice
  • 1917: A Girl Like That
  • 1917: Madcap Madge
  • 1917: An Even Break
  • 1917: Broadway Arizona
  • 1917: Indiscreet Corinne
  • 1917: Tom Sawyer
  • 1918: Betty Takes a Hand
  • 1918: Limousine Life
  • 1918: Heiress for a Day
  • 1919: Toton the Apache
  • 1919: The Follies Girl
  • 1919: Upstairs and Down
  • 1919: Love's Prisoner
  • 1919: Prudence on Broadway
  • 1919: The Spite Bride
  • 1919: The Glorious Lady
  • 1919: Out Yonder
  • 1920: Footlights and Shadows
  • 1920: Youthful Folly
  • 1920: The Flapper
  • 1920: Darling Mine
  • 1920: Everybody's Sweetheart


[1]Olive Thomas Homepage

[2] Silent Ladies & Gents - Olive Thomas

[3] Love's Prisoner

[4] The Flapper

Literatur

  • Michelle Vogel, Olive Thomas:The Life and Death of a Silent Film Beauty, 2007 ISBN 0786429089