Brand-Knabenkraut
Das Brandknabenkraut (Orchis ustulata L. 1753) gehört zur Familie der Orchideen (Orchideaceae), war seit Linné der Gattung Knabenkräuter (Orchis) zugehörig und wurde nach neueren taxonomischen Erkenntnissen mit DNA Analyse der Gattung Neotinea zugeordnet: (Neotinea ustulata (L.) R.M. Bateman, Pridgeon & M.W. Chase)
Brandknabenkraut | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
|
Der Name setzt sich aus dem griechischen "orchis = Hoden" und dem lateinischen "ustulatus = angebrannt, Brand-" zusammen und bezieht sich auf die schwarze Farbe des aufblühenden Blütenstandes.
Vom Zeitpunkt des Blühverhaltens wurde das Brandknabenkraut in 2 Unterarten aufgeteilt:
- Orchis ustulata ssp. ustulata L. (Blütezeitpunkt: ((April)) Mai / Juni)
- Orchis ustulata ssp. aestivalis Kümpel&Mrkvicka (Blütezeitpunkt: Juli / August)
lateinisch: "aestivalis = sommerlich, Sommer-"
Sehr selten treten Pflanzen mit reinweißen Blüten auf:
- Orchis ustulata var. alba
Beschreibung
Pflanzen
- [1] Bild: Brandknabenkraut im Biotop ©Marco Klüber, [2] die Orchideen der Rhön
- [3] Bild: Habitus; eine Gruppe von Brandknabenkräutern ©Marco Klüber, [4] die Orchideen der Rhön
10cm bis 50cm (80cm) hoch mit 2 eiförmigen Knollen; deutlich andere Wuchsform zwischen Orchis ustulata ssp. ustulata L. (gedrungener Wuchs bis 40 cm hoch und dichtem, zylindrischem Blütenstand) und Orchis ustulata ssp. aestivalis Kümpel&Mrkvicka (gestrecktem Wuchs mit lockerblütigem Blütenstand)
Blätter
5 bis 10 bläulichgrüne, ungefleckte, lanzettliche Laubblätter, ca. 3 bis 10 cm lang und ca. 0,5 bis 2cm breit, die zum Blütenstand hin kleiner werden. Die Blätter umfassen den Stängel scheidig und am Grunde rosettig. Die Tragblätter sind nur wenig kürzer als der Fruchtknoten.
Blüten
[5] Bild: Blüten des Brandknabenkrautes ©Marco Klüber, die Orchideen der Rhön
Der Blütenstand ist reichblütig mit vielen sehr kleinen Blüten in einer walzenförmigen Ähre. Kronblätter (Petalen) und Kelchblätter (Sepalen) bilden einen 3 bis 4 mm großen, fast kugelförmigen Helm, der außen dunkelpurpur bis schwarz gefärbt ist. Die Lippe ist ca. 5 bis 8 mm groß, tief dreilappig und weiß bis rosa gepunktet (selten: reinweiß). Der Sporn ist ca. 1 bis 2 mm lang, nach unten gerichtet und etwa halb so lang wie der Fruchtknoten. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis August.
Vorkommen / Verbreitung
Trocken- und Halbtrockenrasen, Magerwiesen und Bergmatten (bis 2000 m), seltener in lichten Laubwäldern und trockeneren Bereichen von Naßwiesen. Wechselfeuchte, basische (selten auch kalkfreie) Böden; pH 6,0 bis 8,0.
Das Verbreitungsareal erstreckt sich von Nordspanien über Mitteleuropa, die Alpenländer, Südskandinavien, Osteuropa bis nach Mittelsibirien und zum Kaukasus. Im Mittelmeerraum ist das Brandknabenkraut nur selten vertreten.
Naturschutz
Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch das Brandknabenkraut unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.
Sonstiges
Der Arbeitskreis Heimischer Orchideen (AHO) in Deutschland, der sich in allen Bundesländern den Schutz, die Pflegemaßnahmen der Biotope, die Kartierung und wissenschaftliche Betreuung der heimischen Orchideenflora zur Aufgabe gemacht hat, wählte das Brandknabenkraut (Orchis ustulata L.) zur Orchidee des Jahres 2005.
Mit der Wahl soll auf die starke Gefährdung dieser Orchideenart aufmerksam gemacht werden, die aus unserer Landschaft zu verschwinden droht. Die Rückgangsursachen sind: Flächenverbrauch durch Bebauung, intensive Wiesenbewirtschaftung, Düngung und zu häufige Mahd .
Die Vorkommen des Brandknabenkrautes werden in den jeweiligen Roten-Listen der Länder mit gefährdet (Bayern, Nordrhein-Westfalen), stark gefährdet (Baden-Württemberg, Hessen, Saarland) oder vom Aussterben bedroht (Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) angegeben. In Brandenburg und Niedersachsen ist das Brandknabenkraut ausgestorben oder verschollen.
Literatur / Referenz
- Helmut Presser; Orchideen, Die Orchideen Mitteleuropas und der Alpen; 2. Auflage; 2002; ISBN 3-933203-54-6
- Hans Sundermann; Europäische und mediterrane Orchideen; Brücke-Verlag; 2. Auflage: 1975;ISBN 3-871-05010-5
- Erich Nelson; Orchis; Stiftung Dr. Nelson: 2001; ISBN 3-9522293-0-X
- J.G.Williams u.a; Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien; BLV Verlag; ISBN 3-405-11901-4
- Homepages der AHOs