Die Indus-Kultur oder Indus-Zivilisation (sumer.: Meluha), eine der fünf authochtonen Hochkulturen, entwickelte sich im Industal zwischen den Flüssen Indus und Ghaggra-Hakra (auch Sarasvati genannt).
Bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Städte Harappa und Mohenjo-Daro entdeckt wurden, war die Indus-Kultur unbekannt. Des weiteren sind Kot Diji und Lothal wichtige archäologische Stätten, die sich durch die einheitlich hohe Qualität des Städtebaus, insbesondere ihrer Wasserversorgung und Kanalisation, auszeichnen.
Daneben fällt die Abwesenheit militärischer Anlagen auf; auch die in anderen Kulturen immer gegenwärtigen Waffen findet man nicht. Die Städte im Industal wurden offenbar anders regiert als diejenigen in Mesopotamien, Ägypten oder im Reich der Mitte; sie brauchten anscheinend weder untereinander noch gegen Nachbarn Krieg zu führen. Allerdings deuten manche Funde auf kriegerische Auseinandersetzungen hin. Ein reger Warenaustausch mit Sumer, sowohl über Land (heutiger Iran) als auch über See (via Dilmun, heut. Bahrain), ist durch Funde und Dokumente in Sumer, wo die Indus-Kultur 'Meluha' genannt wurde, belegt. Die Bevölkerung der Indus-Kultur wurde von Sir John Baker als mediterranoid beschrieben, also nicht unähnlich der heutigen Bevölkerung.Da die Schrift der Indus-Kultur bislang nicht sicher entschlüsselt werden konnte (sie ist nur in relativ kurzen Schriftzügen überliefert und mit keiner bekannten Schrift verwandt), sind Dokumente der Indus-Kultur nicht zugänglich. Aus dem gleichen Grund ist auch die Sprache der Indus-Kultur nicht bekannt; eine Vermutung ist, dass sie ein Vorläufer des heute im südlichen Indien gesprochenen Drawidisch war.Daraus kann jedoch nicht automatisch gefolgert werden, dass die Indus-Kultur-Erschaffer den heitigen Drawida ähnlich waren, da Sprachen und Ideensysteme im Gegensatz zu großen Bevölkerungsmassen viel schneller wandern können. Zu bedenken ist auch, dass die heutigen Drawida insbesondere in der indischen Unterschicht und in Südwestindien anzutreffen sind.
Der Niedergang der Indus-Kultur fällt zeitlich mit folgenden Ereignissen zusammen:
- Das Ende des Sumerischen Reiches bedeutete das Ende der Handelsbeziehungen.
- In Folge des Sumerischen Niederganges erstarkten andere Regionen; arische Nomaden griffen die Siedlungen des Industals aus dem Norden an.
- Der Ghaggra-Hakra trocknete aus, wodurch ein bedeutender Teil des fruchtbaren Ackerlandes verlorenging.
- Einige Funde deuten auf kriegerische Auseinandersetzungen und Krankheiten hin.
Die entscheidende Ursache des Niederganges ist jedoch nicht geklärt.
Geschichte des Industals
5500 v. Chr. | (unsichere Datierung) Mehrgarh älteste entdeckte Siedlung im Industal |
2600 v. Chr. | Hochkultur beginnt: Stadtplanung, Kanalisation |
1800 v. Chr. | Untergang der Indus-Kultur |
500 v. Chr. | Beginn der buddhistischen Gandhara-Kultur, etwa 1000 Jahre |
711 n. Chr. | Erster islamischer Einfluss |
1526 bis 1761 | Mogulreich, Blütezeit des Islam auf dem indischen Subkontinent |
1859 bis 1947 | Britische Herrschaft |
ab 1947 | Teilung in die Staaten Indien und Pakistan |
Literatur
- Veröffentlichungen zur Indus-Schrift von Asko Parpola, Gregory Possehl und Iravatham Mahadevan.
- Jansen, Michael: Die Indus-Zivilisation. Wiederentdeckung einer frühen Hochkultur, DuMont, Köln 1986. ISBN 3-7701-1435-3