Das Frischkleben bezeichnet eine spezielle Technik des Tischtennissports, wobei der Gummibelag des Schlägers erst kurz vor Spielbeginn auf das Schlägerholz geklebt wird.
Technik
Beim Frischkleben, einer speziellen Technik des Tischtennis wird der Gummibelag des Schlägers erst kurz vor Spielbeginn auf das Schlägerholz geklebt. Dabei werden besondere Klebstoffe verwendet, die den Belag griffiger, elastischer und damit topspinfreudiger machen. Der Belag wird noch fast „nass“ auf das Holz geklebt. Die Lösungsmittel des Klebers (in der Regel Waschbenzine) diffundieren dann durch den Schwamm, dringen in die Noppendecklage ein, diese quillt auf und wird elastischer. Durch die größere Beweglichkeit der Decklage auf der aufgequollenen Schaumgummiunterlage kommt es bei tangentialem Ballkontakt (Topspin) zu einer Materialverspannung, die dem Ball nach einer längeren Ballkontaktphase eine größere Geschwindigkeit und vermehrte Rotation verleiht. Unter diesem Verfahren leidet jedoch neben der Ballsicherheit vor allem die Haltbarkeit des Belages. Um die Haltbarkeit des Schlägerholzes und die Dauer des Frischklebeffektes zu verlängern wird das Holz in der Regel lackiert.
Gesundheit
Die Freisetzung der Lösungsmittel in Hallen und Umkleideräumen ist auch ein gesundheitliches Problem, obwohl die in den 1980er Jahren verwendeten Lösungsmittel wie Trichlorethylen, Benzol und andere aromatische Kohlenwasserstoffe heute verboten sind. Die ITTF hat wegen der Gesundheitsgefährdung mit Wirkung ab September 2006 das Kleben in umschlossenen Räumen verboten. Ab 2008 ist dann das Frischkleben mit Frischkleber über einem bestimmten Lösungsmittelwert verboten. Dieses Verbot war ursprünglich bereits für das Jahr 2006 angestrebt, wurde aber wegen der olympischen Spiele verlegt.
Geschichte des Frischklebens
Auf internationaler Ebene wurde das Frischkleben ungefähr Anfang der 1980er-Jahre eingeführt. Bei der Europameisterschaft 1982 war das charakteristische „gläserne“ Klickgeräusch frischgeklebter Beläge jedenfalls schon regelmäßig zu hören.
Pioniere waren die damaligen Weltklassetischtennisspieler wie die Ungarn Klampár und Jónyer, der Schwede Appelgren und der Jugoslawe Šurbek. Als der erste „Frischkleber“ wird in der Tischtennisszene allgemein der ungarische Weltmeister Tibor Klampár angesehen. Angeblich wurde Klampár eines Tages dabei ertappt wie er vor seinen Spielen auf der Toilette seine Beläge immer wieder neu aufgeklebt hat und so wurde diese Technik rasch publik und beliebt. Das Frischkleben wurde richtig gehend zelebriert, es stimmte auf das bevorstehende Spiel ein. Klampár, wie Generationen nach ihm, verwendete nicht herkömmlichen Belagskleber sondern Fahrradkleber, der besonders viel Lösungsmittel enthält. Der Kleber wurde vielfach einfach mit der bloßen Hand aufgetragen, später unter anderem aufgrund der Gesundheitsbedenken meistens mit Pinsel oder einfach mit dem Belag auf dem Schlägerholz verteilt.
Die Frischklebetechnik wurde mit der Zeit verbessert. Die großen Hersteller von Material für den Tischtennissport wie Joola und Butterfly brachten eigene, stetig verbesserte Produkte auf den Markt. Viele Spieler „verbesserten“ den Frischklebeeffekt indem sie den Kleber mit Benzin vermischten und damit den Lösungsmittelanteil noch weiter erhöhten.
Das Frischkleben hat den Tischtennissport enorm verändert. Die Schlagtechnik wurde speziell auf den speziellen Effekt abzielend umgestellt. Es wurden völlig neue Schläge möglich. Mit frischgeklebten Belägen ist es möglich nahezu alle Bälle mit Topspin zu beantworten. Das Spieltempo wurde erheblich erhöht und es ist noch viel mehr Spin möglich. Inwiefern die Entwicklung der Schlägerbeläge, die ebenso stetig vorangeschritten ist, zu diesen Veränderungen beigetragen hat, ist schwer abzuschätzen.
Mitte bis Ende der 1980er-Jahre bis Mitte des ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts klebten nahezu 100 Prozent der Weltklasse-Tischtennisangriffspieler. Auch im Vereinsbreitensport wurde das „Kleben“ für die Angreifer zum Normalfall.
Aufgrund der Gesundheitsgefährdung, insbesondere im Bereich des Kinder- und Jugendsports, hatte das Frischkleben immer einen etwas negativen Ruf. Ein Verbot wurde von Anfang an diskutiert. Ziemlich schnell wurde das Kleben nur mehr in eigens dafür vorgesehenen Räumen zugelassen. Zudem wurde auch der Lösungsmittelanteil beschränkt. Allerdings war die Kontrolle in der Praxis ein ungelöstes Problem, sodass die Restriktionen großteils nur auf dem Papier bestanden.
Jedenfalls wird das Frischkleben seitens des Weltverbands als Imageproblem betrachtet. Außerdem führt das durchs Kleben mögliche hohe Tempo und die enorme Rotation dazu, dass das Tischtennis für Zuschauer schwer nachvollziehbar ist. Die Möglichkeit der Vermarktung dieses Sports wird daher als eingeschränkt gesehen.
Der Tischtennis-Weltverband ITTF hat mit Wirkung ab 1. September 2006 ein Verbot des Frischklebens in Räumen beschlossen. Mit den bevorstehenden Beschränkungen versuchen auch Weltklassespieler, wie der Österreicher Werner Schlager bei einem Freundschaftsspiel gegen das deutsche Nationalteam im Jahr 2007, wieder ohne Frischkleber auszukommen. Auch die Industrie reagiert auf die bevorstehenden Einschränkungen. Neue Kleber und neue Beläge werden entwickelt. Jedenfalls scheint im Jahr 2007 das Ritual des Frischklebens, das einen Weltklassetischtennisspieler bis zu einer Stunde seines Tages eingenommen hat, seinem Ende zuzugehen.