Eiger

Gipfel in den Berner Alpen
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Eiger
Eigernordwand im Winter
Höhe: 3.971 Meter
Breitengrad: 46° 35′ N
Längengrad: 08° 00′ O
Lage: Schweiz
Gebirge: Berner Alpen
Erstbesteigung: 11. August 1858
Leichteste Route: Hochtour

Der Eiger ist ein 3970 m/M. hoher Gipfel in den Berner Alpen. Eiger, Mönch und Jungfrau bilden eine sehr eindrucksvolle Berggruppe mitten in Berner Oberland, touristisch gut erschlossen.

Der Eiger selbst erstreckt sich primär in NO-SW-Richtung und erscheint aus diesen Richtungen als markantes Horn. Insbesondere der NO-Grat (Mittellegigrat) ist eine eindrucksvolle Kletterei (S, III). Nach SO und vor allem NW zeigt er seine Breitseiten. Er überragt das Tal bei Grindelwald-Grund um gut 3000m und ist dem aus Nordwesten heranziehenden Schlechtwetter besonders stark ausgesetzt.

Der Eiger besteht komplett aus Kalk, speziell aus Sedimenten des Mesozoikum (Erdmittelalter), die hier am Nordrand des Aarmassivs steil aufgerichtet stehen. Das Aarmassiv ist von Süden bis zum Nördlichen Eigerjoch über die Sedimente aufgeschoben (eine geologische Rarität).

Der Name Eiger ist urkundlich zuerst erwähnt 1252 als "mons Egere". Ob dies aus dem Mittelhochdeutschen "Hej Ger" (= Hoher Spiess") stammt, ist ungeklärt.

Im Inneren des Berges, mit einem Bahnhof und Fenstern in der Eigernordwand, verläuft der Tunnel der Jungfraubahn, einer Zahnradbahn von der Kleinen Scheidegg hinauf zum Jungfraujoch.

Am Fusse der Eigernordwand beginnt das UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn, das die einmalige Natur der Berner Alpen schützt.

Eigernordwand

Er ist berühmt für seine schwierig zu durchkletternde Nordwand (strenggenommen NW-Wand) mit ca. 1650 Metern Höhendifferenz. Erstmals durchstiegen wurde die Eiger-Nordwand vom 21.-24. Juli 1938 durch eine deutsche und eine österreichische Seilschaft mit Heinrich Harrer, Anderl Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg. In der Wand hatten sich die beiden Seilschaften (Kasparek und Harrer aus Österreich einerseits, Heckmair und Vörg aus Deutschland andererseits) vereinigt. Obwohl der Zusammenschluss der Seilschaften keinerlei politische Gründe hatte (die vier hatten sich aus Freude über ihr Überleben in einer Lawine in der "Spinne" verbunden), sah das damalige nationalsozialistische Regime in der Vereinigung ein Symbol für den Anschluss Österreichs an Deutschland, der kurz vorher, am 13. März 1938, erfolgt war, und schlachtete den bergsteigerischen Erfolg als Zeichen für die (angenommenene) Stärke Deutschlands propagandistisch aus. Einer der vier, der Grazer Harrer, war, wie viele seiner Altersgenossen, von der damaligen nationalen Hochstimmung in Deutschland angesteckt, und pflanzte nach der Durchsteigung eine deutsche Flagge auf dem Gipfel auf (das war damals die Hakenkreuzflagge). Die Schweizer hielten damals wenig von der vor allem in Bayern und in Wien betriebenen "Akrobatik" im Bergsteigen (= Kletterei jenseits des IV. Grades) und natürlich auch nicht von der deutsch-nationalen Inanspruchnahme ihres Berges.

Die erste Winterbegehung der Eigernordwand erfolgte 1961 durch Toni Hiebeler, Walter Almberger, Anderl Mannhard und Toni Kinshofer.

Die erste Alleinbegehung erfolgte 1963 durch den Schweizer Michel Darbellay.

1969 gelang Reinhard Karl zusammen mit Bernd Kullman die schnellste Eiger-Nordwandbesteigung in damals sensationellen anderthalb Tagen.

1974 gelang Peter Habeler und Reinhold Messner die erste Begehung innerhalb eines Tages.

Die schnellsten Begehungen (unter 5 Stunden) erfolgten 1983 unabhängig voneinander durch Thomas Bubendorfer und Reinhard Patscheider. Noch schneller war im Jahr 2003 der Südtiroler Christoph Hainz (4,5 Stunden)

Die Nordwand wurde vor allem durch die dortigen Katastrophen bekannt, insbesondere die des Toni Kurz (mit Anderl Hinterstoisser, Edi Rainer und Willy Angerer, 1936) und die des Claudio Corti (einziger Überlebender der Gruppe neben den umgekommenen Stefano Longhi -"fame, freddo" -, Günther Nothdurft und Franz Mayer, 1957).

Die klassische Route durch die Nordwand (Heckmair-Route) führt über folgende Stellen: Erster Pfeiler, Stollenloch, Schwieriger Riss, Hinterstoißer-Quergang, Erstes Eisfeld, Schwalbennest, Eisschlauch, Zweites Eisfeld, Bügeleisen, Todesbiwak, Drittes Eisfeld, Rampe, Wasserfallkamin, Rampeneisfeld, Brüchiges Band, Götterquergang, Spinne, Corti Biwak, Ausstiegsrisse und Gipfeleisfeld, AS, V.

Direktrouten (Diretissime) führen im zentralen Wandteil empor (John-Harlin-Route, 1966), im rechten Wandteil (Japaner-Route, 1969) und im linken Wandteil (Tschechen-Route II, 1978). Unbewältigt ist bislang der Ausstieg aus der Rampe direkt gegen die oberste Nordrippe.

Der Eigergipfel war auf anderen Routen schon lange vorher bestiegen worden, erstmals durch die Grindelwalder Bergführer Christian Almer und Peter Bohren zusammen mit Charles Barrington, einem irischen Gast am 11. August 1858.

Literatur

  • Heinrich Harrer: Die weiße Spinne. Wien, Ullstein 1958. Zuletzt Ullstein, München 2001. ISBN 354836229X
  • Thomas Ulrich: Eiger-Nordwand: mit Nagelschuhen und Hanfseil auf den Spuren der Erstbegeher. AS Verl., Zürich 2003. ISBN 3-905111-86-1
  • Daniel Anker (Hrsg.): Eiger, die vertikale Arena. 3. Aufl. AS Verl., Zürich 2000. ISBN 3-905111-51-9
  • Toni Hiebeler: Eigerwand: von der Erstbesteigung bis heute. Goldmann, München 1978. ISBN 3-442-11163-3

Filme

  • Der Weg ist das Ziel - Die Eiger-Nordwand-Tragödie 1936, Gerhard Baur, BRD 1981
  • Eiger Nordwand Live - Live-Besteigung der Eiger-Nordwand (Schweizer Fernsehen)