Lügde

Stadt in Nordrhein-Westfalen
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Lügde (gesprochen Lüchte) ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Lippe.

Geografie

Geografische Lage

Lügde liegt im Weserbergland zur östlichen Seite der durch das Tal verlaufenden Emmer, welche im Ortsteil Langeland der Stadt Bad Driburg entspringt und bei Emmerthal in die Weser mündet. Weiter westlich befinden sich das Eggegebirge, nordwestlich der Teutoburger Wald und weiter östlich fließt die Weser. Zur Großgemeinde Lügde gehört einer der höchsten Berge des Weserberglandes, der Köterberg.

Nachbargemeinden

An Lügde grenzen beginnend im Norden im Uhrzeigersinn die Stadt Bad Pyrmont (Landkreis Hameln-Pyrmont) sowie die Gemeinde Vahlbruch und der Flecken Polle (Samtgemeinde Polle, Landkreis Holzminden), alle Niedersachsen, die Städte Höxter und Marienmünster (Kreis Höxter) sowie Schieder-Schwalenberg und Blomberg (Kreis Lippe), alle Nordrhein-Westfalen.

Stadtgliederung

Nach § 3 Abs. 1 ihrer Hauptsatzung gliedert sich die Stadt Lügde in folgende 10 Ortschaften[1], die vor 1970 eigenständige Gemeinden im Amt Lügde bzw. im Kreis Detmold waren:

  • Lügde (6133)
  • Niese (485)
  • Rischenau (1226)
  • Sabbenhausen (986)
  • Wörderfeld (403)

In Klammern angegeben sind die Einwohnerzahlen (Haupt- und Nebenwohnsitze) nach Fortschreibungen des Einwohnermeldeamts der Stadt Lügde auf dem Stand vom 31. Dezember 2005.[2]

Die Grenzen der Ortschaften stimmen mit denen der früher selbständigen Gemeinden überein.

Eingemeindungen

Im Zuge der Gemeindereform in den Kreisen Höxter und Detmold wurde die Stadt Lügde zum 1. Januar 1970 mit neun weiteren Gemeinden (oben genannten Ortschaften) aus dem Amt Lügde und dem Kreis Detmold zur neuen Stadt Lügde zusammengeschlossen, die in den Kreis Detmold eingegliedert wurde.

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der Stadt Lügde nach dem jeweiligen Gebietsstand. Änderungen des Gebietsstandes ergaben sich durch die Abgabe eines etwa 0,2 km² großen, bewohnten Gebietes an die Gemeinde Pyrmont zum 1. April 1922 und durch den Zusammenschluss der Stadt Bünde mit neun umliegenden Gemeinden zum 1. Januar 1970. Bei den Zahlen handelt es sich bis 1970 und für 1987 um Volkszählungsergebnisse und ab 1975 um amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes, wobei die Zahlen für 1975, 1980 und 1985 geschätzte Werte sind und die Zahlen ab 1990 Fortschreibungen auf Basis der Ergebnisse der Volkszählung von 1987. Die Angaben beziehen sich bis 1864 auf die „Zollabrechnungsbevölkerung“, ab 1867 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“ und ab 1925 auf die Wohnbevölkerung.

Jahr Einwohner
1818 2.023
1831 1.908
1837 2.043
1843 2.069
1849 2.175
1852 2.252
1858 2.230
1861 (3. Dez.) 2.274
Jahr Einwohner
1867 (3. Dez.) 2.266
1871 (1. Dez.) 2.340
1880 (1. Dez.) 2.411
1885 (1. Dez.) 2.398
1895 (1. Dez.) 2.598
1900 (1. Dez.) 2.624
1905 (1. Dez.) 2.703
1925 (16. Juni) 2.901
Jahr Einwohner
1933 (16. Juni) 3.167
1939 (17. Mai) 3.194
1950 (13. Sep.) 4.588
1961 (6. Juni) 4.740
1970 (27. Mai) 10.591
1975 (31. Dez) 11.005
1980 (31. Dez) 11.023
1985 (31. Dez) 10.884
Jahr Einwohner
1987 (31. Dez) 10.691
1990 (31. Dez) 11.248
1995 (31. Dez) 12.003
2000 (31. Dez) 11.718
2005 (31. Dez) 11.094
2006 (31. Dez) 10.928

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wird Lügde 784 in den Fränkischen Reichsanalen, als Karl der Große hier sein erstes Weihnachtsfest im damaligen Herzogtum Sachsen beging, nämlich nahe der Skidrioburg (heute unter dem Namen Herlingsburg bekannt) in Liuhidi. Wahrscheinlich ist die Siedlung um oder im ersten Jahrhundert nach Christus entstanden und befand sich nördlich des heutigen Stadtkerns im Ollenlüderfeld, zwischen dem heutigen Lügde und Bad Pyrmont–Holzhausen.

Für die Entstehung des Stadtnamens, ursprünglich Liuhidi, teilweise auch Liuhith, gibt es mehrere Theorien. Wohl am wahrscheinlichsten ist, dass es sich um eine Flurstelle handelte, welche „mit vielen Leuten“ besiedelt war (Liu, gegebenenfalls auch plattdeutsch Lüe). Dies wird auch durch die beim sog. Poeta Saxo mit Liudi benannten Einwohner gestützt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Stadtname „Licht“ bedeutet, woraufhin die Vielzahl von Orten mit der Anfangssilbe „Lug“ hinweisen.

Am Platz der Übernachtung Karl des Großen wurde daraufhin eine Kirche errichtet, an deren Stelle wiederum im 12. Jahrhundert die heutige Kilianskirche erbaut wurde.

Aufgrund einer 1195 in Lügde geprägten Münze des Grafen Gottschalk I. von Pyrmont kann angenommen werden, dass zu dieser Zeit bereits Stadtrechte bestanden, da allerdings keinerlei Gründungsurkunden mehr vorhanden sind, kann gesichert nur gesagt werden, dass die Verleihung der Stadtrechte spätestens 1246 stattfand, da in dieser Zeit sowohl der heute noch in seiner Ursprungsform erhaltene Stadtgrundriss als auch die heute noch größtenteils erhaltenen Befestigungsanlagen (Stadtmauer, Wallgrabenanlage, Wehrtürme) entstanden.

Lügde befand sich bis 1255 im Eigentum des Grafen zu Waldeck-Pyrmont, welcher die Hälfte Lügdes an den Erzbischof von Köln abtrat, was auch durch das Stadtwappen verdeutlicht wird. Ab 1668 gehörte Lügde als Exklave zum katholischen Fürstbistum Paderborn. Das geistliche Territorium führte seither auch das pyrmonter Wappen.

Aufgrund mehrerer vollständiger Zerstörungen der Stadt durch Feuersbrünste, zuletzt 1797, ist das Stadtbild geprägt von in den 1980er-Jahren sanierten Fachwerkhäusern mit ihren aus der Bauphase stammenden Inschriften.

Nach Überlieferungen soll bereits beim Besuch Karl des Großen die ursprünglich heidnische und auf germanischen und/oder keltische Bräuchen basierende Tradition bestanden haben, mit Stroh ausgestopfte, zuvor mit Wasser getränkte brennende Eichenräder zu Ostern die umliegenden Berge herunterrollen zu lassen, der immer noch jährlich stattfindende Osterräderlauf. Zwischenzeitlich gab es mehrere Versuche, diesen Brauch zu verbieten, zum Beispiel 1743 durch den Vikar von Wiedenbrück oder 1781 durch den Paderborner Fürstbischof Wilhelm Anton. Seit dem Bau der Eisenbahntrasse Ende des 19. Jahrhunderts laufen die sechs Räder nur noch vom Osterberg herab, nicht mehr auch vom gegenüber liegenden Kirchberg.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat gegenwärtig 26 Mitglieder, die sich gemäß dem Ergebnis der Kommunalwahl vom 26. September 2004 auf die einzelnen Parteien wie folgt verteilen:

Bürgermeister ist Hubert Scholand (CDU).

Wappen, Banner und Flagge

Wappenbeschreibung:
Im gespalteten Schild vorn in Silber (Weiß) über einer roten fünfblättrigen Rose mit goldenem (gelbem) Butzen ein rotes Ankerkreuz, hinten in Blau ein silberner Schlüssel mit dem Bart rechts und oben. (Hauptsatzung § 2)[1]

Bedeutung:
Das rote Ankerkreuz ist das der Grafschaft Waldeck-Pyrmont, zu der Lügde bis 1668 gehörte, der silberne Schlüssel der des Erzstiftes Köln. Die rote, fünfblättrige Lippische Rose kam 1971 dazu, nachdem 1970 mehrere lippische Gemeinden in die Stadt Lügde eingemeindet wurden, während gleichzeitig Lügde in den neugebildeten Kreis Lippe eingegliedert wurde.

Banner:
Von Blau und Rot längs gestreift mit dem Wappenschild der Stadt oberhalb der Mitte.

Flagge:
Von Blau und Rot längs gestreift mit dem von der Mitte zur Stange verschobenen Wappenschild der Stadt.

Städtepartnerschaften

Die Städtepartnerschaft mit Angermünde wurde 1990 geschlossen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Mittelalterlicher Stadtkern

Datei:LueKilKapitelle.jpg
Würfelkapitelle der Kilianskirche

Die Anlage der heutigen Altstadt erfolgte gegen Mitte des 12. Jahrhunderts. Der Straßengrundriss und die den Stadtkern umgebende Mauer sowie zwei Wehrtürme sind aus dieser Zeit erhalten geblieben. Die Bebauung innerhalb der Stadtmauern wurde nach dem letzten Stadtbrand im Jahr 1797 errichtet. Es handelt sich vornehmlich um Fachwerk-Dielenhäuser. Die Altstadt zählt damit zu den am besten erhaltenen historischen Stadtkernen Nordrhein-Westfalens.

Sehenswert in der Kilianskirche sind die Würfelkapitelle, von denen in Westfalen nur noch wenige erhalten sind.

Museen

Das Heimatmuseum befindet sich in einem 1799 erbauten Vierständer-Fachwerkhaus und führt den Besucher durch die Geschichte von Lügde. Neben dem Gebäude an sich, einem früheren Ackerbürgerhaus vom Typ eines niederdeutschen Hallenhauses, kann man dort unter anderem ein Osterrad und Darstellungen von Klöppelspitzenherstellung und Zigarrenmacherei sehen.

Ein weiteres Museum befindet sich im Lokal Paradiesmühle in Rischenau, wo die alte Mühle ausgestellt ist.

Religionen

Naturdenkmäler

Auf dem Kirchhof der evangelisch-reformierten Kirche in Elbrinxen steht die „1.000-jährige Linde“, die auch Wittekindlinde genannt wird. Die Linde hat einen Stammumfang von 12 m und einen Kronendurchmesser von 30 m bei einer Gesamthöhe von 35 m. Damit gehört sie zu den größten Bäumen Lippes und ist eine der ältesten noch lebenden Linden in Deutschland.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

 
Bahnhofsgebäude

Der Bahnhof Lügde liegt an der Bahnstrecke Hannover–Altenbeken. Er wird im Stundentakt, an Sonn- und Feiertagen alle zwei Stunden, von der S-Bahn-Linie 5 PaderbornHamelnHannover HbfFlughafen Hannover bedient.

Die umliegenden Orte (u. a. Bad Pyrmont, Schieder-Schwalenberg, Blomberg) sind mit Regionalbussen erreichbar.

Das Stadtgebiet gehört zum Verkehrsverbund OstWestfalenLippe. In Richtung Nordrhein-Westfalen gelten die regionalen Verbundtarife „Der Sechser“ und „Hochstift-Tarif“ sowie der NRW-Tarif. Da es keinen speziellen S-Bahntarif gibt, wird in Richtung Hannover der DB-Nahverkehrstarif angewendet. In den Regionalbussen gelten die NRW-Tarife bis Bad Pyrmont. Das Niedersachsen-Ticket kann ab Bad Pyrmont genutzt werden.

Bildung

Die Stadt besitzt neben der St. Marien-Gemeinschaftsgrundschule in Lügde je eine Grundschule in Elbrinxen und Rischenau sowie das Johannes-Gigas-Schulzentrum mit einer Hauptschule sowie der Anfang der 1990er-Jahre gegründeten Realschule.

Aufgaben der Erwachsenenbildung werden durch die Volkshochschule Lippe Ost wahrgenommen, einem Zweckverband mit Sitz in Schieder-Schwalenberg, dem die Stadt Lügde angehört.

Persönlichkeiten

Datei:Bistum Paderborn Gigas.jpg
Johannes Gigas: Atlas Prodomus Geographicus, 1620

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten

  • Der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635) bearbeitete im Kloster Falkenhagen die Cautio Criminalis (1631 anonym in Rinteln erschienen).

Literatur

  • Wilhelm Engelbert Giefers Zur Geschichte der Stadt Lügde. (= Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde, 3. Folge 9. Band, Seite 139–192) Münster 1871
  • Edmund Schlieker: Aus der Geschichte der Stadt Lügde. Josefs-Druckerei, Bigge/Ruhr 1950
  • Heinrich Horstmann Lügde Stadt der Osterfeuerräder Buchdruckerei Berges, Hamm 1970
  • Edmund Schlieker, neu bearbeitet und fortgeführt von Josef Friese: Aus der Geschichte der Stadt Lügde,1983 Stadt Lügde, ISBN 3-924394-00-8
  • Willy Gerking: Die mittelalterlichen Siedlungen der Großgemeinde Lügde. Eine historisch-archäologische Studie zur Wüstungsforschung. (= Schriften des Lippischen Landesmuseums; Bd. 2). Lippisches Landesmuseum, Detmold 1986
  • Reinhard Oldemeier: Jubiläumsgedenken zu Ehren von Friedrich Spee von Langenfeld SJ 1591 – 1635, 1991 Stadt Lügde
  • Fritz Verdenhalven (Bearb.): Bürgerbuch der Stadt Lügde von 1726 bis 1858. (= Lippische Geschichtsquellen; Bd. 20) Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe / Lippischer Heimatbund, Detmold, 1992 ISBN 3-923384-11-4
  • Reinhard Oldemeier: In memoriam Johannes Gigas (Doktor der Medizin und Mathematik, Kartograph und Astronom) 1582 – 1637, 1992 Stadt Lügde
  • Willy Gerking: Stadtarchäologie in Lügde. Stadt Lügde, Lügde 2000, ISBN 3-00-006255-6
  • Manfred Willeke: Lügde. Sutton, Erfurt 2000, ISBN 3-89702-220-6 (alte Ansichten und Archivbilder)

Quellen

  1. a b Hauptsatzung der Stadt Lügde vom 13. Dezember 1996 in der Fassung der 5. Änderungssatzung vom 2. November 2005
  2. Statistische Informationen über Lügde