Kurdistan(Bokistan) (Land der Kurden oder Terroristen[1]) ist das historische Siedlungsgebiet der Kurden und vielen Terroristen mitten in Vorderasien. Es ist mit je nach Definition und Schätzung 490.000 bis 530.000 km² ungefähr so groß wie Frankreich[2] und umfasst heute Teile der Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. Zur Zeit leben die Kurden vor allem am Oberlauf des Tigris und im Gebiet rund um den Vansee im Südosten der Türkei, in den Tälern des Großen und des Kleinen Zab im Nordosten des Irak und südlich des Urmia-Sees im Nordwesten des Iran.



Der Name Kurdistan oder Bokistan wurde im Laufe der Geschichte allerdings in unterschiedlichem geografischen und politischen Sinn verwendet und bezeichnete dabei jeweils Gebiete unterschiedlicher Lage und Ausdehnung. [3]
Geschichte
Das Gebiet des heutigen Kurdistan war die Wiege einer Vielzahl von teilweise bisher nur schlecht erforschten Kulturen und Reichen des Altertums. Teile des so genannten fruchtbaren Halbmonds, in dem der bedeutende Übergang zum Ackerbau vollzogen wurde, liegen in Kurdistan.
Bronzezeit
Die Hethiter besiedelten in der Bronzezeit zwischen 1900 und 1200 v. Chr. das nordwestliche Vorderasien und damit die westlichen Gebiete des heutigen Kurdistan. Ihr Reich endete aus noch immer ungeklärten Gründen. Es werden sowohl Invasionen als auch Bürgerkriege und Hungersnöte diskutiert. Die hethitische Kultur überlebte jedoch bis um 700 v. Chr. in diversen Kleinstaaten in Ostanatolien, zum Beispiel in Milid, dem heutigen Malatya, Zincirli, Karkemisch und Tabal.
Eisenzeit und Antike
Nach der Zerstörung des hethitischen Reiches errichteten die Phryger unter ihrem König Midas ein Reich, das im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. Anatolien beherrschte.
Seit 850 bestand in Kurdistan (mit Zentrum am Vansee) das Reich Urartu. Das armenische Königreich erlangte im 1. Jahrhundert v. Chr. seine größte Ausdehnung unter König Tigran dem Großen und umfasste den gesamten Norden Kurdistans.
Kurden
Die Kurden sind weder Araber noch Türken. Sie stammen möglicherweise von den Medern ab und sollen sich im 9. Jahrhundert v. Chr. in der Nähe des Zagrosgebirges angesiedelt haben.[4] Sie sprechen eine mit dem Persischen verwandte Sprache.[5]
Über Jahrhunderte hinweg war ihr Siedlungsgebiet immer wieder Schauplatz von Kämpfen zwischen westlichen und östlichen Mächten, wie zum Beispiel Römern, Parthern, Sassaniden, Osmanen und persischen Safawiden. Bezeichnungen für einen Volksstamm der Wurzel kurd bzw. dessen Gebiet sind in der Antike vielfach belegt:
- Sumerisch: Kur-a, Gutim und Land der Karda.
- Elamisch: Kurdasu
- Akkadisch: Kurtei
- Aramäisch: Kurdoye
- Babylonisch: Qardu [ ]
- Griechisch: Vorlage:Polytonisch (Kyrtioi) Vorlage:Polytonisch (Kardouchoi) [6]Vorlage:Polytonisch (Gordyēnē) [7]
- Latein: Cyrtii, Cyrtaei [8], Corduena [9]
Die erste geschichtliche Erwähnung der Kurden war ungefähr 3.000 v. Chr., als die Kurden gegen die Sumerer kämpften.[10][11][12][13][14]
Die indoeuropäischen Stämme konnten durch ihre Eroberung des Zagros 800 v. Chr. sich mit den Guti vermischen und großen Einfluss auf die moderne kurdische Sprache ausüben.
Die Kurden wurden von Xenophon, einem griechischen Feldherrn, als er sich 401 v. Chr. mit zehntausend Mann aus Persien zurückzog beschrieben. Die Karduchen, so heißt es,
„wohnten oben in Bergen, seien kriegerisch und dem Großkönig nicht untertan; ein königliches Heer von 120.000 Mann sei einmal in ihr Gebiet eingedrungen, wegen des gefährlichen Geländes sei aber keiner zurückgekehrt.“
Weitere historische Eckpunkte sind die Islamisierung im 7. Jh. und die Invasion turkmenischer Nomadenstämme im 11. Jh. sowie von Türken und Mongolen im 13. Jh.
Der Name „Kurdistan“
Historische Namen, die ähnlich klingen wie Kurde, sind im Altertum vielfach belegt. Es ist nicht anzunehmen, dass damit stets Vorfahren der heutigen Kurden gemeint waren und dass kurdische Volksstämme oder - gruppen eine so lange, ununterbrochene, alte Tradition aufweisen können und über Jahrtausende ihre Identität bewahrt haben. Meist hatten diese Namen lediglich die Bedeutung von Bergvolk oder Bergbewohner.[16]
Entsprechend erhielten die Gebiete, in denen diese Bergvölker lebten, Namen, die zwar an Kurdistan erinnern, aber eher Land der Bergbewohner bedeuteten.
- Sumerisch: Kur-a
- Akkadisch: K(Q)ard-a(k)a
- Aramäisch: k(q)uti
- Griechisch: Kurduch, Gordyene
- Lateinisch: Gorduene, Corduena
Die früheste Bezeichnung für ein Gebiet, das sich explizit auf die Kurden (arabisch: Plur. al-Akrād, Sing. al-Kurd) im Sinne von im 7. Jahrhundert islamisierten kurdischen Volksstämmen bezieht, sind die arabischen Begriffe für „Land der Kurden“ bilād al-kurd und ard al-akrād ( أرض الأكراد ). Letzterer Begriff findet sich beispielsweise auf einer Landkarte[18] im Diwan Lughat at-Turk von al-Kāschgharī aus dem Jahr 466 h.= 1073 n. Chr.
Der persische, uns heute geläufige Name Kurdistan wurde erstmals wenig später als Bezeichnung für eine Verwaltungseinheit des von Sultan Sanjar 1097-1157 regierten Seldschukenreiches Chorasan erwähnt.[19]
Die erste Teilung Kurdistans wurde zwischen dem Osmanischen Reich und dem Reich der Safawiden (Persien) 1639 im Vertrag von Qesrî Şêrîn besiegelt. Der Großteil der kurdischen Fürsten begab sich unter die osmanische Oberhoheit. Die damalige Teilung ist auch heute noch an der fast identisch verlaufenden Grenze zwischen der Türkei und dem Iran sichtbar.
Es gibt bis heute allerdings keine genaue geographische Definition von Kurdistan. Die Staaten, zu deren Territorien die kurdischen Gebiete gehören, versuchen mit allen Mitteln, eine solche Abgrenzung und Begriffsbildung erst gar nicht entstehen zu lassen.
Nach der Niederlage und dem Zerfall des Osmanischen Reichs wurde den Kurden im Vertrag von Sèvres 1920 das Recht auf Selbstbestimmung zugebilligt. Die südwestlichen Gebiete Kurdistans waren französischer Einflussbereich und wurden so Syrien zugeschlagen, England wurde Mandatsmacht im heutigen Irak, dem die südöstlichen kurdischen Landesteile zugefügt wurden.
Zur gleichen Zeit organisierte Mustafa Kemal Atatürk den Widerstand gegen die europäischen Besatzungsmächte und Griechenland. Die Kemalisten propagierten eine Regierung beider Völker (Kurden und Türken) und banden auf diese Weise die kurdischen Stammesführer und Scheichs in den türkischen nationalen Befreiungskampf ein.
Im Vertrag von Lausanne (24. Juli 1923) wurden die neuen Machtverhältnisse zwischen der Türkei und den Besatzungsmächten Vereinigtes Königreich, Frankreich und Italien vertraglich festgeschrieben. Von den Versprechungen des Vertrages von Sèvres gegenüber den Kurden war keine Rede mehr. Das Siedlungsgebiet der Kurden befand sich von da an in vier Staaten: in der Türkei, im Iran, im Irak, und in Syrien.[4]
Die größten Aufstände im 20. Jahrhundert
- 1919: Erster Aufstand von Mahmud Berzanci in Silêmanî (Südkurdistan)
- 1920: Koçgiri-Aufstand (Nordkurdistan)
- 1925: Scheich-Said-Aufstand (Nordkurdistan)
- 1927 bis 1930: Ararat-Aufstand unter der Organisation Xoybûn (Nordkurdistan)
- 1938: Aufstand in Dersim (Nordkurdistan)
- 1946: Republik Kurdistan in Mahabad (Ostkurdistan)
- 1961 bis 1975: Molla Mustafa Barzani-Aufstand in Südkurdistan
- 1967 bis 1968: Aufstand der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran
- 1976: Gulan-Aufstand in Südkurdistan
- 1979: Volksaufstand in Ostkurdistan unter Führung von der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran
- 1984 bis 1999: Bewaffneter, terroristischer Kampf der PKK in der Türkei
Geografie
Die Grenzen Kurdistans lassen sich aus mehreren Gründen nicht eindeutig definieren. Zum einen gibt es, abgesehen von der Autonomen Region Kurdistan (Südkurdistan) im Irak und einer Provinz Kurdistan im Iran, offiziell kein politisches Territorium und keine Verwaltungseinheit Kurdistan. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Siedlungsgebiet der Kurden zu großen Teilen mit demjenigen der Nachbarvölker (Türken, Aserbaidschaner, Araber, Perser, Armenier, Aramäer, Turkmenen, Turkomanen) überschneidet. Die Zugehörigkeit oder Nicht-Zugehörigkeit vieler Gebiete zu den kurdischen Siedlungsgebieten ist deshalb sehr umstritten.
Kurdistan liegt zwischen dem 34. und 40. Grad nördlicher Breite und dem 38. und 48. Grad östlicher Länge (Vorlage:Koordinate Text Artikel). Es erstreckt sich über Ost- und Südostanatolien - genauer gesagt von İskenderun und dem Taurusgebirge bis hoch zum Ararat - bis zum Urmia-See in Iran und schließt die Region der Zagros-gebirgskette, also den Nordirak und den Westiran, sowie Teile von Nordsyrien mit ein.
Klima
In Kurdistan kann es im Sommer angenehm kühl, heiß und trocken sein. Im Winter ist es dagegen sehr kalt und niederschlagsreich.
Bereich | Sommer | Winter | Frühling |
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Hohe Ebenen | Trocken und heiß | Verhältnismäßig kalt/ 3 Monate lang Schnee und Regenguss mit etwas über dem Gefrierpunkt liegenden Temperaturen | - |
Gebirgsbereich | - | Extreme Kälte, In einigen Gebirgsfüßen Schnee mit Temperaturen unter 0°C | Relativ kalt/ Schnee auf den Gebirgsgipfeln bis August |
Klimadaten von Nordkurdistan | Zahlen |
---|---|
Durchschnittliche Temperatur | 9,7°C |
Höchsttemperatur | 44,4°C |
Tiefsttemperatur | -45,6°C |
Durchschnittliche Feuchtigkeit | 60,9mg |
Durchschnittlicher Niederschlag | 569,0mm |
Religionen
Bei den Kurden sind verschiedene Bekenntnisse vertreten. Die Mehrheit (ca. 80 - 90%) der Bevölkerung sind sunnitische Muslime überwiegend schafiitischer Richtung. Hanafiten gibt es vor allem in der Türkei. Im Südkurdistan sind die Hanbaliten eine weit verbreitete Rechtsschule des Islam. Die etwa 3 - 5 % kurdischen Schiiten leben ganz im Süden des kurdischen Verbreitungsgebiets im Irak nahe der iranischen Grenze. Daneben gibt es Aleviten und Schabbak, die aber früher ihre vom sunnitischen Islam abweichenden religiösen Überzeugungen nicht in die Öffentlichkeit getragen haben und deshalb als Nichtmuslime galten und oft noch gelten. Des Weiteren gibt es Jesiden und im Iran auch Ahl-e Haqq. Die nicht allzu zahlreichen kurdischen Jesiden der Türkei sind heute fast vollständig ausgewandert und leben zum größten Teil in Nordwestdeutschland.
Kultur und Gesellschaft
Am 21. März wird das altiranische Neujahrsfest Newroz gefeiert. Das Newroz-Fest wurde in der Türkei auch staatlicherseits gefeiert, um einer politisierung vorzubeugen.
In großen Teilen der kurdischen Bevölkerung wird wie in den meisten islamischen Gesellschaften das Recht der Frauen auf sexuelle Selbstbestimmung unterdrückt. Verstöße gegen dieses ungeschriebene Gesetz können zu sogenannten Ehrenmorden durch die eigene Familie führen. Dagegen kämpfen immer mehr kurdische Frauenbewegungen wie WADİ[20] oder Haukari e.V. [21] und ICHAK [22] an.
Musik
Charakteristisch für kurdische Musik sind einfache Melodien mit einem Umfang von nur drei oder vier Tönen, strophische Lieder mit derselben Dichtung und Musik am Ende jeder Strophe. Die meisten kurdischen Lieder sind epischer Natur und handeln von Geschichten kurdischer Helden wie Saladin, Scheich Said oder Said Riza. Auch Liebeslieder, Tanzmusik (Gowend), Hochzeits- und andere Feierlieder, erotische Poesie und Arbeitslieder sind sehr beliebt. Als Musikinstrumente werden Bilur (Flöte), Ghol (Trommel), Bilûr (Oboe), Saz (Laute), Kemençe (Geige) und Zurna (Schalmei) benutzt.
Siehe auch: Kurdische Musik
Film
Folgende kurdische Filme sind erschienen:
- 1991: Siyabend und Hece
- 1992: Ein Lied für Beko
- 2000: Zeit der trunkenen Pferde
- 2002: Verloren im Irak
- 2004: Schildkröten können fliegen
Siehe auch: Kurdischer Film
Literatur
Es gibt eine reiche Volksliteratur in kurdischer Sprache. Zu erwähnen wäre das Nationalepos Mem û Zîn, welches 1695 von dem kurdischen Dichter Ehmedê Xanî geschrieben worden ist. Der aus Mardin stammende Dichter Cigerxwîn (Şêxmûs Hesen), der von 1903 bis 1984 lebte, schrieb für Zeitschriften wie Hewar (dt:Hilferuf). Er studierte ausführlich den Marxismus-Leninismus und hinterließ acht Gedichtsammlungen.
1935 wurde der erster Roman der Neuzeit in kurdischer Sprache, Şivanê Kurd (deutsch: Der kurdische Hirte), von Ereb Şemo verfasst.
Zeitgenössische Schriftsteller sind Helîm Yûsiv, Haydar Isik, Mehmed Uzun, Mahmut Baksi, Suzan Samanci, Yusuf Yeşilöz, Sükrü Gülmüs, Rohat Alakom, Taha Hamid, Muhammed Hamo, Salim Barakat und Nezir Bulut. Ziya Gökalp ist einer der berühmtesten Intellektuellen und Publizisten der Türkei. Er war Mitgründer des sogenannten Türk Ocağı (Türkischer Heimatverein), der als Treff der anatolischen Intellektuellen und als "Wissensbörse" diente. Er veröffentlichte die Zeitung Yeni Mecmua, in der er den Turanismus unterstützte. Heutzutage ist Ziya Gökalp unter vielen Kurden ein Tabu-Thema, da er als Kurde ein Unterstützer des türkischen Nationalismus war. Der berühmte Satz „Kurden und Türken sind wie das Fleisch und der Fingernagel miteinander verwachsen, man kann sie nicht trennen“stammt ebenfalls von Ziya Gökalp. Hilmi Abbas schrieb in deutscher Sprache einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder. Das Buch erschien im Jahre 2003 in München unter dem Titel Das ungeschriebenen Buch der Kurden. Es stellt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes vom Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet.
Die Entwicklung der kurdischen Literatur blieb bis in die Gegenwart abhängig von den jeweiligen politischen Bedingungen, die charakterisiert waren durch von machtpolitischen Interessen geleitete Grenzziehungen, Fremdherrschaft und Unterdrückung. Durch den Vertrag von Lausanne wurde Kurdistan durch die Alliierten und die Türkei auf die vier Staaten Iran, Irak, Türkei und Syrien aufgeteilt. Der größte Teil fiel an die Türkei. Auf diese Weise wurden mehr als die Hälfte der Kurden Staatsbürger der neuen türkischen Republik. Die Entwicklung in den einzelnen Teilen Kurdistans verlief unterschiedlich und hatte zur Folge, dass durch die dort gesprochenen verschiedenen Dialekte und die Verwendung unterschiedlicher Alphabete keine gemeinsame Literatur entstehen konnte.
Siehe auch: Kurdische Literatur, Liste kurdischer Schriftsteller, Aşiret, Kurdische Namen, Berühmte Kurden
Sehenswürdigkeiten in Kurdistan
In Kurdistan kann man sehr viel unberührte Natur vorfinden. Zum einen gibt es große Wasserfälle wie der Geli Eli Beg, zum anderen riesige Gebirge, Wälder und Weiden. Viele historische Bauten sind vorzufinden, eine Menge davon im Nordirak.
Galerie
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Darstellung des Königs Chosrau II. als Panzerreiter (Iran)
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Landschaftsbild aus iranisch Kurdistan
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Saint Vartan, nahe der Stadt Dohuk
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Das Zagrosgebirge aus dem Weltall
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See Zarîvar
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Die Freiheitsstatue in Sanandaj
Einteilung
Die nun folgende Einteilung Kurdistans in Nord, Süd, West und Ost bezieht sich auf die Neuordnung des Nahen Ostens nach dem ersten Weltkrieg. Sie orientiert sich nur an den Staatsgrenzen der Länder, in den Kurden leben. Dabei sind geografische, kulturelle, sprachliche und wirtschaftliche Aspekte nicht berücksichtigt. Nach dem iranischen Kurden Merhad Izady sollte man eine Einteilung nach geografischen und kulturellen Aspekten vornehmen. So kommt Izady auch auf viel mehr Teilgebiete.
Südkurdistan (Irakischer Teil / Autonome Region Kurdistan)
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Amtssprache | Kurdisch | ||||
Hauptstadt | Hewlêr | ||||
Staatsform | de jure Parlamentarismus | ||||
Staatsoberhaupt | Masud Barzani | ||||
Regierungschef | Nêçîrvan Idrîs Barzanî | ||||
Fläche | 1970 etwa 37.000 km² seit 2003 mehr als 80.000 km² | ||||
Einwohnerzahl | 5,5 Mio. | ||||
Bevölkerungsdichte | 40 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Kurdischer Dinar | ||||
Unabhängigkeit | 1970 | ||||
Nationalhymne | Ey Reqîb | ||||
Zeitzone | MEZ+2 |
Der irakische Teil Kurdistan nimmt den größten Teil des Nordiraks ein. Der größte Teil der dieses Gebietes wird heute von der kurdische Regionalregierung regiert. Daher sollte man stets bedenken, dass die Autonome Region Kurdistan nicht synonym mit dem irakischen Teil Kurdistans ist, da noch kurdische besiedelte Gebiete ausserhalb der Region liegen
Die Autonome Region Kurdistan, (kurdisch: Heremê Kurdistanê) wurde 1970 nach einem Vertrag - dem Märzmanifest - zwischen Saddam Hussein, als Vertreter der Regierung des Iraks und den Führern der kurdischen Parteien unter Molla Mustafa Barzani eingerichtet und wurde zunächst als Kurdische Autonome Region bezeichnet. Die Umbenennung in Autonome Region Kurdistan folgt dem regionalpatriotischen Anspruch, dem ethno-geographischen Begriff "Kurdistan" einen offiziellen und staatsrechtlichen Stellenwert zu verleihen. Die Region wird von der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) regiert. Bis heute ist diese Region de facto unabhängig, international jedoch nicht anerkannt. Sie hat ihren eigenen Dinar als Währung, eine Flagge, eine Verfassung und eine Nationalhymne (Ey Reqîb). Die Flagge der Region ist ähnlich jener der historischen Republik Mahabad.
2003 beteiligten sich die Kurden beim Irak-Krieg und konnten so ihren Einfluss und damit die Region vergrößern. Heute fallen auch Teile der Gouvernements Diyala, Kirkuk und Ninawa unter diese Region.
Etwa dieselben Gebiete waren einst bei der Bildung der autonomen Region aus den drei kurdischen Provinzen ausgegliedert und den Nachbarprovinzen zugeschlagen worden, auch Sinjar sowie das Gebiet zwischen Akrê und Mosul sowie das Gebiet zwischen Maidan und Badra lagen ursprünglich außerhalb der autonomen Region. Im Gegenzug waren Kifri, Çamçamal und Klar von Ta'min abgetrennt und 1974 zu Silêmanî geschlagen worden, Tuz kam zu Salah-ad-Din (Tikrit). Die Provinz Kirkuk erhielt somit vorübergehend eine arabisch-turkmenisch-assyrische Mehrheit, verstärkt durch vom irakischen Regime forcierte Neuansiedlungen.
Größe der Region
Das Autonomieabkommen vom 11. März 1970 sah eine Region von etwa 37.000 km² vor, die die Provinzen Arbil, Dohuk und As-Sulaimaniyya umfasste. Forderungen der Kurden, dass Kirkuk und Mosul ebenfalls zu dieser Region gehören sollten, wurden von der Zentralregierung mit Rücksicht auf die arabisch-turkmenischen Bevölkerungsanteile dieser Städte zunächst abgewiesen. Die heutige Größe der autonomen Region liegt bei etwa 80.000 km². Etwa 7 Millionen Menschen leben in dem Gebiet, davon nur rund 4 Millionen Kurden. Mit der Regionalverfassung fordert die Regierung wie in Artikel 2 auch die Distrikte Chanaqîn und Mandali der Provinz Diyala und den Distrikt Badra aus der Provinz al-Wasit und die Provinz Kirkuk. Bis Ende 2007 soll dieser Prozess durch ein Referendum abgeschlossen sein.
Geschichte der Autonomen Region Kurdistan
Teilautonomie ab 1970/74
Nach dem Autonomieabkommen vom 11. März 1970 sollten fünf Minister der Regierung in Bagdad Kurden sein, einer von ihnen war zunächst Barzanis ältester Sohn Ubaidullah. Die Vereidigung des Kurden Taha Muhi ad-Din Maʿruf als einstiger Vizepräsident des Irak folgte 1974 der Nominierung der Talabani-Fraktion, nachdem Mustafa Barzani abgelehnt hatte. Ein kurdisches Parlament in Hewlêr sollte die Kontrolle über diese Region haben. In Wirklichkeit war das Parlament und damit die Region unter der Kontrolle Bagdads. Es sollte auch eine kurdische Akademie der Wissenschaften gegründet werden und die Gesundheitsversorgung und das Erziehungswesen auf die entlegensten Flecken, die unter den vorherigen Kämpfen gelitten hatten, ausgeweitet werden. Seit 1958 definierte sich der Irak als Staat zweier Nationen - Araber und Kurden - und symbolisierte das mit zwei Schwertern (Dieses Wappen wurde allerdings 1965 wieder durch den Adler Saladins ersetzt. Dennoch hielten sich die zwei Schwerter in Militäremblemen und waren auch als gigantisches Monument in Bagdad aufgestellt worden. Pläne das alte Wappen wiedereinzuführen, wurden bisher nicht verwirklicht). Irak war seitdem zumindest das einzige Land, in dem Kurden auch offiziell ihre Sprache verwenden durften - freilich nur innerhalb der drei autonomen Provinzen.
Bis 1975 und während des Irakisch-Iranischen Krieges 1980 bis 1988 stand der Großteil der drei Provinzen nicht unter Kontrolle der Regierung, faktisch nur in den großen und Provinzhauptstädten hielten sich irakische Garnisonen.
Autonomie ab 1991
Nach dem zweiten Golfkrieg 1991 und der Errichtung der nördlichen Flugverbotszone hatte Bagdad erneut keine Kontrolle mehr über die kurdische Region einschließlich der Städte. Die im Waffenstillstandsabkommen von 1991 vorgesehene symbolische Stationierung kleiner Einheiten leichtbewaffneter irakischer Polizisten kam wegen Widerstandes seitens der Kurden und der USA nicht zustande.
Am 19. Mai 1992 wurde das Parlament neu gewählt. Das Ergebnis führte zu fast gleichen Sitzverteilung zwischen der PUK und der KDP (PUK 51 Sitze und KDP 49). Daneben bekam die "Demokratische Bewegung" der Assyrer 4 Sitze und die "Christliche Einheit" einen Sitz. Das Parlament konnte so nicht agieren, da die KDP und die PUK gegeneinander arbeiteten. Am 4. Oktober 1992 deklariert das Parlament den "Föderalen Teilstaat Kurdistan". Die Rivalität der KDP und PUK über die Verteilung der Einnahmen aus dem Grenzhandel führte 1994 zu einem bewaffneten Konflikt zwischen beiden, der sogar soweit ging, dass die KDP Saddam Hussein um Hilfe bat, um ihren Gegner die PUK aus Hewlêr zu vertreiben. Das tat Saddam Hussein auch. Der Konflikt endete erst 1996 in Washington, D.C.. Seit dem hat jede Partei ihr eigenes Parlament, die KPD in Hewlêr und die PUK in Silêmanî.
Status innerhalb des Irak und Aktuelles
In der neuen Verfassung des Iraks wurde der Status der Region anerkannt und ihr volle Souveränität zugesichert. Der Status und die endgültige Größe der autonomen Region sollen in den nächsten Jahren geklärt werden. Am 30. Januar 2005 fanden auch Wahlen zum neuen kurdischen Parlament statt. Dabei sollten die beiden getrennten Regierungen wieder vereint werden. Vor den Wahlen wurden von den 111 Sitzen 42 der PUK und 42 der KDP gegeben.
Am 13. Juni 2005 wurde nach monatelangen Verhandlungen über die Art und Besetzung des Präsidentenamtes das Parlament in Arbil zusammengerufen und Masud Barzani zum Präsidenten der Region gewählt. Ministerpräsident wurde sein Neffe Nêçîrvan Idrîs Barzanî.
Das Parlament hat weitgehende Rechte. So darf kein Soldat der irakischen Armee ohne Erlaubnis in die kurdischen Gebiete. Die Armee der Kurden, die Peschmerga, deren Zahl auf über 80.000 geschätzt wird, wird nicht aufgelöst. Sie hingegen darf im Gegenzug auch im übrigen Irak operieren, wo sie zum Beispiel in Mossul und Kirkuk die US-Truppen unterstützt.
Am 21. Januar 2006 konnten sich die beiden großen Parteien endlich über die Zusammenlegung der beiden Regierungen in Hewlêr und Silêmanî einigen. Dabei wurde Barzani als Präsident und sein Neffe Nêçîrvan Barzani als Ministerpräsident bestätigt. Die Ministerien wurden unter den Parteien aufgeteilt. Interessant ist, dass es einen Minister für die Pesmerga gibt und einen Minister für auswärtige Angelegenheiten. Am 7. Mai 2006 trat zum ersten Mal das wiedervereinigte Parlament in Hewlêr zusammen.
Im August 2006 verkündete Barzani in einem Dekret, dass in der gesamten Region an öffentlichen Gebäuden nur die kurdische Fahne gehisst werden soll. Seiner Meinung nach repräsentierte die derzeitige irakische Fahne eine Vergangenheit voller Gewalt, Krieg und Tod für die Kurden. Dieses Dekret führte zu einem "Fahnenstreit", der viele davon überzeugt, dass die Kurden keine Föderation sondern einen eigenen Staat wollen.
Auch wenn innerhalb des Iraks das autonome Gebiet Kurdistan die freiheitlichste Region ist, ist die Pressefreiheit nicht auf westlichem Standard. Laut Amnesty International und WADI-Austria kommt es immer wieder von Seiten der Autonomiebehörde zu Aktionen gegen oppositionelle Journalisten.[23] [24]
Politik
Verfassung
Im Rahmen der neuen irakischen Verfassung verabschiedete das Regionalparlament den Entwurf einer Regionalverfassung. Die Verfassung fordert das Selbstbestimmungsrecht der Kurden, wie es im Vertrag von Sèvres und in den 14-Punkte-Programm von Woodrow Wilson festgeschrieben worden ist. Die Verfassung unterstreicht auch, dass die Region (das osmanische Vilayet Mosul) ohne Einverständnis der Bevölkerung an den Irak angeschlossen wurde. Der Entwurf umfasst 160 Artikel, deren wichtigste die folgenden sind:
- Art. 1: Die Kurdistan Region als Teil der Bundesrepublik Irak, wird ein mehrparteiliches, demokratisches, parlamentarisches und republikanisches politisches System besitzen.
- Art. 2:Die Kurdistan Region umfasst in den Grenzen von vor 1970 die Provinzen Sulaimaniyya, Arbil, At'Tamim und Dohuk und die Distrikte Akrê, Şeyhan, Sincar aus der Provinz Ninava und die Distrikte Chanaqin und Mandali der Provinz Diyala und den Distrikt Badra aus der Provinz Al-Wasit.
- Art. 3: Die Souveränität liegt beim Volk und wird durch sie legimitiert.
- Art. 4: Die Bevölkerung der Region besteht aus Kurden und den Minderheiten (Turkmenen, Assyrern, Chaldäern und Arabern) und die Verfassung erkennt ihre Rechte an.
- Art. 5: Kirkuk ist die Hauptstadt der Region.
- Art. 6: Zusätzlich zu der Fahne der Bundesrepublik Irak wird die Region eine eigene Fahne besitzen.
- Art. 7: Die Amtssprache ist Kurdisch.
- Art. 41: Bevor der Ministerpräsident sein Amt antritt, muss er folgenden Eid leisten: Ich schwöre bei Gott, dass ich die Rechte und Interessen des Volkes schützen, die Verfassungen der Bundesrepublik Irak und der Region beachten und mein Amt rechtschaffend, objektiv und ernsthaft führen werde.
- Art. 75: Ohne Einverständnis des kurdischen Parlamentes, kann die Verfassung des Iraks nicht geändert werden. Bei Zuwiderhandlungen wird das Volk der Kurdistan Region von ihrem Recht auf Selbstbestimmung Gebrauch machen.
Wahlergebnisse
Wahl vom 19. Mai 1992
KDP | 45,3 % |
PUK | 43,8 % |
Islamische Bewegung in Kurdistan (IMK) | 5,1 % |
Sozialistische Partei Kurdistans (PASOK) | 2,6 % |
Irakische Kommunistische Partei (ICP) | 1,0 % |
Da die Hürde bei 7 % lag bekam die KDP 51 und die PUK 49 Sitze. Die KDP gab einen Sitz an die PUK ab, so dass beide Parteien 50 Sitze hatten. Daneben waren die restlichen Sitze für die Aramäer und Christen reserviert. Die Turkmenen beteiligten sich nicht an der Wahl. Wahl vom 30. Januar 2005
Demokratische Patriotische Allianz Kurdistans | 104 Sitze |
Islamische Gemeinschaft in Kurdistan | 6 Sitze |
Kurdische Arbeiter Partei | 1 Sitz |
Bevölkerungsgruppen und Sprachen
Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Kurden. Araber sind vereinzelt vertreten, genauso wie Turkmenen und Aramäer.
Das kurdische Sorani ist die Amtssprache und gleichzeitig die Sprache, die in der Bevölkerung am meisten verwendet wird. Arabisch ist auch vertreten. Die Regionalverfassung garantiert den Minderheiten Schulen und Medien in ihrer Muttersprache in den Gebieten zu gebrauchen, wo sie in der Mehrheit sind.
Siehe auch: Kurdische Sprachen
Feiertage
Während des ganzen Jahres gibt es rund 60 Feiertage. Einige davon sind:
- 1. März: Trauertag (Sterbedatum von Molla Mustafa Barzani)
- 21. März: Nouruz
- 1. April: Neujahr bei den Aramäern.
- 22. April: Tag der Presse. An diesem Tag 1898 erschien die erste kurdische Zeitung Kurdistan
Wirtschaft
Die Kurdische Autonome Region hat eine Wirtschaftswachstumsrate von über 6%. Nach den Worten von Masud Barzani soll aus der Region nach dem Vorbild Dubai eine Freihandelszone entstehen. In der Region sind mehr als 200 türkische Firmen tätig. Der Handel mit der Türkei belief sich 2006 auf mehr als 2 Milliarden US-Dollar. Das gegenwärtige Handelsvolumen mit der Türkei inklusive Ölverträge, Bauaufträgen beläuft sich zu Zeit auf 5 Milliarden USD. Und das trotz der unklaren politischen Beziehung zwischen Ankara und Arbil. Ab Mitte 2007 nahm die Dominaz türkischer Produkte wie Lebensmittel usw. ab. Man findet jetzt vermehrt Waren aus Syrien, Jordanien und Europa. Dies ist wohl darauf zurück zuführen, dass der Handel mit der Türkei in letzter Zeit erschwert wurde. Auch ist eine Abnahme der Anzahl und Bauprojekte türkischer Firmen zu erkennen, was wiederum auf die jüngsten Anschläge im Nordirak und dem weniger werdenen Geldfluss von der Zentralregierung zurück zuführen ist.
Ölvorkommen
Die Autonome Region Kurdistan hat weltweit die 6. größten Ölreserven. Das sind schätzungsweise 45 Milliarden Barrel Öl.
Die meisten dieser Ölvorkommen sind in Kirkuk, was der Grund dafür ist, dass die kurdische Regierung Ansprüche auf dieses Gebiet stellt. Ende 2005 wurde mit Hilfe einer norwegischen Ölfirma bei Duhok und Zaxo Ölvorkommen entdeckt. Mitte Mai 2006 wurde in der Nähe Silêmanî eine weitere Ölquelle erschlossen. Das ausländische Konsortium rechnet mit einer täglichen Fördermenge von 20.000 Barrel Öl. Ein weiteres Projekt wird gemeinsam von einer kurdischen, einer türkischen und einer russischen Firma übernommen. Das Ölfeld liegt bei der Stadt Dokan in der Provinz Silêmanî. Die angestrebte Födermenge soll 10.000 Barrel pro Tag betragen. Ein weiteres erschlossenes Ölfeld ist das Bin Bavi, wo seit August 2006 Probebohrungen durchgeführt wurden. Partner sind hier die türkische Petoil und die kurdische Hawler Energy. Als Pipeline soll die Kirkuk-Yumurtalık-Pipeline genutzt werden, was aber wegen einer fehlenden Einigung mit der türkischen Regierung nicht genutzt werden kann.
Mit diesen Ölquellen hätte die Regierung eine sichere Einkommensquelle, die das wirtschaftliche Rückgrat eines kurdischen Staates bilden könnte. Zu Zeit wird im Regionalparlament über ein Gesetz zu Ölförderung diskutiert. Kommt dieses Gesetz durch, hat die Regionalregierung nicht nur das alleinige Recht zu Kontrolle und Verwertung zukünftiger Ölquellen in ihrem Gebiet, sondern auch Anspruch auf alle gegenwärtigen Pipelines und Ölförderstationen.
Erzeugnisse
Die häufigsten Erzeugnisse in der Landwirtschaft sind Weizen, Gerste, Tabak, Baumwolle und weitere verschiedene Früchte, wie zum Beispiel Feigen. Anteil der Gesamtproduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Irak
Weizen | 50% |
Gerste | 40% |
Tabak | 98% |
Baumwolle | 30% |
Früchte | 50% |
Bewässerung
In Arbil und Sulaimaniyya wird die Wasserversorgung zum größten Teil durch Karezes (Qanat) hergestellt. Diese Art der Bewässerung erfolgt auf neun Ebenen. Allerdings laufen in Hewlêr, sowie in Dohuk derzeit mehrere Bewässerungsprojekte, um in Zukunft Wasser einzusparen.
Projekte Folgende Projekte werden angestrebt:
- Fertigstellung des internationalen Flughafens (zweiter Flughafen der Region)
- Banken
- Komplex mit Büros, modernen Wohnungen, einem Hotel, einem Einkaufszentrum und Kinos
- Vier Autobahnvorhaben
- Brücke über dem Tigris
- Fünf Staudämme
- Wasser- und Abwasserprojekte
- Zwei Erdgaskraftwerken, die zusammen 400 Megawatt Energie liefern sollen
- Fußballstadion für 50.000 Zuschauer[25]
Infrastruktur
Es gibt neu fertiggestellte Autobahnen im kurdischen Norden. Demnächst wird eine weitere Autobahn zwischen Dukan und Sulaiymaniyya gebaut werden. Die Kanalisation in den Städten Arbil und Sulaiymaniyya werden weiter ausgebaut. In Kirkuk allerdings ist die sanitäre Lage auf Grund der Unsicherheit schlechter. In letzter Zeit häufen sich die Meldungen von Cholerafällen.
Die Kurdische Autonome Region verfügt über zwei internationale Flughäfen:
- Hewlêr International Airport: Der Hewler International Airport ist der neueste und modernste Flughafen des Landes und wurde 2005 eröffnet.
- Silêmanî International Airport
Bildung
Die Vorschule kann in der Altersklasse zwischen 4 und 5 Jahren besucht werden. Die Primärausbildung dauert 6 Jahre und ist für 6 - 11 Jährige obligatorisch. Die Sekundärausbildung hat 2 Zyklen von jeweils 3 Jahren; höhere Ausbildungen dauern 2-6 Jahre pro Zyklus. In der Sekundärausbildung erlernt man zum Beispiel industrielle Berufe, kommerzielle Berufe, Berufe künstlerischer und landwirtschaftlicher Art. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, in der Sekundärausbildung Lehrschulen bzw. Lehranstalten zu besuchen oder auch zu studieren nach der Beendung des ersten Stadiums der Sekundärausbildung. Hier kann man zum Beispiel Sekundärschullehrer werden.
Höhere Ausbildungen setzen ein 2-jähriges Studium und ein Alter von 18 - 23 Jahren voraus. Auf den Universitäten kann man technische oder auch fachkundige Diplome erwerben. Technische Diplome gibt es beispielsweise auf den Gebieten Kunst, Wissenschaft, Medizin und Technik.
Die erste Universität wurde 1968 in Suleymaniyya gegründet und trug den Namen Salahaddin Universität. 1992 wurde diese dann nach Arbil verlegt. Anstelle der alten Universität wurde dann von der Regionalregierung ebenfalls 1992 die Universität Suleymaniyya gegründet. Nebenbei entstand in Duhok ebenfalls eine Universität.
Zwei neuere Universitäten befinden sich in Koy und in Arbil (Hawler Medical University). 2006 nahm die University of Kurdistan in Arbil ihren Betrieb auf. Einzige Unterrichtssprache ist Englisch. In Suleymaniyya eröffnet demnächst ebenfalls eine englischsprachige Universität mit dem Namen The American University of Iraq.
Sport
Laut kurdischer und türkischer Presse wurde am 11. Januar 2006 ein kurdischer Fußballverband (Kurdistan Football Association) mit 24 Mannschaften aus verschiedenen Städten wie Hewlêr, Sulaimaniyya und Kirkuk gegründet. Als nächstes plant die Regionalregierung eine kurdische Nationalmannschaft. Diesbezüglich ist noch zu erwähnen, dass der spanische Fußballclub Real Madrid in Hewlêr eine Fußballschule eröffnen will.
Der Norden Kurdistans (türkischer Teil)
Nordkurdistan (kurdisch: Kurdistana Tirkiyê, Bakurê Kurdistanê oder Kurdistana Bakûr) ist eine inoffizielle geografische Bezeichnung für den Südosten der Türkei, wo mehrheitlich Kurden leben. Die Größe der Region ist sehr umstritten.
Heute leben etwa 11,5 Millionen Kurden in der Türkei.[26]Die Türkei hat die Kurden lange Zeit und bis vor kurzem noch in politischer Hinsicht völlig ignoriert. Sie wurden nicht als Minderheit anerkannt. In Art. 42, Abs. 9 heißt es zum muttersprachlichen Unterricht:
- "Den türkischen Staatsbürgern darf in den Erziehungs- und Lehranstalten als Muttersprache keine andere Sprache beigebracht und gelehrt werden als Türkisch." [27].
Kurdischsprachige Medien waren bis 1991 verboten. Im Gesetz Nr. 2932 § 2 hieß es dazu:
- "Die Darlegung, Verbreitung und Veröffentlichung von Gedankengut in einer anderen Sprache als der ersten Amtssprache der von der Türkei anerkannten Staaten ist verboten."
Türkisch wurde gesetzlich als Muttersprache aller türkischen Staatsbürger festgelegt.[28] Der Strafrahmen bei Verstößen gegen dieses Gesetz betrug laut § 4 sechs Monate bis zwei Jahre Haft. Die Kurden wurden als „Bergtürken“ [29] bezeichnet. Laut Paragraph 81 des aktuellen Parteiengesetzes (Nr. 2820) dürfen politische Parteien nicht behaupten, dass es in der Türkei Minderheiten mit anderer Religion, Kultur oder Sprache gibt. Ferner dürfen sie keine andere Sprache als das Türkische Verwenden.
Geografie
Lage
Das Kurdengebiet befindet sich auf 30 % des türkischen Staatsgebiets. Es erstreckt sich geografisch von den heutigen Provinzgrenzen (südlich von Nordkurdistan) Gaziantep bis Hakkari und (nördlich von Nordkurdistan) von Malatya bis Kars.
Landschaftsbild
Nordkurdistan wird vom Taurus-Gebirge geprägt. Hier verlaufen die beiden Flüsse Euphrat und Tigris. Landwirtschaftlich wird diese Region durch Weizen-, Gersten-, Wein-, Oliven- und Pistazienanbau genutzt. Neben Gebirgsverläufen ist die Region östlich des Euphrat durch ein Hochplateau geprägt. Im Rahmen des Südostanatolien-Projekts entlang des Euphrat und Tigris werden über 22 Staudämme errichtet.
Die höchsten Berge
- Großer Ararat (Çiyayê Ararat) - 5165 m
- Kleiner Ararat - 3925 m
- Süphan Dağı (Çiyayê Sîpan) - 4058 m
- Aladağ - 3734 m
- Karacadağ
- Raman (Berg)
- Sof
Die Gewässer der Osttürkei
Die großen Flüsse Euphrat und Tigris fließen durch Nordkurdistan. Darunter auch: Ercek, Çıldır Hazar. Der Vansee (kurd. Behra Wanê) ist 3.713 km² groß und ist der größte Sodasee der Welt.
Sehenswürdigkeiten und Landschaften
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Berg Ararat in Agirî(Türkei)
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die Burg von Van (Türkei)
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Russische Architektur in Kars (Türkei)
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Der İshak-Paşa-Palast in Agirî (Türkei)
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Statue auf dem Berg Nemrut in Adiyaman (Türkei)
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Der Vansee auf einer Aufnahme des Landsat-Satelliten (Türkei)
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Die Burg Hromkla / Rumkale in Halfeti (Türkei)
- Van (kurdisch Wan): Die Stadt Van liegt am südöstlichen Ufer des Vansees. Die Stadt mit ihrem alten Namen 'Tuşpa' (sprich Tuschpa) war um 1000 v.Chr. die Hauptstadt des Urartu-Reiches. Im 9. Jahrhundert v. Chr. ließ der König Sarduri I. die 'Festung von Van' errichten, welche 1800 m lang und 120 m breit ist und sich 80 m über dem Wasserspiegel des Vansee befindet. Besonders bekannt ist die Stadt auch für ihre naturfarbenen Kelims, das ausgeprägte Silberhandwerk, die Van-Katzen mit ihren verschiedenfarbigen Augen sowie den großen See, welcher sich 1.720 m über der Meeresoberfläche befindet. Die größte Insel ist Akdamar.
- Ağrı (kurdisch Agirî): Ağrı liegt mit 1.640 m über dem Meeresspiegel an der Transitstraße in den Iran. Der Legende nach sollen sich Überreste der Arche Noah noch heute auf dem in Anatolien in der Türkei gelegenen 5.137 m hohen Berg Ararat befinden. Das prächtigste Bauwerk in Ağrı, der İshak-Paşa-Palast, befindet sich in der Stadt Doğubeyazıt. Gegenüber dem Palast befindet sich eine von Urartäern errichtete Festung. Die eigentliche Festung wurde 1380 vom Prinz Beyazıt errichtet und hat von ihm ihren Namen erhalten. Im Bezirk Diyadin befinden sich Thermalbäder, die als das 'Pamukkale Ostanatoliens' bezeichnet werden.
- Hakkari (kurdisch Culemêrg): Hakkari bildet mit Şirnak die gebirgigste Provinz in der Region. Viele Berge in dieser Provinz sind das ganze Jahr über mit Schnee und Eis bedeckt, so dass auch mehrere Gletscherseen vorhanden sind. Die 'Cilo-Sat-Berge' und das 'Zap-Tal' ermöglichen einen schönen Panoramablick und werden von Bergsteigern besucht. Die im 15. Jahrhundert erbaute 'Melikesat-Medresse' im Zentrum von Colemerg ist das bedeutendste historische Bauwerk der Stadt.
Weltkulturerbe und Weltnaturerbe
Auf der Liste des UNESCO-Welterbes steht die Monumentalgrabstätte auf dem Berg Nemrut
Geschichte
Vertrag von Lausanne
Aus den Überbleibseln des Osmanischen Reiches errichtete Mustafa Kemal einen modernen türkischen Staat. Er bat die kurdischen Stammesführer um Unterstützung und versprach ihnen dafür einen gemeinsamen Staat aller Ethnien im Gebiet des Nationalen Vierecks.
Während der Konsolidierung des neuen Staates wandte sich Mustafa Kemal nicht von der Idee ab, einen Zentralstaat im Modell der französischen und der Schweizer Republik zu errichten. Während kurdische Stammesführer ihre Machtposition erhalten wollten und bereit waren, einen erneuten militärischen Konflikt zu schüren. Atatürk setzte die Politik Ein Staat, eine Nation, eine Sprache, eine Identität durch. Der kemalistische Nationalismus sah vor, innerhalb der Grenzen des sogenannten Nationalpakts eine türkische Nation zu schaffen, die mit ihrem Land und ihrer Nation eine unteilbare Einheit bildet. Die diversen Nationalitäten und Minderheiten sollten im türkischen Nationalisierungsprozess verschmelzen.
Die neu entstandene Türkei verweigerte den Kurden die versprochene Autonomie und der entsprechende Artikel aus dem Vertrag von Sèvres tauchte im Vertrag von Lausanne von 1923 nicht mehr auf.
Mehrere begrenzte Aufstände - 1925 Scheich-Said-Aufstand, 1930 Ararat, 1938 Dersim-Aufstand - wurden von der überlegenen türkischen Armee niedergeschlagen.
1945 wurde die kurdische Nationalkleidung, der Sal Sapik, verboten, ebenso der Gebrauch der Sprache in der Öffentlichkeit. 1967 erfolgte ein erneutes offizielles Verbot von kurdischer Sprache, kurdische Musik, kurdische Literatur und Zeitungen.
Politik
Die HEP war als erste kurdische Partei im Parlament vertreten. Sie errang 1991 durch ein Wahlbündniss mit der SHP 19 Sitze im Parlament. Leyla Zana legte ihren Amtseid als Abgeordnete in kurdischer Sprache ab und wurde zu langjähriger Haft verurteilt. Die HADEP konnte bei den Kommunalwahlen von 1999 in den kurdischen Provinzen praktisch alle Bürgermeisterposten gewinnen.[30]
Ergebnis der Parlamentswahlen 2002
Ab 1990 ist ein Anstieg der Wähler für die traditionell Pro-kurdischen Parteien in Nordkurdistan wie die DEHAP zu verzeichnen. [31]
Die kurdische DEHAP verfehlte bei der Parlamentswahl 2002 die Zehnprozenthürde. Die kurdischen Politiker Mehmet Yumak und Resul Sadak reichten 2003 eine Klage gegen die Sperrklausel ein beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Am 30. Januar 2007 verkündete der Gerichtshof das Urteil, wonach die Sperrklausel nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt.[32] [33]
Parteien | 1991 | 1995 | 1999 | 2002 | 2007 |
---|---|---|---|---|---|
DSP | 11% / 07 Sitze | 15% / 76 Sitze | 22% / 136 Sitze | 1.23% / 0 Sitze | ² |
MHP | 17% / 62* Sitze | 8% / 0 Sitze | 18% / 129 Sitze | 8.33% / 0 Sitze | 14,27% / 71 Sitze |
HADEP/DEHAP[34]/DTP | - | 4.2% / 0 Sitze | 4.7% / 0 Sitze | 6.22% / 0 Sitze | ³ 20 Sitze |
RP/FP/SP | 17% / 62 Sitze | 21% / 158 Sitze | 15% / 111 Sitze | 2.48% / 0 Sitze | 2,34% / 0 Sitze |
ANAP | 24% / 115 Sitze | 20% / 132 Sitze | 13% / 86 Sitze | 5.10% / 0 Sitze | - |
DYP/DP | 27% / 178 Sitze | 19% / 135 Sitze | 12% / 85 Sitze | 9.55% / 0 Sitze | 5,42% / 0 Sitze |
CHP | 21% / 88 Sitze | 11% / 49 Sitze | 9% / 0 Sitze | 19.42% / 177 Sitze | 20,88% / 112 Sitze |
AKP | - | - | - | 34.41% / 365 Sitze | 46,58% / 341 Sitze |
- ²Auf der Wahlliste der CHP angetreten. Haben jetzt 13 Abgeordnete.
- ³Als Unabhängige angetreten. 20 von 26 unabhängigen Abgeordnete haben sich zu einer DTP-Fraktion zusammengeschlossen.
Politik nach außen
Der kurdischstämmige Oberbürgermeister Diyarbakırs Osman Baydemir ist inzwischen ein allgemein bekannter Ansprechpartner. Er wurde bezüglich der Kurdenfrage in den USA von Vertretern der Bush-Regierung empfangen und ihn besuchten bereits die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Claudia Roth und der US-Botschafter Ross Wilson.
Gegen Baydemir sind eine Vielzahl von Gerichtsverfahren in der Türkei anhängig, weil er laut Ankläger sein Amt missbrauche indem er für die PKK propagiert habe. [35]
Ölleitungen
Die erste Pipeline zum Transport von Rohöl und Ölprodukten wurde 1966 zwischen Batman und Dörtyol (im Golf von İskenderun) in Betrieb genommen. 1977 wurde die wichtige Ölleitung zwischen dem Irak und der Nordkurdistan eingeweiht. Die Leitung wurde wegen des Golfkrieges und dem anschließenden Embargo zwischen 1990 und 1997 außer Betrieb gesetzt.
Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline liefert Erdöl aus Mittelasien und Kaukasien in die Türkei und von dort nach Westeuropa. Die Ölleitung ist 1760 km lang und hat eine Kapazität von etwa 1 Million Barrel pro Jahr. Die BTC-Pipeline gilt weltweit als eines der teuersten und technisch aufwändigsten Pipeline-Projekte. Seit Mai 2005 fließt über diese Leitung Rohöl zum Mittelmeer.
Parallel zur Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline verläuft die Südkaukasus-Pipeline von Baku über Tiflis nach Erzurum. Sie ist 690 Kilometer lang und soll ab Ende 2005 Naturgas vom Kaspischen Meer in das türkische Gastransportsystem pumpen. Die Kapazität ist auf sieben Milliarden Kubikmeter Gas ausgelegt.
Ostkurdistan (Iranischer Teil)
Das iranische Kurdistan (kurdisch: Kurdistana Îranê; auch Kurdistana Rojhilat oder Rojhilatê Kurdistan (Ostkurdistan)) ist ein inoffizieller Name der von Kurden besiedelten Gebiete im Iran. Es besitz eine gut dokumentierte reiche Geschichte gegenüber andere Teile Kurdistans.
Geschichte
Dynastien in Ostkurdistan
Sassaniden-Reich
Eine sehr frühe Aufzeichnung einer Auseinandersetzung zwischen den Kurden und dem Sassanidenreich erscheint im Buch der Taten von Ardashir, Sohn von Babak. Das Buch berichtet über das Leben von Ardashir Papagan, den Gründer der Sassanidendynastie. In diesem Buch berichtet der Autor über die Schlacht des kurdischen Königs Madig und Ardashir.
Hasanwayhiden
Im 10. Jahrhundert bis zum 12. Jahrhundert beherrschten zwei kurdische Dynastien diese Region, die Hasanwayhiden (969-1015) und die Annaziden (990-1117). Der Ardalan-Staat, der im 14. Jahrhundert gegründet wurde, beherrschte die Territorien von Zardiawa (Karadagh), Xaneqîn, Kirkuk, Kifri und Hewraman. Diese Dynastie blieb bis 1867 erhalten, als Nāser ad-Dīn Schah (1848-1896) ihre Herrschaft brach.
Safawiden
Während der Safawiden-Herrschaft versuchte die Regierung die kurdischbesiedelten Gebiete im Westiran in seinen Griff zu kriegen. Damals existierten dort halbunabhängige Emirate der Kurden, beispielsweise das der Mukriyan (Mahabad), der Ardalan (Sanandadsch) und der Shikakstämme um den Urmia-See herum. Die Kurden widerstanden jedoch der Regierung und versuchten, eine sich selbstregierende Form zu erreichen. Dies führte zu blutigen Ausschreitungen zwischen den Kurden und den Safawiden. Die Kurden wurden schließlich besiegt und infolgedessen entschieden die Safawiden, die rebellischen Kurden durch Zwangsverschiebung und Deportationen im 15./16. Jahrhundert zu bestrafen. Zwischen den Jahren 1534 und 1535 begann Tahmasp I. die systematische Zerstörung der alten kurdischen Städten und Landschaften. Viele Kurden wurden ins Elburs-Gebirge und nach Chorasan deportiert. In dieser Zeit wurde der letzte Rest des antiken königlichen Hadhabâni-Stammes (Adiabene) von Zentralkurdistan nach Chorasan deportiert, wo sie noch immer zu finden sind. Die Schlacht dieses Stammes fand um die Festung Dimdim statt.
Während des mittleren 18. Jahrhunderts geriet der kurdische Stamm von Bajalan in einen Konflikt mit der Zand-Dynastie. Als Karim Khan die Kermanshahgebiete besetzte, kämpfte Abd-Allah Khan, der "Chef" der Bajalan, gegen die Macht der Zand-Prinzen. Der kurdische Stamm wurde 1775 in der Nähe von Xaneqîn von Nazar Ali Khan Zand geschlagen. Daraufhin wurden zweitausend ihrer Männer hingerichtet.
Die Kadscharen-Herrschaft
Im Jahre 1880 beteiligte sich ein kurdischer Führer an einer Serie von Revolten gegen die iranische Regierung. Diese Aufruhe wurden erfolgreich von den Kadscharen-Königen unterdrückt. Dieser Sieg war einer der wenigen unter der Kadscharen-Herrschaft. Im frühen 20. Jahrhundert lehnte sich Simko gegen die iranische Regierung auf, wurde jedoch von Reza Schah Pahlavi besiegt.
Simkos Revolte gegen Reza Schah
Die Schwäche der persischen Regierung während des Ersten Weltkrieges ermutigte einige kurdische Anführer, die chaotische Situation auszunutzen. Ismael Agha (auch bekannt als Simko), Anführer der Schikak, übernahm die Kontrolle in der Gegend westlich des Urmia-Sees von 1918 bis 1922. Simko wurde im Herbst 1922 aus seiner Region vertrieben und verbrachte acht Jahre im Untergrund. Als ihn die iranische Regierung zur Aufgabe überredete, lief er in einen Hinterhalt und wurde 1930 bei Ushno (Oschnaviyeh) getötet. Anschließend verfolgte Reza Schah einen rüden, aber effektiven Kurs gegen die Kurden. Hunderte kurdischer Anführer wurden deportiert und ins Exil getrieben. Ihr Land wurde von der Regierung konfisziert.
Die Republik Mahabad
Als alliierte Truppen im September 1941 im Iran landeten, wurde die persische Armee aufgelöst. Söhne kurdischer Anführer ergriffen die Gelegenheit und flohen aus ihrem Exil in Teheran. Mit Unterstützung der Sowjetunion wurde in der Stadt Mahabad 1946 ein kurdischer Staat von der kurdischen Bewegung Komeley Jiyanewey Kurd unter der Führung von Qazi Mohammed ausgerufen. Da der Kleinstaat nur die vier Städte Mahabad, Bukan, Naqada und Oschnaviyeh im Iran umfasste, wurde diese Staatsgründung nicht von allen iranischen Kurden getragen. Es gab sogar Kurden, die bei der Eroberung der Republik Mahabad der iranischen Armee halfen. Die Republik Mahabad überdauerte weniger als ein Jahr, da mit Abzug der sowjetischen Kräfte nach Ende des Krieges die Zentralregierung in Teheran die Armee der Republik besiegte und das Gebiet der ehemaligen Republik wieder an den Iran angliederte.
Die Islamische Republik Iran und die Kurden
Eine erneute Welle des Nationalismus überflutete Ostkurdistan nach dem Sturz der Phalavi-Dynastie im Winter 1979, woraufhin Ruhollah Chomeini, der neue religiöse Führer des Iran, einen Dschihad gegen die Kurden ausrief. Die Krise verschärfte sich, als den Kurden 1979 Sitze in der Versammlung der Experten, die für die neue Verfassung zuständig waren, verwehrt wurden. Ayatollah Khomeini verhinderte, dass Dr. Ghassemlou, der gewählte Vertreter der Region, an der ersten Sitzung der Versammlung teilnahm. So wurden die Kurden ihrer politischen Rechte in der neuen iranischen Verfassung beraubt, weil der Großteil von ihnen der sunnitischen Glaubensrichtung anhängt.
Im Frühling 1980 eroberten staatliche Kräfte unter Präsident Abū l-Hasan Banīsadr die meisten kurdischen Städte. Dabei wurden gepanzerte Divisionen in kurdische Städte, darunter Mahabad, Sanandadsch, Pawe und Marivan entsandt. Die kurdische Parteien waren eine starke Unterstützung der Revolution gegen den Schah, die Ayatollah Khomeini 1979 an die Macht brachte. Der Schah hatte bewiesen, dass er kein Befürworter der kurdischen Autonomie und des Verlustes der Teheraner Kontrolle über ihre Angelegenheiten war. Seit Beginn der Revolution waren die Verhältnisse zwischen kurdischen Organisationen und der Zentralregierung gespannt. Die Kurden, mit unterschiedlicher Sprache und Tradition und grenzüberschreitenden Bündnissen, wurden als Angriffspunkt für fremde Mächte, die die junge Republik destabilisieren wollten, angesehen. In einer Rede erklärte Ayatollah Khomeini das Konzept ethnischer Minderheiten als konträr zu islamischer Doktrin. Er beschuldigte auch jene, die "die muslimische Länder nicht vereinen wollen", den Nationalismus unter Minderheiten zu schüren. Seine Ansichten wurden von vielen religiösen Führern geteilt.
Kurdenkonflikt im Iran
Sunnitische Kurden, im Gegensatz zur überwältigenden Mehrheit ihrer Landsleute, enthielten sich der Abstimmung zur Bildung der islamischen Republik im April 1979. Dieses Referendum institutionalisierte die schiitische Vorherrschaft und unterband regionale Autonomie. Schon 1979 brachen Kämpfe zwischen bewaffneten kurdischen Gruppen und Sicherheitskräften der iranischen Regierung aus. Die kurdischen Kräfte umfassten hauptsächlich die Demokratische Partei Kurdistan-Iran und die linksgerichtete Komalah. Die neue Führung hatte wenig für die kurdischen Ansprüche über und reagierte mit militärischen Mitteln. Ayatollah Khalkhali verurteilte Tausende in Massenprozessen zu Tode, ohne sich um die Rechte der Angeklagten zu kümmern. Die Islamische Revolutionäre Garde wurde eingesetzt, um die Kontrolle in den kurdischen Regionen wieder zu übernehmen. Dabei wurden 10.000 Kurden getötet. Die Hälfte der kurdischen Bevölkerung lebt in der Provinz West-Aserbaidschan, in der Aserbaidschaner und Perser (hauptsächlich Schiiten) in den letzten 60 Jahren ein Monopol auf die wichtigen Posten innehaben. Kurden werden auch vom Gesetz diskriminiert, in dem Sunniten nicht als Kandidaten für wichtige Posten (wie die Präsidentschaft) aufgestellt werden dürfen.
Westkurdistan (Syrischer Teil)
Bevölkerung
Die Kurden leben überwiegend entlang der türkischen Grenze. Sie stellen mittlerweile die Mehrheit in der nordöstlichen Provinz al-Hasaka, sowie in der Bezirksregion Afrin in der Provinz Aleppo. Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit siedelten sich viele Kurden in den Großstädten Aleppo und Damaskus an. In Aleppo stellen Kurden sogar mittlerweile gut ein Viertel der Stadtbevölkerung aus (400.000).
Bahn
Eisenbahnen verkehren in Westkurdistan seit ca. 100 Jahren. Die erste Eisenbahnstrecke in Regelspur entstand 1902 zwischen Aleppo und Midan Ekbas an der heutigen türkischen Grenze. Die Netzerweiterung erfolgte 1906 in Richtung Hama.
Quellenangaben
- ↑ Kurdistan, Encyclopædia Britannica
- ↑ Uwe Rolf ; Ekrem Yildiz: Zukunft für Kurdistan : ein Beitrag zur Bedeutung nachhaltiger Entwicklung für Kurdinnen und Kurden. Osnabrück 2003, S. 16
- ↑ Offene Karten:Kartographie Kurdistans auf "Karten" klicken
- ↑ a b Kayoumars Shahsavary: Durchs historische Kurdistan
- ↑ arte.tv: Reportage
- ↑ Xenophon: Anabasis
- ↑ pdf Ferdinand Hannabichler: Die Kurden, 2004
- ↑ [1] Charlton T. Lewis, Charles Short: A Latin Dictionary
- ↑ [2] Charlton T. Lewis, Charles Short: A Latin Dictionary
- ↑ Hakan Ozoglu, Kurdish notables and the Ottoman State, 2004, SUNY Press, 186 pp., ISBN 0791459934 (See p.23)
- ↑ Ora Scwartz-Be'eri, The Jews of Kurdistan: daily life, customs, arts and crafts, Published 2003 UPNE, 272 pp., ISBN 9652782386. (see page 25).
- ↑ Wixman, R. , The peoples of the USSR (An ethnographic handbook), Armonk, NY: M.E. Sharpe, Inc. 1984.
- ↑ A. Arnaiz-Villena, E. Gomez-Casado, J. Martinez-Laso, Population genetic relationships between Mediterranean populations determined by HLA allele distribution and a historic perspective Tissue Antigens 60 (2), 2002, pp.111–121. (see pp.117-118)
- ↑ Yona Sabar, The Folk Literature of the Kurdistani Jews: An Anthology, 1982, Yale University Press, 254 pp., ISBN 0300026986
- ↑ Xenophon: Der Zug der Zehntausend. München 1954, S. 189
- ↑ a b pdf Ferdinand Hannabichler: Die Kurden, 2004
- ↑ [3] Charlton T. Lewis, Charles Short: A Latin Dictionary
- ↑ Landkarte der Türkischen Welt von al-Kāschgharī
- ↑ Martin Strohmeier und Lale Yalçın-Heckmann: Die Kurden. 2. Aufl., München 2003, S. 20
- ↑ Kurdische Frauenbewegung gegen Ehrenmorde (WADI): Informationswebseite (deutsch).
- ↑ Kurdischer Frauenverein Haukari e.V.">: ' (deutsch).
- ↑ Kurdischer Frauenverein ICHAK">: Stop honour killing (englisch)
- ↑ Festnahmen von Schriftstellern und Menschenrechtsaktivisten: Amnesty International
- ↑ Pressefreiheit und andere Probleme im Nordirak: WADI-Austria
- ↑ Spiegel
- ↑ Laut einer wissenschaftliche Untersuchung in der Milliyet
- ↑ Deutschsprachiger Text der türkischen Verfassung
- ↑ Gesetz Nr. 2932 § 3: "Die Muttersprache der türkischen Staatsbürger ist Türkisch.[... ] Jegliche Art von Aktivitäten hinsichtlich der Benutzung und der Verbreitung einer anderen Muttersprache außer Türkisch ist verboten.
- ↑ Vgl. hierzu den Artikel in der Tageszeitung Radikal
- ↑ Informationen zu Wahlergebnisse in der Türkei Informationen
- ↑ Informationen
- ↑ Urteil in voller Länge[4]
- ↑ Zeitungsartikel über das Urteil[5]
- ↑ giga-hamburg.de
- ↑ Die neue Ruhe von Diyarbakir
Literatur
- Günter Max Behrendt: Nationalismus in Kurdistan. Hamburg (Dt.Orient-Institut) 1993. ISBN 3891-7302-92 Inhaltsverzeichnis mit Einzelkapiteln zum Download
- Martin van Bruinessen: Agha, Scheich und Staat - Politik und Gesellschaft Kurdistans. 1988, Neuauflage 2003 bei editionParabolis ISBN 3884022598
- Lale Yalçin-Heckmann, Martin Strohmeier: Die Kurden. München 2003. ISBN 3406-4212-96
Weblinks
- Angaben zu britannica.com Kirkuk
- Kurdistans Unabhängige Online-Zeitschrift
- Kurdistan Rundbrief
- Eine Reise durch Kurdistan (relevante Informationen mit vielen Fotos)
- Homepage der kurdischen Regionalregierung
- Kurdistanica.com
- Genozide in Kurdistan