Die Mammographie ist als Teilbereich der Radiologie eine spezielle Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust.
Die Untersuchung erfolgt an speziellen Röntgengeräten. Die angewendete Röntgenstrahlung ist eine weiche Strahlung von ungefähr 40 kV (kiloVolt). Diese weiche Strahlung führt zu kontrastreichen Aufnahmen, die die Früherkennung von Brustkrebs erlauben, da hier noch nicht tastbare kleine Krebsgeschwülste erkennbar sind.
Für Frauen unter 50 Jahren scheint die Mammographie als Reihenuntersuchung (!) nach derzeitigem Stand des Wissens jedoch keinen Vorteil zu bringen, da die Rate an falsch positiven Befunden umso höher wird, je jünger die Frau ist. Die einzelne Patientin sollte allerdings weitergehende Fragen mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin klären.
Gründe für eine Mammographie
Die Mammographie gilt als Methode der Wahl zur Früherkennung des Mammakarzinoms, der häufigsten Krebserkrankung der Frau. Sie wird aus zwei Gründen durchgeführt:
- Es liegt ein verdächtiger Befund vor, der abgeklärt werden soll, z.B. eine Form- oder Größenveränderung der Brust oder ein tastbarer Knoten,
- Bei palpatorisch unauffälliger Brust wird eine Reihenuntersuchung an Frauen durchgeführt – die auch als Screening oder Vorsorgeuntersuchung bezeichnet wird – um Brustkrebst in einem möglichst frühen Stadium diagnostizieren zu können.
- Bei familiärer Belastung sind entsprechend häufigere Kontrollen notwendig, um das deutlich erhöhte Risiko für eine Erkrankung zu berücksichtigen.
Der Nutzen in Zahlen
Der Nutzen läßt sich mathematisch auf verschiedene Arten darstellen - es wird jeweils der gleiche Sachverhalt auf eine andere Art und Weise ausgedrückt:
- relative Risikoreduktion: Die Brustkrebssterblichkeit wird um mindestens 20% (die Angaben schwanken zwischen 20 und 44%) gesenkt – siehe [1].
- absolute Riskioreduktion: Verringerung der Brustkrebstoten von 4 auf 3 von 1000 im Rahmen eines 10-Jahre Mammograhieprogramms. Die absolute Riskioreduktion ist 1 von 1000, also 0,1%. Das entspricht ungefähr einer relativen Risikoreduktion von 25%.
- Die Anzahl der notwendigen Behandlungen: 1000 Frauen müssen 10 Jahre behandelt werden, damit ein Menschenleben gerettet wird.
Die persönliche Einschätzung des Nutzens hängt von vielfach von seiner Darstellung ab. Die Prozentzahlen der relative Risikoreduktion werden (fälschlich) sehr oft so verstanden, dass von 100 Frauen 20 weniger an Brustkrebs sterben – das ist nicht so, weil nicht alle Frauen Brustkrebs haben und auch einige trotz Mammographie dennoch an Brustkrebs sterben.
Vorteile
Die Mammografie hat sich bei Frauen über 50 gegenüber der Selbstuntersuchung der Brust als deutlich überlegen erwiesen, siehe [2].
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist, dass der Frau ab 50 neben der entsprechenden Lebensführung damit eine weitere Möglichkeit hat, sich dem „drohenden Schicksalschlag Krebs“ zu stellen. Dieses Denken an ein Damoklesschwert verhindert aber genauso einen „naiven Genuß des Lebens“.
Nachteile
Wie jeder Test liefert auch die Mammographie falsch positive Resultate, also zu einem „Krebsverdacht“ führen, der sich mit der weiteren Abklärung als unbegründet erweist. Dies gilt zumindest für Deutschland. Würden hier alle Abklärungen nach den Kriterien der Niederlande durchgeführt, läge die Trefferquote der Mammografie in Bezug auf eine daraus folgende Biopsieempfehlung anstatt bei 26% nämlich bei 76%, was jedoch wieder nur für die Frauen einen Vorteil hat, die Krebs haben. Für Gesund ist die „Klärung“ eine Belastung, der kein Vorteil, ja sogar ein Nachteil darstellt, das sie ja sowieso gesund sind. Mühlhauser meint, es werde nur ein Todesfall auf 1000 Mammografien verhindert, den Nutzen der Mammografie in Frage zu stellen und stellt dem die vielen „verdächtigen“ Befunde gegenüber. «Von 1000 Frauen mit Mammographie-Screening während 10 Jahren haben 999 Frauen keinen Nutzen, da sie auch ohne Mammographie-Screening nicht an Brustkrebs gestorben wären (996 Frauen) oder weil sie trotzdem an Brustkrebs sterben (3 Frauen).» (Mammographie-Screening - Universität Hamburg (pdf)).
Kerlikowske meint, dass jede zweite Frau, die regelmäßig zur Mammographieuntersuchung geht, einen positiven Befund bekommt, obwohl sie gar keinen Brustkrebs hat (Kerlikowske 2000).
Es gibt auch Karzinome, die nicht notwendigerweise weiter wachsen („duktuale Karzinome in situ“) (Ernester 1997), oder nur langsam weiterwachsen (besonders bei älteren Frauen) und nicht behandlungsbedürftig sind.
Früherkennung oder Späterkennung?
Früherkennung ist aber nur dann sinnvoll, wenn durch das Behandlen in einem frühen Stadium der Tod durch Brustkrebs auch tatsächlich vermieden werden kann. Ingrid Mühlhauser spricht hier von einem Fehlschluss, dass eine Späterkennung schlechter sei. Sie sieht keinerlei Beweise das Früherkennung die Brustkrebssterblichkeit senke (Olsen 2001) [3]. Wie es zu einem solchen Trugschluss kommt begründet sie damit, dass an Screeningprogrammen mehr gesundheitsbewußte Frauen teilnehmen. Diese Gruppe ist nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung und haben auch ohne Mammographie geringere Risiken. Weiters wird nur der Zeitpunkt der Diagnoselegung vorverlegt, aber nicht die Lebenserwartung gesteigert – das Leben mit der Diagnose wird länger, aber nicht das Leben an sich. Und zum dritten werden eher die langsam wachsenden Tumore erfasst, von den viele die Frauen ohnehin nie beeinträchtigt hätten.
Wie bei vielen Untersuchungen im medizinischen Bereich dienen auch hier letztlich die meisten Mammografien der Beruhigung der Patientin. Dies stellt jedoch schon einen Wert an sich dar. Es ist aber auch möglich, dass das Ergebniss falsch negativ ist, die Beruhigung wäre hier also ungerechtfertigt.
Eine Meinung sieht es als Tatsache, dass mit einem verdächtigen Befund bei entsprechender Aufklärung weniger Probleme entstehen als mit der Diagnose „Krebs“. Schließlich kann mittels Ultraschalluntersuchung der Brust und Mammotom die Rate unnötiger chirurgischer Interventionen wesentlich gesenkt werden. Heutzutage verlässt sich kein ernstzunehmendes medizinisches Zentrum auf eine Mammografie alleine. Als Erstmaßnahme in der Reihenuntersuchung ist sie jedoch weiterhin auch in der Treffergenauigkeit unübertroffen (Sensitivität). Je höher die Sensitivität ist, desto öfters werden Frauen aber auch unnötig alarmiert.
Eine andere Meinung betont, dass das Klären von „verdächtigen Befunden“ für die Gesunden keine Vorteile bringt, das sie ja auch vorher gesund waren.
Siehe auch: Missverständnisse beim Brustkrebs-Screening, Mammografie (Studien)
Quellen
- Kerlikowske, K.: Breast cancer screening in: M.B.Goldmann, M.C. Hatch (Hrsg.) Women and Health, New York: Academic Press, S. 895-906 (2000)
- Ernester, V.L., Barcley, J.: Increases in duactal carsinoma in situ (DCIS) of the breast in relation to mammography: A dilemma, Journal of the National Cancer Institute/Monographs 22, S. 151–156 (1997)
Weblinks
- Untersuchungstechniken der weiblichen Brust
- http://www.netdoktor.de/Ratschlaege/Untersuchungen/mammographie.htm
- Kritische Cochrane-Studie im Lancet, October 2001
- Kritik der WHO an obiger Studie
- US-Empfehlungen 2002
- Vergleich des Mammografie-Screenings zwischen USA und GB; JAMA, 22.10.2003
- Mammografie senkt Brustkrebssterblichkeit um ca. 20%
- Screening-Untersuchungen und Risiken (pdf)
Bitte beachten: Hinweis zu Gesundheitsthemen