Straßenbahn Naumburg

Straßenbahnbetrieb in Sachsen-Anhalt
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Die Naumburger Straßenbahn verkehrt seit 1892 mit einigen Unterbrechungen auf einer ringförmigen Strecke - bzw. seit Wiederaufnahme des Fahrbetriebs auf einer Teilstrecke hiervon - in der Stadt Naumburg (Saale). Sie ist heute der kleinste Straßenbahnbetrieb in Deutschland und einer der kleinsten in Europa. Die Spurweite beträgt 1000 mm. Betreiber ist die Naumburger Straßenbahn GmbH.

Naumburger Straßenbahn
Geografische Daten
Kontinent Europa
Land Deutschland
Bundesland Sachsen-Anhalt
Betriebsdaten
Tw 36 und Tw 51 vor dem Depot
Tw 36 und Tw 51 vor dem Depot
Streckenlänge:2,5 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Stromsystem:600 V =
Eröffnung 15. September 1892
Betreiber Naumburger Straßenbahn GmbH
Linienfahrzeuge 7
Arbeitsfahrzeuge 1
Nostalgiefahrzeuge 7

Geschichte

1892–1906: Dampfstraßenbahn

 
Dampfstraßenbahn auf einer Postkarte von 1895

Nachdem in den 1860er und 1880er Jahren zweimal das Projekt einer Pferdestraßenbahn in Naumburg gescheitert war, gründete sich 1889 ein städtisches Komitee zum Bau einer Straßenbahn. Gebaut werden sollte eine Verbindung vom Bahnhof in die Altstadt. Wegen der starken Steigung kam eine Pferdestraßenbahn hier nicht in Frage, eine elektrische Straßenbahn erschien jedoch zu teuer, sodass man einen Betrieb mit Dampflokomotiven vorschlug. Nach der ursprünglichen Planung sollte die Strecke binnen weniger Jahre beträchtlich erweitert werden.

1891 wurde dem federführenden Ingenieur Georg von Kreyfeld aus Halle schließlich die Konzession zum Betrieb der ersten Linie für eine Dauer von 40 Jahren zugeteilt, der Bau kam jedoch auf Grund von Finanzproblemen zunächst nicht zustande. Von Kreyfeld verkaufte daraufhin die Konzession an eine Wittenberger Firma, die jedoch auch nicht mit dem Bau begann, sondern stattdessen eine elektrische Straßenbahn forcierte und die Konzession wiederum verkaufen wollte. Die Stadt konnte jedoch nicht die nötigen Geldmittel aufbringen, weshalb am 18. Juni 1892 die Naumburger Straßenbahn Aktiengesellschaft gegründet wurde. Das nötige Kapital kam dadurch zusammen, dass zahlreiche interessierte Naumburger Bürger Anteile zeichneten.

Eine Woche später kaufte man die Konzession, nach Ablauf dieser sollte die Straßenbahn ins Eigentum der Stadt übergehen. Schon bald begannen die Bauarbeiten. Im Juli begannen begann die Montage der ersten Gleise und im September trafen die ersten Fahrzeuge in Naumburg ein. Die feierliche Eröffnung fand schließlich am 15. September 1892 statt. Jedoch blieben die Einnahmen in den ersten Jahren deutlich hinter den Erwartungen zurück, im April 1894 wurde der Betrieb für eine Woche eingestellt, da der tägliche Verlust 30 bis 40 Mark betrug. Die geplanten Erweiterungen der Strecke konnten wegen Geldmangels auch nicht ausgeführt werden, es wurden daher auswärtige Kapitalgeber gesucht, die den Betrieb der Straßenbahn übernehmen sollten. Diese Versuche scheiterten jedoch auch, und so ging die Gesellschaft im Jahr 1900 in Konkurs und die Stadt übernahm zunächst nur den Betrieb der Straßenbahn, später auch deren Fahrzeuge und Anlagen.

Die finanziellen Probleme konnten in den folgenden Jahren beigelegt werden, jedoch nahmen technische Probleme zu und die Preußischen Staatseisenbahnen als Aufsichtsbehörde forderten eine komplette Erneuerung der Anlagen sowie neue Fahrzeuge. Unter Leitung des Oberbürgermeisters Kraatz wurde daher in den folgenden sechs Jahren die Umstellung der Straßenbahn auf elektrischen Betrieb geplant. Am 25. Oktober 1906 fuhr die Dampfstraßenbahn das letzte Mal. Die Fahrzeuge und Gleise wurden bald darauf verkauft und verschrottet.

1907–1991: Elektrische Ringbahn

 
Der historische Triebwagen 17 während der Aufarbeitung im Depot

Im Mai 1906 wurde von der Stadtversammlung der Bau eines Elektrizitätswerkes und der Bau einer elektrischen Straßenbahn beschlossen, bereits vorher waren jedoch schon die ersten Arbeiten in Auftrag gegeben worden. Ein Gutachter schlug vor, die Linie, die bisher eher östlich durch die Stadt verlief, zu einer Ringstrecke auszubauen, um auch den Westen der Stadt besser an Innenstadt und Bahnhof anzubinden. Zunächst wurde jedoch der alte Streckenverkauf beibehalten und lediglich um einige hundert Meter vom Wenzelstor zum Salztor verlängert.

Im Oktober 1906 begannen die Bauarbeiten, am 5. Dezember wurde auch die Konzession für den Betrieb erteilt, zehn Tage später ging das Elektrizitätswerk in Betrieb und es konnten erste Probefahrten unternommen werden. Nach etwa zwei Monaten ohne Straßenbahn nahm die neue elektrische Straßenbahn am 2. Januar 1907 den Betrieb auf, es wurde in einem 10 Minuten-Takt gefahren, eine Fahrt kostete 10 Pfennig. Die finanziellen Probleme der Dampfstraßenbahn waren auch Vergangenheit, die neue Straßenbahn erwirtschaftete einen Überschuss, weswegen die Stadt als Eigentümer den Strompreis für die Bahn deutlich erhöhte. Dies blieb jedoch auch in späteren Zeiten so, als die wirtschaftliche Lage der Bahn wieder schlechter wurde.

Außer der vorgeschlagenen Ringbahn wurden in den folgenden Jahren mehrere Erweiterungspläne diskutiert, 1910 wurde die Strecke zunächst vom Salztor zur Michaelisstraße verlängert. Nachdem man sich auch auf die weitere Streckenführung einigte, wurde 1914 schließlich der Ring über den Moritzberg zum Hauptbahnhof geschlossen. Von Ostern 1914 an fuhren die Bahnen in beiden Richtungen durch die Stadt. Weitere Streckenbauten wurden mehrfach diskutiert, unter anderem wurde eine Strecke in den Nachbarort Bad Kösen geplant, aber nie gebaut.

Zur Zeit des Ersten Weltkriegs und der Inflation in den 1910er und 1920er Jahren wurde der Betrieb der Straßenbahn stark eingeschränkt und der Fahrpreis kräftig erhöht, der Betrieb konnte jedoch bis Ende 1923 aufrechterhalten werden. Danach ruhte er jedoch bis zur Einführung der Reichsmark im Jahr 1924, vor allem weil die Fahrzeuge und Anlagen stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren und ausgebessert werden mussten. Bis 1928 verbesserte sich die Situation, der Ring wurde wieder in beiden Richtungen befahren, nachdem aus Fahrzeugmangel drei Jahre lang nur ein eine Richtung gefahren werden konnte. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wurden Stimmen laut, die eine Erweiterung des Streckennetzes forderten, dies wurde jedoch durch die Weltwirtschaftskrise der frühen 1930er Jahre verhindert.

Auch als sich die wirtschaftliche Lage langsam besserte, blieben die finanziellen Probleme der Bahn bestehen, vor allem da die Stadt immer noch den erhöhten Strompreis kassierte, der mit der Gewinnsituation zu Beginn des elektrischen Betriebs eingeführt worden war. Die Arbeiter der Werkstatt hielten den Betrieb der Bahn dennoch aufrecht, auch wenn dafür zahlreiche Provisorien in Kauf genommen werden mussten. Da die vorhandene Straßenbahn sich als billigste Lösung erwies, erwog man auch nicht die Umstellung auf Autobus oder O-Bus.

Eigentlich hätte die Straßenbahn am Ende der 1930er Jahre aus sicherheitstechnischen Gründen wieder eine Weile stillgelegt werden müssen, da sich der technische Zustand stark verschlechtert hatte. Dies verhinderte jedoch der Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939, es wurde jedoch nur noch in einer Richtung durch den Ring gefahren. 1940 wurde der Betrieb aber doch vorübergehend eingestellt, da mehrere Wagen beschädigt waren. Von 1943 bis 1945 wurde durch die Straßenbahn auch der Posttransport zwischen den beiden Postämtern der Stadt (am Bahnhof und am Straßenbahndepot) übernommen, da die Post nicht mehr genug Fahrzeuge zur Verfügung hatte.

Am 12. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, wurde die Stadt Naumburg durch einen amerikanischen Bombenangriff schwer in Mitleidenschaft gezogen, auch die Straßenbahn wurde schwer beschädigt, der Betrieb wurde erneut für mehrere Monate eingestellt. Ab September 1945 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden, jedoch wiederum nur in einer Richtung. Nachdem Naumburg zunächst von der US-Armee besetzt war, kam die Stadt später zur sowjetischen Besatzungszone und gehörte damit ab 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik.

Mit Beginn des ersten Fünfjahresplans wurde die städtische Straßenbahn im Jahr 1950 in einen VEB(K), einen kommunalen volkseigenen Betrieb umgewandelt und erhielt in den folgenden Jahren zwei neue Straßenbahnwagen vom VEB Waggonbau Werdau. Der so genannte LOWA-Wagen war der erste Einheitsstraßenbahnwagen der DDR. Diese Wagen bewährten sich in Naumburg jedoch nicht, daher erhielt man 1956/57 acht Reko-Wagen aus Leipzig, die zuvor in der Gothaer Waggonfabrik umgebaut wurden. Mitte der 1950er Jahre wurden auch das Umspannwerk, die Werkstatt und die Wartehallen an den Haltestellen modernisiert. Auch die Gleisanlagen wurden erneuert.

Ab 1957 wurde auch der Ring nach rund 20 Jahren wieder in beiden Richtungen befahren, im Uhrzeigersinn fuhren die Züge als Linie 1, entgegen als Linie 2. Die Fahrgastzahlen stiegen kräftig an, vor allem weil zahlreiche Naumburger mit der Bahn zur Arbeit fuhren und die Straßenbahn als Zubringer zum Bahnhof nutzten. Ab dem Ende der 1950er Jahre war die Straßenbahn nicht mehr das alleinige Nahverkehrsmittel der Stadt, die ersten Buslinien nahmen den Betrieb auf. 1962 wurde auch der Betrieb ohne Schaffner (OS-Betrieb) eingeführt, in den folgenden Jahren erwog man jedoch mehrmals die Einstellung der Straßenbahn wie auch in anderen kleineren Städten der DDR.

Die Ölkrise 1973 sicherte jedoch vorerst den Weiterbetrieb der Straßenbahn, aus Halle wurden neun ältere Triebwagen der Firma Lindner übernommen, die vor allem das Platzangebot im Berufsverkehr verbessern sollten. Auch Erweiterungspläne für die Straßenbahn wurden wieder aufgestellt, jedoch verworfen. 1976 wurde dann auch die Ringbahn unterbrochen, da die Innenstadt zur Fußgängerzone umgebaut wurde und die Straßenbahn somit nicht mehr durchs Stadtzentrum fahren durfte. Im August 1979 wurde der Betrieb ein weiteres Mal eingestellt, nachdem die Aufsichtsbehörde erhebliche Mängel festgestellt hatte. Eigentlich war eine Umstellung auf Busbetrieb vorgesehen, aber der hohe Ölpreis führte zu einer erneuten Instandsetzung der Bahn und einen Monat später konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden.

 
Ein Triebwagen der Naumburger Straßenbahn auf Fahrschulfahrt

Ab 1980 wurde der Wagenpark wieder mit gebrauchten Fahrzeugen aus Plauen und Nordhausen erneuert, die Gleisanlagen weiter saniert und eine Wiederherstellung des Rings mit veränderter Streckenführung über die Stadtpromenade statt wie bisher über den Marktplatz geplant. Diese neue Strecke wurde ein Jahr später gebaut, und ab 1982 war wieder ein Ringverkehr möglich. Gleichzeitig wurden in der gesamten DDR die Verkehrsunternehmen zu größeren Kombinaten zusammengefasst, wodurch die Naumburger Straßenbahn zum VEB Kraftverkehr Zeitz kam, der wiederum zum VE Verkehrskombinat Halle gehörte. In den folgenden Jahren wurden immer wieder gebrauchte Straßenbahnwagen aus anderen Städten übernommen, jedoch konnte die Gleissanierung wegen Materialmangels nur auf kurzen Teilstücken durchgeführt werden, der Zustand verschlechterte sich wiederum.

Im Januar 1986 wurde der Betrieb erneut eingestellt, um dringende Erneuerungen an beinahe allen Anlagen durchzuführen, was von vielen als heimliche Stilllegung betrachtet wurde. Nach 18 Monaten Schienenersatzverkehr mit Bussen fuhr die Straßenbahn ab Juni 1987 aber doch wieder, jedoch nur in einer Richtung. Zunächst war dies die Linie 1, also entgegen dem Uhrzeigersinn, nach der Übernahme von Beiwagen musste man jedoch im Uhrzeigersinn fahren, da der Streckenabschnitt über den Moritzberg nur in dieser Richtung für Beiwagenbetrieb zugelassen war.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Übergang von der staatlichen Planwirtschaft zur Marktwirtschaft 1990 brachen wie in vielen anderen Städten aufgrund des zunehmenden Individualverkehrs und der Stilllegung ganzer Wirtschaftszweige die Beförderungszahlen stark ein. Andernorts wurden gebrauchte Straßenbahnwagen aus Westdeutschland beschafft oder die vorhandenen Fahrzeuge und Anlagen modernisiert, die Naumburger Straßenbahn stellte jedoch wiederum einen Sonderfall dar: Die vorhandenen Anlagen waren in sehr schlechtem Zustand und ließen ohne größere Umbauten nur den Einsatz von zweiachsigen Straßenbahnwagen zu, eine Sanierung hätte zwölf Millionen Mark gekostet. Diese Summe konnte die Stadt nicht aufbringen, daher wurde die Einstellung der Straßenbahn und die Umstellung auf Bus oder O-Bus erneut diskutiert.

Naumburger Bürger gründeten 1990 eine Initiativgruppe zum Erhalt der Straßenbahn, die sich intensiv um die Beschaffung von Betriebsmitteln aus anderen Städten bemühten. Die zuständigen Behörden reagierten jedoch nicht auf die Angebote, auch ein Antrag auf Denkmalschutz wurde abgelehnt. Schließlich übernahm die Stadt die Straßenbahn und führte einige dringende Sanierungsarbeiten aus, mehrere Vorschläge für eine langfristige Sicherung des Betriebs wurden jedoch nicht realisiert. Im März 1991 lief die Konzession aus, zunächst lief der Betrieb jedoch weiter. Am 18. August 1991 wurde die Bahn jedoch erneut wegen Bauarbeiten außer Betrieb genommen.

Vorgesehen war, den Betrieb nach vier Monaten wieder aufzunehmen, doch der schleppende Verlauf der Bauarbeiten sorgte dafür, dass nicht alle Fördergelder in Anspruch genommen werden konnten. Die Bauarbeiten wurden daraufhin abgebrochen, die Strecke war an mehreren Stellen unterbrochen. Im April 1992 übernahm die Stadt offiziell die Straßenbahn von der Treuhandanstalt, die meisten Beschäftigten wurden entlassen und die übrigen auf der Fährlinie über die Saale eingesetzt.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Straßenbahn im Jahr 1992 wurden einige Sonderfahrten auf einem kurzen Streckenstück am Depot durchgeführt, bald darauf wurden jedoch die verbliebenen Schienen an mehreren Stellen zugeteert, obwohl offiziell am Ziel Weiterbetrieb der Straßenbahn festgehalten wurde. Im folgenden Jahr wurde daraufhin von privaten Gesellschaftern die Idee einer touristischen Straßenbahn vorgelegt, die die Zustimmung des Stadtrats fand.

Ab 1994: Wiederaufbau

 
Eine Parade einiger Wagen an der Vogelwiese

Am 14. März 1994 wurde daraufhin die Naumburger Straßenbahngesellschaft mbH gegründet, die in erster Linie eine touristische Vermarktung der einzigen Ringstraßenbahn Europa anstrebt. Bald darauf begann man mit der Wiederherstellung einiger Teilstrecken des ehemaligen Rings. Mit der Unterstützung eines Sammlers historischer Straßenbahnwagen konnten am 25. Juni 1994 mit einem Pferdebahnwagen die ersten Fahrten nach der Quasi-Stilllegung 1991 durchgeführt werden. Im November konnte die Gesellschaft auch die Fahrzeuge und Anlagen von der Stadt pachten, der auf 20 Jahre befristete Vertrag sah auch die Wiederinbetriebnahme der gesamten Ringstrecke vor. Zunächst wurde jedoch 1995 die Strecke vom Theaterplatz zum Jägerplatz wieder für elektrischen Betrieb hergerichtet, auf dem anschließenden Stück zum Hauptbahnhof waren Fahrten mit der Pferdestraßenbahn möglich.

In den folgenden Jahren bestimmte ein angespanntes Verhältnis zwischen Stadt und Gesellschaft den weiteren Ausbau, während an einigen Stellen nicht mehr befahrbare Gleise erneuert wurden, wurden an anderen, derzeit nicht befahrenen Stellen die noch befahrbaren Gleise entfernt. In der Folge verzichtete die Gesellschaft ab 1999 auf einen Wiederaufbau der Gleise vom Salztor über den Moritzberg zum Hauptbahnhof, erhielt dafür aber von der Stadt einen Bestandssicherung über die Strecke vom Hauptbahnhof über Jäger- und Theaterplatz zum Salztor. Mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes wurde der Ringschluss 1999 vorerst begraben, da die Straßenbahn nicht mehr vor den Bahnhof fahren kann, sondern seitdem etwa 200 Meter südöstlich endet.

Ab 1999 war ein Betrieb wieder zwischen Jägerplatz und Vogelwiese möglich, seit April 1999 besitzt die Gesellschaft auch eine Genehmigung zum Linienbetrieb nach Fahrplan. Für die vorherigen Fahrten musste jeweils eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden. 2001 erklärte der damlige Oberbürgermeister Preißer, die Trasse der Ringbahn werde weiterhin freigehalten, um eventuell doch einen späteren Ringbetrieb zu ermöglichen. Im Jahr 2003 konnte die erneuerte Trasse vom Jägerplatz bis zur vorläufigen Haltestelle Hauptbahnhof in Betrieb genommen werden, Ende 2005 wurde auch die neue Endhaltestelle Hauptbahnhof vor dem Hotel Kaiserhof erreicht.

Aufnahme des Regelfahrbetriebs

Ab dem Jahr 2006 fuhr die Straßenbahn erstmals von Ostern bis Oktober im Halbstundentakt an jedem Wochenende.

Am 31. März 2007 wurde der tägliche halbstündliche Verkehr wieder aufgenommen. Die Bahn verkehrt nun als Linie 4 Montag bis Freitag von 5 bis 20 Uhr und am Wochenende von 8 bis 18 Uhr zwischen Hauptbahnhof und Vogelwiese. Eine einfache Fahrt kostet 1,50 € (ermäßigt 1,00 €), eine Tageskarte ist für 4 € bzw. 3 € erhältlich. Diese Tageskarte ist auch in den Buslinien 1 bis 3 des Stadtbus Naumburg der PVG Burgenlandkreis GmbH gültig. Weiterhin gibt es eine Vier-Fahrten-Karte zum Preis von 4 € beziehungsweise ermäßigt 3 €. Zu Veranstaltungen in und um Naumburg wird der Fahrplan teilweise bis in die Nachtstunden erweitert, um den mit der Bahn anreisenden Gästen die Verbindung vom Hauptbahnhof in die Innenstadt zu ermöglichen.

Zusätzlich zum täglichen Regelbetrieb gibt es buchbare Sonderfahrten unter dem Namen Naumburger Touristenbahn der Naumburger Straßenbahn GmbH.

Im Jahre 2007 feiert die Naumburger Straßenbahn neben dem 111. Jubiläum der Elektrifizierung der Straßenbahn auch das 115. Jubiläum der Straßenbahn an sich.

Strecke

 
Netzplan der Naumburger Straßenbahn

Die Streckenlänge der Naumburger Straßenbahn beträgt derzeit ca. 2,5 km, der gesamte Ring war etwa 5,4 km lang.

Aktuell sind mit der Strecke Hauptbahnhof–Vogelwiese etwa zwei Drittel der ehemaligen Ringstrecke in Betrieb, die Haltestelle Salztor soll in naher Zukunft wieder in Betrieb genommen werden. Bisher fehlen jedoch finanzielle Mittel, den Abschnitt Vogelwiese-Salztor zu rekonstruieren. Die übrigen fünf Stationen, die zum vollständigen Ring fehlen, sind derzeit nicht befahrbar.

Auf einem Teil des ehemaligen Rings sind die Gleise noch unter den Asphaltdecken der Straßen erhalten, so von Salztor bis Moritzplatz. Jedoch wurden zwischen Moritzplatz und Markgrafenweg im Zuge der Straßensanierung die nebenliegenden Gleise entfernt. Auch vor dem Hauptbahnhof, an dem sich zuvor eine zweigleisige Haltestelle befand, sind nach dessen Umbau keine Gleise mehr vorhanden, die Gleise enden neben dem dem Hauptbahnhof gegenüberliegendem Neubau.

Inwiefern die Strecke wieder komplettiert wird, hängt unter anderem auch vom Erfolg des täglichen Fahrbetriebs ab. Ebenfalls könnte die Einstufung als Denkmal, dabei behilflich sein, die Straßenbahn wieder im Ring fahren zu lassen.

Derzeit klar von einer Wiederaufnahme der Ringbahn ausgenommen ist jedoch der Abschnitt über Postring, Lindenring, Herrenstraße, Markt, Jakobsstraße bis Theaterplatz. Auf dieser Strecke sind nur noch Gleisreste erhalten, unter anderem am Lindenring, auf dem Markt sowie am Theaterplatz.

Fahrzeugpark

 
Depot und Verwaltungsgebäude der Naumburger Straßenbahn

Nachdem bereits zu DDR-Zeiten eine große Vielfalt von Fahrzeugtypen in Naumburg eingesetzt wurde, wurde diese Sammlung nach der Übernahme der Straßenbahn durch die GmbH weiter komplettiert, sodass heute beinahe alle Typen vorhanden sind, die in der DDR für Straßenbahnen mit 1000 mm Spurweite produziert wurden. Neben diesen existieren noch eine Pferdebahn des Herstellers SIG aus dem Jahre 1894 sowie eine Güterlore von Lindner Baujahr 1929.

Einige in Naumburg vom Verein gepflegte und restaurierte Fahrzeuge fahren mittlerweile als historische Straßenbahnen in Frankfurt/Oder, Jena und Chemnitz. Aus finanziellen Gründen mussten in den Jahren nach 1991 auch viele Fahrzeuge verschrottet oder an privat verkauft werden. So findet sich unter anderem der ehemalige Triebwagen 25 der Straßenbahn als Café im Altenpflegeheim Luisenhaus in Naumburg und der ehemalige Beiwagen 13 als Barwagen in der Diskothek in der Kroppentalstraße.

Triebwagen
Bild Tw-Nr. Hersteller/Modell Baujahr In Naumburg seit Zustand
  Tw 17 Lindner 1928 1978 In Restaurierung
  Tw 23 Gotha/LEW, ET 54 1956 1982 Museumstriebwagen
  ATw 29 Lowa/LEW, ET 54 1955 23. April 2004 Arbeitswagen
  Tw 36 Gotha/LEW T 57 1961 18. November 2002 In Betrieb
  Tw 37 Gotha/LEW T 57 1959 21. Februar 2003 In Betrieb
  TW 38 Gotha/LEW T 57 1960 20. Februar 2003 In Betrieb
  Tw 50 Raw Sw/LEW TZ 70/1 1971 2000 In Betrieb
  Tw 51 Raw Sw/LEW TZ 70/1 1973 2001 In Betrieb
  Tw 202 Gotha/LEW G 4-65 1965 1999 Außer Betrieb
Beiwagen
Bild Bw-Nr. Hersteller/Modell Baujahr In Naumburg seit Zustand
  Hbw 1 LOWA/LEW EB 50 1951 1985 In Restaurierung
  Bw 14 Gotha B 57 1959 10. Januar 2003 In Betrieb
  Bw 19 Raw Sw/LEW BZ70/1 1972 2001 In Betrieb

Literatur

  • Nahverkehrsfreunde Naumburg-Jena e.V. (Hrsg.): Die Ringstraßenbahn in Naumburg. Von der "Wilden Zicke" zur "Ille". 1. Auflage. Verlag Dirk Endisch, Leonberg-Höfingen 2003, ISBN 3-936893-09-8

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