Rolf Reuter

deutscher Dirigent
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Rolf Reuter (* 7. Oktober 1926 in Leipzig; † 10. September 2007 in Berlin) war ein deutscher Dirigent.

Leben

Reuter wurde als Sohn des Komponisten Fritz Reuter in Leipzig geboren. Nach dem Musikstudium an der Hochschule für Musik in Dresden begann er seine Laufbahn 1951 als Kapellmeister am Theater in Eisenach. 1956 wechselte er nach Meiningen, von dort ging Reuter 1961 als Generalmusikdirektor an das Opernhaus Leipzig. 1978 bis 1980 war er Chefdirigent der Staatskapelle Weimar. Ab 1981 war Reuter Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin, wo er bis 1993 blieb. Seine zahlreichen Gastspiele und Meisterkurse führten ihn rund um die Welt, so u.a. nach Paris, London, Tokyo, Peking, Houston und Buenos Aires , sowie nach Israel, Italien, Frankreich, Spanien, in die ehem. Sowjetunion, Bulgarien etc. Seine Dirigate (so z.B. der Mozart-Zyklus, Meistersinger, Boris Godunow, die Uraufführung der Matthus-Oper "Judith") prägten maßgeblich das künstlerische Profil der Komischen Oper Berlin. Zu den bedeutendsten Künstlern, mit denen er auftrat, gehören u.a. David Oistrach, Jessye Norman, David Geringas, Alfredo Kraus, Anna Tomowa-Sintow, Christa Ludwig, Peter Seiffert, Kiri Te Kanawa, Theo Adam uvm.


Seit 1966 war Reuter neben seiner Dirigententätigkeit außerdem Leiter der Fachrichtung Dirigieren an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Er war Präsident a.D. der Hans-Pfitzner-Gesellschaft und Honorarprofessor an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Aus seinem Unterricht gingen weltbekannte Dirigenten hervor, so z.B. Vladimir Jurowski, Thomaskantor Georg Christoph Biller, um nur einige zu nennen. Rolf Reuter starb in der Nacht zum 11. September 2007.

Ehrungen und Kritik

Reuter war Ehrenmitglied der Komischen Oper Berlin und der Leipziger Oper. Im Jahr 2000 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er war Träger des Nationalpreises und Vaterländischen Verdienstordens der DDR sowie Träger des Franz-Liszt-Preises der Republik Ungarn.

Im Juli 2007 wurde gegen Reuter von dem Studenten Tom Schreiber, einem jungen Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, der Vorwurf erhoben, enge Kontakte zu Rechtsextremisten zu unterhalten [1]. Vorgeworfen wurde ihm die Teilnahme als Referent an Veranstaltungen des als rechtsextrem eingestuften 'Freundeskreis Ulrich von Hutten ' (Vortragsthemen: 'Das Volkslied als Mutterboden der musikalischen Hochkultur' oder 'Anton Bruckner und die deutsche Volksseele') sowie angebliche "Solidaritätsadressen" für rechtsradikale Verleger. Reuter wurde daraufhin in der sozialistischen Tageszeitung "Neues Deutschland" verteidigt. Seine prominenten Schüler, etwa Vladimir Jurowski in der Leipziger Volkszeitung, betonten, sein Unterricht habe in humanistischem Geiste stattgefunden. Reuters letzte Studenten an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin schlossen sich einer öffentlichen Erklärung für dpa und ddp an, sein Unterricht sei weltoffen, tolerant und menschlich gewesen. Zahlreiche Kollegen, Freunde und Vertraute aus Politik und Kultur verteidigten ihn in der Presse und setzten sich persönlich beim Bundespräsidenten für ihn ein.

Schreiber hatte im Alleingang das Bundespräsidialamt mit der Bitte um Überprüfung und ggf. Aberkennung des Bundesverdienstkreuzes angeschrieben; dieses wurde Anfang September 2007 im Einvernehmen mit der Berliner Senatskanzlei abgelehnt. Des Weiteren gab es in der Folge vereinzelt Forderungen, Reuter die Ehrenmitgliedschaft der Komischen Oper abzuerkennen. Reuter hatte bezüglich seiner Gesinnung betont, er fühle sich verleumdet. In einer weiteren Erklärung räumte er den Kontakt zum "Freundeskreis Ulrich von Hutten" ein, distanzierte sich aber zugleich ausdrücklich von dessen Gedankengut. Er habe gehofft, mit seinen Vorträgen bei dieser Gruppierung über das "Vehikel der Musik kleinste Samenkörner eines Verständnisses von Humanismus und Christentum säen zu können", so Reuter. Ein gesellschaftliches Kontaktverbot zu Gruppen gleich welcher politischer Couleur sei ihm schon zu Zeiten der DDR immer sehr suspekt gewesen. Eine rechtsextreme, linksextreme oder auch sonstige extreme Gesinnung liege ihm fern. Reuter verstarb kurz nach den öffentlichen Vorwürfen.

Einspielungen

G.F. Händel "L´Allegro, il penseroso ed il moderato" Oratorium Hwv 5 bei der Firma Berlin Classics Edel Records

H. Pfitzner "Das Herz" (Oper) bei der Firma Marco Polo

H. Pfitzner "Das dunkle Reich-Der Blumen Rache"

H. Berlioz "Sinfonie Fantastique"

H. Berlioz "Lelio oder die Rückkehr ins Leben, op. 14b" bei der Firma Berlin Classics Edel Records

S. Matthus "Judith" (Oper) (bei der Firma Berlin Classics Edel Records)

Klassik in Weimar (Festliche Weihnachtskonzerte) Werke von Corelli, Telemann, Tartini etc.

Klassik in Weimar (Serenade im Park) Werke von W.A.Mozart

Belege

  1. „Dirigent soll Bundesverdienstkreuz zurückgeben“ Spiegel Online, 26. Juli 2007
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