Helmarshausen

Stadtteil von Bad Karlshafen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. September 2007 um 14:01 Uhr durch Hydro (Diskussion | Beiträge) (+ und - leerzeichen, form, koord erg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Helmarshausen ist ein Ortsteil der Stadt Bad Karlshafen und zählt zu den ältesten Siedlungen und Städten im nördlichen Hessen. Helmarshausen liegt etwa 40 Kilometer nördlich von Kassel an der Mündung des Hainbachs in die Diemel. Der Ort besaß das Stadtrecht seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, 1254 urkundlich bestätigt, und kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken. Der Name geht vermutlich auf die Erstbesiedlung (Helmerateshusa = "Häuser des Helmerat") zurück. Eine erste urkundliche Erwähnung gibt es für das Jahr 944. Das Ortsbild von Helmarshausen ist von vielen Fachwerkbauten aus dem 16.-17. Jahrhundert geprägt. Etwas außerhalb des Ortes liegt am Waldrand ein ehemaliges Lungensanatorium, welches heute die Jugendherberge Helmarshausen beherbergt. Helmarshausen hat seit 1945 ein Ortskrankenhaus, das heute Teil der Gesundheit Nordhessen Holding AG ist.

Datei:Helmarshausen.JPG
Helmarshausen

Geschichte

997 erfolgte in der Nähe des Flusses Diemel die Gründung eines Benediktinerklosters durch die adligen Stifter Eckehard und Mathilde. Das Kloster war reichsunmittelbar und erhielt von Otto III. hohe Privilegien. Seine Blütezeit war im 12. Jahrhundert. Das Kloster erlebte in den fünf Jahrhunderten seines Bestehens eine wechselvolle Geschichte. Die Grenzlage an der Weser war für Stadt und Kloster nicht immer vorteilhaft. Die Bistümer Paderborn, Köln und Mainz trachteten in verschiedenen Konstellationen danach, ihren Einflussbereich bis in diese Region auszudehnen. Ab 1220 wurde über dem Ort eine Burganlage erbaut, die Krukenburg. In der Mitte der Burg gibt es eine architektonisch interessante Kirche, die bereits 1126 Johannes dem Täufer geweiht worden war.

Datei:Krukenburg.JPG
Krukenburg

Die Selbstständigkeit der Stadt ging im Zuge der Gebietsreform 1972 verloren.

Einwohnerzahlen

• 1895 = 1304

• 1939 = 1341

• 1961 = 1645

• 1970 = 1764

Kunstwerkstatt/Skriptorium

Im Mittelalter gab es am Ort eine bedeutende Kunstwerkstatt. Von einigen wenigen Künstlermönchen wurden im Skriptorium Buchmalereien und in den Werkstätten Goldschmiedearbeiten aus kostbaren Materialien zum Schmuck der Kirchen hergestellt. Gründer dieser Werkstatt war ein Mönch aus dem Maasland, der in der Kunstgeschichte als Rogerus von Helmarshausen einen Namen als Goldschmied erlangt hat und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Autor eines kunsthistorisch bedeutenden Werkes ist, der Handschriftensammlung "Schedula Diversarum Artium", siehe Theophilus Presbyter. Aus dem Kloster Helmarshausen stammt das Evangeliar Heinrichs des Löwen, das im 12. Jahrhundert durch den Mönch Herimann geschrieben wurde. Dies wird in der Handschrift ausdrücklich erwähnt. Das Evangeliar ist im Dezember 1983 in London bei Sotheby’s für umgerechnet etwa 16,4 Millionen Euro versteigert worden und galt lange Zeit als das teuerste Buch der Welt.

Sehenswürdigkeiten, Kultur und Tourismus

• Die Krukenburg: Burganlage aus dem 13.-16. Jahrhundert. Ältestes Bauwerk auf dem Krukenberg ist die in der Mitte liegende Höhenkirche, eine frühe romanische Taufkirche. Die Pläne zum Bau der 1126 geweihten Kirche stammen aus dem Vorderen Orient. Die Kirche hat Johannes den Täufer zum Patron. Sie ist baugeschichtlich von überregionaler Bedeutung mit Alleinstellungsmerkmalen. Alle Bauten und Befestigungsanlagen bestehen aus dem vor Ort vorhandenen Baumaterial, dem roten und grauen Wesersandstein. Unterhalb der Burgruine gibt es zwei Cafes und ein Museum. In den Sommermonaten finden auf der Burg Gottesdienste und andere kulturelle Veranstaltungen (u.a. das Sonic Bang Musikfestival) statt.

• Der Klosterbereich: Reste einer frühen romanischen Klosteranlage. Gründung des Bediktinerklosters im Jahr 997, Weihe der Klosterkirche 1011. Im hohen Mittelalter war das Kloster wegen seiner Kunstwerkstätten über die Region hinaus bekannt. Von Mönchen des Benediktinerklosters Helmarshausen sind im 12. Jahrhundert herausragende Werke (religiöse Kunst der Romanik, insbes. Buchmalereien und Goldschmiedearbeiten) geschaffen worden. Vom Kloster existieren heute nur noch wenige Gebäude, die von der Ev. Kirchengemeinde genutzt werden (Jugendheim, Kindergarten). Zuvor war von 1830 bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Räumen des alten Klosters die örtliche Volksschule untergebracht. Die Grundrissform der im 17. Jahrhundert bereits baufälligen, heute nicht mehr existenten Klosterkirche ist seit 2006 oberirdisch erkennbar mit Wesersandsteinplatten markiert.

Historische Anlagen in der Nähe des Klosterbereichs: Östlich des Klosters entstand im 15. Jahrhundert die heutige Ev. Stadtkirche. Die Kirchenorgel stammt aus dem Jahr 1732. Westlich vom Klostergelände gab es nach der Auflösung des Klosters (1540) ein Schloß, das der Familie v. Spiegel gehörte. Heute ist dieser Bau nicht mehr vorhanden, lediglich die zum Schloß gehörende Gartenanlage. 1874 wurde ein neues Schloß im Bereich des ehemaligen Schloßteiches errichtet. Nach 1945 bildete dieser Bau den Kern des Krankenhauses Helmarshausen, das seither weiter ausgebaut worden ist.

• Im Ortskern von Helmarshausen: Mittelalterliche Fachwerkdielenhäuser aus dem 16.-18. Jahrhundert, Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung (Stadtmauer/Turm) sowie der sogenannte Edelhof (1699 erbaut) und das frühere Rathaus in der Ortsmitte.

• Der Eco Pfad Archäologie Helmarshausen verbindet als Kulturpfad mehrere historische Orte (Kloster, Burg, die Schäferei und alte Siedlungsstätten) miteinander. Er führt vom Ort aus über den Krukenberg durch die landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaft auf das Hohe Feld an der Grenze nach Nordrhein-Westfalen (Rundwanderweg, ca. 90-120 Minuten Gehzeit, 2006 angelegt).

• Der Landgraf-Carl-Kanal verläuft als schmaler Wasserweg südlich des Ortes und des Flußes Diemel durch die Wiesenlandschaft. Er sollte Carlshafen mit der Residenzstadt Kassel auf dem Wasserwege verbinden. Einige Wehre und Schleusen zwischen Bad Karlshafen und Trendelburg sind noch Relikte dieses ehrgeizigen Projektes aus der Bauzeit um 1710 / 1730, das jedoch nicht vollendet wurde. Im Bereich Helmarshausen gibt es noch entsprechende bauliche Anlagen (Wehre) sowie Wassermühlen aus späterer Zeit.

Museen: Das Museum an der Krukenburg (seit 1985, Privatmuseum) mit der Ausstellung Burg und Kunst. Schwerpunkt: Burg- und Klostergeschichte (Die Künstlermönche von Helmarshausen).

Das Heimatmuseum im Alten Rathaus (seit 2005, Museum des Heimatvereins) mit dem Schwerpunkt Buchmalerei (und Ortsgeschichte).

Literatur

(Auswahl chronologisch geordnet)

  • Gerorg Landau: Die Geschichte der Burg Krukenberg. Kassel 1851
  • Friedrich Pfaff: Die Abtei Helmarshausen. Ein Beitrag zur älteren Geschichte der Landschaft an der unteren Diemel. Kassel 1911
  • Karl Gross: Helmarshausen mit der Krukenburg. Selbstverlag um 1955/60
  • Hermann Schmidt: Beiträge zur Geschichte der Stadt, der Reichsabtei und der Kunstwerkstätten Helmarshausen. Lippoldsberg 1971
  • Ingrid Baumgärtner (Hg.): Helmarshausen. Buchkultur und Goldschmiedekunst im Hochmittelalter. Kassel 2003

Vorlage:Koordinate Artikel