Vaison la Romaine ist eine französische Gemeinde in der Region Provence-Alpes-Côtes d'Azur im Département Vaucluse mit Sitz des Kantons Vaison la Romaine im Arrondissement von Carpentras von (1999) 5.986 Einwohnern. Vaison la Romaine liegt an den Ufern der Ouvèze und einer Kreuzung antiker römischer Straßen. 1924 legte die Gemeinde sich das Attribut la Romaine (= die Römische) zu. Ihr römischer Name lautet Vasio Vocontiorum. Sie war zeitweilig nach dem 4. Jahrhundert Bischofssitz.
Geschichte
Die Region wurde durch Kelto-Ligurer bewohnt, die auch die Bronze einführten. Über Jahrhunderte wechselten die keltischen Einwohner von Vaison, das Volk der Vocontier, ihren Wohnsitz zwischen den beiden Ufern der Ouvèze. Ihr erstes oppidum lag als Feste auf der Hügelkuppe, das ihre regionale Hauptstadt darstellte. Nach der römischen Eroberung im 2. Jahrhundert v. Chr. siedelten die keltischen Einwohner neben den Eindringlingen in den fruchtbaren Ebenen jenseits der Ouvèze.
Die Römer werteten die Stadt ihrer Vertrags- und Bündnispartner auf, die daraufhin mit Villen, Theater, Bädern, Aquädukt und Brücke ausgestattet wurde und auf ca. 10.000 Einwohner anwuchs. Vasio gehörte zur römischen Provinz Gallia Narbonensis. Aus ihr stammte der Prätorianerpräfekt Sextus Afranius Burrus und – gemäß einer nicht eindeutig zu verifizierenden Hypothese – auch der Historiker Cornelius Tacitus.
Die Stadt wurde bei der fränkischen Invasion schwer beschädigt. Im 12. Jahrhundert errichtete der Graf Raymond von Toulouse an Stelle der keltischen Feste eine mittelalterliche Burg, deren Sicherheit die Anwohner in die Haute Ville anzog. Im 14. Jahrhundert gelangte Vaison in den Besitz des Comtat Venaissin, dem päpstlichen Eigentum, zu dem es bis zur Französischen Revolution gehörte.
Sehenswürdigkeiten
Vaison la Romaine ist die größte französische archäologische Ausgrabungsstätte. Die archäologischen Hinterlassenschaften, die heute zu besichtigen sind, stammen aus dem 1. und 2. Jahrhundert n.Chr.
Aufgrund der Größe der öffentlichen Bauten, soweit sie ausgegraben werden konnten, läßt sich schließen, daß die Stadt in römischer Zeit ca. 60 bis 70 Hektar Fläche besaß. Das Amphitheater wurde in den Nordhang des Fels des Puymim-Hügels geschlagen und bot etwa 5.000 bis 6.000 Zuschauern Platz. Im Osten Vaisons wurde in augustinischer Zeit ein Tempel errichtet. Große Gärten mit Säulen umgeben ihn. Dies war ein öffentlicher Ort für religiöse Zeremonien. Reste verschiedener Thermalbäder können an verschiedenen Orten in der Umgebung besichtigt werden, darunter im Osten der gepflasterten Straße (Villasse), auf dem Südufer der Ouvèze, die bekannteren Bäder im Norden aus der Mitte des ersten Jahrhunderts auf 2.000 m². Die ältesten Bäder nehmen eine Fläche von 2.300 m² ein und liegen im Maison du Buste d'Argent, einem nach der darin gefundenen Silberbüste des Bauherrn benannten Haus. Die Villa verfügte über Mosaikböden und zwei Gärten mit Wasserbecken. Auch das benachbarte Maison du Dauphin war mit Gärten und Becken ausgestattet. Das Herz der Römerstadt - Forum und Basilika wird durch die moderne Stadt bedeckt und ist deshalb nicht ausgegraben. Aber immerhin ein Fünftel der Römerstadt - 13 Hektar - wurde freigelegt und läßt sich vom Place Abbé Sautel betreten.
Die 17m breite römische Brücke über die Ouvèze ist eine der wichtigsten Brücken in der Provinz Narbonne und eine der sehr seltenen antiken Brücken, die noch heute in Betrieb ist. Sie spielte eine strategische Rolle als einzige Querung der Ouvèze. In der Zeit der Grafen von Toulouse wurde sie als Zollbrücke genutzt, die mit einem Wehrtor zur Oberstadt geschützt wurde. Im 15. Jahrhundert wurde sie als Kontroll- und Wachposten benutzt.
Im archäologischen Museum auf der anderen Seite des Puymin-Hügels - dem mit 60.000 bis 65.000 Eintritten meistbesuchtesten seiner Art in der Region - können eine Vielzahl von Objekten und Inschriften, die bei den Grabungen entdeckt wurden, bewundert und der Alltag in römischer Zeit in einem Provinzort besser verstanden werden. Darunter ist das Modell des Amphitheaters und des Maison du Dauphin, aber auch Alltagsgegenstände, Fresken und exquisite Mosaike, die in der Villa du Paon gefunden wurden und einen Eindruck vom superben Geschmack der Innendekoration jener Epoche verleihen.
Die mittelalterliche Altstadt, beherrscht durch die imposante Burg der Grafen von Toulouse, mit ihrem Kopfsteinpflaster und ihren schmalen Straßen, unterbrochen von kleinen Plätzen und alten Brunnen aus dem 18. Jahrhundert besitzt viel Charme. Viele Galerien, kleine Cafés und Restaurants laden zum Verweilen.
Entdeckungsgeschichte
Im 19. Jahrhundert siedelten die meisten Bewohner Vaisons am linken Ufer und ließen die Oberstadt verfallen. Bei ihrem Wiederaufbau wurden Teile des römischen Stadtkerns freigelegt. Doch erst 1907 begannen erste ernsthafte Ausgrabungen durch Abbé Sautel.
Feste
Alle 3 Jahre wird ein internationales Chorfestival veranstaltet. Bei diesem Ereignis treten 3.000 Personen aus verschiedenen Ländern auf, die sich im Amphitheater zu einem polyphonen Gesang aller vier Stimmlagen treffen.